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Buchgewerbe Buchdruck *** Buchbinderei * * *** Steindruck * * * Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter and Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am Donnerstag, 29. April, abends punkt 9 Uhr, im oberen Saale desVereinshauses Wilhelmstrasse 118, statt findenden Sitzung werden die geehrten Mitglieder mit der Bitte um zahlreiches und pünktliches Erscheinen hiermit ergebens! eingeladen. Der Vorstand Tages-Ordnung 1. Geschäftliches. 2. Vortrag des Herrn Otto Gantzer: New-York als erste Druck- Stadt Nord-Amerikas. Beobachtungen und Erlebnisse. 3. Vorführung und Besprechung technischer Neuheiten. 4. Fachschriften-Rundschau. 5. Fragekasten. me Gäste sind willkommen! TR Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachschriften im Vereins-Zimmer aus Das Ornament Von Ad. Förster Fortsetzung zu Nr. 81 Egyptische Ornamente Während man bei fast allen anderen Ornamenten den Ent wickelungsgang vom Ursprung bis zur Höhe der Ausbildung zu verfolgen imstande ist, kann man dies beim egyptischen nicht. Die ältesten Abschnitte unserer Zeitrechnung treffen diese Architektur und Ornamentik in ihrer höchsten Vollendung an. Die Stufe der geistigen Entwickelung ist aber so ausser ordentlich hoch, dass vermuthlich Jahrtausende zu ihrer Er reichung nothwendig waren. Wie bei den meisten Völkern war auch hier zumeist die Religion maassgebend für die Ausgestaltung des Ornamentes. Sowohl ein strenger, verstandesmässiger Volkscharakter, als auch strenge, religiöse Gesetze leiteten die Verzierungsweise in ganz bestimmte Wege und verliehen ihr ein stark symbolisches Ge präge. Man steht daher auch den Formen mit anderen Ge fühlen gegenüber, als es unter dem Einfluss der damaligen Beispiel 9 Egyptische Darstellung des Lotos Beispiel 10 Darstellung des Papyrus, von einem Gemälde Beispiel 11 Insignie., wie sie gewisse Beamten zur Seit der Pharaonen trugen Beispiel 12 Von einer Gräber decke. Abrollung eines Haufens Seile. Grundgedanke der Volute. Verhältnisse geschehen würde. Jedenfalls muss man die Ge diegenheit bewundern, mit der die ornamentalen Gesetze durch geführt wurden. In dieser Hinsicht stehen die Egypter nach der Ansicht unserer Zeit keinem Volke nach. Die feinsinnige Beobachtung der ornamentalen Gesetze ist um so staunens- werther, als die egyptische Bau- und Verzierungskunst aller Wahrscheinlichkeit nach völlig ursprünglich ist, während man jedem anderenKulturvolke auswärtige Einflüsse nachweisen kann. Als Vorwurf'nahmen die Egypter neben geometrischen Mustern heimathliche Pflanzen. Mit nur wenigen Typen schufen sie eine Menge geistreicher Zusammenstellungen und lieferten damit den Beweis, dass mit der Beschränkung des Stoffes durch aus keine Beschränkung des Schaffens verbunden zu sein braucht. Vornehmlich verwandten sie den Lotos (Beispiel 9) und die Papyrusstaude (Beispiel 10) als symbolische Darstellung für die Nahrung des Leibes und Geistes, die Federn seltener Vögel (Beispiel 11) als Symbol der Oberherrschaft, ferner den Palmen zweig und das ausFasern der Palmstämme hergestellte gewundene Seil (Beispiel 12). Das letztgenannte Ornament betrachten Kunst forscher als den ursprünglichen Vorwurf zur Volute. Beispiel 13 Kapital aus Theben, eine Papyrusknospe darstellend. 1200 v. Ohr. Beispiel 14 Kapital im Tempel zu Luxor, völlig aufgeblühten Papyrus darstellend. 1200 v. Chr. Die daraus entwickelten Ornamente sind zum Theil kon struktiv. So sind z. B. die Säulen der Tempel von Fuss zu Kapital wie eine Pflanze behandelt. Der Schaft ist in eine Anzahl Stengel gegliedert, die mit Bändern umwunden sind, um das Zusammenhalten anzudeuten, und im Kapital laufen die Stengel in mächtige Lotos- oder Papyrusblüthen und -Knospen aus (Beispiele 13 und 14). Vermuthlich schmückte man in weit zurückliegenden Zeiten die damals rohen hölzernen Pfeiler gelegentlich der religiösen Feste mit Nilblumen. Später bildete man den vergänglichen Blumenschmuck in dauerndem Material nach und gelangte allmälig zu den uns überlieferten Formen. Äusser dem konstruktiven Ornament giebt es noch ein bildnerisches, das rein herkömmlich behandelt wurde und menschliche Figuren, Gebrauchsgegenstände usw. in stilisirten Linien wiedergab. Schliesslich kommt noch das rein dekorative hinzu, vorwiegend aus geometrischen Mustern bestehend. Die heimischen Pflanzen wurden nicht einfach kopirt, sondern mit künstlerischem Feingefühl idealisirt unter Bei behaltung der in der Natur durchgeführten Gesetze. Ein solches ist z. B. die Strahlung vom Mutterstamme. Alle Hauptlinien und Adern gehen vom Stengel aus und strahlen gleichmässig nach den Blattspitzen hin, indem sie sich ebenmässig ver feinern und verjüngen. Mit hohem künstlerischem Gefühl haben die Egypter dieses Naturgesetz beachtet und hierdurch ihre Erzeugnisse zu künstlerisch vollendeten gemacht. Ferner findet man die gleiche Unterordnung der einzelnen Theile unter das Ganze wie in der Natur. Zur vollkommneren Entwickelung der Form bedienten sich die Egypter der Farbe. Eben diese richtige Erkenntniss der Farbe als Gehilfin der Form erhöht den Reiz ihrer Ornamentik. In der Natur finden sich die sattesten, feurigsten Farben stets in den edelsten, krönenden Theilen, also bei den Pflanzen vornehmlich in den Blüthen, während die Farben nach den Wurzeln zu allmälig stumpfer werden. Im gleichen Sinne schmückten die Egypter die Säulen-Kapitäle mit feurigen Farben und verminderten nach der Erde zu deren Menge und Kraft. Äusser der unentbehrlichen Blattfarbe Grün beschränkten sie sich auf die Grundfarben Roth, Gelb und Blau und brachten