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Nr. 18 PAPIER-ZEITUNG. 537 Die Tendenz des Vortrages fand in der nachfolgenden Debatte allgemeine Zustimmung. Hierauf leitet der Vorsitzende eine nachträgliche Debatte ein über den in der vorigen Sitzung stattgefundenen Vortrag: Moderne Illustrationsverfahren. An der Hand verschiedener, auch heute wieder ausgestellter Drucksachen lenkt Herr C. Kulbe die Auf merksamkeit der Anwesenden auf die verschiedenen Verfahren, wie bei Kolorirungen kleinerer Vignetten der Setzer und Drucker am ehesten zum Ziele kommen. Es kommen hierbei in Holz oder Celluloid, Karton usw. geschnittene, in Metall gravirte, oder aber in den verschiedenen Methoden der Zinkätzung hergestellte Druck platten in Frage. Herr Kulbe empfiehlt namentlich Celluloid- und Zinkplatten. Die Herren Röhn, Jonske und Krüger sprechen über die nothwendige Stärke von Celluloid-Druckplatten (Non- pareil bis Cicero) und über die beste Befestigung: Aufkleben mit einer Lösung von Aceton oder von Mastix in 96° Alkohol unter nachfolgender starker Pressung. Nach der Bearbeitung können die Celluloidplatten auch noch genagelt werden. Herr Röhn erhält zum Punkt: Journal-Revue das Wort und spricht über Gebr. Rödiger’s Farben-Anwärmer für Druckpressen und bringt ferner auszugsweise einen Aufsatz: Literatur und Zeitungswesen in Japan und China zur Kenntniss, wobei die eigenartigen Illustrationsverfahren der Japaner zur Sprache kommen. Nunmehr lenkt der Vorsitzende die Aufmerksamkeit auf eine ausgestellte neue Schliessrahme -»Combination« von C. Kempe in Nürnberg. Wie die beigedruckte Abbildung zeigt, ist die Schliess rahme mit Schliessrollen nach dem Prinzip der Hölzle'schen ver sehen. Herr Kulbe hat diese Schliessrahme schon längere Zeit in Gebrauch und empfiehlt dieselbe als praktisch, preiswerth und stets gebrauchsfertig. Dem stimmte die Versammlung in jeder Beziehung zu, und es dürfte einer allgemeinen Einführung dieser Neuheit nichts im Wege stehen. Die Schliessrahme wird in ver schiedenen Grössen gebaut und enthält stets eine entsprechende grössere oder geringere Anzahl von Schliessrollen. Die aus gestellte Rahme von etwa 22 X 32 cm Lichtweite enthält z. B. vier Stück Schliessrollen. Eine Anfrage aus der Mitte der Gesellschaft betreffend die Ausgabe der neu hergestellten Mitgliedskarte wird vom Vor sitzenden dahin beantwortet, dass dieselbe innerhalb vier Wochen erfolgen dürfte. — Schluss der Sitzung 1/212 Uhr. Einfärbung an Tiegeldruckpressen. Nr. 14 bringt einen Artikel, welcher sich mit der Ein färbung an unserer Tiegeldruckpresse beschäftigt und leider Irr thümer enthält, die wir in Nachstehendem richtigstellen. Der Herr Verfasser giebt zunächst eine Abbildung, welcher die hier nachstehende entspricht. Bei dieser Abbildung stellt die Fläche a b e f diejenige Fläche einer der Form vollständig ausfüllenden Tonplatte dar, welche durch einmalige Abrollung einer von oben kommenden Walze, g h c d diejenige Fläche, welche durch einmalige Abrollung einer von unten frisch färbenden Walze vollständig bedeckt wird. Nun stehen auf dem Raume c d e f in der Abbildung des genannten Verfassers die enorte »Zweimal gefärbt«. Der Verfasser stellt sich also die Einfärbug so vor, dass die Flächen abcd und efgh einfach halb soviel. WFarbe nch dem Einfärben erhalten haben, wie die Fläche c d e Der Verfasser nimmt also an, dass die