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Nr. 26. PAPIER-ZEITUNG. 793 Probenschau. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren - Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Zwirnheftapparat von Karl Schrotz, Dampfbuchbinderei in Köln-Deutz. Der uns vorgelegte, zum Patent angemeldete Apparat wird in der Buchbinderwerkstatt für das Heften starker Lagen gut verwendbar sein. Ob die von dem Erfinder erwarteten Vor theile sich bei den Heftarbeiten jeder Art ergeben werden, kann erst nach längerem Gebrauch mit Sicherheit festgestellt werden. Wir geben nachstehend eine mit Abbildungen versehene Be schreibung des W erkzeuges und einige die Handhabung be treffende Anweisungen. Die Büchse a, Figg. 1 und 2, dient zur Aufnahme der Zwirn spule b, sowie gleichzeitig als Handgriff. In dem Ansatz c der Büchse a ist ein Stift d be festigt, welcher von oben aus der Längsachse nach bis e ausgebohrt ist. Im unteren Theile des Stiftes d ist die Heftnadel f befestigt. Der Heftzwirn wird von der Spule b durch die Ausbohrung des Stiftes d nach aussen und dann durch die Oese der Heft nadel gezogen. Das an der Spule befestigte Handrädchen g dient zum Wiederaufrollen des beim Anknoten etwa zuviel Längenschnitt. Querschnitt. Fig. 1. Fg 3. Fig. 2. abgerollten Heftzwirns, sowie zum Festhalten der Spule beim Anziehen des Fadens. Das Wiederaufrollen geschieht dadurch, dass man den Apparat über den Tisch gleiten lässt. Zur Fig- 4. Vorrichtung gehört noch der Fadengreifer h (Fig. 3); derselbe besitzt an einem Ende einen Haken, welcher durch die Feder kraft den herausgezogenen Faden festhält. Der Apparat wird in folgender Weise gehandhabt (Figg. 4 und 5): Der Falz der zu heftenden Lage K oder Bogen k wird von innen mittels des Apparates bei l durchstochen, i m n, bei geringem Zurückziehen des- ——€==== selben entsteht eine Schlinge. Man v Kh nimmt nun den Fadengreifer h Fig. 5. und hakt mit demselben durch die Schlinge, sodass sich der Anfang des Fadens darin festklemmt und zieht nun den Faden soweit heraus, wie der Bogen lang ist, alsdann auch den Apparat nach innen zurück. Der Falz wird dann noch bei m und n usw. durch stochen und durch die sich dabei bildenden Schlingen der Zwirn mittels Fadengreifers h gezogen. Zum Schluss entfernt man den Fadengreifer von der Fadenspitze und zieht diese mittels der letzten Schlinge bei n nach innen, wo der Schluss knoten gebunden wird. »Unser Bismarck und sein Heim«. Unter diesem Titel ist in dem Kunst-Verlag von C. Schwager in Dresden-A. eine für den Bismarck-Geburtstag bestimmte Neuheit erschienen. Sie bringt in eigenartiger Weise Stätten unseres Vaterlandes zur Anschauung, deren Namen durch den grossen Kanzler aller Welt bekannt geworden sind. Dieses Ansichtsalbum ist in Form eines 11,5:17,5 cm grossen Eichenblattes ausgestanzt und besteht aus sieben Blättern. Das erste und letzte Blatt des durch eine rosa Seidenschnur zusammengehaltenen Heftes tragen aut ihren Aussen seiten die Farben des herbstlichen Eichenblattes. Das vordere Blatt zeigt ausserdem den Titel in Goldprägedruck und den Fürsten Bismarck mit seinem getreuen Hunde im Schlossgarten spazieren gehend, das hintere Blatt ist mit einem Blumenstrauss geschmückt. Auf den inneren fünf Blättern werden Ansichten von Schönhausen, Friedrichsruh und Varzin geboten. Neben den Ansichten der einzelnen Schlösser und ihrer Umgebungen sind besonders bemerkenswerth die Darstellungen des Geburtszimmers Bismarcks in Schönhausen, der Arbeitszimmer des Kanzlers in Friedrichsruh und in Varzin und der Grabkapelle der Fürstin Bismarck in Varzin. Das Ganze bietet in origineller Form eine sinnige Erinnerung an den Altreichskanzler und kommt recht passend zur Stimmung unserer Tage. Papierklammer und Plakathalter. D. R. G.