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Buchgewerbe Buchbinderei © ® Buchdruck ege ® © ® Buchhandel © © © Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. 794 Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Nr. 26. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Berliner Typographische Gesellschaft. Sitzungsbericht vom 27. März 1895. Die von etwa 40 Personen besuchte Sitzung wurde vom zweiten Vorsitzenden, Herrn W. Mietz, um 93/4 Uhr eröffnet. Den Vortrag für diesen Abend hatte Herr Wilh. Jahn über nommen. Unter dem Titel »Etwas aus der Geschichte der Schrift« bot der Vortragende an der Hand eines umfangreichen An schauungsmaterials in fesselnder Darstellung eine interessante Beschreibung der Entwickelung der Schrift. Der Redner führte dabei ungefähr aus, dass die Uranfänge der Schrift in den Versuchen der Menschen frühester Ent wickelungs-Perioden bestehen, anfänglich durch Körper und später durch Zeichen oder Bilder die Erinnerung an bestimmte That- sachen zu unterstützen und zu erhalten. Von diesen ersten Anfängen ausgehend wurde die Knoten schrift und die Bilderschrift, aus der die Hieroglyphen entstanden sind, erklärt, sodann des ersten Aufkommens der Lautschrift (Buchstabenschrift) gedacht. Dann wurde die weitere Entwickelung der Schrift bei den Griechen, Römern und Germanen besprochen und dabei die Schaffung des gothischen Alphabets durch den Bischof Ulfilas erwähnt. Bei der Fortführung des Themas bis auf unsere Zeit leistete dem Vortragenden die grosse Zahl der ausgelegten Blätter aus dem jetzt im Erscheinen begriffenen Werke: Schrift- Vorlagen von Ansgar Schoppmeier (Verlag von W. Schultz-Engel hard, Berlin W.) vortreffliche Dienste. An den Vortrag schloss sich eine Besprechung, wobei auch auf eine bei Otto Maier in Ravensburg erschienene Sammlung praktischer Alphabete hingewiesen wurde. Dieselbe trägt den Titel »Schriftenschatz« und ist von Alb. Schiller, Assistent an der Königlichen Kunstgewerbe-Schule in Stuttgart, heraus gegeben. Nachdem noch auf die Wichtigkeit des Schrift zeichnens für den Accidenzsetzer hingewiesen worden, kam die mehrfach zurückgestellte Journal-Revue zu ihrem Recht. Der bekannte Vortrag des Herrn Ed. Meyer in München (vergl. Nr. 9) bot Veranlassung zu einer anregenden Besprechung. Es folgten dann noch einige kleine Mittheilungen aus der Fachpresse und die Beantwortung einer Frage betr. die Ursachen einer mangel haften Einfärbung bei einer Tiegeldruckpresse. Amerikanisches Aetzverfahren. Von C. Fleck. Die vorzüglichen Leistungen Amerikas auf dem Gebiete der Strich- und Halbton-Aetzung traten gelegentlich der Welt- Ausstellung Chicago für manchen Fachmann geradezu verblüffend zu Tage. Alle Lehren und Erfahrungen, welche das Land der praktischen Yankees vor Jahren vom europäischen Mutterlande empfing, sind längst durch herrliche Leistungen in zinkographischen Reproduktionen quittirt worden, namentlich durch mustergiltige Halbtonätzungen (Autotypien). Der vorliegende Aufsatz dürfte deshalb sehr willkommen geheissen werden, um so mehr, als derselbe als eine Ergänzung der im Jahrgang 1894 (Nrn. 45—55) der Papier-Zeitung enthaltenen Beschreibungen zweier anderer Aetzverfahren zu betrachten ist. Von den zwei grossen Gruppen der zinkographischen Arbeiten, den Strich- und Halbton-Aetzungen, setze ich die erstgenannte voran. Das Gebiet der Strich-Aetzungen ist ein ungemein viel seitiges, trotzdem wird es von Laien zumeist für das leichtere gehalten, während allein die Autotypie der Inbegriff technischer Schwierigkeiten sein soll. Wenn damit die photographische Auf nahme gemeint ist, dann ist allerdings die Autotypie