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Sicherheitspapier. Ueber ein in England patentirtes Verfahren zur Herstellung von Sicherheitspapier auf elektrolytischem Wege, an welchem die Chemiker C. F. Cross, E. J. Bevan und C. Beadle betheiligt sind, entnehmen wir »The World’s Paper Trade Review« Folgendes. Das Papier wird mit Wasser oder anderer Elektrizität leitenden Flüssigkeit befeuchtet und auf eine Metallplatte gebracht, welche mit dem einen Pol einer elektrischen Batterie verbunden ist. Mit dem andern Pol steht ein metallischer Griffel oder Stempel in Verbindung. Man schreibt mit dem Griffel wie mit einem Blei stift auf dem Papier, oder drückt den Stempel leicht darauf, wo bei ein elektrischer Strom durch das Papier geht. Hierbei gehen durch Elektrolyse Theilchen des Griffels oder der Metallplatte, je nach der Richtung des Stromes, in Lösung und durchdringen das Papier, entsprechend den mit dem Griffel gezogenen Linien oder der Form des aufgedrückten Stempels. Je nach der Art des ver wendeten Metalles ist die Schrift ohne weiteres sichtbar, oder kommt erst bei Anwendung von Reagentien zum Vorschein. Wenn z. B. Silber auf die beschriebene Weise in das Papier gebracht wird, so sind die Schriftzüge sofort zu erkennen, während Kupfer- oder Eisenverbindungen erst nach Behandlung mit Ferrocyankalium deutlich hervortreten. Man kann auch das Papier statt mit Wasser mit der Lösung eines passenden Reagens befeuchten, oder mit einem solchen schreiben, die den verwendeten Chemikalien ent sprechende Farbe kommt dann sofort zum Vorschein. In manchen Fällen, beispielsweise wenn man einen Platin- Griffel benutzt, wird, ohne dass Metall in Lösung geht, das Papier derart verändert, dass die darauf gezogenen Linien beim Befeuchten sichtbar werden. Papier in Bogen oder in endloser Bahn lässt sich auf diese Weise unverwüstlich zeichnen, indem man es einfach durch zwei Walzen laufen lässt, wovon die eine mit dem einen Pol, die zweite mit dem andern Pol einer Elektrizitätsquelle in Verbindung ge setzt wird. Gewebe lassen sich auf die gleiche Art behandeln. Ein Syndikat »Electograph Syndicate Ltd« mit Lstr. 2000 Ka pital will die Ausbeutung der Erfindung in die Hand nehmen. Pariser Neuheiten in Briefpapier. (Nachdruck verboten. Paris, März 1895. Für Briefpapier und Umschläge wechselt die Mode sehr rasch. Nicht etwa, dass das, was vor einigen Monaten das Neueste war, jetzt gänzlich unmodern sei, aber es ist nicht »dernier cri«, und wenn sie zu Neuanschaffungen schreitet, speziell wenn es sich um Luxussachen handelt, würde die Pariserin sich ein Gewissen daraus machen, etwas Anderes zu wählen, als was als die letzte Schöpfung auf diesem Gebiete gelten kann. Die grossen Briefbogen werden zum Theil durch die Korrespondenzkarten verdrängt, zum Theil sind sie von so winzigen Dimensionen, dass sie als solche gelten könnten. Die neueste Farbe ist Husaren blau, und ein schönes dunkles Rosenroth, das unter dem Namen »Aetna« geht. Der elegante Karton, für 50 Bogen und Umschläge berechnet, — nur die einfacheren Briefpapiersorten liegen noch zu 100 zusammen — trägt in Silberschrift die Aufschrift »hussard«. Die Ecken schmücken Verzierungen aus hellerem Blau mit silbernen Sternchen. Für nicht minder chic gilt königsblaues Briefpapier mit ganz leichter, silberner Schraffirung. Die Ecken der Bogen und Umschläge zeigen eine hochgepresste Goldmuschel. Die modernen Ausschmückungen sind vielfach in Metall- Imitation. So ist ein sehr schönes hellterrakottafarbenes Brief papier mit silbernem Hufeisen schräg in der Ecke bedruckt, ein anderes in Luisenblau zeigt rechtwinklige, glatte bronze farbene Eckverzierungen, die hoch aufliegen und an Metall einfassung erinnern. Bei einem dritten geht eine schmale ä jour-Borte in derselben Art rings um den ganzen Bogen. Bei den Umschlägen ist dieser silberne oder goldene Rand meist auch zu sehen, aber bedeutend schmäler, gleichsam nur wie ein blitzender Saum. Wunderschön macht sich ein himmelblaues Briefpapier, dessen Bogen und Umschläge von einer silbernen oder goldenen, leicht gerieften, ganz feinen Schnur eingefasst zu sein scheinen. Die Umschläge sind an der Querseite zu öffnen und sehr länglich. Zur Zeit sehr beliebt ist auch himbeerfarbenes Brief papier, sowie jene Färbung, die entsteht, wenn man Erdbeeren mit Sahne zerdrückt. »Milchkaffee« ist ebenfalls eine Leibfarbe der Pariserin. Im allgemeinen sind jetzt mehr lebhafte als matte Schattirungen beliebt und vor allem mehr helle als dunkle. Etwas ganz Neues sind Briefbogen, die wie glänzender oder matter Rips, Diagonalgewebe und sogar wie Sammet aussehen. Als besonders hübsch fielen mir äusserst breite und sehr kurze Bogen in Lichtgrün