Walze, welche von oben bez. unten mit frischer Farbe ankommt, diese nach einmaliger Ab rollung auf die Fläche a b e / bez. c d g h vollständig abgiebt. Wie irrig aber diese Annahme ist, davon kann sich jeder Buchdrucker leicht überzeugen, wenn er an seiner Tiegeldruck presse einmal alle Walzen bis auf eine aus dem Walzen wagen herausnimmt und nun eine Tonplatte einfärbt. So einfach wie der Verfasser sich die Sache vorstellt, ist sie denn doch nicht. Wie die Einfärbung sich thatsächlich gestaltet, ist sehr klar in dem vom Verfasser erwähnten Artikel über die Einfärbung an Tiegeldruckpressen, welcher s. Z. in verschiedenen Blättern abgedruckt wurde, und auf welchen wir hier verweisen können, aus einandergesetzt worden. Danach gestaltet sich die Einfärbung der Flächen a b c d: c d e f : e f g h so wie 48 : 56 : 48, aber nicht wie der Herr Verfasser will wie 1:2: 1. In den gleichen Fehler verfällt der Herr Ver fasser auch bei Darstellung der Einfärbung unserer Presse Nrn. 3 und 4. Hier stehen in dem Raume cd ef seiner bildlichen Darstellung die Worte: »Einmal gefärbt«. Wie dies zu verstehen ist, ist uns wirklich nicht recht klar, wo bei unseren Phönix pressen 3 und 4 bei jedesmaliger Einfärbung vier Walzen über die Form, also bei einer Tonplatte doch auch über die mittlere Fläche derselben laufen würden. In Wirklichkeit verhält sich hier die Einfärbung der drei Flächen zu einander auch nicht wie 2:1:2, sondern wie 52: 60: 56 also fast wie 1:1:1. In dem zuerst erschienenen Artikel war gesagt, dass die verbesserte Einfärbung unserer Presse auch gestattet, grosse Tonplatten vollständig tadellos und ohne Streifen auszudrucken, was bisher auf Tiegel druckpressen nicht möglich war. Der Herr Ver fasser meint, man hätte hier den Zusatz vergessen: »Bei zwei maliger Einfärbung«. Im Anschluss hieran beschuldigt er uns der Uebertreibung und zuvielsagender Reklame. Wir möchten hierauf nun zunächst erwidern, dass wir doch wohl nicht für das, was von dritter Seite über unsere Pressen gesagt wird, verant wortlich zu machen sind, und dass es nie unsere Art gewesen ist, mehr zu versprechen, als wir halten können. Wenn dem Herrn Verfasser unser Prospekt in seiner entgiltigen. Form und nicht bloss in einem vorläufigen Abzüge zur Verfügung gestanden hätte, würde er wohl zu einem anderen Urtheil gelangt sein. In unserm Prospekt findet sich folgende Stelle: »Wir erreichen durch unsere Einrichtung eine wesentlich gleichmässigere Ein färbung als bisher. So erzielt man z. B. bei Nrn. 3 und 4 unserer Pressebeim Druckgrosser Tonplatten schon bei einmaliger Einfärbung eine vollständig gleichmässige Deckung ohne jede Streifenbildung. Wir beschränken also die Behauptung, dass man Tonplatten grösseren Umfanges schon bei einmaliger Färbung tadellos aus drucken kann, auf unsere Phönixpressen Nrn. 3 und 4. Diese Behauptung halten wir voll und ganz aufrecht und sind jederzeit gern bereit, dem Herrn Verfasser den Beweis hierfür zu liefern, sobald er seinen Namen uns bekannt geben will. Was die Einfärbung bei unseren Pressen Nrn. 1 und 2 betrifft, so machen wir gar kein Hehl daraus, dass dieselbe nicht so voll kommen ist, wie bei unseren Nrn. 3 und 4, trotzdem ist dieselbe aber auch bei diesen Pressen der Einfärbung nach altem System ganz bedeutend überlegen und reicht für die feinsten Arbeiten auf diesen Pressen mehr als genügend aus. J. G. Sehelter & Giesecke.