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Nr. 8 PAPIER-ZEITUNG. 215 Betrieb muss unbedingt maschinell sein, und die Geschwindig keiten für verschiedene Papierdicken mit Stufenscheiben geregelt werden können. Das nun in Pergament verwandelte Papier gelangt in den Waschkasten K, in Pigg. 4 und 5 besonders dargestellt, in welchem 4 bis 6 Paare Spritzrohre a und b mit feinen Löchern dem Pergament von oben und unten kräftige Wasserstrahlen zuführen, um den letzten Rest von Schwefelsäure zu entfernen. Werden zwei oder mehrere Papierbahnen gleichzeitig per- gamentirt, dann ist es allerdings nothwendig, das Pergament vor dem Waschkasten durch eine alkalische Lösung zu führen, um säurefreies Fabrikat zu erhalten. Der Waschkasten K ist am Ende mit ein paar Holzwalzen c und d versehen, wovon die untere c durch Riemenantrieb gedreht wird. Die obere, um welche sich das Pergament wickelt, ist in Fig- 5. Gabellagern gelagert, und das Pergament wird durch sein zunehmendes Eigengewicht sehr fest aufgerollt. Sobald eine Rolle Rohpapier fertig pergamentirt und gewaschen ist, was sich durch Lakmuspapier erkennen lässt, wird sie vom Waschkasten abgenommen und dem Trockencylinder zugeführt. Das Trocknen erfolgt am besten auf nur einem Cylinder von möglichst grossem Durchmesser, denn das Trocknen auf mehreren kleineren Cylindern bringt stets Uebelstände mit sich, da das Pergament beim Uebergang von einem Cylinder zum andern an der Luft gern Blasen und Runzeln zieht, was dem Papier ein schlechtes Aussehen giebt. Der Trockencylinder ist mit einem Wollfilz umkleidet, doch so, dass der obere Theil des Cylinders davon frei bleibt, und braucht nur niedrige Dampfspannung, weil bei zu viel Hitze das Papier ebenfalls wellig wird. Auf dem Cylinder sind zwei bis drei Hartgusswalzen mit Dampf heizung angeordnet, welche das Papier beim Durchgehen glätten und oberhalb der zweiten oder dritten Walze aufwickeln. Die getrocknete heisse Pergamentrolle muss vollständig abgekühlt sein, bevor sie auf bestimmte Formate zerschnitten wird, da das Papier sonst wellig wird. Äusser nach diesem Verfahren arbeiten verschiedene grössere Fabriken auch nach Patent R. Fritsch und erzeugen sehr schönes marktfähiges Fabrikat, bei sehr geringem Säureverbrauch, der den Hauptfaktor bei der Pergamentfabrikation ausmacht. 0. K. Verwaltungskosten der Papierverarbeitungs- Berufsgenossenschaft. . .... 22. Januar 1895. Um die enorm hohen Verwaltungskosten der Papierverarbeitungs berufsgenossenschaft etwas zu verringern, wäre es wohl angebracht Bestätigungen über Eingang der Lohnlisten usw. als Drucksache an die Mitglieder zu versenden, und nicht wie es stets geschieht durch Brief. An Porto allein würden 7 Pf. für jede Mittheilung und an Papier und Umschlag auch noch 1 Pf. gespart, es macht dies bei 2237 Betrieben immerhin schon eine Summe von 178 M. 82 Pf. aus, die doch von den Mitgliedern getragen werden muss. Ebenso überflüssig sind die sogenannten Respektbogen bei den Einladungsschreiben für die Sektionsversammlungen und bei allen andern geschäftlichen Mittheilung n, es wird hierdurch im Laufe der Zeit geradezu ein Kapital vergeudet. Hoffentlich fällt diese Anregung auf fruchtbaren Boden g Lichtechte Rosafarben für Buntpapier. Die in der Buntpapierfabrikation verwendeten Farben sind meist aus Anilinfarben hergestellt und daher mit wenigen Aus nahmen nicht lichtbeständig. Für lichtechte rothe Farben ver wendet man mit Vortheil die Anthracenfarben, Alizarine, welche eine ganze Anzahl vollständig lichtechter Farblacke liefern. Auch in der Textilindustrie