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PAPIER-ZEITUNG. Nr. 23. Neunter Jahresbericht. der Papierprüfungs-Anstalt von Otto Winkler, Leipzig, üferstr. 8. Erstattet von Dr. Paul Klemm. Mit dem Ende des Jahres 1893 hat die Papierprüfungsanstalt in Leipzig ihr 9. Geschäftsjahr abgeschlossen, über dessen Verlauf in Folgendem Bericht erstattet werden soll: Wie im Handel und Verkehr der Papier-Industrie wenig Ausser gewöhnliches eingetreten ist, so war auch im Papierprüfungswesen wenig Absonderliches oder Unerwartetes zu verzeichnen. Die seit 1. Januar 1893 in Kraft getretenen neuen Bestimmungen für Behördenpapiere der Reichsämter und Preussens (die Normalien mit Wasserzeichenzwang) hatten im Vorjahre, wie bereits im 8. Jahresbericht erwähnt, sehr anregend gewirkt, während sich im letztvergangenen Jahre keine besonderen Wirkungen mehr nachweisen liessen. Die Zahl der Aufträge hat sich wiederum, wenn auch nicht erheblich vermehrt; während sich der Umfang und die Bedeutung derselben gegen sonst wesentlich besser gestaltete. In keinem der früheren Jahre sind so viele Aufträge eingegangen, die von der Schablone abweichen. Zu den Auftraggebern, die bisher die Dienste der Anstalt in Anspruch nahmen, haben sich eine Reihe neuer gesellt. Städtische und staatliche Behörden haben die Absicht ausgesprochen, die Anstalt ferner regelmässig, auch so weit es bis jetzt nicht geschehen, bei Papierkäufen und Lieferungen zu Rathe zu ziehen. Verschiedene Gutachten wurden,von sächsischen Gerichtsämtern sowohl als von andern deutschen Gerichtsbehörden bei Prozessen ein gefordert, und der Besitzer der Anstalt wurde, wie bisher beim Amts gerichte Leipzig, nun auch besonders für die dem königl. Landgericht unterstellten Aemter als Sachverständiger für Papier- und Handelsbrauch in Pflicht genommen. Auch über Deutschlands Grenzen hinaus scheint sich der Ruf, dessen sich die Anstalt erfreut, zu befestigen, wie man aus sich wieder holenden Aufträgen von gleichen Auftraggebern des Auslandes schliessen kann. Die Anstalt erhielt wiederholt Aufträge aus Frankreich, England, Holland, Ungarn, Schweiz, Finnland, Schweden, Norwegen, Russland. Der Verkehr mit der Papier-Industrie und dem Papierhandel wurde eifrig gepflegt, und die guten Beziehungen, welche wir bisher zu den Freunden der Anstalt unterhielten und diejenigen, welche wirzu Anstalten gleichen Berufes angebahnt hatten, (Wien, Nürnberg, Helsingfors, Budapest usw.) wurden durch persönlichen und schriftlichen Verkehr aufrecht zu erhalten gesucht. Erfreute sich die Anstalt bisher schon freundschaftlicher Bezie hungen zu hervorragenden und erfahrenen Technikern der Papier industrie, so kam ihr die im vergangenen Jahre erweiterte und im letzten Jahre gut geförderte Einrichtung für Trockengehalts-Bestimmung der Papier-Faserstoffe auch in dieser Hinsicht zu statten, indem sie den direkten persönlichen Verkehr mit einigen grossen Papier-Fabriken (in denen die feuchten Stoffproben persönlich entnommen und sogleich verwogen werden), förderte. Die Anstalt verspricht sich von diesem unmittelbaren Verkehr in mancher Beziehung Gutes, und zwar umsomehr, als ihre Befunde, bisher regelmässig mit den Ermittelungen der betr. Fabriken vollkommen übereinstimmten, und von den betr. Papierfabrikanten sowohl als deren technischen Beiräthen gern die Gelegenheit ergriffen wird, mit dem Anstaltsleiter die verschiedensten Erfahrungen zu besprechen und Meinungen auszutauschen. Es sei bezüglich unserer Erfahrungen bei Trockengehalts-Bestim mungen sogleich erwähnt, dass sich unsere Bemühung um Schaffung eines neuen, verbesserten Trocken-Apparates insofern nicht erfüllten, als wir von den Apparaten, an denen eine Waage direkt angebracht ist, ganz abgekommen sind. Die besten Erfolge hatten wir immer noch mit den einfachsten, in grösseren Verhältnissen gebauten Trocken schränken, in welche wir uns feste Drahtkörbe an bringen liessen, die wir nach gehöriger Tarirung zur direkten Verwiegung auf feiner Balken waage (Schaalenwaage) einschliesslich des getrockneten Stoffes benutzen konnten. Diese einfachen Trockenschränke mit Doppelwänden oder mit ein fachen Wänden und Asbestverkleidung, welche eine konstante Wärme- Regulirung von 100 bis 105° C. zulassen, entsprechen unseren Anfor derungen am besten. Wegen der mancherlei Fehlerquellen, die den Apparaten anhaften, bei denen die Waage unmittelbar mit dem Trocken- Apparat verbunden ist, sind sie diesen vorzuziehen und können, mit automatischem Regulator versehen, leicht ununterbrochen Tag und Nacht in Betrieb erhalten werden. Wie bisher, so sind auch in diesem Jahre viel Zweckmässigkeits gutachten, besonders aber auch solche über Probemässigkeit von Liefe rungen ausgeführt worden. Sie bezogen sich z. Th. auf Druckpapiere, Schreib- und Packpapiere. Die grösste Anzahl waren Aschengehalts-Prüfungen und mikro skopische Prüfungen. Auch Saugfähigkeits-Prüfungen wurden wiederum etwa ebensoviel wie in den Vorjahren vorgenommen. Hierbei sei die in der Praxis von uns angenommene Abstufung der Saugfähigkeitswerthe erwähnt. Löschpapier gilt als: 0. ungenügend und nicht saugfähig, wenn es an Versuchsstreifen in 10 Minuten weniger als 20 mm Steigungzeigt. 