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damit staunenswerthe Wirkungen hervor. Zur Würdigung dieser Farbenzusammenstellungen ist es aber auch nöthig, dass man sich vergegenwärtigt, unter welchem blauen Himmel und unter welcher strahlenden Sonne die uns zumeist grell erscheinenden Farben zu wirken hatten. Dass uns die bemalten Gipsabgüsse in unseren Museen hart erscheinen müssen, wenn wir soeben in einem Nachbarsaale die für unsere nördlichere Natur passenden Bilder, Landschaften oder Architekturwerke in gebrochenen, matteren Farben betrachtet haben, ist leicht be greiflich und darf hierbei nicht irre führen. U t Beispiel 15 Beispiel 17 Da die Egypter in Form und Farbe nur die Vorstellung des Gedachten anstrebten, ohne das Gedachte blind nachzu ahmen, unterliessen sie auch die Wiedergabe von Schatten sowie Schattirungen und drückten hierdurch ihren Arbeiten völlig den Stempel des Konventionellen auf. Im Vorstehenden sind verschiedene Gesichtspunkte ent halten, deren Beachtung wiederum im praktischen Leben an gebracht erscheint. So war vorhin das Gesetz der Strahlung vom Mutterstamme erwähnt. Dieses kann gelegentlich der Ornamentirung von Satzarbeiten die zielbewusste Arbeit wesent lich unterstützen. Es ist z. B. üblich, die fortlaufenden Linien mit sogenannten Schnecken und anderen Zierfiguren zu ver sehen, ohne dass dabei die Linie unterbrochen wird. Wie un natürlich ist es da, die Linie nach Beispiel 15 zu verzieren, statt nach Beispiel 16. Durch die Einfügung eines Mittelstückes er scheint die Linie getheilt, sie nimmt von diesem ihren Ausgang nach beiden Seiten und rechtfertigt nun auch die entgegen gesetzte Richtung der kleinen Schnecken. Es würde auch schlecht aussehen, wenn die Zierfiguren verschiedenen Charakter hätten, wie in Beispiel 17. Ebenso ge dankenlos ist das Zusammensetzen von Einfassungsstücken, die in ihrer Entwickelung sich nicht an einander fügen. Gerade da ist die Strahlung vom Mutterstamme ein unerlässliches Gesetz, dessen Befolgung den denkenden Setzer kennzeichnet. Eine weitere Lehre ergiebt sich aus der Beobachtung der Unterordnung einzelner Theile unter das Ganze. Was in dieser Beziehung auf Drucksachen gesündigt wird, lässt sich nicht in Es war auch das Gesetz hervorgehoben, dassmandieFarbe so, wie es die Natur thut, als eine Entwickelung der Form gebrauchen soll. Sehr lehrreich, ist es, auf diesen Punkt hin farbige Druck- Arbeiten zu prüfen sowie eigene danach in Farben zu setzen. Man bemerkt z. B. einmal mit Missvergnügen, dass sich ein auf gelegtes Schild nicht im gewünschten Maasse von dem dahinter liegenden Band abhebt (Beispiel 18). Durch einen dunklen Ton oder füllenden Untergrund wird das Schild gehoben (Beispiel 19). Auch in der Wahl des Tones ist man nicht mehr zweifel haft, wenn man erkannt hat, dass die Natur das Hervorragendste und Nächstliegende des Ganzen mit den reinsten Farben ver sieht. Man wird dann nie die zurücktretenden Flächen mit reineren und leuchtenderen Farben versehen, wenn man die vor tretenden Flächen, die die Hauptzeilen tragen, mit nüchternen Mischtönen angelegt hat. Eine derartige verkehrte Anwendung stellt Beispiel 20 dar. Anders verhält es sich mit Beispiel 21. Erstens ist hierbei der ganze Hintergrund mit einem neutralen Ton gefüllt, es ist ihm dadurch der rechte