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Buchgewerbe Buchbinderei e ® Buchdruck ege eee Buchhandel ege Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. 94 5- Sacnliche Mittheuungen I finden kostenfreie Aufnahme. = Nr. 4. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Berliner Typographische Gesellschaft. General-Versammlung am Mittwoch, 23. Januar 1895, abends 9 Uhr im Vereinslokale, Alte Jacobstr. 128. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. — 2. Neuwahl des Vorstandes. — 3. Fragekasten. Gäste willkommen. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachschriften im Vereinslokale aus. In Anbetracht der wichtigen Verhandlungen bittet um zahlreiches und pünktliches Erscheinen der Vorstand _ Berliner Typographische Gesellschaft. Sitzung am 9. Januar 1895. 1. Der Vorsitzende bringt der Versammlung zur Kenntniss, dass von Frau Wittwe Albert Hoffmann der Gesellschaft ver schiedene Bände aus der Fachbibliothek ihres Gatten zugewendet wurden. Der Schriftführer wird beauftragt, für die Schenkung im Namen der Gesellschaft angemessen zu danken. 2. Dasselbe wird beschlossen mit Bezug auf Zusendungen bei Anlass des Jahreswechsels seitens der Reichsdruckerei und der Firmen Rudolf Mosse in Berlin, Berger & Wirth in Leipzig, Gronau’s Schriftgiesserei in Berlin und Benj. Krebs’ Nachfolger in Frankfurt a. M. 3. Wahl zweier Kassenrevisoren. — Als solche werden durch Zuruf erwählt die Herren R. Hagelmoser und Albert Röhn. 4. Generalversammlung. — Die Versammlung beschliesst, die diesjährige ordentliche Generalversammlung auf Mittwoch, den 23. Januar 1895, abends 8 Uhr, im Vereinslokal anzuberaumen. In Anbetracht der Wichtigkeit der Verhandlungsgegenstände sollen auch Nichtmitglieder in geeigneter Weise durch direkte Einladung auf diese Versammlung aufmerksam gemacht werden. 5. Aus der Mitte der Versammlung wurde die Frage der Beschaffung eines zentraler gelegenen und zweckentsprechenderen Gesellschaftslokales aufgeworfen und deshalb als dringlich be zeichnet, weil im gegenwärtigen Lokal die interessante und immer reichhaltiger werdende Fachbibliothek den Mitgliedern nur höchst unzureichend zugänglich gemacht werden kann. Nach lebhafter Debatte, aus welcher der Wunsch eines Lokalwechsels unver kennbar zum Ausdruck gelangte, wurde die Angelegenheit dem Vorstand zu näherer Erwägung anheimgegeben. Rotations-Photographie. Die Firma Meisenbach, Jliffarth & Co. in Berlin-Schöneberg hat uns die ersten Proben ihres photographischen Rotations-Kopir- verfahrens vorgelegt und uns zugleich ein umfassendes Material zur eingehenderen Besprechung dieses Verfahrens in Aussicht gestellt. Während wir für heute noch nicht in der Lage sind, über die technischen Einzelheiten zu berichten, welche beim Zustandekommen der »endlosen« Photographie mitwirken, dürfen wir dagegen recht wohl schon heute auf Grund der uns vor liegenden Proben sagen, dass dem Verfahren Eigenschaften von umwälzender Bedeutung innewohnen. Dem Lichtdruck im besondern, wie dem Illustrationsdruck im allgemeinen ist da auf einmal ein Nebenbuhler entstanden, der in gewissen Richtungen schon sehr bald eine vollständige Verschiebung aller bisher maassgebend gewesenen Normen herbeizuführen berufen sein dürfte. Wer zunächst und am meisten auf der Hut zu sein hat, kann naturgemäss nur der Photograph selbst sein, denn wie er sich auch zu der Neuerung stellen mag, so steht heute schon fest: die Zeit, wo man seine Photographien statt nach Dutzend i>beim laufenden Meter« bestellen kann, ist angebrochen. Der uns andeutungsweise genannte Preis für das Quadratmeter beträgt nicht mehr als derjenige für ein Dutzend Kabinetphotographien. Da nun auf das Quadratmeter mindestens fünf Dutzend Kabinet photographien gerechnet werden können, so erhellt schon aus diesem einen Rechen-Exempel die Tragweite der bedeutsamen Neuerung. G. K. Einzug und Ausgang der Zeilen bilden fast täglich in den Setzereien den Gegenstand fachlicher Besprechung, ohne dass bisher, trotz Lehrbüchern