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1138 * Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Ä Buchdruck * * * : B *** Steindruck : Buchgewerbe Buchbinderei * * * * * Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung • Mr. 32 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung I Berliner Typographische Gesellschaft Die nächste Sitzung findet am 29. d. M. statt. Der Vorstand Bedeutende Berliner Druckhäuser Im Anschluss an unsere Aufsätze über die Berliner Papier- Verarbeitungs- und Druck-Industrie, deren letzter in Nr. 18 erschien, bringen wir noch Mittheilungen über einige namhafte Berliner Druckhäuser. W. Büxenstein, Buchdruckerei, Friedrichstr. 240/241 Die Buchdruckerei wurde 1852 von Wilhelm Büxenstein begründet, der, von kleinsten Anfängen ausgehend, durch Lieferung guter, geschmackvoller Druckarbeiten, namentlich im Kunstsatz und -Druck seinem Geschäfte einen sehr guten Ruf erwarb. In den sechsziger Jahren bezog er in der Niederwall- Strasse ein eigenes Haus, das sich aber bald dem ständig zu nehmenden Umfang des Geschäftes gegenüber als zu klein er wies. Nach dem Eintritt des jetzigen Inhabers des Geschäftes, Georg Büxenstein, wurde der Bau eines neuen Geschäftshauses begonnen. Nach den Entwürfen der Architekten Rettig, Rose mann und Jacob wurde das neue Geschäftshaus Zimmerstr. 40u. 41 erbaut und 1881 bezogen. Hier wurde der Druck von Werken, Tageszeitungen und Zeitschriften gepflegt, auch der Druck des Berliner Lokal-Anzeigers besorgt. Das rasche Wachsen des Lokal-Anzeigers veranlasste seinen Besitzer, sich mit dem Druck selbständig zu machen, und da eine grosse Zahl Sonder- Einrichtungen und Maschinen vorhanden waren, ging ein Theil des Betriebes und damit das Grundstück in seinen Besitz über, während W. Büxenstein mit dem übrigen Theil seines Betriebes als Miether in der Zimmerstrasse blieb. Der stetig wachsende Betrieb machte aber bald wieder den Erwerb eines eigenen Grundstückes und die Schaffung zweckent sprechender Baulichkeiten nothwendig. Es wurde das Friedrich- Strasse 240/241 belegene, 181 Ruthen grosse Grundstück er worben, und hier die erforderlichen Gebäude nach den Ent würfen der Architekten Rosemann und Jacob ausgeführt. Die Buehdruckerei verfügt hier zur Zeit über Geschäftsräume mit einer Grundfläche von etwa 4000 qm und hat in jüngster Zeit zur weiteren Ausdehnung auch das Nachbargrundstück Nr. 239 mit 140 Ruthen erworben. Die Anstalt beschäftigt heute gegen 400 Arbeiter und er ledigt jede Art von Buchdruckarbeit. Der gesammte Betrieb ist elektrisch, theils Gruppen-, theils Einzelbetrieb, die Kraft wird von den Berliner Elektrizitäts -Werken bezogen; zur Zeit werden die 28 einfachen, 2 amerikanischen Schön- und Wieder druck-, 3 Tiegeldruck-, 2 sechzehnseitigen Zwillingsrotations-, eine achtseitige und eine vierseitige Rotationsmaschine und viele Hilfsmaschinen von 37 Elektromotoren angetrieben. Die Heizung geschieht durch eine Niederdruck-Dampfheizung mit amerikanischen Kesseln. Seit 1889 ist der dem Hause jetzt 27 Jahre angehörende Geschäftsführer Benstein Theilhaber des Geschäftes geworden, und 1894 wurde die Buchdruckerei Julius Becker mit der von W. Büxenstein verschmolzen, wobei gleichzeitig Julius Becker als Geschäfts-Theilhaber eintrat. 0. Felsing, Kupferdruckerei, Schönebergerstr. 8 Die Felsingsche Kunstanstalt wurde 1797 in Darmstadt vom Kupferstecher Conrad Felsing gegründet. Er arbeitete mit einer kleinen Handpresse und befasste sich zuerst besonders mit Herstellung von kleinen Drucken als Taschenkupfern und später von grösseren Landkarten; seine künstlerischen Werke waren namentlich in Punktir- und Aquatinta-Manier ausgeführt. Der zum grossherzoglich hessischen Hof kupferstecher ernannte Gründer starb 1819 in Darmstadt. Von seinen zwei Söhnen wurde der eine, Heinrich, zum Kupferdrucker, der andere, Jacob, zum Kupferstecher herangebildet. Ihre erste Ausbildung erhielten sie vom Vater, später ging Heinrich zu seiner weiteren Aus bildung nach Paris