Platz angewiesen. Ferner hebt sich nun das aufgelegte Schild weiss vom Band und Hintergrund ab. Es tritt also auch kräftiger auf als das Band, weil Weiss grössere Leuchtkraft besitzt als Orange und über dies in grösserer Menge angewendet ist. Bei mehrfarbigen Arbeiten lässt sich der Text zuweilen wirkungsvoller gestalten, als es in üblicher Weise geschieht. Man nimmt untergeordnete Zeilengruppen in einer Farbe, die Orange (9) Mischfarbe als Ton eingedruckt Orange (9) Beispiel 20 (schlecht) Neutraler Ton Neutraler Ton Neutraler Ton Kräftig Orange (9) Fläche weiss, Schrift schwarz oder Er gänzungs-Blau (24 C) Kräftig Orange (») Neutraler Ton Neutraler Ton Neutraler Ton Beispiel 21 (besser) gegen die des übrigen Textes zurücktritt, und gewinnt dadurch eine angenehme und zweckmässige Abwechslung. Es scheint vielleicht etwas weit hergeholt, solche Be trachtungen an dieser Stelle einzuschalten, man kommt indess unwillkürlich darauf, sobald man die Ornamente nicht nur ansieht, um zu lernen, dass dies egyptisch und jenes gothisch sei, sondern sobald man in den Ornamenten allge meine Gesetze sucht. In guten Ornamenten findet man sie stets und kann sie ohne Weiteres zur Grundlage des eigenen Schaffens nehmen. Fortsetzung folgt Beispiel 18 (schlecht) ein Buch zusammenfassen. Wie oft sieht man auf einer Accidenzarbeit die Schrift von der Einfassung erdrückt, statt dass diese als begleitender Schmuck der Schrift den Vorrang überlässt. Auf Einladungskarten wird der Text zu Gunsten einer unförmlichen Eckvignette und freimanierlicher oder besser unmanierlicher Linien Spielereien so zusammengedrückt, dass er den Eindruck eines verachteten Stiefkindes macht. Auch die beliebten aufgelegten Kassetten gestatten oft nur die Aufnahme von kleinen Schriften; diese würden im Gewühl der Zierstücke verschwinden, wenn die Schrift sich nicht wenigstens etwas durch die umrahmende Kassette absonderte. Neuerung im Blechdruck Es ist in neuerer Zeit gelungen, Blechtafeln geringerer Stärke auf maschinellem Wege derart mit einer 8/—1 mm starken Oelfarbenschicht zu überziehen, dass der Aufdruck vom Stein mit ebensolcher Schärfe und Deckkraft erfolgt, als wenn man von Metachromatypiepapier abgezogen hätte. Da jedoch, wie die Graphische Post mittheilt, bei dem neuen Ver fahren die aufgedruckte Oelfirnissfarbe mit der Oelfarbe-Unter- lageschicht zu einem untrennbaren Ganzen verwächst und da durch ein viel fester anhaftender Druck entsteht, verdient es in allen den Fällen angewendet zu werden, wo nicht eine aussergewöhidiche Blechstärke verlangt wird. Die Bleche müssen frei von Buckeln und Bugen sein und werden auf einer Seite gerauht verwendet, was je nach der Metallsorte durch Aetzung oder Schleifmittel, z. B. Quarzsand, erreicht wird. Schwarzblech muss von allem Rost befreit sein. Sodann werden die Bleche und zwar die schwächeren, in Rollen käuflichen, auf einer Cylinderfärbemaschine, die stärkeren, in Tafeln käuf lichen, auf einer Bogenfärbemaschine wiederholt mit Oelfarbe bestrichen, bis die Gesammtfarbenschicht 8/.— 1 mm stark ist. Die butterweiche aufgestrichene Oelfarbe besteht aus chemisch reinem Bleiweiss, das in ungekochtem Leinöl angerieben ist. Die zur untersten Farblage verwendete Aufstrichfarbe kann da gegen einen Firnisszusatz erhalten, damit sich die Farbe um so