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Buchdruck ® ® ® ege Steindruck 098 Sachliche Mitthellungen finden kostenfreie Aufnahme. e —eSYe.m » Buchgewerbe =- Mr. 28 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Buchbinderei @ ® © ® e Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung. Schmutzumschlag des 15. Jahrhunderts. Während die Schmutzumschläge noch vor wenigen Jahr zehnten sehr einfacher Art und ganz anspruchslos waren, hat man in neuester Zeit auf deren Ausstattung ein ganz besonderes Gewicht gelegt. Sie werden nunmehr in künstlerischer Aus führung, in reichem Farbendruck hergestellt, oder der Text der- Fig. 1. selben wird in so geschickter und auffallender Weise typographisch angeordnet, dass sie die Aufmerksamkeit der Besichtiger auf sich und auf das Werk ziehen, das sie umschliessen, womit sie ihren Zweck vollständig erreicht haben. Im vorigen Jahrhundert waren die Schmutz Umschläge ebenfalls sehr primitiver Natur; wenn sie nicht eine einfache Wiederholung des ja bekanntlich damals gleichfalls sehr nüchternen Titelblattes in einer einfachen Linienumrahmung enthielten, so bestanden sie häufig aus marmorirten oder einem der mit Kattunmodel gedruckten Bunt papi ere ohne irgend welchen aufgedruckten Text, welche an Stelle des noch fehlenden Einbandes das broschirte Buch vor Staub und Schmutz bewahren sollten. Wie es im 17. und 16. Jahrhundert hinsichtlich der Schmutz umschläge gehalten wurde, wissen wir leider nicht; es ist uns noch nicht gelungen, hierüber Aufschluss zu erhalten oder irgend welche Anhaltspunkte zu finden. Etwas glücklicher sind wir merkwürdiger Weise in Bezug auf die frühere Zeit, auf das Jahrhundert, in welchem die Buchdruckerkunst erfunden wurde. Man findet in Druckwerken des 15. Jahrhunderts, die noch ihren ursprünglichen gleichzeitigen Einband haben, nicht selten auf den inneren Seiten der Deckel derselben bedruckte Bogen, welche manchmal querliegen, eingeklebt, die Makulatur- oder Korrektur bogen waren und unzweifelhaft vor dem Einbinden das Druck werk vor dem Beschmutzen bewahren sollten, also Schmutz umschläge waren. Man nahm zu solchen also irgend ein schon benutztes, zum Drucke nicht mehr brauchbares Papier. Der bekannte Bibliograph Dr. phil. F. Wilh. E. Roth in Geisenheim, der in den Mittheilungen des historischen Vereins der Pfalz soeben ein Verzeichniss der in den ältesten Buch druckereien zu Speyer hergestellten Druckwerke veröffentlicht, führt ein von Peter Drach 1477 gedrucktes Werk: »Antonius archiepiscopus Florentinus, summae theologicae pars II,« an, von dem sich auch in der grossherzoglichen Bibliothek zu Darm stadt ein Exemplar befindet. Er schreibt über dasselbe: »Das letztere Exemplar ist interessant durch einen am Ende des Registers angebundenen einseitig bedruckten Korrekturabzug der vorletzten Seite des Registers. Dieses Blatt diente jedenfalls zum Schutze des Exemplars und ward beim Binden beibehalten. Das Blatt ist mit rother Farbe verschmiert und dadurch als werthlos bezeichnet.« Neben diesen primitiven Schutzumschlägen kamen aber auch einzelne besonders angefertigte und entsprechend geschmückte Umschläge vor. In der Bibliothek des Germanischen Museums befindet sich ein Exemplar des von Erhard Radolt in Augsburg 1493 gedruckten Buches »Das buch der lehenrecht«, dessen Titelblatt lediglich letztere Inschrift in einfachen Buchstaben, ohne jeden Zusatz und ohne jeden Schmuck enthält. Reiches Zierwerk zeigt dagegen der Schmutzumschlag, welchen dieses Werk noch hat, was äusserst selten vorkommt. Dieser Schmutz umschlag, Fig. l,istaufderVorder-undRückseite durchbreite Rahmen geschmückt, die, in Holzschnitt ausgeführt, auf schwarzem Grunde weisses Ranken- und Blattwerk in symmetrischer Anordnung, wie ausgespart erscheinend, enthalten und von Radolt sicher von Venedig nach Deutschland — das Buch ist in Augsburg gedruckt — mitgebracht worden ist. In dem verhältnissmässig kleinen rechteckigen Felde des vorderen Blattes ist der Titel des Buches nun ganz ausführlich eingedruckt: »Römischer Keiser bestätt glaubhäftig lechenrechtbuch zesampt anderen rechten hierinne begriffen durch Obertum zesam gesetzt, alle geistlich und weltlich personnde so lehen ze leihen oder zu entpfahen haben antreffende. Jhesus. Maria. M. cccc. Lxxxxiiij.« Das reich verzierte Umschlageblatt mit der ausführlichen Inhalts angabe und der Jahreszahl bildet einen grossen Gegensatz zu dem schmucklosen Titelblatt mit der einen Zeile Text! Und doch kann man das Umschlageblatt als einen Vorläufer der verzierten Titelblätter betrachten. Bei dem hinteren Blatte ist das mittlere Rechteck ebenfalls durch Ornament ausgefüllt, das in der Mitte einen leeren Wappen schild enthält, Fig. 2, in welchen der Besitzer des Buches die Figuren seines Familienwappens einzeichnen konnte. Wir haben hier also auch ein Exlibris vor uns, das Jedermann durch Anbringung seines Wappens zu dem seinigen machen konnte. Diese Ein richtung steht im 15. Jahrhundert nicht allein; recht empfehlens- werth ist sie aber nicht, da sie jenen Käufern des Buches, die ihr eigenes Zeichen führten, vorgriff. In unserem Exemplare ist das Wappen der fränkischen Adelsfamilie von Schaumberg ein gezeichnet. In den Abbildungen ist das mittlere Feld des Vorder blattes und das Wappenschild der Rückseite leer gelassen, da der Schmutzumschlag so gebräunt ist, dass er nicht direkt auf genommen, sondern erst nach Herstellung einer Zeichnung in 3/5 der Originalgrösse reproduzirt werden konnte.