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Buchgewerbe 1 Buchdruck *** Buchbinderei * * *** Steindruck * * * Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung Eduard Haenel den meisten Fällen wird der Lehrling, nach nicht zu brauchen sind, muss gebrochen werden. E C. W. Gronau das Rüstzeug zu zu sein, das Gespenst der Stellungslosigkeit hat dann seinen Schrecken verloren. Fast Verständniss für Licht- und Schattenvertheilung aneignen, der Anzeigensetzer sich mit dem Wesen wirksamer Reklame und der Zeilensetzer sich neben umfassendem Wissen auf dem Gebiete des öffentlichen und politischen Lebens mit dem Gedanken an ein Zusammenarbeiten mit der Setzmaschine vertraut machen überall bestehen Schulen, in denen der Lehrling Gelegenheit zur Ausbildung findet, wo be sondere Fachschulen nicht bestehen, thut es eine Handwerker-, eine Zeichenschule oder die Fortbildungsschule; wer lernen will, findet überall Gelegenheit dazu. Unterstützen die Lehrherren die ihnen anvertrauten Zöglinge hierin, spornen sie diese in geeigneter Weise an und lassen sie es da, wo es am Platze ist, auch an Anerkennung nicht fehlen, tragen sie ferner den Neigungen der Lehrlinge für ein be stimmtes Fach Rechnung, ohne dabei das für den Beruf im Allgemeinen Nothwendige äusser Acht zu lassen und treffen sie vor Allem bei der Auf nahme der Lehrlinge die richtige Wahl in Bezug auf gute persönliche Eigenschaften (wobei so- Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme genannte »böse Buben« noch nicht einmal grundsätzlich auszuscheiden sind), so führen sie dem Gewerbe einen Nachwuchs zu, dem vor der Zukunft nicht zu bangen braucht. Mit dem seither oft beobachteten Brauche, Jungen durch die Lehrzeit zu schleppen, die für einen anderen Beruf veranlasste die Uebersiedelung nach Berlin. Hier bezog Haenel mit seinem Geschäft 1840 das Grund stück, jetzt Lützowstrasse 9, und entfaltete eine so rege Thätig- keit, dass von ihm mit Recht behauptet wird: »er war ein um die Typographie hochverdienter Schriftgiesser und Buchdrucker; einer der Ersten, der die Schriftgiesserei aus ihrem seit Jahr hunderten festgewurzelten Schlendrian riss und einer bis dabin nie geahnten Entwickelung entgegenführte, dem in den dreissiger Jahren an Produktivität und Einfluss Niemand gleichkam.« Haenel gebührt das Verdienst, die neuesten und schönsten grössten besteht darin, dass bei der Lehrlingsausbildung viel zu wenig individualisirt, d. h. nicht Rücksicht auf die Neigungen genommen wird, die sich bald nach Eintritt in das Lehrlings- verhältniss bei einigermaassen begabten Knaben zeigen. In Bedeutende Berliner Druckhäuser Wilhelm Gronaus Buchdruckerei und Schriftgiesserei in Berlin-Schöneberg, Beiziger Strasse 61 Fortsetzung zu Nr. 32 Von den bedeutenderen buchgewerblichen Anstalten der Reichshauptstadt, die eine Ge schichte und einen Ruf haben, ist Wilhelm Gronaus Buchdruckerei und Schriftgiesserei eine der bestgeachteten. Der Begründer, Eduard Hänel, wurde 1804 als Sohn des Hofbuehdruekers C. J. Haenel in Magdeburg geboren, er übernahm, nachdem er in England, Frankreich und Belgien seiner Ausbildung gelebt hatte, 1829 das väterliche Geschäft, dem er 1830 die Schriftgiesserei neu hinzufügte. Dieses Jahr muss als das eigent liche Gründungsjahr bezeichnet werden, denn mit der Schriftgiesserei legte Haenel den Grund zu seinem Rufe, und sie blieb fortan auch der Hauptzweig des umfangreichen Geschäfts. Eine Feuersbrunst