1. Schwache Saugfähigkeit ist vorhanden, wenn ein Papier in 10 Minuten weniger als 40 mm Steighöhe (im Mittel) erlangt. 2. Mittlere Saugfähigkeit ist 40 bis 60 mm in 10 Minuten (im Mittel). 3. Grosse Saugfähigkeit hat ein Papier mit mehr als 60 mm (unter 90 mm). 4. Grösste Saugfähigkeit ist vorhanden bei mehr als 90 mm Steighöhe. Von einer Lehrthätigkeit wie in frühem Jahren durch Abhaltung mehrwöchentlicher Kurse hat die Anstalt in diesem Jahre abgesehen. Nur insofern hat sie solche ausgeübt, als den zur Besichtigung der Anstalt sich einfindenden Lehrern oder Schülern der unter Leitung des Herrn Dr. Krancher stehenden Buchdruckergewerbeschule an der Hand der hauptsächlichsten Apparate durch kurze Vorträge ein Einblick in die Einrichtung und die Methoden der Papierprüfung gewährt wurde. Ferner wurde mehreren Fabrikdirektoren Gelegenheit geboten, sich mehrere Wochen in der Ausführung der Prüfungen zu üben. Aus eigener Initiative wurden die Untersuchungen über die Farb beständigkeit fortgesetzt. Hatte die von der Anstalt ausgeübte Methode auch einen heftigen Angriff zu bestehen, durch einen in der Papier-Zeitung zum Abdruck gebrachten Artikel (Nr. 50, S. 1480), so ist doch der Werth derselben insofern nicht anzufechten, als die Praxis dieser Methode ihr Recht angedeihen lässt. Unsere sachliche Erwiderung in der Papier-Zeitung (Nr. 54, S. 1605), die den von der Anstalt eingenommenen Standpunkt präzisirt, sowie eine von andrer Seite erfolgte, ist denn auch ohne wirksamen Wider spruch geblieben. Wie weit dieselbe sich auch wissenschaftlich begründen lässt, wie weit sie rein empirisch ist, wurde dort klar auseinandergesetzt, und es würde uns freuen, wenn von anderer Seite die Frage gleich falls in Angriff genommen würde, da es sich hier zweifellos um eine Sache von grosser Bedeutung handelt. Es steht unanfechtbar fest, dass unter Umständen auch die aus den besten Rohmaterialien her gestellten und nicht mit unechten Farben abgetönten Papiere vergilben können und bei ungünstigem Lager vergilben müssen. Schluss folgt. Internationale Ausstellung der Buch- und Papier gewerbe in Paris. »La Papeterie« berichtet, der Unternehmer, Herr Snchal, sei von der Kommission gehört worden, welche über die Be willigung des Industrie-Palastes für die obengenannte Ausstellung 1894 zu beschliessen hat. Die Kommission war der Ansicht, dass eine Ausstellung dieser Art das Gebäude nicht füllen könne, und dass dieselbe wegen Mangel an Leben und malerischem Aussehen keine genügende Anziehungskraft ausüben würde. Es scheint, dass die Ausstellung noch sehr in der Luft schwebt, da man noch nicht einmal über die erforderlichen Räume verfügt, während jetzt schon die Anmeldungen einlaufen müssten, wenn dieselbe, wie geplant, 1894 stattfinden soll. Die oben erwähnten Einwendungen der Kommission sind nicht unbegründet, wenn es, wie wir annehmen, nicht möglich ist, im Industrie-Palast Maschinen arbeiten zu lassen. Die vor der besuchenden Menge ausgeführten interessanten Arbeiten, das Ge triebe der Maschinen sind zur Belebung einer gewerblichen Aus stellung erforderlich, und wenn sich solche im Industrie-Palast zu Paris nicht ermöglichen lassen, so eignet sich derselbe nicht für das geplante Unternehmen. Oel-Filter. C. H. Freyer in Bermondsey (England) baut nachstehend abgebildetes Filter, welches zum Reinigen von schon gebrauchtem Schmier-Oel dient. Das schmutzige Del wird oben in den Apparat gegossen und fliesst, wie durch Pfeile angedeutet, durch ein kleines Sieb in den das Filter bildenden innern Cylinder. DerCylinder besteht aus zwei durchlöcherten Zinn blechen, zwischen welchen Filtrirpapier und lose Baumwolle eingeschlossen ist. Das Oel filtrirt durch und gelangt in den äussern Cylinder, aus welchem es durch einen Hahn abgelassen wird. Der Becher unten im Filtrir-Cylinder und der untere Theil des mittlern Cylinders dient zum Auffangen von Wasser. Der Becher kann durch den daran befestigten Drahtstab von oben herausgezogen und geleert werden. Der ganze Apparat ist so eingerichtet, dass er sich ohne Schwierigkeit reinigen lässt, und das Filtrir-Papier und die Baum wolle beliebigj erneuert werden können.