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Preis-Erhöhung. Der Verein französischer Papierfabrikanten berieth am 22. Dezember 1893 über die Mittel zur Erhöhung der Papierpreise. Die Besprechung ergab, dass nach Ansicht der Mehrzahl allgemeine Maassregeln aller Papierfabrikanten nichts nützen würden. Die vor kurzem ins Leben getretene Vereinigung der Seidenpapier fabrikanten zeige den richtigen Weg, und es sei deshalb vor allem eine Gruppen-Eintheilung der Fabrikanten nach den von ihnen erzeugten Sorten nothwendig. Nach dem »Moniteur de la Papeterie Franaise« wurde nachstehende Eintheilung in 11 Gruppen beschlossen. Wir geben dieselbe in der Ursprache wieder, setzen unsere Uebersetzung daneben, und bitten um Verbesserung, falls Fehler darin vorkommen. 1. Papiers minces, pelures, mousse- Dünne Papiere, Seiden-, Pack-, lines, cigarettes et autres; Cigaretten- und andere; 2. Papiers Journal, bulle, tenture, Papier für Zeitung, Affichen, Bunt- et bulletin; und Tapetendruck; 3. Papiers paille; Strohpapier; 4. Papiers emballage et pliage; Pack- und Umschlagpapier; 5. Papiers couleurs; Farbige Papiere; (? 1). Red.) 6. Papiers editions; Papiere für den Buch-Verlag; 7. Papiers e'coliers et registres; Schul- und Geschäftsbücherpapier; 8. Papiers ä lettre; Briefpapier; 9. Cartons päte; Pappen aus altem Papier, Lumpen und dergl.; 10. Cartons paille; Pappen aus Stroh; 11. Cartons bois. Pappen aus Holz. Der Vorstand ersuchte noch die Papierfabrikanten anzugeben, in welche Gruppe sie sich einschreiben wollen. Sobald eine Gruppe genügende Theilnehmer hat, soll dieselbe zur Berathung unter sich zusammenberufen werden. cif. London, 5. Januar 1894. Auf die Mittheilung des Korrespondenten -e- in Nr. 1 einzugehen, würde zu weit führen und uns nicht im geringsten fördern. Als Engländer habe ich in meiner Auslegung des c. i. f. nur von den Verhältnissen gesprochen, die in England gelten. Was c. i. f. in Deutschland bedeutet, das können ja die deutschen Korrespondenten feststellen, wenn Deutschland aber in unserm Lande Geschäfte machen will, so dürfte es doch wichtiger sein, zu hören, wie die Engländer die Sache auffassen. Kommen Verkäufer und Käufer darin überein, dass der Erfüllungsort Deutschland ist, so hiesse das weitere Schreiben über diese Angelegenheit einfach offene Thüren einschlagen, denn dann gilt eben das deutsche Gesetz. Zur Aufklärung will ich mittheilen, dass c. i. f. London und c. i. f. Themse ganz genau dasselbe ist. Der Einfluss der Themse ins Meer, der bei Gravesend stattfindet, wird schon als Hafen von London gerechnet, sodass c. i. f. Themse, d. i. die ganze Themse von dort bis zur London Bridge — bis wohin allein grosse Schiffe gelangen können — sich als Lieferungsort ebenso identifiziren lässt, als c. i. f. London. Der Bestimmungsort ist eben da, wo in London, d. h. auf der Themse, das Schiff gewöhnlich seine Reise beendigt und löscht. Die Annahme, dass in dem Worte jemals eine Verzollung eingeschlossen sein könnte, setzt völlige Geschäftsunkenntniss voraus. Damit schliesse ich für meine Person die Erörterungen über c. i. f. —i— Zellstoff-Verbindungen. Im »Journal of the Society of Chemical Industry« ist ein Vortrag über eine Arbeit von C. F. Cross, E. J. Bevan und C. Beadle wiedergegeben, welcher letztes Jahr in der London- Abtheilung der Gesellschaft über New Cellulose Derivatives and their Industrial Applications gehalten wurde. Zellstoff wird danach durch Behandlung mit starker alkalischer Lauge (15 pCt. Na OH) in Alkali-Zellstoff übergeführt und dann in einem ge schlossenen Gefäss Schwefelkohlenstoff-Dämpfen ausgesetzt. .Nach 2—3 Stunden erhält man eine gelbliche, sich leicht in kaltem Wasser zu einer ausserordentlich klebrigen Flüssigkeit lösende Masse, welche die Entdecker » Cellulose Sodium Xanthate« nennen. Wenn man den Zellstoff mit X bezeichnet, so erfolgt die Umwand lung nach folgender Gleichung: X.ONa + cs, = cs<SXa Alkali- Schwefel- Zellstoff- Zellstoff kohlenstof Xanthate Da man die besten Ergebnisse durch Anwendung von einem Molekül Schwefelkohlenstoff CS, auf 2 Natron 2 Na OH erhält, so wird das erhaltene Xanthate oder Thiocarbonat folgende Zu sammensetzung haben; csOX ONa 1BSNa Aus der wässrigen Lösung kann der Stoff durch wasserentziehende Mittel, am besten durch Kochsalz und Alkohol, niedergeschlagen werden. Wird eine mit der klebrigen Lösung dünn bestrichene Glas ¬ platte in Salzwasser getaucht, so bildet sich in wenig Sekunden ein grünliches