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vervollkommnen. Mit der Begabung, die heute in vielen Fällen für den Handsatz ausreicht, ist die vortheilhafte Bedienung der Setzmaschine nicht möglich. Bei einer Besprechung der Setzmaschine von Fischer & von Langen schrieb ich (Journ. f. Buchdr. 1881): »Ein Missstand, der fast jede neue Setzmaschine begleitete, lag in den übertriebenen Anpreisungen, die man davon machte. Entweder sollte ihre Einführung einen für alle Zeiten denk würdigen Abschnitt in der Entwickelungsgeschichte der Buch druckerkunst bilden, oder es sollte mit ihr den zu hohen Forderungen der Gehilfen ein wirksames Paroli geboten werden, oder man wollte durch Heranziehung von Knaben und Mädchen den Satz damit äusserst billig herstellen. Alle Maschinen haben diese Erwartungen im Stiche gelassen, und wir meinen: eine Setzmaschine, die ihre Rentabilität nur durch Knaben- und Mädchenarbeit ermöglichen kann, die sollte überhaupt ungebaut bleiben. Der wirkliche Nutzen der Setzmaschine ist nicht in der erheblich billigeren Herstellung des Satzes, sondern in der Bewältigung der Arbeit in wesentlich kürzerer Zeit, auf geringem Raum und in dem Bestreben zu suchen, die Arbeit des Setzers leichter und gesunder zu machen. Darin, dass an Setzmaschinen nur die besten, solidesten und zuverlässigsten Setzer angestellt werden können, weil der Satz auch des best geschriebenen Manuskriptes mittels Maschine stets einen denkenden Setzer erfordern wird, darin, dass jene halben, unzu verlässigen ganz ausgeschieden werden, den verbleibenden aber eine lohnendere und weniger anstrengende Thätigkeit — ähnlich der eines Theiles der Maschinenmeister an den Schnellpressen — zugewiesen wird, darin sehen wir den viel grösseren Nutzen, als in der bedeutend billigeren Herstellung des Satzes, welche bis jetzt noch alle Setzmaschinenbauer versprochen, aber keiner halten konnte.« Im Grossen und Ganzen dürfte diese, vor fünfzehn Jahren ausgesprochene Ansicht auch noch heute zutreffen, trotz der unleugbaren Fortschritte, die der Setzmaschinenbau seitdem erfahren. Den Hauptnutzen von den Setzmaschinen werden die grossen Zeitungen haben, welche damit für die Redigirung mehr Zeit gewinnen. Wesentlich billiger dürfte aber der Satz kaum werden. ; — Hermann Smalian. Mehr Schutz den Büchern. Eine Verunstaltung erfahren die meisten Bücher, sowie sie den Buchhändler verlassen haben, im Besitze von Privaten wie in den Bibliotheken dadurch, dass sie mit irgend einem Stempel oder sonstigem Eigenthumsmerkmal versehen werden. Gegen eine der artige Kennzeichnung liesse sich wohl nichts einwenden, denn sie ist zur Wahrung des Eigenthums, zur Vermeidung von Unter schlagungen, Erschwerung von Diebstählen unerlässlich. Aber die Art und Weise, wie und wo diese Eigenthumsmerkmale an gebracht werden, ist vielfach zu beanstanden. Jeder Buchdrucker weiss, welche Mühe und Arbeit ein Werktitel macht, an dessen Wortlaut weder Umänderungen noch Umstellungen vorgenommen werden dürfen. Wie genau wird die Stellung der einzelnen Zeilen zu einander, die Abstände des Titels von der Schlusslinie und dieser wieder von der Verlags- oder Druckfirma erwogen. Und wenn dann ein einigermaassen befriedigender Titelsatz erzielt ist, der Drucker den richtigen »Stand« getroffen, und der Buch binder das Ganze richtig beschnitten hat, dann kommt der Bücher käufer und drückt entweder einen kräftigen Stempel quer mitten in den Titel hinein oder verewigt sich auf demselben in einer mehr oder weniger geschmackvollen Unterschrift. Oft trifft man auf den Büchertiteln zwei oder mehrere Stempel in blauer oder grüner Farbe, falls der erste Stempelversuch misslungen ist. In grossen Bibliotheken findet man unter 100 Büchern sicher 75, deren Titel mit verkehrt, schräg, doppelt oder unsauber auf