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Gerbleim. Freiburg i. B., 1. März 1895. Infolge der Anfrage der Redaktion der Papier-Zeitung auf S. 466, unter • Leim aus Sulfit-Ablaugen« erlaubt sich der Unterzeichnete Nachfolgendes mitzutheilen. In Hof i. B. habe ich seit einigen Monaten eine Fabrik fertiggestellt, in welcher der in der Anfrage genannte Herr die kaufmännische Direktion jetzt hat, zur Ausnutzung der Ablaugen und zwar unter der Firma: A. Mitscherlich, »Fabrik zur Cellulose-Ablauge-Ausnutzung«. In dieser Fabrik benutze ich mehrere durch Patent bez Patenteinreichungen geschützte Verfahren. Zu diesen gehört die Herstellung eines Leims für die Papier fabrikation, welcher aus thierischem Leim ähnlichen Stoffen mittels Gerbung durch den Gerbstoff der Sulfitzellstoff-Ablauge hergestellt und in gelöstem Zustand verschickt wird. Die Produktion beträgt vorläufig erst etwa 30 Centner täglich. Dieser Leim giebt dem Papier ähnliche Eigenschaften wie der thierische Leim und lässt sich in gleicher Weise bei der Leimung im Papier verwenden wie der Harzleim. Ueber die Eigenschaften dieses Körpers theile ich noch Folgendes mit: Der Gerbleim, wie derselbe von der erwähnten Fabrik geliefert wird, ist eine gelbe, neutralreagirende Lösung einer Verbindung von einem Gerb stoff mit einem leimartigen Körper, welcher sich in jedem Verhältniss mit Wasser, auch mit kalkhaltigem, verdünnen lässt. Je nach dem spezifischen Gewicht hat diese Flüssigkeit einen grösseren oder geringeren Gehalt an festem Gerbleim. Durch das spezifische Gewicht wird demnach die Menge an festem Gerbleim in der Lösung schnell bestimmt. Eine Erhöhung des spezifischen Gewichtes um 0,004 entspricht einem Mehrgehalt an festem Gerbleim von 1 pOt. Die genaue Bestimmung des Gehalts an Gerbleim in der Flüssigkeit wird in folgender Weise gemacht: Einige, etwa 10 kbcm werden mit dem fünffachen Wasser versetzt, aus der Flüssigkeit wird dann durch Zusatz von schwefelsaurer Thonerde der Gerbleim gefällt, die Flüssig keit geschüttelt und auf einem gewogenen Filter abfiltrirt. Die festen Massen werden zuletzt nach dem Trocknen an der Luft mit dem Filter gewogen und bestimmt. In der sehr verdünnten Gerbleimlösung entsteht durch Zusatz von schwefelsaurer Thonerde eine weisse, käsige, langsam zu Boden sinkende Fällung. Diese Fällung, sowohl für sich allein als auch im Papier, löst sich leicht und ganz in alkalischen Flüssigkeiten, am bequemsten in ver dünnter Sodalösung. Geschieht nun diese Fällung des Gerbleims im Papier brei, so findet eine Leimung des Papiers in vollständig gleicher Weise wie durch Harzleim statt, nur mit dem Unterschiede, dass durch diese thierische Leimung ein festeres Zusammenkleben der einzelnen Fasern entsteht und Bedingungen eintreten, welche einen viel stärkeren Zusatz von Füllmaterial, wie Holzschliff und Erde, gestatten. Hierbei entsteht fast keine dunklere Färbung des Papierbreies oder des Papieres, wenn die benutzte Thonerde nicht stark eisenhaltig ist. Zur Leimung von Papier wird nun die Gerbleimlösung in ganz gleicher Weise benutzt wie die Harzleimlösung, und deshalb ist hier nur wenig über die Verwendung des Gerbleims anzugeben. Der Gerbleim bewirkt wohl festes Zusammenkleben des Papierstoffes, ist aber erst in grösseren Mengen imstande, das Durchschlagen von Flüssigkeiten, z. B. Tinte, zu verhindern. Durch Kalandern des Papiers wird das Durchschlagen der Tinte erleichtert. Es wird deshalb nur Gerbleim allein verwendet bei Druckpapieren usw., bei Schreibpapieren dagegen ist ein Zusatz von Harz leim und zwar in dem Verhältniss von 1 Harz- zu 4 Gerbleim bis 1 zu 1 zweckmässig. Die Mengen, in welchen der Zusatz dieser beiden Leimarten zum Papierbrei geschieht, sind vollständig abhängig von der Stoffmischung und von der beabsichtigten grösseren oder geringeren Festigkeit des Papiers, oder auch von dem gewünschten Maass der Undurchdringlichkeit desselben für Tinte. Man erreicht häufig schon eine gute, nicht durchschlagende Leimung und eine genügende Festigkeit bei Stoffen - mit grossen Mengen Füllmaterial bei Anwendung von 11/3 pCt. Harz- und 3 pCt. Gerbleim, oder eine Leimung für Druckpapier bei Anwendung von 3 pCt. Gerbleim. Selbstverständlich