werden diese feurigen Farben mit Vorliebe angewendet, ebenso zur Herstellung der wirksamen, licht echten Lithographiefarben. In den österreichischen und einem grossen Theil der deutschen Buntpapier-Fabriken werden die Farblacke selbst hergestellt, und die nachfolgenden Vorschriften zur Herstellung lichtechter Alizarin farblacke dürften die Einführung derselben in die Streichpapier fabrikation erleichtern. Zur Herstellung von Rosafarben ist das Azarin S am geeignetsten. Man mischt in dem Gefäss für die Lackbereitung die Lösungen von 50 ccm phosphorsaurem Natron 1 : 20, 20 ccm Soda 1:10 und 10 ccm Türkischrothöl 1:10 und versetzt das Ganze mit einem halben Liter Wasser. Dann fügt man die Lösung von lOccm zinnsaurem Natron 1:10 hinzu. Die Azarinlösung bereitet man sich, indem man 50 g Azarin S in 500 ccm Wasser zur Lösung bringt und mit 15 ccm einer Alaunlösung von 1:20 in einem besonderen Gefässe mischt. Dieses Gemisch giesst man unter Rühren zu der Mischung von phosphorsaurem Natron, Soda, Türkischrothöl und zinnsaurem Natron, wobei starkes Aufbrausen stattfindet, weshalb man ein geräumiges Gefäss nehmen muss. Hierauf kocht man während 3 Stunden, filtrirt den entstandenen Niederschlag ab und wäscht ihn zur vollständigen Entfernung des Türkischrothöles erst mit 2 prozentiger heisser Sodalösung und schliesslich mit kaltem Wasser. Der auf diese Weise hergestellte lichtechte Farblack wird mit Blanc fixe und Leimlösung versetzt und in üblicher Weise gestrichen. A Entseuchungsmittel „Formalin." Die chemische Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering) in Berlin bringt unter dem Namen Formalin eine 40prozentige Lösung von Formaldehyd CH a O in den Handel. Es soll ein fast ebenso kräftiges Entseuchungsmittel sein wie Quecksilbersublimat, ist nicht giftig und hinterlässt keinen bleibenden Geruch. Das Formalin ist eine stechend riechende, wasserhelle Flüssig keit. Der Gehalt kann leicht durch direkte Titration mit Ammoniak unter Benutzung von Rosolsäure als Indikator ermittelt werden. — Selbst in Verdünnung von 1 : 20000 werden Milzbrandbacillen durch Formalin in einer Stunde getödtet, zur Entseuchung von Kleidungs stücken, Tapeten usw. wird Bestäuben mit 1—2 prozentiger Formalin- Lösung empfohlen; für Reinigung einer Wand von 50 qm Fläche genügen 5 g der käuflichen 40 prozentigen Lösung. Formalin ver dampft leicht und dringt daher in alle Ritzen und Poren ein. Lumpen werden vor dem Verpacken mit Formalin-Streupulver (Kieselguhr mit 20 pCt. Formalin) bestäubt. Eine eigenthümliche Wirkung übt Formalin auf thierisches Gewebe aus: auf Haut gebracht verbindet es sich mit ihr, wobei Erhärtung und schliess lich Absterben derselben erfolgt, ohne alle Eiterung oder Wund bildung. Versuche zur Beseitigung von Polypen und ähnlichen Neubildungen am Menschen mit Hilfe von Formalin sollen sehr günstig ausgefallen sein. Unverbrennliches Papier. Papier und andere Faserstoffe lassen sich nach der französischen Patentschrift Nr. 239 432 von M. Schneider durch Eintauchen in ein Bad von folgender Zusammensetzung unverbrennlich machen: Phosphorsäure . . 2 Liter Ammoniak .... 1 » Borax 20 g Schwefelsaures Zink 25 g Der Borax und das schwefelsaure Zink werden in je 150 ccm Wasser gelöst und vereinigt. Zu der trüben Flüssigkeit giebt man das Ammoniak, wodurch sie vollkommen klar wird, und setzt dann die Phosphorsäure zu. (Nach La Papeterie). Die einzige Büttenpapier-Fabrik der Vereinigten Staaten ist die L. L. Brown Paper Mill in Adams, Mass., welche haupt sächlich ganz aus Leinenfasern bestehende Handpapiere herstellt.