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Nr. 3. PAPIER-ZEITUNG. 63 doch sonst als gut bekannten norwegischen Stoff an Qualität übertrifft. Dies aber gleich auf Kosten des Heiss-Schleifens schreiben zu wollen, scheint mir nicht ohne weiteres zuzugeben zu sein. Zunächst muss hervorgehoben werden, dass die Holzart, sowie die Feinheit, Härte und Schärfung der Schleifsteine von aller grösstem Einfluss auf Quantität und Qualität des erzeugten Holz schliffes sind. Manche Gegenden Amerikas werden über vorzüg liche Holzarten verfügen, die ihnen Vortheile und Erleichterungen bei der Fabrikation gewähren. Wie es mit der Qualität der Schleifsteine und deren Zurichtung aussieht, müsste gleichfalls genau berücksichtigt werden. Was nun das Heiss-Schleifen an und für sich anlangt, so liegt ja die Sache etwa so: Auf einen Stein, den wir in Deutschland mit Aufwendung von 100 PS kalt schleifen lassen, setzt der Amerikaner, dem häufig eine sozusagen ungemessene Kraft zur Verfügung steht, seine 300 vielleicht auch 400 P S. Er freut sich über die dadurch er zielte Mehrproduktion und fragt garnicht danach, ob er 50 pCt. mehr, oder 300—400 pCt. mehr erhält. Er ist in der glücklichen Lage, sich über die höchst wahrscheinlich eintretende, enorme Arbeitsvergeudung hinwegzusetzen, ja sie kommt ihm wohl in den meisten Fällen garnicht klar zum Bewusstsein. Dass eine shr grosse Vergeudung an mechanischer Arbeit eintreten dürfte, begründe ich mit dem Gesetz der Mechanik, dass die Erhöhung der Temperatur eines Liters, oder eines Kilo- grammes Wasser um 1° C nur durch Aufwendung einer mecha nischen Arbeit (hier die Reibungsarbeit des Schleifsteines am Holzklotz) von 424 mkg erzielt werden kann. In angezogenem Bericht Nr. 104, Jhrg. 1894, und von Augenzeugen wird versichert, der den Stein verlassende Stoff werde so heiss, dass man kaum die Hand hineinhalten könne. Nehmen wir nun eine recht geringe, an der Erwärmung betheiligte Wassermenge, sagen wir 301 für 1 kg trocken gedachten Stoffes, an und die Erwärmung geschähe von 15 auf 60° C, so sind 424.30.45 mkg mechanischer Arbeit für diese Erwärmung nothwendig, d. h. 572400 mkg mechanischer Arbeit. Nimmt man nun der Wirklichkeit nahekommend an, dass um 100 kg Holzstoff zu schleifen, 24 Stunden lang 6 PS aufge- wendet werden müssen, so muss man für 1 kg Holzstoff 6 PS 0,24 Stunden wirken lassen, das ist aber eine mechanische Arbeit von 6.75.0,24.60.60 mkg = 388 800 mkg. Wir kommen durch diese Betrachtung zu der Einsicht, dass nach mechanischen Gesetzen beiEintreffenbesagterVorraussetzungen an mechanischer Arbeit gebraucht werden: Zum Kaltschleifen von 1 kg tr. ged. Holzstoff 388800 mkg Zum Heiss-Schleifen „ 1 » » » » 961200 » also für letztes Verfahren fast 21/2 mal soviel mechanische Arbeit, wie für ersteres. Sehr leicht kann aber, wenn mehr Wasser des Stoffes an der hohen Erwärmung theilnimmt, die Aufwendung an mechanischer Arbeit noch ungünstiger für das Heiss-Schleifen sich gestalten. Ob diese durch theoretische Erörterung gefundenen Verhält nisse des Arbeitsverlustes zutreffen, könnte durch praktische Versuche kontrollirt werden. Sicherlich ist die Klärung dieser Frage auf dem Wege des Versuchs für die Holzstofffabrikanten so hochwichtig, wie für die Wissenschaft hochinteressant. Ohne solche überzeugenden Versuche bezweifle ich, dass das Heiss-Schleifen weniger Arbeits-Aufwendung erfordert und ausser dem bessern Stoff liefert als das Kaltschleifen. Sollte dennoch die aufgestellte Behauptung sich bestätigen, so wäre diese günstige Wirkung des Heiss-Schleifens vielleicht so zu erklären: Durch die Reibungsarbeit würde die Erhitzung der in die betheiligten, den Stein berührenden Gewebeschichten des Holzes eindringenden Wassertheile so stark fortschreitend zu denken sein, dass das Wasser sich in gespannten Wasserdampf verwandelt. Dieser könnte dann imstande sein, durch seine Wärme zer setzend und durch seine Spannung sprengend auf das Holzgewebe zu wirken. Daraus würde sich erklären, wie ein Theil der zunächst in Wärme umgesetzten Reibungsarbeit sich sofort wieder von Wärme in nutzbare mechanische Arbeit umwandelt. Wie gesagt, ehe diese zuletzt angedeuteten Vorgänge nicht durch Thatsachen oder Versuche bewiesen sind, sollten wir dem in Nr. 104 Behaupteten wohl Aufmerksamkeit, aber nicht vollen Glauben entgegenbringen. Die glücklichen Verhältnisse, unter denen einige amerikanische Holzschleifer arbeiten, mögen ihnen den Luxus der Arbeitsvergeudung gestatten. Unsere Holzschleifer arbeiten