-M. Nr. 2660 von Fr. Deissler, Berlin. Die bisherigen Papier- und Muster klammern (paperbinders) haben sich längst als verbesserungs bedürftig erwiesen, doch waren die auftauchenden Neuerungen stets lediglich Abänderungen der bekannten Form des flachen oder runden Kopfes mit zwei flachen, biegsamen Zangen, die durch das Papier oder die Muster gesteckt, zum besseren Zusammen halten und zur Sicherung gegen das Lösen auf der dem Kopfe entgegengesetzten Seite breit auseinandergebogen werden mussten. Die Benutzung dieser Klammern ist umständlich, und eine Sicherung der umgebogenen Zungenspitzen gegen Verletzung anderer Papiere oder der Finger ist nicht vorhanden, auch eine mehrmalige Benutzung so gut wie ausgeschlossen. Nach Entfernung der Klammern bieten ausserdem die verbunden gewesenen Blätter-- ein unschönes Aussehen. Diese Uebelstände werden durch die neben stehend abgebildeten, sowohl in der Form als auch in der Herstellung überaus einfachen Papierklammern mit einem starren Stift und einer gegenüberliegenden, entsprechenden Vertiefung vermieden. Eine einzige Handhabung genügt, die zusammenzuhaltenden Blätter oder Stoffproben einzuführen, zu durchlochen, die Klammer zusammenzudrücken und dadurch unter völliger Schonung der Finger nicht nur ein voll ständiges, dauerndes Festhalten zu erzielen, sondern auch zugleich die Spitze durch den gegenüber liegenden, mit einer Vertiefung versehenen Schenkel zu überdecken, ohne sie umzubiegen und dadurch für wiederholten Gebrauch untauglich zu machen. Diese Klammer wird in sechs verschiedenen Grössen und Stärken angefertigt, wobei der aus dem Material herausgestanzte Stift so stark ist, dass auch bei den dicksten Papier- und Stofflagen ein Vorlochen unnöthig ist. Durch geringes Aufbiegen des Schenkels, der die Vertiefung trägt, lässt sich die Klammer leicht und schnell von dem Papier entfernen. Dadurch, dass der Stift keine grossen Löcher in dem Papier hervorbringt, werden die Blätter nur wenig verletzt und können, ebenso wie die Klammer, mehrfach ver wendet werden. Da die Klammern an den Papierrändern angebracht werden, so bleibt alles auf dem Papier Geschriebene oder Gedruckte vollständig sichtbar. Durch Anfügung einer aus demselben Stück Metall heraus gestanzten Oese mit Haken kann diese Klammer leicht zu einem Plakathalter ausgebildet werden, der nicht nur in Papierhand lungen, sondern in allen Kleingeschäften Verwendung finden kann. Das deutsche Patent ist für diese Klammer ebenfalls nach gesucht. Vertreterin des Erfinders ist die Firma A. Kuhnt & R. Deissler, Berlin C. 25, Alexanderstr. 38, die auch den Vertrieb für das Deutsche Reich allein in Händen hat. Lithographieen. Rob. Leunis & Chapman, Lithographische Kunst-Anstalt in Hannover, haben uns ein Heft ihrer »Neuesten lithographischen Musterblätter«, 14 Blatt Merkantil-Drucksachen und 2 Blatt buntfarbiger Etiketten enthaltend, vorgelegt. Wir hatten bereits in Nr. 22, S. 665, bei Besprechung einer Brief kästen-Aus stattung mit der Bezeichnung »Bismarck« Gelegenheit, auf die tüchtigen Leistungen dieser Anstalt hinzuweisen. Auch die sämmtlichen heute vorliegenden Arbeiten sind flott und geschmack voll entworfen und sehr sorgfältig ausgeführt. Der illustrative Theil sowohl wie die Schrift zeigen künstlerische Vollendung. Der Druck ist ebenfalls tadellos. Wir sind mit dem nach stehenden Urtheil, welches vor kurzem die »Freien Künste« über vier diesem Heft entstammende Karten abgaben, vollständig einverstanden: »Treffliche Merkantil - Arbeiten in tadelloser, eleganter Ausführung; es ist wirklich eine Freude, zu sehen, welche Fortschritte die Lithographie auf diesem Gebiete gemacht hat, und wie sehr es ihr gelungen ist, den kunstgewerblichen Werth derartiger Drucksachen zu heben«.