wird die Gerbleimung gleichzeitig mit der Harzleimung im Papierbrei vorgenommen. Bei grösserem Zusatz von Gerbleim können brauchbare Papiere nur aus Holzschliff ohne alle Lumpen oder Zellstoff bergestellt werden. Zum Herausfällen des Gerbleims wird nun zu dem keinen Säureüber schuss enthaltenden Papierbrei kurze Zeit vor der Entleerung des Holländers zunächst die schwefelsaure Thonerde (für helle Papiere eisenfreie) in der Menge von 1/4 des festen Gerbleims geschüttet, dann nach guter Mengung derselben mit dem Papierbrei der Gerbleim nach etwa zweifacher Ver dünnung in dünnem Strahle allmälig hinzugegossen. Bei Verwendung von Harz- und Gerbleim müssen selbstverständlich zur Fällung des Harzleimes die für den ersteren nothwendigen Mengen von schwefelsaurer Thonerde besonders zugesetzt werden. Bei etwaigem Schäumen des Papierbreies wird eine verhältnissmässig geringe Menge von Petroleum oder Oel zu denselben hinzugesetzt, wodurch das Schäumen verhindert wird. Als Nachtheil des Gerbleims muss angeführt werden, dass nicht solche Papiere mit Gerbleim geleimt werden dürfen, bei denen es auf eine tadel lose weisse Farbe ankommt, weil, wie bei der gewöhnlichen thierischen Leimung, eine etwas dunklere Färbung durchdenseiben entsteht. Die Ver schlechterung der Farbe ist freilich bei Anwendung von eisenfreier schwefel saurer Thonerde ausnehmend gering. Die Vortheile der Gerbleimung dagegen sind folgende: 1. Diese Leimung stellt sich sehr billig. 2. Der Gerbleim ist stets von vollständig gleicher Beschaffenheit, bewirkt also unter gleichen Verhältnissen stets die gleiche Leimung. 3. Der Gerbleim in der übersandten konzentrirten Lösung bleibt in ver schlossenen Gefässen vollständig unverändert, gleichgiltig, ob er in kalten oder heissen Räumen aufbewahrt wird. 4. Er gestattet sofortige Verwendung ohne Vorbereitung. 5. Sehr kalkhaltiges Wasser verhindert die gute Leimung nicht. 6. Die gleiche Art der Leimung findet statt wie beim Harzleim in der ganzen Masse durch einen Körper, der ähnlich wie thierischer Leim wirkt. 7. Die gleichzeitige Leimung von Gerbleim und Harzleim in beliebigen Mengenverhältnissen ist ermöglicht. 8. Eine etwa verunglückte Harzleimung kann durch die Gerbleimung auf- gebessert werden. 9. Ein starkes Zusammenkleben des angewandten Papierstoffes geht vor sich, und infolgedessen wird ein grosser Zusatz von Holzschliff und Erde, und eine Herstellung von Papier nur aus Holzschliff möglich. 10. Ein geringerer Verlust von Holzschliff und Erde wie bei der Harz leimung wird auf den Sieben bewirkt. 11. Verhältnissmässig mehr und besseres Papier wird vom Eintrag gewonnen. 12. Die Leimung beeinträchtigt ebensowenig wie die Harzleimung das Färben des Papiers. 13. Das Papier ist klangvoller und griffiger. 14. Die Papiere werden viel weniger als die harzgeleimten durch Licht verändert. 15. Die Papiere lassen sich durch weniges Verrühren mit schwacher Soda lösung sofort wieder in Papierbrei verwandeln, ohne dass das neue Papier dem älteren gegenüber nachsteht an Färbung und Festigkeit. A. Mitscherlich. Gautschwalze. Die amerikanische Patentschrift Nr. 533 356 von W. J. Hoff man in Ancram, N. Y., beschreibt eine Gautschwalze für Cylinder- maschinen, welche mit einer Anzahl loser Filzstreifen bekleidet ist und dadurch eine schwammähnliche, immer weichbleibende Oberfläche erhält. Fig. 1 zeigt eine Cylindermaschine mit der über dem Sieb- cylinder 11 im Nassfilz liegenden Gautschwalze. Fig. 2 ist ein Fig- 1. Querschnitt durch die Walze; ihr Mantel 13 ist mit Holzleisten 15a bekleidet, auf welchen die Filzstreifen 16 durch in ihrer Mitte liegende Drähte 17 über die ganze Walze, parallel zu der Welle 15, derart angebracht sind, dass beide Enden frei abstehen; dies wird durch Fig. 3 an einem in vergrössertem Maassstab gezeichneten Stück der Walze veranschaulicht. Die gleichzeitige Befestigung der Filzstreifen und Drähte auf dem Holzmantel der Walze geschieht durch Klammer-Nägel n; die in eine Oese aus laufenden Drähte werden an den Stirnseiten der Walze durch Schrauben oder auf beliebige andere Art festgehalten. Die Walze wirkt also ähnlich wie die in Hofmann’s Hand buch, Seite 675, beschriebenen Wickelwalzen.