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PAPIER-ZEITUNG. Nr. 12. 3M Anbringung der Firma in facsimileartiger Wiedergabe werden, schwungvoll angelegt und mit festen Zügen und Anfangs buchstaben versehen. Selbst auf den kleinsten Drucksachen lässt sich ein solcher Namenszug anbringen; er tritt auch verkleinert noch kräftig hervor. Die Zinkätzung im Hinblick auf preiswerthe Druckausstattung zu verwerthen, heisst für jeden Graphiker seine Zeit verstehen und erobert dem Buchdruck weitere neue Gebiete. Geht mit einer geschickten Verbindung von Satz und Aetzung eine verständnissvolle Druckausführung Hand in Hand, so ist der Erfolg doppelt gesichert. Freilich hüte man sich über das Ziel hinaus zuschiessen. Nicht jeder Satz lässt sich mit Vortheil verkleinert in Zink ausführen, und nicht jede derart entstandene Aetzung druckt so rein und zart, wie es das typographische Auge gewöhnt ist. Man vergesse aber über dem Einen das Andere nicht. Der Accidenzsetzer muss unausgesetzt bemüht sein, die laufenden Kleinarbeiten mit Geschick und schnell auszuführen. Hierzu gehört aber nicht nur, dass er den ganzen ihm zu Gebote stehenden Schriftvorrath vollständig beherrscht, sondern er muss auch dafür sorgen, dass dieser Schriftvorrath fortwährend ent sprechend ergänzt wird. Die Auswahl der anzukaufenden Schriften muss ungemein sorgfältig erfolgen; für jede Gattung der laufenden Kleinarbeiten sollte ständig eine gute Schrift in den nöthigen Gradabstufungen zu Gebote stehen. Abgenutzte Typen dürfen für Kleinarbeiten überhaupt keine Verwendung finden, wenn das Geschäft hierin nicht schnell lahmgelegt werden soll. Obschon der Besteller sehr oft den Mangel einer gelieferten Drucksache nicht näher zu bezeichnen versteht, so weiss er doch guten und schlechten Druck, zarte und abgenutzte Schrift sehr wohl zu unterscheiden, indem er das eine geschmackvoll und elegant und das andere eben — hässlich nennt. Tadellose Schrift für die Kleinarbeiten! Die abgenutzten Typen mögen bei grösseren Arbeiten ihre letzten Dienste verrichten, nicht aber da, wo jeder einzelne Strich zur eleganten Wirkung beitragen muss. Gute Schriften, guter Druck! Guter Druck: bessere Preise! In diesem Kreis liegt ein gut Theil der Weisheit aller Jener, welche sich vom schlichten Accidenzdrucker zum Besitzer von Druckereipalästen empor gearbeitet haben. England und Amerika gehen in Hinsicht auf schöne Ausstattung von Kleinarbeiten mustergiltig voran; soweit nicht besondere äussere Verhältnisse und landesübliche Gebräuche in Frage kommen, besteht für die so leistungsfähige deutsche Druckindustrie kein Hinderniss, um es in technischer Beziehung jenen Ländern nicht nur gleich zu thun, sondern sie sogar zu übertreffen. (Fortsetzung folgt.) Laufleisten an Schriftkästen. Schriftkästen scheinen nur noch ausnahmsweise mit Laufleisten versehen zu werden, obschon diese ungefähr Cicero starken Leisten auf den beiden mittleren, von oben nach unten laufenden starken Scheidewänden von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind, um die aus den Fächern hervorragenden Typen vor Beschädigungen beim Aufsetzen von Kästen oder Seitwärtsschieben von Schiffen zu schützen. Selbst wo das Volllegen eines Kastens mit grösster Aufmerksamkeit geschieht, wird die Schrift in einzelnen Fächern überstehen, und wenn man auf einen solchen Kasten einen andern stellt, so wird sich jenes peinlich berührende »Knacken« hören lassen, welches andeutet, dass die Schrift stark zusammengepresst wurde oder einzelne Typen wohl gar in Nebenfächer gerathen sind, beides zum Nachtheil der Schrift. Ist dagegen der Kasten mit Laufleisten versehen, so kann er überhaupt nicht so voll gelegt werden, dass die Schrift noch über diese Leisten zu liegen kommt, ohne befürchten zu müssen, dass ein Hinabgleiten in untere Fächer stattfindet und somit Fische entstehen. Linienkästen sollten unter allen Umständen nicht nur in der Mitte, sondern auch auf den beiden Seiten wänden mit Lauf leisten versehen sein; das theure Linienmaterial kann gegen derartige Beschädigungen nicht genug Schutz erhalten. ö. Frankreich bezog in 1893 aus Deutschland 2812088 kg Papier, Pappe, Bücher und Stiche für 9044831 Franken 16663696 kg Holzmasse für 4893274 Franken und 746055 kg Lithographie- steine für 373028 Franken. Die Ausfuhr von Papier, Pappe, Büchern und Stichen nach Deutschland belief sich auf 1 