unter andern Verhältnissen und müssen sichdiesen anpassen. Chemnitz, 31. Dezember 1894. E. Kirchner. * * * Vorstehende Berechnung ist zwar sehr interessant, beruht aber auf Voraussetzungen, die mit den wirklichen Verhältnissen nicht übereinstimmen. Der Verfasser nimmt an, dass es in Amerika auf den Kraftverbrauch garnicht ankomme und vergisst, dass nur vereinzelte amerikanische Fabriken in überschüssiger Wasserkraft schwelgen, während die meisten alle Wasserkraft verbrauchen, die sie besitzen und deshalb auf äusserste Ausnutzung angewiesen sind. Sehr viele, z. B. sämmtliche Fabriken am Fox River, in Holyoke, Niagara Falls, pachten ihre Kraft von einer Gesellschaft, welche ihnen so und soviel für jede PS. berechnet. Die Verbraucher haben schon dieser Abgabe wegen ein hohes Interesse möglichst wenig Kraft zu verbrauchen. Durch diese Pacht verhältnisse sind die amerikanischen Maschinenbauer auch in die Noth wendigkeit versetzt worden, Einrichtungen zum genauen Messen der Wasserkraft zu erfinden, und dies ist ihnen in hohem Maasse gelungen. Man darf deshalb annehmen, dass die amerikanischen mindestens ebenso genau wie unsere Fabrikanten wissen, wieviel Kraft sie wirklich verbrauchen und kann daher auch ihren darüber gemachten Angaben Glauben schenken. Nach den von uns ver schiedentlich veröffentlichten Zahlen verbrauchen die amerikanischen Schleifereien eher weniger, keinesfalls aber mehr Kraft auf 100 kg Schliff als die europäischen, während sie sämmtlich heiss schleifen. Durch diese Thatsache wird die Hinfälligkeit obiger Berechnung schon erwiesen. Ausserdem berechnet der Verfasser nur bei den amerikanischen Schleifereien die zur Erwärmung verbrauchte Kraft, setzt aber bei den europäischen eine Erwärmung garnicht voraus. Bei der Beschreibung der amerikanischen Schleifereien in Hofmann’s Hand buch der Papierfabrikation, Seite 1300 findet sich folgender Satz: Infolge des ungeheuren, auf jede Presse entfallenden Drucks und der geringen zugeleiteten Spülwasser-Menge wird die abgeschliffene Masse so heiss, dass man kaum die Hand hineinhalten kann. Dabei ist sie nicht dünnflüssig wie in Europa, sondern breiartig dick. Man führt dieses sogenannte Heiss-Schleifen absichtlich herbei, weil der Stoff — wie die Amerikaner sagen — dadurch weicher und geschmeidiger wird. Aus diesem Satz geht hervor, dass der Stoff nicht dünn flüssig ist wie bei uns, sondern breiartig dick. Derselbe sammelt sich auch, wie man an den Schleifern sehen kann, hinter dem Presskasten, bildet dort Haufen, und nur was hier keinen Platz mehr findet, fliesst in Breiform seitlich ab. Wir wissen zwar nicht, wieviel Wasser in Amerika zum Spülen benutzt wird, wollen aber beispielsweise annehmen, und glauben damit nicht viel vorbei zu greifen, dass es ein Zehntel von dem in Europa benutzten ist. Die Erhitzung dieser kleinen Wassermenge auf 60° C erfordert dann aber nur denselben Wärme-Aufwand wie die Erhöhung der Temperatur des Schleifwassers in Europa um 6°. Wir wissen zwar nicht aus Erfahrung, glauben aber annehmen zu dürfen, dass eine solche Erhöhung der Schleifwasser-Temperatur in unsern Schleifereien eintritt, dass also die Amerikaner zum Heissmachen ihres Holzschliffs nicht mehr Wärme aufwenden als wir zum Erwärmen des Spülwassers. Die bei der Reibung des Steines am Holz freiwerdende Wärme wird in Amerika in dem spärlichen Wasser konzentrirt und dadurch nutzbar, während sie bei uns in der grossen Menge abfliessenden Spülwassers verloren geht. Genaue Versuche nach dieser Richtung wären jedenfalls sehr interessant. — D. Red. Eisenhaltiges Brunnenwasser und seine Reinigung. , Dezember 1894. Für gewisse Betriebe, besonders für solche, die mit Schwefel verbindungen arbeiten, ist eine absolute Eisenfreiheit des Wassers unbedingt nothwendig, und das in Nr. 102, S. 3275, be schriebene Verfahren genügt dafür nicht. Ein steter Begleiter des Eisens und ebenso gefährlich wie dieses ist das Mangan. Auch in unserm Betriebe wirkt das eisenhaltige und manganhaltige Wasser sehr störend. Wir beseitigen diese Störungen durch Chlorkalk, ohne das Wasser zu erwärmen, doch muss der Eisen- und Mangangehalt des Wassers genau bekannt sein. A Die Leistungsfähigkeit der Niagara Falls Paper Company soll nach dem Paper Trade Journal durch die beschlossenen Ver grösserungen (Nr. 84 v. Js., S. 2700) auf 125 bis 130 Tonnen täglich erhöht werden. Ihre grosse Papiermaschine, welche eine Siebbreite von 136 englischen Zoll, 3,43 m hat, erzeugte im Dezember an einem Tag 25 Tonnen Papier.