und Jacob nach Mailand, um sich dort unter Longhi in seiner Kunst zu vervollkommnen. Heinrich Felsing hat hervorragenden Antheil an der ausgezeichneten Wiedergabe erster Kunstblätter, er wurde 1840 von dem be rühmten italienischen Kupferstecher Toschi nach Italien be rufen, um für diesen im Auftrage des Geschäftes von Artaria in Mannheim die Platten Kreuztragung und Kreuzabnahme zu drucken. Ehrenvolle Aufträge liefen aus Norddeutschland ein, bald gab E. Arnold in Dresden seinen ganzen Verlag bei Felsing zum Druck, in der Druckerei waren drei Pressen unausgesetzt in Thätigkeit. Auch die beiden Söhne von Heinrich Felsing wurden Kupferdrucker, der ältere, Otto, übernahm 1870 das väterliche Geschäft, während sein Bruder Friedrich in München eine Kupferdruckerei gründete. Die Räume der alten Druckerei waren inzwischen zu eng ge worden, Otto Felsing musste in der Waldstrasse ein grösseres Druckereigebäude aufführen. Das war nun im Kriegsjahr ein hartes Unternehmen; bald jedoch stand es fertig da und durfte für damalige Ansprüche als mustergiltig bezeichnet werden; so manches prächtige Kunstwerk ist dort entstanden. Nach wenigen Jahren aber erschien es rathsam, die Anstalt nach Norddeutschland und zwar nach Berlin zu verlegen, denn dieses war Kaiserstadt und Mittelpunkt des künstlerischen Lebens geworden. Wohl kamen noch einzelne Künstler, wie Eilers u. A. nach Darmstadt um dort Probedrucke machen zu lassen, aber für Verleger wurde es bequemer, in Norddeutsch land arbeiten zu lassen; der Geschäftsgang in Darmstadt wurde stiller. Da waren es C. Gräf in Dresden und E. H. Schröder in Berlin, die den Felsingschen Gedanken zur Uebersiedelung noch mehr befestigten. Dresden und Berlin standen dafür zur Wahl. Als nun die Dresdener Künstler und Verleger erklärten, dass sie in Berlin arbeiten lassen würden, wurde 1875 die Kunstanstalt nach Berlin verlegt. In der Moritz- Strasse wurden geeignete Räume gefunden; ein Plattenlager, das Feuersicherheit bot, war bald hergestellt. Und wichtige Aufträge stellten sieh ein. Schwere Krankheit warf in dieser schaffensreichen Zeit den thatkräftigen Inhaber des Geschäftes auf ein langes, schweres Krankenlager, von dem er 1878 durch den Tod erlöst wurde. Das Geschäft ging in die Hände der Wittwe über, die es schon während der Krankheit ihres Mannes geleitet hatte. Der damals 44 Jahre in der Druckerei thätige Werkführer Conrad Best unterstützte sie dabei auf das treueste. In dieser Zeit wurden Mandels Sixtina, Hans Meyers, Sachs und Linckes Platten für die preussische Regierung u. A. gedruckt. Rud. Schuster gab bei Verkauf der Kupferdruckerei von ecker etwa 300 Platten an Felsing. 1884 feierte das Geschäft unter allgemeiner Betheiligung der graphischen Künstler und Verleger Berlins das 50jährige Jubiläum des Altmeisters der deutschen Kupferdruckkunst, Conrad Best. Immer grösser ent wickelte sich die Firma, deren Weltruf ihr Aufträge aus allen Ländern zuführte; so musste daher an die Erwerbung eines eigenen Grundstückes gedacht werden, und 1888 liess die Be sitzerin einen grossen Neubau in der Schönebergerstrasse auf führen, wohin die Anstalt 1889 verlegt wurde. Das dort gebaute Plattenlager ist vom Keller bis zur Bodendecke feuersicher gewölbt, um in diesem für Künstler und Verleger so wichtigen Punkte die grösstmögliche Sicherheit gewähren zu können. Inzwischen war 1885 Wilhelm Felsing als Lehrling eingetreten und unter Bests Meisterschaft ein guter Kunst-Kupferdrucker geworden, 1889 -1890 hatte er in England seine Kenntnisse, besonders als Radirungsdrucker, erweitert. Getragen vom Vertrauen der Künstler, ist es ihm dann gelungen, sich zum ersten deutschen Kupferdrucker emporzuarbeiten. 1892 wurde er technischer Leiter der Anstalt, 1894 Theilhaber, 1895 Besitzer des Geschäftes. 1896 wurde Felsing zum Hofkupferdrucker des Grossherzogs von Baden ernannt. Aufs Beste unterstützt von seinem Lehrkameraden Wilhelm Schulz, der jetzt als Werk führer thätig ist, arbeitet Felsing als Qualitätsdrucker in dem