302058 kg für 4519421 Franken und von Lumpen auf 5 389492 kg für 2674305 Franken. Buchgewerbliches aus England. Von W. van Knoblauch. London, 1. Februar 1895. Die so lange vorher angekündigte Zeitungs- und Büchgewerbe- Ausstellung wurde am 29. Januar in St. Stevens Hall Westminster eröffnet. Sir George Newnes, der grosse Verleger von »Tit Bits«, hielt bei der Feierlichkeit eine ganz nette Rede. Die Ausstellung zeigte in ihrem Arrangement eine etwas dilettantische Ordnung oder Unordnung. Der Reinertrag sollte dem »Newsagents’ and Bookseilers’ Benevolent Fund« zu Gute kommen. In Anbetracht des guten Zwecks und der langen vorherigen Reklame war die selbe entschieden eine Enttäuschung. Unter den Ausstellern erwähne ich die Linotype Company mit ihrer Maschine, die beständig von Setzern umlagert war. Sehr unangenehm berührte das etwas marktschreierische Gebühren der dabei Beschäftigten, die sich in Verunglimpfungen der Mitbewerber und Trades-Unions (Arbeiter-Vereine) auf Befragen ergingen. 26 grosse Zeitungen in London haben jetzt die Linotype in ihren Druckereien ein geführt, was genugsam für den Werth dieser Erfindung für den Zeitungsdruck spricht. Für Buchdruck, der elegant und künstlerisch ausgeführt sein soll, ist die alte Art des Schrift setzens vorzuziehen, da die Maschine nur in einer Schriftart arbeiten kann. Verleger von Zeitungen und Büchern waren genug sam vertreten. Unter den bekanntesten erwähne ich »Cassel & Co. Ltd., Ward Lock & Co., Fisher Unwin, The Illustrated London News Co., Gordon & Gotch, The Sun, The Sheffield Weekly Telegraph«. Die Besucher erhielten Probehefte usw., ganze Arme voll wurden verschenkt. Interessanter für die Leser der Papier-Zeitung waren die von Strong & Co. ausgestellten Artikel. Die auch in Deutschland patentirte Erfindung von Buchdeckeln aus einem Stück, ohne gesondert angesetzten Lederrücken aus Holzstoff-Masse hergestellt, erregte grosse Aufmerksamkeit. (Nr. 99, S. 3188, Jhrg. 1894). Diese Deckel können mit Leder, Leinen usw. überzogen werden. Der rohe Deckel in Schiller-Format stellt sich auf 18 bis 20 Deutsche Pfennige das Stück. Buchbinder sollten sich diese Erfindung nicht entgehen lassen. Die von Mrs. E. Hart ausgestellten Buch-Einbände in Irländischer Leinwand waren entschieden das Schönste in Buch- Einbänden, das zu sehen war. Die Leinwand ist in verschiedenen echten Farben gefärbt, die nicht ausbleichen. Die Einbände waren zum Theil in farbiger Seide gestickt. Ein Shakespeare, »Tempest«, in grau Leinen gebunden, mit eingestickter Glocken blume, Marienblume und Schmetterling auf der Vorderseite, und farbigem gesticktem Titel auf dem Rücken fand wegen des stil vollen, naturalistischen Musters und der künstlerischen Ausführung allgemeinen Beifall. Viele Einbände waren mit in japanischem Stil gehaltenen dekorativen Handmalereien versehen, während andere in Gold und Silber gepresste Muster trugen. Noch ist die Firma Beeching Ltd. lobend zu erwähnen. Die von ihr ausgestellten Neuheiten, wenn es solche im Papier handel überhaupt giebt, zeichnen sich durch praktische Handlichkeit und furchtbar lange Namen aus. Zuerst ist das »Save Time Envelope« zu nennen. Dieser Zeit ersparende Umschlag ist bloss auf einer Seite des Verschlusses gummirt, anstatt wie gewöhnlich auf allen dreien. Einen wundersamen Taufnamen hat der für offene Mittheilungen bestimmte Umschlag »The Dagonet Locking Book Post Envelope«. Dieser Umschlag hat einen Schlitz auf der Rückseite, in welchen die wie ein Widerhaken gestaltete Verschluss klappe eingeschoben wird. Weniger praktisch erscheint der Rechnungsvordruck, dem einViertel-Briefumschlagdurchangebrachte Perforation leicht abtrennbar angehängt ist; das Zusammenfalten und Einstecken ist entschieden zu umständlich. A. Bourne & Co. stellen »Processwork « bez. Reproduktionen von Bildern, Klischees usw. aus. Zu erwähnen sind die Halbton- Blocks für Buchdruck. Diese Art Photozinko-Gravüre ist, nach den gezeigten Beispielen zu urtheilen, vom künstlerischen und fachmännischen Standpunkt aus entschieden nicht zufriedenstellend. Die Umrisse sind hart, ohne klar zu sein; der Gesammteindruck ist unfertig, flach, und dann und wann sogar verschwommen. In Deutschland würde man mit solcher Reproduktion auch in Werk druck nicht zufrieden sein. Die Firma Raphael Tuck in London bringt jährlich etwa 25 Millionen Weihnachtskarten in den Handel.