und Abhandlungen in Fachzeitschriften, eine Uebereinstimmung erzielt worden wäre. Während die eine Partei einem grösseren Einzug das Wort redet, will die andere denselben auf das geringste Maass beschränkt wissen. Diese Verschiedenartigkeit in den Ansichten macht sich besonders in den Zeitungen bemerkbar, wo Einzug und Ausgang eine untergeordnete Rolle zu spielen scheinen. Bei einer Spaltenbreite von 20 Cicero wird in der einen Zeitung ein Einzug von einem Geviert der zur Verwendung kommenden Schriftgattung beliebt, während in der anderen bis zu einem halben Konkordanz eingezogen wird. Hier spricht das Schönheits gefühl, der Geschmack, der nun einmal verschieden ist, mit. Ich halte, unbekümmert um alte Lehrbücher und Grundsätze, die auch in Bezug auf Einzug auf die neue Richtung nicht mehr anwendbar sind, dafür, dass der Einzug einer Anfangszeile ent weder Ruhepunkt in einer Spalte bedeuten oder den Leser auf einen anderen Gegenstand des Gedruckten hinleiten soll. Danach muss dieser Ruhe- oder Uebergangspunkt gehörig markirt werden. Ein Einzug von einem Geviert bei 20 Cicero Breite ist entschieden zu winzig, er verschwindet fast ganz, wenn er nur ein- oder zweimal auf der Spalte wiederkehrt; er giebt aber der Spalte ein verzerrtes Gesammtbild, wenn er oft wiederkehrt. Gut markirt wird der Einzug bei 10 bis 12 Cicero Zeilenbreite durch ein Geviert, bei 13 bis 17 Cicero durch eineinhalb Geviert, bei 18 bis 22 Cicero durch zwei Geviert, bei 23 bis 28 Cicero durch zwei Cicero, darüber hinaus durch zweieinhalb, von 36 Cicero an durch drei Cicero. Dem Werksatz dürften dieselben Maasse zu Grunde zu legen sein, doch ist hierbei Rücksicht auf kompressen, eng und weit durchschossenen Satz zu nehmen; letzterer verträgt oder verlangt vielmehr einen grösseren Einzug als ersterer. Auch die Schrift selbst spricht bei Ausmessung des Einzuges mit: eine breit laufende Schrift (Antiqua) verlangt ohneZweifel einen grösseren Einzug als eine schmäler laufende (Fraktur). Schwieriger als die Ausmessung des Einzugs ist diejenige des Ausgangs. Entscheidet bei ersterer die Anordnung des Geschäftsleiters oder Verlegers, so spielt bei letzterer der Zufall die Hauptrolle, weshalb früher aufgestellte Regeln nach und nach äusser Acht gelassen wurden und Ausgänge da, wo es nicht passte, einfach wegblieben. Und doch ist nicht zu leugnen, dass ein schöner Ausgang den darauf folgenden Einzug mit zu heben berufen ist, wenn man sich das Bild vergegenwärtigt, welches eine Spalte oder Kolumne bietet, die einige Einzugs-, aber nicht eine Ausgangszeile hat. Die das Gesammtbild einer Spalte oder Kolumne hebenden Ausgangszeilen sind jedenfalls die, welche bis zu einem Drittel Quadraten ent halten. Solche Ausgänge werden aber in 80 von 100 Fällen fromme Wünsche bleiben, und es ist Sache der Praxis, mit dem Mehr oder Weniger sich abzufinden. Der vielfach vertretenen Meinung, lieber gar keinen Ausgang zu machen, als einen kleinen, pflichte ich nicht bei; ich halte vielmehr den kleinsten Ausgang, bis zu einem Geviert, auch für das kleinere Uebel und kann mich mit stumpf abschliessenden Zeilen nicht befreunden. Bei einigem guten Willen lässt sich, falls die Zeilenbreite nicht unter 12 Cicero beträgt, ein kleiner Ausgang schaffen durch Umbrechen der vorher gehenden Zeilen. Was die sogenannten »grossen Ausgänge« betrifft, so sollte darauf gehalten werden, dass weniger als drei Silben eine Ausgangszeile nicht bilden dürfen, zweisilbige sollen nur zugelassen werden, wenn es sich um Worte wie »kommen«, »schwimmen« usw. oder um zwei einsilbige Worte handelt, wie »kann nicht«, »schon gut« usw. Der Zufall hat es gewollt, dass die vorliegende Abhandlung beendigt war, als mir das neueste Heft (Nr. 11) der »Typo graphischen Jahrbücher « zu Gesicht kam, in welchem für geringere Einzüge und Ausgänge als von mir vorgeschlagen, eingetreten wird. Vielleicht giebt dies Zusammentreffen zweier Meinungen einem Dritten Veranlassung, die eine oder andere als die berechtigtere zu bezeichnen. E.