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& Buchgewerbe Buchdruck ege Buchbinderei ® e ® e ® Steindruck ege Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung. 663 — Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Xufnahme. =- Mr. 1«. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Alte Bucheinbände. Von W. von Knoblauch. Die allmälige,Entstehung des jetzigen Bucheinbandes gehört zu den interessantesten Abschnitten in der Geschichte des Kunst gewerbes. Er verknüpft unsere Kultur unmittelbar mit dem ver schwundenen klassischen Zeitalter und dem untergegangenen Römervolke. Mit Gewissheit kann man behaupten, dass die gegenwärtige Art und Weise des Büchereinbindens ihr Vorbild in dem Römischen Dyptichon hat. Das Dyptichon bestand aus zwei zum Aufklappen an ein ander befestigten Holz- oder Elfenbein-Täfelchen. Die inneren geschützten Seiten waren mit dem zum Einritzen bestimmten Wachse überzogen, während die beiden äusseren Seiten oft Schnitzereien oder silbergetriebene Arbeiten, wie auch eingelassene Halbedelsteine, Gemmen usw. zeigten. Allmälig kam das Dypti chon äusser Gebrauch. Das Pergament verdrängte diese primi tiven Notizbücher, die verschiedenen Blätter wurden, wie jetzt die Bücher, auf den Bund geheftet. Bei werthvolleren und grösseren Manuskripten brachte man zwei Schutzdecken aus Holz, Elfenbein oder Metall an. Das Pergament seinerseits musste dem bequemeren, aus dem Orient herübergekommenen Papier weichen und wurde im 8. und 9. Jahrhundert als Schutzdeckel für die werthvollen Handschriften verwendet. Mit der Zeit artete dieser Schutz umschlag in den sogenannten Buchbeutel aus. Die oben über stehenden Enden wurden zusammengeknotet und mit einem Holz- und Metallring versehen. Der glückliche Besitzer eines solchen Baches trug diesen werthvollen Schatz an seinem Leibgürtel. Für grosse Bücher, wie Missale, Evangelienbücher, Bibeln, hatten aber die Mönche die Elfenbein-, Holz- oder Metallplatte des Dyptichon weislich beibehalten. Der Buchbinder, der auch im Kloster zu finden war, hatte nur das Befestigen des Bandes mit einem Streifen Vellum oder Leder in die von kunstsinnigen Mönchen mit Schnitzereien, getriebenen Arbeiten und Edelsteinen ver sehenen Schutzdeckel zu besorgen. Schon im Jahre 370 nach Christi liess der Bischof Ulfilas von Moesia seine Bibelübersetzung in massives Silber binden. Der heilige Hieronymus fand sich infolge des grossen Luxus, der mit Bucheinbänden getrieben wurde, zu dem Ausruf veranlasst: »Eure Bücher sind mit kostbarem Gestein bedeckt und Christus, unser Herr, starb nackend vor der Thür des Teufels«. Sehr berühmt war auch das von Kaiser Michael dem Papste in Rom geschenkte Evangelienbuch, dessen Einband ein wahres Kunst werk aus getriebenem, mit Edelsteinen verziertem Golde war. Jedoch waren alle diese Decken in erster Linie zum Schutze des Manuskripts bestimmt. Johannes von Trittenheim, Abt zu Spann heim, ermahnte seine Mönche mit zündenden Worten sich ihrer Lieblingssünde, der Faulheit, zu begeben. Er fügt hinzu, er habe ihre Arbeiten ausserhalb des Klosters beschränkt, damit sie die selben nicht so nachlässig verrichteten und so eine schwere Sünde auf sich lüden, und schrieb ihnen vor, sich desto mehr des Bücher- Abschreibens und Bindens zu befleissigen. Die Bücher-Einbände der Mönche waren bei dem grossen Format der Schriften selbstverständlich stark und schwer gefertigt, damit sie nicht auseinanderfielen und der Zeit gehörigen Wider stand leisteten. Mit grosser Kunst wurde die obere, die Schauseite, des Einbandes verziert. Die fromme Phan tasie wollte schon durch das prächtige Aeussere den ge heiligten Inhalt der Werke andeuten. Für den Mönch war das Binden der Schriften eine That der Liebe und Andacht, eine Art werk- thätigen Gottesdienstes. St. Bonifacius, der Apostel der Deutschen, schrieb in diesem Sinne an die Abtissin Eadburga: »Sende mir die Briefe des heiligen Petrus in goldener Schrift, ausge schmückt mit funkelnder Pracht, damit sie den Un gläubigen eine Offenbarung und Erleuchtung sein«. Je mehr sich jedoch die Bücher vermehrten, und auch in den Haushaltungen der Adeligen und Gelehrten Ein gang fanden, desto einfacher gestaltete sich der Einband, und desto billigere Stoffe wurden dazu verwendet. Mit Einführung der Buchdruckerkunst wurde der Schweinslederband mit metallenen Klammern all gemein und leitete allmälig zu unserem Leder bande und später dem Leinenbande über. Die Gold- und Silberschmiede versuchten sich vergeblich gegen die Eingriffe des Buchbinders, der seine Einbände oft mit silbernen und goldenen Beschlägen versah, zu wehren. Vielleicht infolge dieser Streitigkeiten, wahr scheinlicher aus Billigkeitsrücksichten, vernachlässigte man mehr und mehr diese Art der Verzierung. Es ist daher um so mehr zu verwundern, dass auf einmal im 17. Jahrhundert der Metall-Einband zu neuer Beliebtheit und Blüthe gelangte. Eine grosse Anzahl dieser Einbände aus genanntem Zeitalter sind in den verschiedenen Museen zu finden. Das Britische Museum besitzt eine in reinem Gold gebundene Bibel der Königin Elisabeth, die oben zwei Oesen (Ringe) hat, um am Gurt getragen zu werden. Einer der schönsten Einbände von grossem Kunstwerth ist im Besitz des A. J. P. Beresford Hope, der ihn im South