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Neue Pariser Lampenschirme. Nachdruck verboten. Paris, März 1895. Ein moderner Lampenschirm muss möglichst gross und elegant sein. Einzelne gleichen wahren Regenschirmen, zumal auch die Form ähnlich ist. Die schönsten Seidenstoffe, Brokate, Atlas, Seidenmusselin, selbst Sammt werden dazu verarbeitet, und eine Fluth prachtvoller Spitzen bedeckt nicht selten diese kostbare Unterlage. Einige Damen haben sich sogar zu Gunsten der Lampenschirme zu dem Opfer entschlossen, aus ihrem echten Spitzenschatz ein reichliches Stück herzugeben, um das Wunder werk würdig auszustatten. Dass dasselbe daher oft ein kleines Vermögen repräsentirt, liegt auf der Hand. Für die, welche sich den Luxus echter Spitzen nicht gestatten können, giebt es wunder volle Nachahmungen, die speziell für diesen Zweck sehr klar gearbeitet werden, damit der darunter befindliche Stoff nur ganz leicht wie ein Hauch mit dem duftigen Gewebe bedeckt erscheint. Es hat sich da in minder guten Qualitäten ein ganzer Industrie zweig herausgebildet: die sogenannten Lampenspitzen, die nur zu Schirmen verwendet werden und den Blonden sehr ähnlich sind. Doch auch die dickere Guipurespitze wird gern verwendet und zwar über ganz leichter farbiger Seidengaze; sogar die Valenciennes, aber nur in etwa 1 cm Breite als Umrandung der Rüschen, Falbelas usw. hat Aufnahme gefunden. Alle einzelnen Theile eines Lampenschirmes sind getrennt zu haben, und man kann sowohl das riesige Drahtgestell in beliebiger Form kaufen, als auch die Unterlage in Stoff, Atlas usw. glatt oder plissirt, sowie meterweis den breiten Abschlussvolant, der in grosse Bogen oder feine Zacken ausge schnitten ist. Oben ist er mit schmalem Köpfchen eingezogen, oder der Ansatz verbirgt sich auch unter einer fingerbreiten Passementerieborte, einer Perlgarnitur oder Aehnlichem. Wenngleich die Lampenschirme aus geblümtem Damast oder mit Metallplättchen übersäetem Mull schon ihrer Kostbarkeit halber für das Eleganteste gelten müssen, so ersteht ihnen doch starke Konkurrenz in den aus Karton oder geknittertem Seiden papier angefertigten, schon weil letztere weniger zart sind, besonders aber weil man darin zu einer so grossen Mannig faltigkeit und Schönheit im Muster und Ausputz gelangt ist, dass einzelne Modelle geradezu Kunstwerke sind. Es kommt hier etwas hinzu, was bei den aus Stoff gearbeiteten meistens aus geschlossen ist — nämlich die Malerei. Man kann sich nichts Reizvolleres denken als einen Lampenschirm aus Kartonpapier mit gemalten Amoretten, die sich in Wolken zu verlieren scheinen, nachdem sie Rosenketten den Sterblichen zu Füssen geworfen, — oder Schirme mit Medaillons in kunstvoller Handmalerei. Paris hat Tausende von müssigen kleinen Händen gefunden, die jetzt mit Geschmack Lampenschirme bemalen. Es wird sowohl in Bunt als in Sepia gearbeitet, auch niedliche Federzeichnungen werden verwendet. Den Rand des Schirmes umgeben feine gerade oder gewellte Linien in Schwarz, Silber oder Gold. In billigeren Sorten haben wir die Lampenschirme »mille fleurs« und »mille raies«. Wie schon die Benennung besagt, sind erstere mit Streublümchen besäet, die anderen dagegen in den verschiedensten Farben gestreift, wodurch sie ein schillerndes Aussehen bekommen. Den Abschluss oben und unten bilden schmale Goldborten, Zäckchenreihen, eine fingerbreite Perlborte, oder ein gefälteltes Seidenbändchen. Lampenschirme aus plissirtem Seidenpapier sind ein Luxus, den sich auch der weniger Bemittelte gestatten kann, denn der Preis dafür schwankt zwischen 50 Centimes und 20 Franken. Auch hierfür kann man alles einzeln kaufen: lange Streifen aus geknittertem Seidenpapier, glatt sowohl als bunt bedruckt, einfach und doppelt gelegt und in mehreren Reihen, ferner ausgezackte Volants und zwar schon in der zu einem Lampenschirm erforderlichen Länge mit kleinen Messinghäkchen an den Enden zum Zusammenfügen. Ausserdem giebt es natürlich geknitterte Schirme aus einem Stück, die einfach über das Gestell zu spannen, im übrigen aber vollständig fertig sind. Es kommen manchmal zwei bis vier verschiedenfarbige Lagen übereinander, oder die unterste ist ganz glatt in hellem Farbenton und die obere beispielsweise schwarz oder grün mit grossen braunen Blättern darüber und dunklen Silhouetten dazwischen. Als sehr elegant gelten Schirme, die mit Tupfen in allen möglichen Schattirungen, hauptsächlich aber weiss, unregelmässig überspritzt erscheinen, ferner solche mit aufgehefteten Papier röschen, Perlengehängen, Füttern