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Deutsche Erzeugnisse in England. .... 7. Februar 1895. In letzter Zeit habe ich leider wahrnehmen müssen, dass sich unsere Fachblätter in das Fahrwasser des Chauvinismus drängen lassen und vom bisherigen objektiven Standpunkt abweichen. Selbstverständlich sollen sie unsere nationale Industrie und Handel vertreten, nicht aber die politischen Hetzereien der Tagesblätter übernehmen und in die kom merziellen Kreise tragen. Wie wohlthuend sticht dagegen beifolgende Nummer der »Stationery World« von Weihnachten v. J. ab. Da klingt höchstens die Mahnung heraus, die deutschen Gegner zu achten und von ihpen zu lernen. Wenn die Engländer mit dem Made-Gesetz vorgegangen sind, um das von Deutschland s. Z. eingeführte geringere Fabrikat als deutsches kenntlich zu machen, so haben die Herren drüben längst ein gesehen, dass sie damit eine grosse Dummheit gemacht haben, denn unsere besseren und billigeren Fabrikate haben sich dadurch den direkten Export erobert. Wenn man dort aber gegen die deutsche Zuchthaus- Konkurrenz vorgeht, so berechtigt das noch nicht zu dem Artikel »Deutsche Erzeugnisse in England«, weder zu der Ueberschrift noch zu der Drohung mit Gegenmaassregeln, denn auch im Deutschen Reichstage ist schon oft gegen die Zuchthauskonkurrenz gesprochen worden. Man soll hier nicht vergessen, dass England das Land der freien Einfuhr ist; was würde England verhindern, Schutzzölle gegen deutsche Waaren zu erheben? es würde damit nichts Anderes thun, als alle anderen Länder, ohne dass man es ihnen übelnimmt. s L Wir würden die Aeusserungen der Eisen-Zeitung nicht über nommen haben, wenn sie sich allein auf die Tagespresse stützten. Die Verhandlungen im englischen Parlament lassen jedoch durchblicken, dass die Zuchthaus-Arbeiten, deren Ausfuhr höchst unbedeutend ist, nur vorgeschoben wurden, um der Einfuhr deutscher Erzeugnisse in England neue Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Wir erinnern an »Dynamit in Druckpapier«, zuletzt in Nrn. 94 und 96, Jahrgang 1894. Welliges Papier. Schluss zu Nr. 18. Die Fasern im Maschinenpapier liegen, wie schon erwähnt, meist in der Richtung des Maschinenlaufs, wie Fig. 3 schematisch veranschaulicht; die Mittellinie ist die Richtung der Stoffbahn. Die wirkliche Lagerung der Fasern im Papier zeigt Fig. 4; die Richtungen sind die gleichen wie in Fig. 3. Ein Blick auf die Zeichnung genügt zur Erklärung, weshalb das Papier viel leichter in der Längsrichtung als in der Querrichtung der Stoff bahn reisst; Maschinenpapier ist oft 25 pCt. stärker quer zum Maschinenlaut als in der Längsrichtung. Auf der Maschine schrumpft Papier sehr leicht in der Breite ein, wozu wahr scheinlich die Lagerungsrichtung der Fasern sehr viel beiträgt. In der Längsrichtung wird das Papier gestreckt gehalten, wo durch dem Einschrumpfen in der Querrichtung Vorschub geleistet erhalten würde. In Geweben und Fäden laufen die Fasern schraubenförmig, während sie im Papier meist gestreckt und in der gleichen Ebene liegen. In Handpapier bestehen die Ursachen, welche das Lagern der Fasern bei Maschinenpapier in der Längsrichtung bewirken, in viel geringerem Grade. Beim Heben der Form aus der Bütte rüttelt sie der Arbeiter mehrere Male, beispielsweise nach den Seiten hin, wobei nach der Ansicht von Clayton Beadle die Fasern sich rechtwinklig zu der Schüttelrichtung, also gegen den Arbeiter, bez. von ihm weg, lagern. Dann rüttelt der Arbeiter die Form mehrere Male in der entgegengesetzten Richtung, also vor- und rückwärts. Hierdurch lagern sich die Fasern nach den Seiten zu, rechtwinklig zu den schon gelagerten. Während der ganzen Zeit entweicht das Wasser durch das Sieb, und setzen sich Fasern ab. Beide Arten von Schüttlung bewirken Ablagerung der Fasern in Schichten, wovon jede in einer andern Richtung als die vorhergehende liegt. Letzteres ist ein grosser Vorzug gegenüber Maschinenpapier, aber noch lange nicht vollkommen, denn die Fasern liegen horizontal und in Schichten, anstatt eine einzige, aus in allen möglichen Richtungen gelagerten Fasern be stehende Masse zu bilden. Ueberdies kann der Arbeiter unmöglich