mit einer gewissen Schwierigkeit verknüpft; will man aber das Aetzen selbst in Betracht ziehen, so wird man gar bald herausfinden, dass eine einfache Strichvorlage oft bedeutend mehr Arbeit ver langt, als eine Autotypie. A. Strichätzung. Die Negative sollen, was die Zeichnung anbelangt, glasklar und die Fläche gut gedeckt sein, eine Hauptsache für den Kopisten und den Retoucheur einerseits und für den Aetzer anderseits. Das Negativ wird in Amerika ohne Prisma aufge- nommen und muss infolgedessen abgezogen und auf eine andere Glastafel aufgespannt werden. Insofern letzteres nicht geschieht, wird die Negativhaut mittels Petroleumäthers direkt auf die Zink- oder Kupferplatte gequetscht und ohne Kopirrahmen exponirt (in Europa neu). Das Abziehen geschieht mittels Lederkollodiums und Kautschuks; ein Verfahren, welches sehr geübt sein will, um ohne Schaden ausgeführt zu werden. Wenn der Kopist im Besitze eines guten Negativs ist, hat er zunächst für eine staub freie und gleichmässige lichtempfindliche Schicht für die Zink platte zu sorgen. Eine solche nach amerikanischem Original rezept ist folgende: Lösung I. Das Eiweiss von mehreren Hühnereiern wird zu steifem Schnee geschlagen und absetzen gelassen. Lösung II. Ammonium, doppeltchromsauers ... 3 Theile Ammoniak . 6 » Alkohol, 96 pCt 9 » Wasser . 50 „ Zusammenmischung. I und II gleiche Theile und 2 Theile Wasser. Das Ammonium wird in einer Reibschaale sehr fein pulverisirt und mit 50 Theilen Wasser versetzt; hierauf kommen dieAmmoniak- und Alkoholflüssigkeiten. Nun gebe man auf 50 Theile I. Lösung 100 Theile Wasser und filtrire diese der II. Lösung zu. Eine solche lichtempfindliche Lösung wird auf der vorher mit Schmirgelpulver und Wasser polirten, feuchten Zinkplatte durch Uebergiessen ausgebreitet und auf der Centrifuge (Schleuder maschine, Drehscheibe) durch starkes Drehen gleichmässig vertheilt. Hierauf wird die getrocknete Zinkplatte unter einem photographischen Negativ 3 bis 5 Minuten in der Sonne kopirt. Die dem Sonnenlicht exponirte Platte wird stark erwärmt und mit Kopir- oder Einrollfarbe eingewalzt. Diese Farbe, die nicht allzu fetthaltig, vielmehr sehr harzreich sein muss, besteht aus folgender Mischung: Asphalt, syrischer . . 10 g Kolophonium .... 10 „ Wachs 10 „ Talg 10 „ Terpentin; venet.. . . 15 „ Buchdruckfarbe . . . 90 „ Terpentinöl 80 » Die ersten fünf Substanzen lasse man zur Flüssigkeit schmelzen und gebe sie der flüssigen, im Wasserbad erwärmten Buchdruck farbe zu, worauf man das Ganze durch Flanell filtrirt. Diese Farbe ist äusserst säurewiderständig und giebt scharfe, zarte Kopien. Nachdem die Kopie damit flüchtig eingewalzt wurde, wird sie wieder erwärmt und mit einem zweiten, aber farblosen Roller (Leimwalze) gleichmässig vertheilt, sodass ein grauer Farben überzug über der Kopie ausgebreitet liegt, welche letztere im Wasserbecken mittels Baumwolle entwickelt wird. Bei einer richtig kopirten und eingeschwärzten Kopie muss man mit dem Finger festreiben dürfen, ohne dem Bilde zu schaden. Geht dabei die Zeichnung verloren oder wird sie verschmiert, so ist in ersterem Falle zu kurz kopirt, im zweiten Fall aber zu stark eingefärbt, falls die Kopirfarbe an und für sich durch eine falsche Zuthat (zuviel Fettsubstanzen, wie Talg oder Buchdruck farbe) nicht versehen worden ist. Die gute Kopie wird nun mit feinstem Kolophoniumpulver warm eingepudert, der über schüssige Staub durch einen feinen Pinsel entfernt und das Ganze erwärmt, damit Farbe und Staub sich verbinden können. Nach etwaiger Retouche ist die Kopie ätzfähig. Das Aetzen geschieht in einem Bade von 1 1 Wasser 20 g Salpetersäure und 10 g Salzsäure