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Mr. 22. PAPIER-ZEITUNG. 669 Art des von der Post-Ordnung gestatteten Textes, sowie von Abbildungen und dergl. Dieser Theil der Post-Ordnung lautet: Der Absender darf auf der Aussenseite einer Postsendung äusser den auf die Beförderung bezüglichen Angaben noch seinen Namen und Stand, seine Firma, sowie seine Wohnung vermerken. Bei Briefen können weitere Angaben und Abbildungen, welche sich auf den Stand, die Firma oder das Geschäft des Absenders beziehen, unter der Be dingung hinzugefügt werden, dass die sämmtlichen, nicht die Beför derung betreffenden Vermerke etc. in ihrer Ausdehnung etwa den sechsten Theil des Briefumschlags nicht überschreiten und am oberen Rande des Briefumschlags auf der Vorderseite oder Rückseite sich befinden. Auf der Rückseite der Briefumschläge, und zwar auf der Verschlussklappe, können ausserdem solche Zeichen und Abbildungen angebracht werden, welche im allgemeinen als Ersatz für einen Stempel abdruck anzusehen sind. Anmerkung: Als Ersatz für einen Siegel- oder Stempelabdruck auf der Rückseite der Briefumschläge sind u. a. Monogramme, Abbildungen von Blumen, Thieren, Köpfen und sonstige Bildchen sowie Sinnsprüche für zulässig zu erachten, sofern diese Abbildungen etc. nur in der etwa die Mitte des Briefumschlags treffenden Spitze der Verschluss klappe angebracht sind und über die Verschlussklappe selbst nicht hinausgehen. Gesundheitspflege in Buchbindereien. »Hänschen will Buchbinder werden, riecht zu sehr der Kleister.« Diese beiden Verse haben es wohl verschuldet, dass die Nichtfachleute den Kleister für den Verbreiter schlechten Geruches in der Buchbinder-Werkstatt halten. Ganz mit Unrecht, denn brauchbarer Kleister riecht überhaupt nicht auffallend, erst wenn er verdirbt und in Gährung übergeht, macht er sich durch einen unangenehmen Geruch bemerkbar; dann soll er aber auch schleunigst fortgeworfen werden. Die Fachleute wissen besser, was in der Buchbinderwerkstatt so scharf und unangenehm riecht, und mancher Buchbinderei besitzer, der auf reine, gesunde Luft hält, hat wohl auch schon mit leidlichem Erfolg versucht, die Erreger dieser Gerüche aus seiner Werkstatt zu verbannen. Vollständig ist das nun freilich nicht möglich, aber wer für die eigene sowie für die Gesundheit seiner Leute besorgt ist, soll wenigstens sein Möglichstes thun, durch Reinhaltung der Werkstatt dieses kostbarste Gut der Menschen vor Schaden zu bewahren. Die Gesundheitsverhältnisse unter den Buchbindern sind sowieso nicht die besten. Schwindsucht und andere Krankheiten fordern jährlich viele Opfer, und man ist gern bereit, dafür die buch binderischen Arbeiten verantwortlich zu machen. Freilich dürfte es schwer sein, einen stichhaltigen Grund dafür anzugeben. Früher, als noch mit dem Hobel beschnitten wurde, mag das Beschneiden in gebückter Stellung bei übermässiger Anstrengung der Muskeln vielleicht den Grund zu mancher Krankheit gelegt haben. Heut ist das jedoch ein überwundener Standpunkt. Man findet fast in allen Werkstätten Beschneidmaschinen, an denen ohne jeden gesundheitlichen Nachtheil gearbeitet werden kann. Eine andere Arbeit, welche man als Krankheitserreger zu betrachten pflegt, ist das Goldschnittmachen. Die Schnitte werden mit dem sogenannten Glättzahn geglättet, der gegen die Schulter gestemmt wird. Da diese Arbeit in gebückter Stellung vorge nommen werden muss und einen ziemlichen Kraftaufwand er fordert, so ist sie für schwächliche Personen ziemlich anstrengend. Auch das Vergolden gilt als ungesunde Arbeit, und wohl mit einigem Rechte. Der Geruch, welcher von den heissgemachten Messingwerkzeugen ausströmt, mag für die Lungen nicht zuträglich sein, ebensowenig für die Nerven, denn Thatsache ist, dass viele Buchbinder, die wochenlang anhaltend vergolden, über Kopf schmerzen klagen. Dazu trägt auch das Gas bei, welches zum Heissmachen der Werkzeuge dient. Zudem haben viele Vergolder die gesundheitsschädliche Ge wohnheit, den Hitzegrad der Werkzeuge mit aufgetupftem Speichel zu prüfen. Diese Gewohnheit ist entschieden zu verurtheilen, denn der aufgetupfte Speichel hinterlässt nach seinem Verdunsten einen Rückstand auf dem Werkzeug, der sich bei fortgesetztem Arbeiten mit dem Flammenruss vermischt, immer dicker wird und eine unreinliche Kruste ergiebt. Tupft man mit dem Finger bald auf diese Kruste, bald an die Lippen, so können sich ungesunde Stoffe in den Mund übertragen. Die Speichelkruste verbrennt aber auch abwechselnd wieder über der hellen Flamme, wobei sich keineswegs gesunde Dämpfe ent wickeln. Daher sollte der Vergolder niemals Speichel auf seine Werkzeuge bringen. Er setze neben sich auf den Tisch ein Porzellangefäss mit reinem Wasser, in dem sich ,'ein