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Nr. 2. PAPIER-ZEITUNG. 39 daher zum Schnittverzieren feiner Bände mit Vorliebe Orangegold. Geübte Schnittmacher erzielen mit demselben feine, hochglänzende Schnitte, minder geübte stossen jedoch auf verschiedene Beschwer- lichkeiten, die beim Verarbeiten des Weissgoldes nicht so stark auftreten. Das dunkle Gold zeigt schon beim Auflegen auf den Eiweissgrund die Neigung zu zerreissen; sodann schlägt der Eiweissgrund an dünneren Stellen gern durch das Gold hindurch, was das Entstehen grauer Flecke zur Folge hat; endlich lässt sich das Orangegold schwer glätten. Passt man nicht ganz genau den Trockenheitsgrad ab, der nur durch tüchtige Erfahrung erkannt wird, so müht man sich vergebens, Hochglanz auf die Schnitte zu bekommen. Diese dürfen weder hart ausgetrocknet noch auch zu feucht sein. Der Schnitt muss noch so viel Feuchtig keit enthalten, dass der Glättkolben das Gold nicht zerreisst, auf demselben aber auch nicht hart hin und her kratzt, ohne den nöthigen Glanz zu erzeugen. Dem gegenüber ist das Weissgold geschmeidiger und zäher, es zerreisst nicht so leicht, dehnt sich beim Einpressen der Schrift den Vertiefungen entsprechend und ist durchgehend minder empfindlich. Seine grössere Weichheit ermöglicht ein besseres Glätten, weshalb es schon bei halbwegs guten Vergoldungen hohen Glanz zeigt und sich auch auf den Schnitten leichter poliren lässt. Diese Eigenschaften sollte man beim Vergolden berücksichtigen und jeder Goldlegirung die geeignete Behandlung angedeihen lassen. Während man das helle Gold einfach nach den allbe kannten Grundsätzen verarbeitet, sollte man dem dunklen besondere Vorsicht angedeihen lassen. Zu Schnitten empfiehlt es sich, das dickere, sogenannte Doppelgold zu verwenden, zu kunstvollen Handvergoldungen sollte man das dunkle, dünne Gold doppelt auftragen, bei Pressvergoldungen aber den Vordruck nicht zu tief machen, damit das Gold beim Anpressen nicht reisst oder sich unter der Platte zerreibt. Die erste Bedingung, welche an eine gute Vergoldung vom Kunststandpunkte aus gestellt wird, ist ein gleichmässiger, ruhig wirkender Glanz des aufgepressten Goldes. Vom Nützlichkeits standpunkte aus wird daneben eine langjährige unveränderliche Haltbarkeit des Golddruckes gefordert. Prüft man auf diese Forderungen hin Hand- und Pressver goldungen, so findet man, dass sie nicht immer erfüllt wurden. Man findet einerseits Vergoldungen, deren hoher, gleichmässiger Glanz das Auge erfreut, während die Hand von dem Golde fern bleiben muss, weil der Golddruck nicht genügend fest haftet, um öfteres Angreifen oder Reibungen zu vertragen. Anderseits findet man wieder unverwüstlich dauerhafte Golddrücke, die jedoch blind und unscheinbar aussehen. Hier liegen technische Fehler zu Grunde, die von den Ver goldern theils bewusst, theils unbewusst begangen werden. Mancher Pressvergolder weiss recht gut, dass seine Vergoldungen sich nicht lange halten, aber er erreicht bei seiner Arbeitsweise einen hohen seltenen Glanz des Goldes bei ungemein flachstehendem Drucke, und er opfert den Schönheitsrücksichten die Nützlichkeitsrück sichten. Auf Kalikobänden wird der hohe Glanz erreicht, indem auf ziemlich stark eingetrockneten öder noch öfter auf gar keinen Vergoldegrund gedruckt wird. Der Kaliko besitzt nämlich in seiner Appretur schon einen schwachen Grund, auf welchem das Gold bei verständnissvoller Behandlung leidlich fest haftet. Da nun durch das Aufstreichen eines flüssigen Grundes die Kalikofarbe oft an Wirkung verliert, sowie auch, um die Arbeit des Grundirens zu sparen, ziehen es viele Pressvergolder vor, ohne jedweden Grund auf Kalikodecken zu drucken. Soll das Gold haften, so ist es dann jedoch nöthig, dass die Decken vom Ueberziehen her nicht zu hart ausgetrocknet sind, und dass ferner mit sehr heissen Platten gedruckt wird. Unter diesen Vorbedingungen zeigt das Gold wohl einen recht hübschen, aber noch keinen übermässig hohen Glanz, und um letztem zu erzielen, lassen daher viele Vergolder die Decken stärker austrocknen, oder benutzen mässig geheizte Pressen. Die Folge ist dann oft, dass der Druck nicht fest genug hält. Aehnlich ist es auch mit dem Leder. Dieses muss unter allen Umständen mit einem Vergoldemittel, am besten mit Eiweiss, grundirt werden. Lässt man nun aber das Eiweiss stark ein trocknen und druckt vielleicht dazu noch mit ungenügender Wärme, so ist es auf der Presse möglich, einen hohen Glanz zu erreichen, aber das Gold haftet nicht fest genug. Druckt man mit der Hand, so erreicht man mit stark eingetrocknetem Grunde in der Regel garkeinen Erfolg, da