usw. Jede Ausgeburt einer regen Phantasie ist da hoch willkommen und gilt für »originell«. Die »Pagode«-Form wird für Stofflampenschirme vielfach verwendet. Aus den ursprünglichen fünf sehr mässig gebogenen Zacken, die das riesige Schutzdach stützen, sind sieben, elf, selbst vierundzwanzig geworden, die sich schnabelförmig ausbiegen und mit den Spitzen wieder den Schirm an seinem obersten Theil berühren. Jede derselben trägt eine vergoldete Kugel, Schwert spitze usw., oder auch eine grosse Sammetpflaume, die mit blitzenden Steinen, farbigen geschliffenen Glasstücken so reich bedeckt ist, dass sie im Lampenlicht nach allen Seiten funkelt und glänzt. Der sogenannte Hals am Lampenschirm, nämlich der oberste Theil, wird weit zurückgebogen und auf der Innen seite mit gefälteltem Mull, Spitzen, Bandschleifen usw. verziert. Ein paar riesige Blumen oder ein ganzer Zweig werden ebenfalls als Ausputz auf dem Schirm angebracht. Neben Stoff und Papier werden auch zusammengenähte, ver schiedenfarbige Strohborten zu Schirmen verwendet. In beliebige, mehr oder minder regelmässige Form gebogen, werden sie mit Bandschleifen und Blumen geschmückt. . w. Jahresbericht der Badischen Fabrik - Inspektion für das Jahr 1894. Papier und Pappe. Auf Grund einer Zählung der einer besonderen Aufsicht unterliegenden Betriebe und der in ihnen beschäftigten Arbeiter waren in der Verfertigung von Papier und Pappe in 64 Betrieben 4582 männliche, 1078 weibliche, zusammen 5660 Arbeiter beschäftigt. Hiervon entfallen 57 Betriebe auf Papier- und Pappe-Fabrikation, Herstellung von Oelpapier, Schleif papier usw. mit 4141 männlichen, 1071 weiblichen, zusammen 5212 Arbeitern. Von diesen standen im Alter männl. von unter 14 Jahren Junge Leute von 14 u. 15 Jahren . 68 Erwachsene „ 16 bis einschl. 20 Jahre 891 „ 21 „ „ 50 „ 2958 „ „ 51 Jahren und älter 224 weibl. zusam. 1 1 118 186 366 1257 529 3487 57 281 Von den erwachsenen Arbeiterinnen sind 193 verheirathet oder verwittwet. Mit Dachfilz- und Dachpappefabrikation beschäftigen sich 2 Betriebe mit 6 männlichen Arbeitern, und mit Tapeten- und Rouleaux- Fabrikation 5 Betriebe mit 435 männlichen, 7 weiblichen, zus. 442 Arbeitern. Das Verbot der Nachtarbeit hatte Einfluss auf eine grosse Pap penfabrik; diese glaubte am Anfang, in ihrem Betriebe durch das Verbot der Nachtarbeit der Arbeiterinnen sehr geschädigt zu sein und machte vergebliche Versuche, auch noch nach Ablauf der Uebergangszeit sich eine nach dem Gesetze garnicht zulässige Gestattung zu erhalten. Die Fabrik erkennt aber jetzt rückhaltlos an, dass sie sich leicht in die neuen Verhältnisse schicken konnte. Sie schreibt: »Die Aufhebung der Nachtarbeit hat auf Leistung und Gesundheit der Arbeiterinnen einen guten Einfluss ausgeübt. Durch Aufstellung eines neuen grossen Kalanders und Ausdehnung der Arbeitsräume wurde ein Ausfall in der Fabrikation vermieden.« Sie beantwortet ausserdem die Fragen bezüglich des Lohnausfalles dahin, dass ein solcher Ausfall nicht stattgefunden habe, und äussert sich hinsichtlich der Leistungsfähigkeit: »Die Arbeits leistung ist im allgemeinen günstiger geworden, weil die Beaufsichtigung am Tage besser ist, und die Arbeiterinnen nicht Gelegenheit haben, vor Beginn der Arbeit durch häusliche Ver richtungen ihre Arbeitskraft zu schwächen, und daher frisch zur Arbeit kommen.« In der Immpensortirung wurden die in den grossen Fabriken getroffenen Einrichtungen zum Absaugen des beim Sortiren und Reissen der Lumpen entstehenden Staubes auch im Berichtsjahre nicht in kleineren Anlagen durchgeführt. Die Ursache hiervon liegt darin, dass wirksame Einrichtungen, deren Kosten sich inner halb der finanziellen Leistungsfähigkeit der kleineren Unternehmer halten, nicht zur Verfügung stehen. Man begnügte sich in diesen Fällen mit Einrichtungen zur Erneuerung der Luft, die aber für die Beseitigung des Staubes nur wenig leisten. Da beim Sortiren der Lumpen viel weniger Staub entsteht, als beim Reissen der selben, könnte als Lösung der Frage vielleicht für später das Ver bot des Reissens in allen Anlagen ohne Staubabsaugung in Er wägung gezogen werden. Die kleineren Anlagen könnten dann, was jetzt schon theilweise zutrifft, in dem Sammeln und Sortiren der Lumpen die Grundlage ihrer wirthschaftlichen Existenz finden. — Einer kleineren Anlage, bei welcher auch die Lagerung der Lumpen zu beanstanden war, musste der Betrieb untersagt werden. Am Neujahrstage wurden in Paris 17470710 Besuchskarten durch die Post versandt, gegen 15411600 im vorigen Jahr.