Häutchen des Hydrates, welches sehr elastisch und im Wasser leicht löslich ist. Aus diesem Niederschlag wurde eine lange Reihe von Verbindungen erhalten, in welchen das Verhältniss von Alkali zu Schwefel unverändert wie in der ursprünglichen Reaktion blieb (Na 2 0: S 2 ), aber das Verhältniss beider zu Zellstoff allmälig abnahm. Es sind — Zellstoff als 100 gesetzt — die löslichen Zwischenprodukte von 100 : 38 bis 100: 4 gefunden worden. Sogar bei 100: 2 gelatinirt die Masse noch mit Wasser und wird halb flüssig, sodass sich also ganz allmälig durch diese sehr einfache Zersetzungsweise aus dem Xanthate wieder Zellstoff, natürlich als Hydrat, bildet. Während also durch Vereinigung von Alkali, Zellstoff und Schwefelkohlenstoff das Xanthate entsteht, wird dieses durch Trennung der Bestandtheile wieder zerlegt. Diese Zerlegung geht beim gereinigten Produkt im trockenen Zustand ziemlich glatt, obschon sehr allmälig, vor sich, während sie bei Gegenwart von Wasser durch sekundäre Umsetzungen zwischen dem Alkali und Schwefel verwickelt wird. Bis zu 60° ist die Zersetzung mit Wasser langsam, bei 50—60° können dünne Häutchen sogar getrocknet werden, ohne eine merkliche Einbusse an Löslichkeit zu erleiden; aber bei einer Temperatur von 80—90° erfolgt augenblickliche Zer setzung. Durch einfaches Waschen wird der regenerirte Zellstoff von anhängendem Alkali, und durch leicht oxydirende Behandlung von den letzten Schwefelspuren befreit. Das Gerinnen der Lösungen scheint ohne Volum Veränderung zu geschehen, da das Coagulum immer alle Einzelheiten der Gefässoberfläche wiedergiebt. Lösungen von 10 Prozent (auf Zellstoff berechnet) geben ein Coagulum von grosser Festigkeit, und selbst halbprozentige Lösungen verwandeln sich noch in eine Gallerte, die sich hantiren lässt. Gestützt auf ihre Versuche halten die Erfinder den neuen Stoff für folgende Zwecke sehr geeignet: Zu Klebstoff statt Leim, Stärke, Kautschuk usw. Zum Appretiren und Beschweren von Geweben. Dass zu diesem Zweck ein Zusatz, welcher gleiche chemische und mechanische Eigenschaften besitzt wie das Gewebe selber, theoretisch wenigstens vor allen andern Zusätzen den Vorzug verdient, ist klar. Gewebe sind mit 15—30 pCt. Zellstoff beschwert worden, ohne dass sich der Zusatz direkt entdecken liess. Zu Abgüssen und Formen. Werden Oberflächen mit der Lösung bestrichen, oder Hohlgefässe damit gefüllt, so erhält man Reproduktionen in Form einer härtern oder weichem Masse von Zellstoff (Hydrat), die sich sehr langsam zusammenziehen, falls Lösungen von über 10 pCt. Stärke genommen werden. Voll kommen trocken bildet der auf solche Art ausgefällte Zellstoff eine durchscheinende, hornartige Masse, die sich auf der Drehbank bearbeiten lässt und durch Politur hohen Glanz annimmt. Es ist vor allem eine Kostenfrage, ob sich dieser neue Zell stoff gewerblich verwerthen lässt; aber jedenfalls interessant, dass man Zellstoff den sehr kräftigen chemischen Einflüssen von konzentrirtem Alkali und Schwefelkohlenstoff aussetzen und aus den damit eingegangenen Verbindungen unzersetzt und anscheinend sogar ohne Gewichtsverlust wieder abscheiden kann. Aus der Un Veränderlichkeit von Zellstoff hydrolitischen Einflüssen gegenüber, selbst unter kräftig oxydirenden und desoxydirenden Bedingungen, neigen sich die Entdecker zu der Ansicht, dass Zellstoff aus Gruppen von folgendem Typus besteht: 0H OH 0 H - C H CO cH, cH_ c’H OH OH Bei der Besprechung, die sich an den erwähnten Vortrag knüpfte und namentlich auf die praktische Seite der Entdeckung einging, erklärte Herr Cross, dass er das trockene Produkt für ganz beständig halte, und dass eine gewisse Elastizität eine bleibende Eigenschaft des Zellstoffs sei. Ueber das Ver halten dieser neuen Form von Zellstoff zu Farben seien die Versuche nicht abgeschlossen, aber die Verwandtschaft zu den Azo-Farben scheine nicht unbedeutend zu sein. Für photo graphische Zwecke zeigen die Häutchen soweit noch nicht den nöthigen Grad von Durchsichtigkeit. Gegen chemische Einflüsse sei der neue Stoff mindestens ebenso beständig, wie gewöhnlicher Zellstoff. Was die elektrischen Eigenschaften anbelangt, so haben die Entdecker die Isolir-Fähigkeit mit der von Papier und Vulkanit verglichen und gefunden, dass dieselbe ziemlich genau im umgekehrten Verhältniss zu der normalen hygroskopischen Feuchtigkeit steht, welche bei regenerirtem Zellstoff 10 pCt., bei Baumwoll-Papier 71/2 pCt. ausmacht, und bei Vulkanit fast auf Null kommt.