alsdann das Gold entweder gar- nicht oder nur theilweise haftet. Dem gegenüber wird nun aber auch wieder auf der andern Seite gesündigt. Um einen recht haltbaren Golddruck zu erzeugen, lassen mittelmässige Vergolder oftmals den grundirten Kaliko und noch öfter das grundirte Leder nicht genügend austrocknen und bedrucken dasselbe in feuchtem Zustande. Das Gold sitzt, mit mässig heissen Werkzeugen gedruckt, in diesem Falle allerdings sehr fest, mindestens dann, wenn das feuchte Leder vom warmen Werkzeuge nicht verbrannt wird. Aber der Druck zeigt keinen Glanz, er sieht fast aus wie aufgestrichene Bronze, denn das noch feuchte Grundirmittel dringt theilweise durch das äusserst dünn geschlagene Blattgold hindurch und raubt ihm seinen Glanz; anderntheils kann kein hoher Glanz entstehen, weil der Druck auf das feuchte, nachgiebige Leder nicht kräftig genug ausgeübt wird. Ausserdem fehlt es derartigen Vergoldungen auch meist an Reinheit und Schärfe der Konturen. Sowohl die Schrift wie auch die Stempel zeigen verschwommene, goldbeklexte Ränder, da das Blattgold auch rings um die Schriftbilder am Leder haftet. Dem kann man zwar einigermaassen durch sehr dünn auf das Leder gestrichenes Oel vorbeugen, aber ganz rein wird der Druck niemals ausfallen. (Schluss folgt.) Kleine Mittheilungen. Unter dieser Rubrik werden Eingänge besprochen und technische Anfragen beantwortet, die sich auf das Buchgewerbe beziehen. Wir bitten um Einsendung von Accidenzen, die sich zur Besprechung eignen, unter Angabe, ob Anführung der Firma erwünscht ist, oder nicht. Eingänge. Robert Wendrich, Düren, giebt uns in einer kleinen Sammlung von Entwürfen und ausgeführten Accidenzdrucken Proben tüchtigen Könnens. Die Zeichnungen sind so sauber und sorgfältig gearbeitet, dass man sein Vergnügen daran hat. Ueberall sind hübsche Einzel heiten, wie Fächerformen, Kreise, umgeschlagene Ecken,verlaufende Bändchen und dergl. angeordnet, die bestimmt und geeignet sind, das Ganze zu heben und es eigenartig erscheinen zu lassen. Wenn wir etwas tadeln wollten, so wäre es dies, dass Herr W. zu wenig Rücksicht auf die praktische Ausführbarkeit seiner Ent würfe nimmt. Man kann gute, kraftvolle Wirkungen erzielen, ohne Hobel und Feile in Anspruch zu nehmen, ohne ungemessene Mengen theuern Materials zu verschnitzeln und ohne wochenlange Zeit zur Herstellung des Satzes einer Karte zu gebrauchen. Viele unserer bessern Accidenzsetzer verfallen dem gleichen Fehler, dass sie annehmen, es sei veraltet und gemein, auf einfache Weise zu arbeiten; — sie glauben, das Genie müsse sich zu offenbaren suchen in der Ueberwindung von Schwierigkeiten. Auf solche Abwege zu kommen sollte sich Jeder hüten. Büchertisch. Die Petroleum- und Benzinmotoren, ihre Entwicklung, Kon struktion und Verwendung. Ein Handbuch für Ingenieure, Studirende des Maschinenbaues, Landwirthe und Gewerbetreibende aller Art. Bearbeitet von G. Lieckfeld, Civil-Ingenieur in Hannover. Druck und Verlag von R. Oldenburg, München und Leipzig. Preis geheftet 7 M. Das mit 147 in den Text gedruckten vortrefflichen Abbildungen ausgestattete Werk umfasst in 230 Seiten folgende zehn Kapitel: das Rohpetroleum und seine Destillate; die Petroleumdestillate in ihrer Eigenschaft als Krafterzeugungsmittel; ältere Benzinmotoren; neuere Benzinmotoren; die Petroleum-Motoren; die Konstruktion der Benzin- und Petroleum-Motoren; die Zündapparate; die Verwendung, die Auf stellung und Wartung der Motoren; Patent-Verzeichniss. Eine Ueber- sicht und Erklärung dieser Motore ist angesichts der Fortschritte, welche in ihrer Konstruktion gemacht worden sind, als zeitgemäss zu begrüssen, und namentlich für den Kleinbetrieb, welchem dadurch eine billige und bequeme neue Kraftquelle erwachsen ist, von grossem Interesse. Die Ausdrucksweise ist gemeinverständlich, klar und bündig, Druck und Papier schön. Das übersichtliche Werk ist Jedem zu empfehlen, der sich über die in Rede stehenden Motoren zu unterrichten wünscht. Fabrikmarken der Zellstoff- und Holzschliff-Fabriken Nor wegens — »Stämpel «-Bok för Kemiska och Mechaniska Trämasse- fabriker i Norge — in 1894. Herausgegeben von K. von Hofsten, Sekretär der schwedischen Sektion der Skandinavischen Zellstoff und Holzschliff-Vereine. Verlag von Meyer & Köster's in Göteborg. Das Verzeichniss der norwegischen Fabrikmarken ist in ganz gleiche Form gekleidet wie das in Nr. 95 beschriebene der schwedischen Fabrikmarken, und enthält wie dieses auch die Namen, Adressen und Jahres-Erzeugung der Anlagen. Die beiden kleinen Bücher können von der Expedition der »Papier- Zeitung« bezogen werden, jedes zu 10 M.