Schwamm befindet, und diesen benutze er zum Prüfen des Wärmegrades. Bei einer derartigen Behandlung bleiben auch die Vergoldewerk- zeuge erheblich reiner. Damit haben wir bereits einige Ursachen des schlechten Geruches und der verdorbenen Luft in Buchbindereien ge funden. Es giebt deren jedoch noch mehr. Zunächst der Leim, der auch in Werkstätten unangenehm duftet, wo er mit den besten Einrichtungen, mit Gas, Spiritus oder Petroleum, erwärmt wird. Der scharfe Geruch haftet dem Leime selbst an, er ist daher nur durch gute Lüftung zu bekämpfen. Daneben muss jedoch alles vermieden werden, was den Leim direkt mit der Flamme in Verbindung bringen kann und seine Verbrennung verursacht, wie Ueberlaufen desselben, Verspritzen mit dem Pinsel u. dergl. Ferner muss man, um die Werkstatt so viel wie möglich luftrein zu halten, gute, nicht dunstende Leimkoch- Apparate anschaffen, wie solche in neuen Konstruktionen zufrieden stellend geboten werden. Viele Buchbinder haben von ihren Vätern das alte Vorurtheil ererbt, das beste Vergoldeeiweiss sei solches, welches bereits in Fäulniss übergegangen ist. Sie bewahren daher dieses faulende Zeug, welches einen widerlichen Gestank verbreitet, monatelang in ihrem Vergoldeschranke auf und hüten es mit Argusaugen; dass dadurch die Werkstatt verpestet wird, macht ihnen keine Sorge; sie freuen sich des stinkenden Präparates, denn sie glauben, in demselben ein vorzügliches Vergoldemittel zu besitzen. Trotzdem sie sich durch einen einfachen Versuch überzeugen können, dass frisches Eiweis besser ist als faulendes, lassen sie doch nicht von ihrem alten Vorurtheil und zwingen ihre Gehilfen, Tag um Tag den widerlichen Geruch ihres unsauberen Präparates einzuathmen. Es ist unbedingt erforderlich, dass das Eiweiss, sobald es in Fäulniss übergeht, sofort beseitigt wird. Auf jeden Fall sollte man Dinge, die einen ungesunden Geruch verbreiten, so viel wie möglich aus der Werkstatt fern halten, und wo das nicht durchführbar ist, die Ausdünstungen nach Kräften zu mindern suchen. Dass in dieser Hinsicht viel von den Buchbindereibesitzern geschehen kann, habe ich durch die wenigen Beispiele bewiesen, denen sich noch eine Reihe anderer anfügen liessen. Besonders wo eine grössere Arbeiterzahl thätig ist, hat der Arbeitgeber auch grössere Verantwortung für die Erhaltung der Gesundheit seiner Leute, und er sollte kleine Kosten nicht scheuen, wo es möglich ist, diese zu fördern. Abgesehen von den Grossbuchbindereien, findet man in mittleren und kleineren Werkstätten selten die Einrichtungen, die in Hinsicht auf die Gesundheitspflege zu fordern sind. Da arbeiten sechs, sieben, zehn Leute in einem engen Raume, in welchem sämmtliche Arbeiten verrichtet werden, ohne Rücksicht darauf, dass manche Arbeit Staub und ungesunde Ausdünstungen erzeugt, die von sämmtlichen Arbeitern eingeathmet werden. Durch die Eintheilung des Arbeitsraumes in mehrere kleine Räume, die theilweise nur durch leichte Bretter- oder Pappwände getrennt sein könnten, wäre das leicht und mit geringen Kosten zu vermeiden. Jede Buchbinderwerkstatt, in welcher mehr als fünf oder sechs Leute thätig sind und viele Vergoldungen ausgeführt werden, sollte mindestens in zwei Räume geschieden sein, in einen Raum für die Arbeiten des Buchblockes und in einen Raum für die Vergoldearbeiten. Diese Eintheilung empfiehlt sich schon aus technischen Gründen. Denn auf die Vergoldearbeiten wirken die übrigen, theilweise geräuschvollen Arbeiten sehr störend ein. Die Tische werden erschüttert, die überaus leichten Goldblätter durch den Luftzug vom Goldkissen geblasen, auf die Goldschnitte lagern sich Papiertheilchen und Staub, und den Handvergolder, der nur dann Gutes leisten kann, wenn er in Ruhe und ohne Störung zu arbeiten vermag, stören die Geräusche der übrigen Arbeiter oft empfindlich. Für die übrigen Arbeiter ist die Abtrennung der Vergolde- werkstatt insofern eine Wohlthat, als sie dann nicht mehr von den ungesunden Dünsten belästigt werden, welche besonders die Vergoldepresse infolge der Heizung ausströmt. Im Sommer erzeugt diese Heizung auch noch eine unangenehme Wärme, die nicht einmal durch Oeffnen der Fenster gelindert werden kann, weil der Luftzug die dünnen Goldblätter entführt. Die Arbeiter sind also gezwungen, in der dumpfen Schwüle, die noch durch die Leimkochapparate erhöht wird, in voller Arbeitsthätigkeit auszuharren. Sie fangen natürlich an zu schwitzen, dabei sondern auch die Hände reichlich Schweiss ab, und jeder Finger markirt sich als hässlicher Schmutzfleck auf dem weissen Papier, welches die Arbeiter unter den Händen haben. Dagegen hilft auf die Dauer weder Abreiben der Hände mit Talkum noch andere Mittel, und es giebt nur eine Hilfe, nämlich die Hitze erzeugende