so genau schütteln, dass die Lagerung der Fasern nach allen Richtungen gleichmässig erfolgt, und das Papier in jeder Richtung gleich stark wird. Beim Gautschen kommen ähnliche Kräfte zur Geltung wie bei den Saugkasten und Pressen der Papiermaschine. Diese Kräfte veranlassen die Fasern, sich parallel mit der Ober fläche zu lagern und verhindern Lagerung in der Richtung des * Schnittes. Wäre dies nicht der Fall, so würde sich befeuchtetes Handpapier wahrscheinlich viel gleichmässiger ausdehnen, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Fig. 5 zeigt, wie die Fasern in idealem Papier ungefähr gelagert wären; natürlich müssten sie nicht nur nach jeder waagrechten, sondern auch nach jeder möglichen andern Richtung liegen. Messungen über die Ausdehnung der Fasern im nassen Zustand scheinen noch nicht vorzuliegen, Beadle glaubt aber, dass sich Zellstoff, z. B. Baumwolle, mehr in der Richtung des Durch messers als der Länge ausdehnt. Er schliesst dies zum Theil aus dem Umstand, dass Maschinenpapier sich beim Trocknen hauptsächlich in der Breite zusammenzieht, sowie aus dem Ver halten der Fasern unter dem Mikroskop bei Behandlung mit gewissen Reagentien. Es ist also anzunehmen, dass ganz durch nässtes Maschinenpapier sich am wenigsten in der Maschinen laufrichtung und am meisten der Dicke nach ausdehnt; die Grösse der Ausdehnung in der Querrichtung liegt dazwischen. Das Welligwerden von Papier hängt so sehr mit dessen Aus dehnung zusammen, dass ohne vollständige Kenntniss aller Aus dehnungs-Erscheinungen sich auch die Ursachen des Wellig werdens nicht vollständig verstehen lassen. ♦ ♦ ♦ Fig. 3. Fig. 5. wird. Wenn fertiges Papier befeuchtet wird, sucht es die Form, welche es im nassen Zustand hatte, wieder anzunehmen und muss sich also mehr in der Quer- als in der Längsrichtung ausdehnen. Clayton Beadle glaubt, dass sich betreffs der äusserst wichtigen Frage über die Ursachen des Welligwerdens von Papier sehr viel durch Beobachtung der Eigenschaften von Geweben und Fäden lernen liesse, wenn sie den gleichen Ver hältnissen unterworfen werden, welche das Kräuseln von Papier bewirken. Da sich Gewebe usw. in der entgegengesetzten Weise wie Papier kräuseln, liessen sich vielleicht die Eigenschaften von Papier und Geweben oder Fäden derart vereinigen, dass die Aus dehnung der einen Stoffsorten durch die Zusammenziehung der andern ausgeglichen und ein sich nicht kräuselndes Erzeugniss Wir haben in Vorstehendem die sehr eingehenden Betrach tungen von Clayton Beadle in der Hauptsache wiedergegeben, weil Untersuchungen über die Ursachen des Welligwerdens von Papier für jeden Papier-Fabrikanten von Interesse sind. Wenn Beadle jedoch aus geologischen Beobachtungen (vgl. Nr. 18) ohne weiteres Schlüsse auf Vorgänge in der Papierfabrikation zieht, so scheint uns das bei den ganz verschiedenen Verhältnissen durch aus unzulässig. Weil sich die Glimmerblättchen des Schiefers rechtwinklig zu der auf sie wirkenden Kraft, nämlich dem un geheuren Druck, lagern, schliesst Beadle, dass sich auch die Papierfasern rechtwinklig zu jeder auf sie wirkenden Kraft, bei spielsweise zur Schüttelrichtung, lagern müssen, und dass dies die Ursache sei, weshalb die Fasern in Maschinenpapier vor wiegend in der Richtung des Maschinenlaufs liegen. Wäre diese Annahme richtig, so würden sich weniger Fasern in der Lauf richtung lagern, wenn keine Schüttlung stattfindet, während jeder Papiermacher weiss, dass das Gegentheil der Fall ist. Die Ursachen, welche bei der Lagerungsrichtung der Fasern in Betracht kommen, können in Hofmanns Handbuch, Seiten 616 und 857, nachgelesen werden. Gerade bei auf Cylindermaschinen hergestelltem Papier, wo die Schüttlung fehlt, liegen die Fasern so vorwiegend in der Längsrichtung, dass das Papier, selbst wenn es seitlich eingerissen wird, in der Richtung zum Maschinen lauf weiter reisst. Die wirkliche Ursache, weshalb sich die Fasern von Maschinenpapier hauptsächlich in der Längsrichtung lagern, nämlich die Strömung des auflaufenden Stoffes, wird von Beadle garnicht erwähnt. Dagegen führt Beadle die verschiedenen Er scheinungen beim Trocknen von Papier sehr anschaulich vor.