gedrückten Stempeln oder handschriftlichen Zeichen versehen und verunstaltet sind. Von dieser Stempelei bleiben weder die so genannten billigen noch die theuersten Prachtwerke verschont. Auf mehrfachen Vorhalt über diese Titelverderberei wurde mir nun einmal entgegnet, dass der Stempel deshalb auf den Titel gedrückt würde, um ein Herausreissen desselben zu verhindern; drücke man den Stempel auf den Vorsatz oder den Schmutztitel, so lasse sich derselbe durch Herausreissen leicht entfernen, wo gegen ein Buch ohne Haupttitel immerhin den Besitzer in Ver dacht einer unrechtmässigen Erwerbung bringe. Andere Stempel- wüthige begründeten ihr Titelverhunzen damit, dass X. oder U., ihr Onkel Professor oder Papa Pfarrer dies ebenso machten. Ich bin aus mancherlei Erwägungen dazu gekommen, dass das Eigenthumsmerkmal auf die in der Regel freie oder höchstens mit einem kurzen Vermerk (Druckfirma, Nachdrucksverbot usw.) versehene Rückseite des Haupttitels gehört; dort genirt es am wenigsten und schützt das Buch ebenso vor Diebstahl wie beim Aufdruck auf den Titel. Das Anbringen des Eigenthumsmerkmals auf der Innenseite des vorderen Deckels (bei gebundenen Büchern) käme in zweiter Linie in Betracht, doch bietet das Verschwinden lassen des Eigenthumsmerkmals für Den, der auf Veruntreuung ausgeht, keine Schwierigkeit, dasselbe lässt sich unauffällig über kleben oder durch Herstellung eines neuen Einbandes entfernen; ein neuer Einband ist bald hergestellt, der Neudruck eines Titels aber ist umständlicher und verdächtig, wenn nicht gar, sofern es sich um älteres oder auf besonderes Papier gedruckte Werke handelt, unmöglich. Um ferneren Verunstaltungen von Büchern vorzubeugen oder solche möglichst zu vermindern, wäre es empfehlenswerth, wenn die Verleger duch entsprechenden Aufdruck auf der Rückseite des Titels dem Stempel oder sonstigem Eigenthumsmerkmale, ebenso der Bibliothek-Katalog nummer von vornherein einen Platz anwiesen. Eine einfache Linien-Umrahmung könnte. den Platz bezeichnen, wo der Eigen thümer die Nummer, den Namen hinein schreiben, einen Stempel aufdrücken oder eine Siegelmarke aufkleben könnte. Nachstehende Form, welche in ihrer Grösse dem Format des Buches anzupassen (Raum flir Stempel oder Unterschrift) wäre, dürfte den Zweck erfüllen. Mag dann der Stempel oder die Unterschrift auch nicht ganz tadellos ausfallen, der Eindruck des Hässlichen wird durch eine einfache, der Ausstattung des Buches entsprechende Umrahmung verwischt. Hoffentlich geben obige Darlegungen Veranlassung zu anderweiten Vorschlägen in Bezug auf Schutz der Bücher vor Verunstaltung durch Stempel usw. E. Praktische Verbesserung an Stellschriftkästen. Eine zwar nur kleine aber nichts desto weniger sehr beachtens werthe Verbesserung hat die Firma J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig an den Kasten mit Einstellleisten zum Ein stellen von Schriften angebracht. Bisher wurden bekanntlich die Einstellkasten so ausgeführt, wie dies die nachstehende Figur 1 darstellt. Die Seitentheile der Kasten besassen eine Nuthe c, in welcher sich die glatt abgeschnittene Einstellleiste a führte. Diese Ausführung hat aber einmal den Nachtheil, dass die Leisten umfallen und im Kasten umherliegen, anderseits fallen Fig. 1. Fig. 2. oft die Buchstaben unter den Ausschnitt der Seitenleisten, wodurch Beschädigungen der Typen und Umständlichkeiten verursacht werden, wenn sie wieder hervorgeholt werden müssen. Durch die neue, aus vorstehender Fig. 2 ersichtlichen Ausführung, bei welcher die Einstelleiste b einen Ansatz e erhält, welcher sich wieder in einer schmaleren Nuth d der Seitenleiste führt, werden diese Uebelstände vermieden. Die Aufrechterhaltung der Ordnung in den Stellschriftkasten wird durch diese Verbesserung, welche gesetzlich geschützt ist, sehr erleichtert.