zerstörte am 1. Mai 1838 die Haenelsche Anstalt in Magdeburg und dem er die nöthigen Griffe sich angeeignet hat, wer weiss wie lange mit glattem Satz gefüttert, so lange, bis ihm die Geschichte langweilig wird. Eine einfache Anzeige, eine kleine Accidenzarbeit wirken anregend. Der oft gegebene gute Rath, einen Lehrling nur einer leistungsfähigen Buchdruckerei an zuvertrauen, ist an sich ganz gut, er lässt sich aber nicht immer befolgen, weil im landläufigen Sinne leistungsfähige Buchdruckereien nicht allerorten anzutreffen sind. Die Möglichkeit, dass ein Junge in einer grossen leistungsfähigen Buchdruckerei etwas Tüchtiges lernt, ist vor handen, aber nicht die Gewähr; von einer Reihe tüchtiger, hervorragender Fachgenossen weiss ich, dass sie ihre Lehrzeit in sogenannten Quetschen oder Feuerzeugen ableisteten, eine ebensolange Reihe recht mittelmässiger und unbrauchbarer Gehilfen lernte dagegen in grossen guten Buchdruckereien. Diese That- Sachen beweisen, dass in erster Linie das Individuum in Betracht kommt, wobei natürlich nicht behauptet werden soll, dass ein vielversprechender Knabe in jeder Zwiebel fischbude zu einer Kraft ersten Ranges heran wächst. Die Zeit der eigentlichen Vervoll kommnung liegt in den ersten Gehilfenjahren, müssen. Für welchen Zweig der angehende Kunstjünger Talent .und Verständniss zeigt, muss der mit dem Anlernen betraute Fachgenosse wohl beachten. Bringt es der junge Mann in nur einem der angeführten Zweige zu etwas Tüch tigem, so braucht ihm um sein Fortkommen nicht bange werden muss. Ich habe vor einiger Zeit im Auftrage einer in Bezug auf Leistungsfähigkeit, Arbeitszeit und Lohnzahlung allgemein als gut bezeichneten Buchdruckerei ein Accidenzsetzer- Gesuch erlassen. Das Ergebniss bestand in vier Angeboten, von denen allerdings drei ohne Weiteres befriedigen konnten. Auf das etwas später folgende Ausschreiben einer Setzerstelle ohne nähere Bezeichnung der Beschäftigungsart liefen über 60 Angebote ein, darunter solche, deren Verfasser stylistische und orthographische Fehler machten. Der Mangel an guten Setzern, besonders Accidenzsetzern, ist danach mindestens so hervortretend, wie der allgemein ange nommene Ueberfluss an Gehilfen überhaupt. Diese Erscheinung fordert zum Nachdenken bei der Auswahl des Nachwuchses auf. Die bei der Lehrlingsannahme gemachten Fehler alle auf zuzählen, würde zu weit führen, aber einerder 1245 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchdrucker-Lehrlinge Es giebt zu viel Lehrlinge, es giebt zu viel Gehilfen, wird häufig behauptet. Gewiss übersteigt das Angebot von Ge hilfen oft die Nachfrage, aber diese Erscheinung kann nicht als Kennzeichen für das ganze Gewerbe betrachtet werden. An guten Accidenzsetzern, in Farbendruck bewanderten Maschinenmeistern herrscht kein Ueberfluss, sondern geradezu Mangel, er zeigt sich, wenn durch Abgang eines mit guten und besten Arbeiten betrauten Gehilfen an geeigneten Ersatz gedacht einem brauchbaren Gehilfen aber muss aus dem Lehrlingsstande mit herüber gebracht werden. Die Technik des Buchgewerbes hat in den letzten 25 Jahren eine gewaltige Veränderung erfahren, und wir sind noch nicht am Endpunkt angekommen. Die kommende Zeit wird von den Fachgenossen mehr verlangen als Buchstaben an einander setzen oder Einfassungen und Ornamente zusammen bauen. Der Accidenzsetzer wird mit Zeichenstift hantiren lernen, auch der Werksetzer sich den Sinn für Formenschönheit, I