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Buchgewerbe Buchdruck egg Buchbinderei ® ® ® ® @ Buchhandel ege Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Mr. 24. ——= Sachliche Mitthellungen finden kostenfreie Aufnahme. = 231 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Berliner Typographische Gesellschaft. Zu der am Mittwoch, 27. März, abends 9 Uhr im neuen Vereinslokal Becker’s Bierhallen Kommandantenstrasse 62, I Treppe stattfindenden Sitzung ladet mit der Bitte um zahlreiches und pünkt liches Erscheinen hierdurch ergebenst ein der Vorstand. TAGES-ORDNUNG. 1. Geschäftliches. 2. Vortrag des Herrn Wilh. Jahn: »Etwas aus der Geschichte der Schrift« mit Vorlegung der neuesten Publikation des Kunst gewerbe-Museums: Schoppmeyer, Schriftvorlagen. 3. Journal-Revue. 4. Fragekasten. Das geräumige Vereinslokal bietet hinreichend Platz zum eingehen den Studium der ausgelegten Fachliteratur und sonstigen eingegangenen und von 8 Uhr abends ab ausgelegten Neuheiten, worauf die geehrten Mitglieder ganz besonders aufmerksam gemacht werden. Gäste sind willkommen! Internationaler Graphischer Muster-Austausch 1894. Der sechste Jahrgang dieses vom Deutschen Buchdrucker- Verein herausgegebenen Muster-Austausches ist — wie bisher immer — etwas verspätet erschienen, gegen das Vorjahr aber doch um einige Wochen früher versandt worden. Programm gemäss sollte der neu erscheinende Band jedesmal auf dem Weihnachtstisch prangen. Es ist vielleicht gut, dass dieser Fall bisher nie eintrat. Durch die verzögerte Aus gabe steigert sich die Spannung ungemein, und nach der Häufig keit und Hartnäckigkeit der Frage: »Ist der Muster-Austausch noch nicht erscheinen?«, wie man sie während der Zeit des Wartens überall in den betheiligten Kreisen hören kann, wird die Bedeutung dieses Muster-Austausches am besten bewiesen. Er ist bereits ein lieber Bekannter, und Niemand von der grossen graphischen Familie wird ihn je wieder missen wollen; spät kommt er, doch er kommt! Der Muster-Austausch bildet den besten Gradmesser für den jeweiligen Stand typographischer Druckausstattung; seine Bände bilden die besten Annalen der Buchdruckerkunst, aus denen der graphische Forscher kommender Geschlechter die Entwickelung und die Abstufung unseres Zeitgeschmackes mit Leichtigkeit feststellen und ihren Ursachen und Folgen nachgehen wird. Dies sein idealer Werth; sein praktischer Nutzen ist wohl längst und allüberall anerkannt: gegenseitiges Anregen zu frischem, frohem Weiterschaffen, vorbildlich für den Lernenden, anspornend für den Aufstrebenden. Von Gegnern wird dem Muster-Austausch vorgehalten, dass er zu viele »Paradepferdchen « enthalte. Diesen ganz unbegründeten Vorwurf selbst zugegeben, so können wir hierin nur eine berechtigte Eigenthümlichkeit erblicken; wer an Alltagsarbeiten seine Studien machen will, findet hierzu überall und jederzeit Gelegenheit. Um von solchen Arbeiten Kenntniss zu bekommen, bedarf es nicht eines »Muster-Austausches«. Welche Höhe ein Kunstgewerbe erreicht hat, kann aber nur an solchen Erzeug nissen gemessen werden, welche unter Zuhilfenahme aller zu Gebote stehender Kräfte geschaffen sind. Je weniger Muster arbeiten ein Kunstgewerbe hervorbringt, um so schlechter wird es mit ihm — in idealer wie in materieller und wirthschaftlicher Beziehung — beschaffen und um so geringwerthiger werden seine Tages-Erzeugnisse sein. Die jährlich wachsende Fülle rein typo graphischer Musterarbeiten beweist aber, dass sich das graphische Kunstgewerbe fortdauernd auf aufstrebender Bahn befindet. Deshalb waren für den vorliegenden sechsten Band rein litho graphische Beiträge nur so weit zulässig, als dieselben wirklich Neues und Hervorragendes enthielten. Hierdurch ist die Anzahl der gelieferten Beiträge etwas gesunken: von 317 auf 287 Beiträge, der ganze Band giebt aber ein umso geschlosseneres Bild von den Leistungen der nimmer rastenden Typographie. Nach den Ländern geordnet vertheilen sich die 287 Beiträge wie folgt: Amerika 1 Grossbritannien . 