und Zartlila auf, die an schweren Seidenrips erinnerten. Marmorirtes Papier sieht man ebenfalls, auch ganz fein gemasertes und gewässertes. Moire' antique-Briefbogen, in Farbe wie Elfenbein, auch rostfarben und buttergelb gehören mit zu dem Elegantesten was wir haben. Was die Form anbelangt, so sind die meisten Bogen kurz und breit und alle sehr klein, lange nicht an die früher üblichen Dimensionen heranreichend. Besonders die stark gemusterten, geblümten oder besternten, oder mit feinen Punkten in der hellsten Färbung des Papiers überstreuten Bogen sind äusserst winzig und nicht für lange Herzensergüsse bestimmt. Einzelne sind mit Monogramm oder ganz kleiner schräger Krone, in Silber oder Gold, auf der Innenseite in der linken Ecke bedruckt, während auf der gegenüberstehenden Seite rechts sich die Adresse des Absenders in feiner, farbiger Schrift vorfindet. Diese Ein richtung ist vorzugsweise bei sehr zartem, durchsichtigem Papier getroffen worden, wo die Schrift durch den Umschlag durch- scheinen kann. Dadurch, dass man auf den innern Seiten schreibt, wahrt man seine Geheimnisse besser. Da die Bogen so klein sind, ist ein spekulativer Kopf auf den Gedanken gekommen, alle die Höflichkeitsphrasen und ein leitenden Redensarten, mit denen der Brief eines wohlerzogenen Menschen zu beginnen hat, schon fertig vorgedruckt als En-tete zu geben, an Stelle des Monogramms oder auch dicht unter dem selben. Da lesen wir denn: Wie geht es Dir und den Deinen? — Ich hoffe Du bist gesund. — Mir geht es gut. — Alle lassen herzlich grüssen usw. Die Sätze werden in ganz feiner blauer, schwarzer oder rother Schrift einer unter den andern aufgedruckt, mit kleinen Goldsternchen dazwischen, die die einzelnen Absätze markiren; manchmal ist der Bogen am linken Rande bis unten zu damit bedeckt. Die kleine Spielerei macht den Parisern viel Spass, und die Sachen finden guten Absatz. Als geschmackvollste neueste Einfassung für das Monogramm oder einen einzelnen Initial, der nicht winzig genug sein kann, haben wir ein zierliches Medaillon, ungefähr von der Grösse einer Haselnuss, von dem sich die Buchstaben in Gold hoch gepresst abheben. Es soll aussehen, als wäre vorher ein Stempel auf das Papier gedrückt worden, und erst nachher der Buchstabe darüber; man wählt meist Blau, Roth oder Schwarz. Zuweilen wird dasselbe noch durch einen haarfeinen Rand begrenzt, welcher eine Goldschnur vorstellt, unten in mehrere Schlingen geknüpft und mit dicken Troddeln versehen. Auch Umschläge erhalten diese Verzierung, nur dass sie, wenn möglich, noch kleiner als auf den Briefbogen ist. Wo das Monogramm oder die kleine Krone angebracht wird, ist dabei ganz gleichgiltig; es hat ebensowohl in der linken als in der rechten Ecke oben und unten, oder auch in der Mitte des Umschlags seinen Platz. Erwähnenswerth sind noch Umschläge mit andersfarbigem Ueberschlag, sowie man auch bunt gefütterte Briefbogen, beispielsweise auf einer Seite grau und auf der andern röthlich, wieder einzuführen beginnt. In Korrespondenzkarten ist die Auswahl nicht minder gross als in Briefbogen und wächst noch von Tag zu Tag. Äusser, wo es sich um ernstere Mittheilungen handelt, greift man allgemein zu den Korrespondenzkarten, die nicht viel Raum zum Schreiben bieten, und wo der Empfänger garnicht Ausführlicheres erwarten kann. Die Korrespondenzkarten entsprechen daher so recht einem Bedürfniss unserer Zeit. Die beliebteste Form der Karte ist schmal und lang mit feinem Goldschnitt, doch giebts auch ganz winzige Kärtchen. Die neueste Spielerei sind Karten, die wie ein abgerissener Papierstreifen, oft geradezu nur wie ein Fetzen aussehen. Der Rand ist unregelmässig gezackt, als wäre dieses Stück wirklich von einem andern abgerissen worden, das soll die grosse Eile bedeuten, der man sich beim Nachrichten geben befleissigt hat. Einige Korrespondenzkarten sind in körnigem Papier mit Wasserdruck, andere glänzend glatt oder auch moirirt, und zwar besonders hübsch in Perlmutterweiss und Theerosa. Auch die Korrespondenzkarten sind jetzt mit Respekt blatt beliebt. Die Ecke des Vorderblattes mit einigen Stief mütterchen, einem Vergissmeinnicht oder einem schräg liegenden Apfelblüthenzweig geschmückt, wird fächerartig zurück und über einander gefaltet. Eine weitere Verzierung durch Initialen ist dann nicht mehr zulässig. Für Kinder ist ein sehr niedlicher Karton mit Korrespondenzkarten erschienen, die fortlaufend ver schiedene lustige Szenen aus dem Leben der Kleinen darstellen. Für grössere Mädchen sind reizende zartfarbige Sachen da; in der linken Ecke prangt der voll ausgeschriebene Vorname mit riesigem Schnörkel darunter, der mit Metallstaub bestreut ist und in allen Farben schimmert. ...