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Nr. 28. PAPIER-ZEITUNG. 827 pCt. aus Müller beispielsweise für Weizen 56 pCt., für während Roggen 41,5 40,9 40,4 41,7 45,9 37,9 Strohstoff-Fabrikation in England. In der Liverpool-Abtheilung der Gesellschaft für chemische Industrie {Society of Chemical Industry') hielt James Beveridge am 7. Februar einen Vortrag über die Verarbeitung von Stroh zu Zellstoff, aus welchem wir das Wesentlichste wiedergeben: Der Zellstoff-Gehalt wird am sichersten und einfachsten durch Behandlung des Strohes mit Soda-, Kalk- oder Magnesia-Sulfit ge funden. Die auf diese Weise erhaltenen Zahlen stimmen ziemlich genau mit den Ergebnissen im Fabrikbetrieb überein, während die Angaben von Müller viel zu hoch sind und sich nur dadurch erklären lassen, dass durch dessen Verfahren die in kaustischen Alkalien leichtlöslichen organischen Intercellular-Stoffe nicht zer stört werden. Beveridge erhielt folgende Mengen von wasser freiem Zellstoff aus wasserfreiem Stroh: 63pCt., für Gerste 56pCt. und für Hafer 461/2pCt. wasserfreien Zellstoff angiebt. Ein und dieselbe Strohart zeigt zwar ver schiedene Zusammensetzung je nach Boden und Klima, aber Beveridge betont mit Recht, dass diese Unterschiede hauptsächlich die Aschenbestandtheile betreffen. Beveridge verwendete zu seinen Versuchen Sulfit-Lauge von ungefähr 2,75 pCt. SOa-Gehalt, wovon etwa 45 pCt. an Natron gebunden waren. Das Stroh wurde 6—7 Stunden mit 60—70 Pfund Ueberdruck gekocht. Versuchs weise wurde auch mit etwas stärkeren Laugen gekocht, ohne dass das Ergebniss dadurch beeinflusst wurde. Immerhin wird man den Gehalt an freier schwefliger Säure nicht zu sehr steigern dürfen, weil sich sonst Hydro-Zellstoff bilden könnte. Zur Darstellung von gutem Papier lässt sich mit Sulfitlauge erzeugter Strohstoff nicht verwenden, weil die Kieselsäure nicht in Lösung geht und sich auf dem Papier als glänzende Schüppchen zeigt. Kocht man nachträglich noch mit etwas kaustischer Soda, so erhält man allerdings sehr guten Stoff, aber nach Beveridge keine grössere Ausbeute, als wenn Stroh mit Aetznatron allein verkocht wird. Im Fabrikbetrieb kocht Beveridge das Stroh mit kaustischer Soda-Lauge von 31/4 pCt. Aetznatron-Gehalt und braucht für ein Gemisch von Weizen- und Haferstroh 11,7 pCt. Aetznatron (Na, 0) bei 4—6 Atmosphären Ueberdruck und 4—41/2 Stunden Kochzeit in kugelförmigen Kochern. Die Knoten werden vor dem Kochen nicht entfernt. Kalkmilch allein greift die inkrustirenden Bestand theile sehr wenig an, neutralisirt aber die sich bildenden organischen Säuren und verbessert dadurch die Farbe des Stoffes. Der gekochte, gewaschene und abgepresste Stoff wird in Holländern mit stumpfen Messern, sogenannte potchers, mit klarer Chlorkalklösung während 1—2 Stunden gemischt und dann in die Abtropfkästen geführt. Erst nach weiteren 12—16 Stunden wird die Chlorkalk-Lösung abgelassen und der Stoff gewaschen. Von dem Leunig’schen Verfahren, welches vor etwa 12 Jahren in England in verschiedenen Fabriken eingeführt würde, und welches sich hauptsächlich durch Anwendung von Chlorgas statt Chlorkalk von dem üblichen Verfahren unterscheidet, sagt Beveridge, dass es sich als zu theuer und umständlich erwiesen habe. Die von Roth vor einigen Jahren in der »Papier-Zeitung« mitgetheilten hohen Zahlen, wonach man 50 pCt. gebleichten Zellstoff aus Stroh erhalten kann, lassen sich, wie Beveridge glaubt, auf unvollständiges Kochen zurückführen. Nach seiner eigenen Er fahrung erhält man aus Stroh selten über 40 pCt. guten weissen Stoff. Während eines langen Zeitraums schwankte das Erträgniss einer Fabrik, welche holländisches Hafer- und Weizenstroh ver arbeitete, und an welcher Beveridge betheiligt war, zwischen 40 und 41 pCt. gebleichtem, lufttrockenem Stoff mit 10 pCt. Feuchtigkeitsgehalt. Zum Bleichen wurden 18—20 pCt. Chlorkalk gebraucht. Für lufttrockenen Zellstoff nimmt Beveridge durchweg 10 pCt. Feuchtigkeit an, während der Wassergehalt von lufttrockenem Stroh, wie wir seinen Analysen entnehmen, zwischen 7,6 und 12,5 pCt. schwankt. Von besonderem Interesse sind die Angaben über den Soda verlust, welcher durch die in den Pflanzen enthaltene Kieselsäure entsteht. Da beim Kochen stets Ueberschuss von kaustischer Soda verwendet wird, so nimmt Beveridge an, dass die Kiesel säure in normales kieselsaures Natron (Nag Si 03) umgewandelt wird und