40 Rumänien . . 1 Belgien 1 Italien . . . . . 5 Russland . . 9 Dänemark u. Skandinavien 11 Niederlande . . . 12 . Schweiz . . . 11 Deutschland 152 ; Oesterreich-Ungarn 42 ! Türkei ... 2 Unter den typographischen Arbeiten überwiegen die in Frei manier gehaltenen bei weitem die sogenannten stilvollen; neben vielen gelungenen Entwürfen zeigt sich auch manche Ueber- treibung der freien Druckausstattung. Wohl überall tritt aber das Streben nach möglichst selbständiger und effektvoller Aus schmückung zu Tage. Der Anwendung verlaufender Töne zur Füllung und Festlegung von Leisten- und Kästchenformen, offenen Kreisen, fliegenden Bändern und Blättern usw., sowie der An bringung der bunt kolorirten Vignette neben lebhaften Schriften ist weitester Spielraum gelassen. Freimanier! scheint die Parole auf der ganzen Linie geworden zu sein. Die Behandlung grösserer farbiger Flächen zeigt gegen das Vorjahr einen entschiedenen weiteren Fortschritt. Unter den Papiersorten tritt neben Kreidepapier besonders das weisse oder farbig getönte Kunstdruckpapier auf. Die Zinkographie wird zu eigenartigen illustrativen Ausstattungen mehr und mehr heran gezogen; unter den eigentlichen Illustrationsdrucken dieses Bandes finden wir autotypische Reproduktionen am häufigsten. Von autotypischen Chromographien finden sich nur wenige, allerdings vorzügliche Blätter; nur ungern vermissen wir auch regere Betheiligung mit Dreifarbenbuchdrucken. Das Studium des Naturfarbendruckes, die Vorführung seiner Vortheile und vielleicht auch seiner Nachtheile wäre für die meisten Theilnehmer gewiss interessant, und für die darbietenden Firmen bliebe das so angeregte Interesse gewiss nicht ohne Nutzen. In vielen Fällen kann der Dreifarbenbuchdruck vorzügliche Resultate haben; seine Dienstbarmachung für die bessere Accidenzarbeit dürfte der Typographie und der Zinkographie ungeahnte Erfolge bringen. Unter den vorab zu besprechenden deutschen Beiträgen fesseln zunächst einige »stilvolle« Blätter die Aufmerksamkeit. Die Reichsdrucherei (132) bietet ein zweifarbig auf Bütten papier gedrucktes Blatt, markig in der Ausstattung und interessant im Inhalt. Danach lässt sich Ludwig Carbo in der Widmung der ersten Ausgabe von Plinius’ Briefen an den Fürsten Borsi, Herzog von Modena, also vernehmen: »Man darf unserem jahrhundert glück dazu wünschen, erhabener Borsi, trefflichster herzog, dass gerade in ihm die edelsten künste am meisten erblühen. Hierzu aber hat ein ungemein bequemes hülfsmittel dargeboten der edelgeartete geist der Deutschen, der die überaus kunstreichen formen des buchdrucks ersann, dergestalt, dass von den geistreichsten schriftstellern zu derselben zeit stets eine fülle von exemplaren zur hand sind, und jedes nützliche buch in grosser zahl und zu billigerem preise hergestellt werden kann.« Diese nur 30 Jahre (1471) nach dem sogenannten Erfindungs jahr der Buchdruckerkunst niedergeschriebenen Sätze sprechen eine so grosse Anerkennung der Grossthat Gutenbergs aus, dass dieselben auch heute noch ohne jede Aenderung in einer Kultur geschichte Aufnahme finden könnten. Die technische Herstellung des Blattes ist die bekannte sorgfältige. Der Text ist aus Tertia Altgothisch gesetzt, mit rothem Uncial-Initial und roth liniirt. Der geschlossene gothische Rahmen ist schwarz gedruckt und enthält in kräftiger Zeichnung unten Reichsadler und »Berlin— Reichsdruckerei«, links eine 8 Cicero breite Weinranke (Weiss auf Schwarz) und rechts und oben eine 3 Cicero breite Eichen-