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Nr. 23. PAPIER-ZEITUNG. 737 Die Verwendung der Elektrizität in der Aetzung. Der Unterschied zwischen dem galvanischen Zersetzen und dem Aetzen besteht darin, dass die geätzten Linien, wenn man sie unter dem Mikroskop betrachtet, eigentlich eine fortlaufende Reihe unregelmässiger Vertiefungen und Grübchen darstellen und dass, wenn man Tiefe verlangt, sie so sehr in der Breite zu nehmen, dass die Platten häufig verderben, weil die Linien unterfressen sind. Dieser Einwurf trifft nicht die galvanische Methode. Die Linien stellen, unter das Mikroskop gebracht, eine vollkommene Furche dar, gerade rauh genug, um die Schwärze festzuhalten (bei Herstellung von Druckplatten); sie können zu bedeutender Tiefe hergestellt werden, ohne auszulaufen oder zu unterfressen. Wenn sich zwei Linien schneiden, so sind die Ecken des Kreuzungspunktes so scharrf als wenn die Linien gravirt wären. Hauptsächlich ist auf gute Deckung des zu ätzenden Objektes bedeutender Werth zu legen, da es oft vorkommt, dass die Grundirung für gewöhnliche Verfahren recht wohl genügt, dem galvanischen Strom aber nicht hinreichenden Widerstand ent gegenzusetzen vermag. Ein sehr grosser Vortheil bei der gal vanischen Aetzung ist der Umstand, dass das Lösungsmittel, stets dieselbe Kraft behaltend, in der Wirkung zu allen Zeiten gleich bleibt, und Säuredämpfe, welche die Athmungsorgane sonst sehr belästigen, hierbei nicht auftreten. Der Gang der Operation beim Aetzen unter Zuhilfenahme der Elektrizität ist folgender. An dem Gegenstände wird ein Leitungs draht mit Zinnloth befestigt. Alsdann wird durch Ueberstreichen, Ueberdrucken oder auf anderem Wege ein Deckgrund aufgetragen. Ist der Deckgrund durch Ueberstreichen aufgebracht, so folgt das Hervorbringen der Zeichnung durch die Radirnadel, worauf das Objekt mit dem Anodenpol verbunden in das Bad eingehängt, während an dem andern Pol eine Platte aus gleichem Metall als Kathode befestigt wird. Das Bad besteht aus der dem jeweiligen Metalle entsprechenden verdünnten Säure. Für Silber wird ver dünnte Salpetersäure, für Gold und Platin Wasser mit Salpeter säure und Salzsäure angesäuert (Königswasser) verwendet, während für Kupfer, Messing und Zink durch Schwefelsäure und bei Zinn durch Salzsäure sauer gemachtes Wasser benutzt wird. Doch besser als die mit Wasser verdünnten Säuren arbeiten die Bäder, in denen das zu ätzende Metall sich in Lösung befindet. So nimmt man für Gold und Platin Chlorgold und Platinchlorid, für Silber Höllenstein-Lösung, für Kupfer und Messing eine Lösung von Kupfervitriol, für Eisen Eisenvitriollösung oder eine solche von Chlorammonium oder eine Verbindung beider, bei Zink Zink vitriol oder Chlorzinklösung usw. Äusser diesen giebt es noch die verschiedensten Metallsalze, die geeignet sind, allein eine Aetzung zu bewirken, oder aber in Verbindung mit den vor genannten Salzen Anwendung finden können. Zum Decken des Grundes giebt es viele Zusammensetzungen. Man hat jedoch möglichst solche zu wählen, die sich leicht wieder entfernen lassen. Ein gutes Deckmittel ist eine Mischung von Asphalt und Kopallack zu gleichen Theilen; ferner eine Zusammen setzung von 2 Theilen Bienenwachs, 1 Theil Asphalt und 2 Theilen Mastix. Zuerst wird das Wachs geschmolzen, dann der Mastix in feinem Pulver hinzugefügt und darauf der Asphalt hinzugesetzt. Man unterhält die Masse solange im Kochen, bis eine heraus genommene Probe nach dem Erkalten erst nach mehrmaligem Zusammenbiegen bricht. Die Masse wird dann in leicht erwärmtes Wasser gegossen und dann zu Kugeln geformt, die in Leinwand und dann in feinen Seidentaffet eingebunden werden. Soll eine Platte mit diesem Aetzgrund versehen werden, so erwärmt man dieselbe und vertheilt die Grundirkugel gleichmässig über die er- wärmte Platte. Dieses Decken ist etwas umstähdlicher als ein gewöhnliches Ueberstreichen, man erzielt aber einen weit gleich- mässigem Ueberzug, als in irgend einer andern Weise. Diese Methode kann selbstverständlich nur für flach gehaltene Gegen stände, die nachträglich eine Radirung erfahren, Anwendung finden. Soll die Masse eine solche Beschaffenheit haben, dass man mit ihr die Gegenstände überstreichen kann, so wird derselben in der Wärme so viel Terpentinöl zugefügt, dass sie nach dem Erkalten dickflüssig und somit streichbar ist. Das Abnehmen des Deck grundes, des letztgenannten sowohl wie des aus Asphaltlack und Kopallack bereiteten, geschieht durch Benzin oder Terpentinöl. N. Erf. u. Erf. Der Langsamste, der sein Ziel nur nicht aus den Augen ver liert, geht noch immer geschwinder, als der ohne Ziel herumirrt. Lessing. Kleine Mittheilungen. Unter dieser Rubrik worden Eingänge besprochen und technische Anfragen beantwortet, die sich auf das Buchgewerbe beziehen. Wir bitten um Einsendung von Accidenzen, die sieb zur Besprechung eignen, unter Angabe, ob Anführung der Firma erwünscht ist, oder nicht. Eingänge. Kunst-Anstalt »Graphos • (Böhrer, Gorter & Co.) in München. Die Anstalt legt uns einige Kupfer-Aetzungen, Lichtdrucke, schwarze Autotypien und Farben-Autotypieen vor. Die einfarbigen Sachen sind tüchtige Leistungen, die alles Lob verdienen. Sie sind nach sehr guten Aufnahmen hergestellt, denn sie haben Kraft in den Tiefen und sind doch klar in allen Theilen. Die farbigen Autotypien sind ebenfalls von gut ausgearbeiteten Platten gedruckt in Roth, Gelb, Blau und einer grauen Bildplatte. Von vier Platten kann man nicht das erzielen, was man mit der doppelten oder dreifachen Anzahl zu erreichen gewöhnt ist. Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, verdienen auch die vor liegenden Farben-Autotypieen Anerkennung, namentlich da sie vorzüglich gedruckt sind. Verunglückt ist dagegen ein Farbenlichtdruck des Schlosses in Stuttgart; hier sind die Farben unwahr und plump. Es ist überhaupt gewagt, Photographieen mit Baumpartieen im Vorder gründe und einer weiten Fernsicht so wie hier in Farbe setzen zu wollen, in der Regel wird nichts Gutes dabei herauskommen. Auch ist zu beachten, dass unklare Stellen in der Photographie, die bei Aufnahmen belaubter Bäume auch bei Windstille unvermeidlich sind, sehr unan genehm wirken, wenn das Bild farbig ausgearbeitet wird. Bücher-Erzeugung in Frankreich. Im Jahre 1893 wurde in Frankreich ungefähr die gleiche Anzahl Werke gedruckt, wie im vorhergehenden Jahr. Es wurden 13168 Bücher, 5952 Partituren und 1685 Stiche in der »Bibliographie de France« eingeschrieben. Englische Zeitschriften. Die Zahl der gegenwärtig in dem Vereinigten Königreich erscheinenden Zeitschriften beträgt 2291. Hiervon werden 1882 in England (und Wales), 220 in Schottland und 166 in Irland veröffentlicht. Die übrigen 23 entfallen auf die verschiedenen kleinen Inseln. England zählt 159 tägliche Zeitungen, Schottland 21, Irland 17 und die Inseln 2. Büchertisch. Johann von Schwarzenberg. Ein Lebens- und Geschichtsbild aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Von Johannes Freiherr von Wagner (Joh. Renatus). Verlag des Vereins der Bücherfreunde. Preis geb. 4 M. 75 Pf. Zu Ende des 15. Jahrhunderts lag schwerer Druck auf Deutsch land. Die Reformationsbewegung wurde eingeleitet, und die Gemüther waren in grosser Gewissensnoth, welcher Richtung sie sich anschliessen sollten, der Lehre Luthers oder der des Papstthums. Jene Tage haben manchen Helden gesehen, der für seine üeberzeugung mannhaft eintrat, und einer von denen, die Muth und Treue in hohem Grade zeigten, war der Haushofmeister der bambergischen Lande, Johann von Schwarzen berg. Die Chronik berichtet, dass Schwarzenberg ein Mann von hoher Klugheit und Gerechtigkeit gewesen sei, unter dessen Regierung die bambergischen Lande in Ruhe und Frieden blieben, während es rings im Reiche Aufruhr und Empörung gab. Daneben werden uns von den erstaunlichen Körperkräften Sch warzenbergs, die ihn zu einem gefürchteten Gegner auf Turnieren machten, sagenhafte Erzählungen überliefert. Der Verfasser vorliegenden Buches hat sich die dankbare Aufgabe gestellt, ein Stück der damaligen Zeit mit Johann von Schwarzenberg im Vordergründe vor uns aufzurollen. Er thut dies mit Geschick und in fesselnder Form. Wir sehen das ganze Leben dieses Mannes wie in einem Spiegel an uns vorüberziehen; sein unerschütterliches Rechts gefühl von Kindheit an, seine Frömmigkeit und sein musterhaftes Familienleben, nicht minder aber seine erfolgreiche öffentliche Thätig- keit erfüllen uns mit Achtung und Bewunderung. Man muss dem Verein der Bücherfreunde für die Herausgabe dieses werthvollen Buches dankbar sein; es verdient einen Ehrenplatz in jeder Bibliothek. Vademecum für Elektrotechniker. Praktisches Hilfs- und Notizbuch für Ingenieure, Elektrotechniker, Werkmeister,Mechaniker usw. Begründet von E. Rohrbeck, fortgesetzt von Arthur Wilke. IV. Auflage, mit vielen Holzschnitten. Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. Preis 4 Mark. Die für den Maschinenbauer wichtigen Tabellen über Quadrate, Kuben, Wurzeln, Reziproken, Logarithmen, Kreisumfänge und -Inhalte, ferner Multiplikations-Tabellen für Zahlen von 1—1000 und Divisions- Tabellen für Zahlen von 1—500 beginnen das Buch. Hieran schliessen sich verschiedene Tabellen für den Gebrauch bei elektrotechnischen Messungen und Berechnungen. Die folgenden Abschnitte belehren in klarer, verständlicher Form über das Wesen der Elektrizität, über die Mittel, die elektrische Kraft nutzbar zu machen, über Strom- und Licht messungen, galvanische Elemente, Dynamomaschinen, Leitungen, Beleuchtungs-Anlagen, Akkumulatoren, Haus-Telegraphie und Blitz- Ableiter. Dann folgen wieder Tabellen. In allem genommen, ist das Buch mit seinen 245 Seiten gedrängten Stoffes, und bei der Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit seiner Bearbeitung ein sehr werthvoller Helfer dem, der es besitzt.