berechnet daraus die Mengen von Aetznatron, welche französischem Weizen . . . Zeeland Weizen holländischem Weizen (Ijpolden) „ Hafer .... „ Roggen . . . „ Gerste .... durch den Kieselsäure-Gehalt verschiedener Stroharten unwirksam gemacht werden. Die Atomgewichte von Na 2 O und Si O, sind 62 bez. 60, sodass 62 Theile Aetznatron zur Bindung von 60 Theilen Kieselsäure nöthig sind. In der folgenden Tabelle geben wir seine Kieselsäure-Analysen wieder, nebst den Mengen von Aetz natron (Na, 0), welche zur Bildung von kieselsaurere Natron (Na, Si 03) verbraucht werden. Stroh-Art Kieselsäure- G ehalt pCt. bindet Na a 0 pCt. Weizen, französischer • 4,40 4,55 „ von Zeeland 6,24 6,45 holländischer (Ijpolden) 5,17 5,3 Hafer, » 2,35 2,45 Roggen, » 0,92 0,95 Gerste. » 2,06 2,15 Da beispielsweise aus Ijpolden-Weizenstroh 40,4 pCt. Zellstoff gewonnen werden, so braucht man 247,5 kg Stroh, um 100 kg Zellstoff darzustellen. Der Kieselsäure-Gehalt dieses Strohes beträgt 5,17 pCt. und braucht zur Bildung von kieselsaurem Natron 5,3 Aetznatron; folglich enthalten 247,5 kg Stroh 12,8 kg Kieselsäure, welche 13,2 kg Aetznatron binden. Wenn Ijpolden- Stroh, wie Beveridge sagt, mit 21 Pfund von 60 kaustischer Soda auf den englischen Gentner gekocht wird, so braucht man für 100 kg Stroh rund 11 kg Aetznatron (Na, also für die zur Erzeugung von 100 kg Zellstoff nöthigen 247,5 kg Stroh 271/4 kg Aetznatron. Hiervon würden 13,2 kg oder 48 pCt. durch Kieselsäure gebunden und gingen für die Fabrikation, auch wenn die Ablaugen eingedampft werden, gänzlich verloren. In Wirklichkeit wird der Sodaverlust etwas geringer sein, weil Stroh nach den Wolff’schen Aschen-Analysen bis zu 2 pCt. Kali enthält, welches beim Kochen eine entsprechende Menge von Kiesel säure bindet. Wenn die Berechnungsweise von Beveridge richtig ist, so besteht die durch Eindampfen der Ablaugen wiedergewonnene Soda bei Verarbeitung von an Kieselsäure reichen Stroharten fast zur Hälfte aus wirkungslosem Natronsilikat, und würde nach zweimaligem Abdampfen werthlos sein. Die in Hofmann’s Hand buch (S. 1203) erwähnte Asche hatte mit nur 13,88 pCt. kiesel saurem Natron eine ungleich günstigere Zusammensetzung und weitere Mittheilung von Analysen wiedergewonnener Soda, womöglich mit Angabe des Kieselsäuregehalts des verwendeten Strohes, wären sehr erwünscht. Von den verschiedenen Verfahren, welche zur Zersetzung des kieselsauren Natrons vorgeschlagen wurden, lässt sich, nach Beveridges Ansicht, keines praktisch verwerthen. Seine Anregung, das in Stroh enthaltene Kali dadurch nutzbar zu machen, dass man es von der Soda durch Kristallisation trennt und durch Zusatz von schwefelsaurer Thonerde in Kali-Alaun verwandelt, scheint nur theoretisches Interesse zu haben. Den Kohlenbedarf zur Herstellung von gebleichtem Zellstoff berechnet Beveridge für »Beschleunigung der chemischen Vor gänge« oder das Kochen, für »Erzeugung der nöthigen mecha nischen Kraft«, und für »Trocknen« des Stoffes getrennt. Für das Kochen berechnet er die Menge Dampf, welche nöthig ist, um den Kocher sammt Inhalt auf den dem gewünschten Ueberdruck entsprechenden Wärmegrad zu erhitzen und schlägt 20 pCt. für Verlust durch ausstrahlende Wärme zu. Bei 4 Atmosphären Ueberdruck wären nach Beveridge 6613 Pfund (rund 2975 kg) Dampf für eine Tonne (rund 1000 kg) Zellstoff nöthig. Dieser Betrag ist, nach seinen Erfahrungen im Fabrik betrieb, bei guten Einrichtungen reichlich. Zur Erzeugung der mechanischen Kraft genügen 90 bis 105 Pferdestärken während einer Woche von 144 Stunden für alle zur Er zeugung von 30 Tonnen lufttrockenem Stoff nöthigen Maschinen. Bei Annahme von 18 Pfund Dampf die Stunde für jede Pferde kraft berechnet sich der Dampfverbrauch auf 144 _ 7776 ov engl. Pfund (3500 kg) die Tonne Zellstoff. Der zu trocknende Stoff enthält 55 pCt. Wasser, wovon zur Darstellung von lufttrocknem Stoff 50 pCt. zu verdunsten sind. Wenn Dampf von 8 bis 10 Pfund Spannung in die Trocken- Cylinder geleitet wird, so kann man nach Beveridge’s Ansicht annehmen, dass die nasse Pappenbahn mit einer Temperatur von 212 0 (100 0 C) verdampft. Man hätte also für jede Tonne Zell stoff eine Tonne Wasser bei 100° C durch Dampf von 10 Pfund Ueberdruck, also von 240 0 (1151/2° C) Wärme zu verdampfen, und brauchte hierzu 2647 Pfund Dampf. Für Verlust durch strahlende Wärme schlägt Beveridge 15 pCt. zu, wobei er annimmt,