Volltext Seite (XML)
688 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 20. sprechenden Wechselrades in das Getriebe der Speisewalzen. Die dahinter folgenden Schneide-Cylinder, welche für jede Umdrehung der Maschine einmal schneiden, erhalten durch vorübergehende Kupplung mit den Speisewalzen während des Schnitts eine dem Papierlauf gleiche Umfangsgeschwindigkeit und schneiden somit das Papier, ohne zu reissen, glatt durch. Zwischen Schneidecylindern und Druckcylinder liegt ein Paar Zuführungs walzen, von dem eine Bandleitung nach dem Cylinder führt. Zuführungswalzen und Bandleitung haben die Geschwindigkeit des Cylinder-Umfangs. Die Zuführungswalzen lassen sich nun unter gleichzeitiger Verlängerung oder Verkürzung der Band leitung zwischen Schneide-Cylindern und Druck-Cylinder verlegen, sodass sie den Schneide-Cylindern mehr oder weniger nahe gebracht werden können. Der aus den Schneide-Cylindern mit geringerer Geschwindigkeit heraustretende Bogen wird daher früher oder später in die Bandleitung eintreten, mithin den Raum zwischen Schneide- und Druck-Cylindern in kürzerer oder längerer Zeit durchlaufen. Durch geeignete Einstellung der Zuführungswalzen wird es daher immer möglich sein, den Bogen mit seiner Vorder kante rechtzeitig an die Cylindergreifer zu bringen. In Vorstehendem habe ich dem Leser eine allgemeine Schilderung der Druck-Industrie in den Vereinigten Staaten zu geben versucht, wie sie bei einem 6 wöchigen, durch Besichtigung der Ausstellung stark in Anspruch genommenen Besuch überhaupt möglich ist. Dieser Bericht kann auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen; denn wie wenig kann man in so kurzer Zeit sehen und gründlich studiren. Anderseits ist mir manches von dem, was ich sehen konnte, nur unter ausdrücklicher Bedingung der Nichtveröffentlichung zugänglich gewesen. Ich schliesse mit einigen kurzen statistischen Angaben über die Druck-Industrie New Yorks. Im Jahre 1890 bestanden daselbst 732 Druckereien mit 8000 Setzern und 2000 Druckern. Mit der Herstellung von Druckplatten (Stereotypplatten, Galvanos, Aetzungen usw.) waren 1500 Personen beschäftigt. Ausserdem hatten etwa 170 Geschäfte ihre eigenen Druckereien. An Zeitungen, Zeitschriften, Magazinen usw. erschienen 1892: 43 täglich, 5 halbwöchentlich, 294 wöchentlich, 10 zweiwöchentlich', 36 halb monatlich, 1 dreiwöchentlich, 494 monatlich, 11 zweimonatlich und 21 vierteljährlich, zusammen 915. Büchertisch. Adreslijst van Nederlandsche Boekhandelaren en van de Boek en Steendrukkers in Nederland en Bezittingen en Belgie. E. R. van Leenhoff, Rotterdam. Das Buch umfasst 152 Oktavseiten und ist so angelegt, dass die Adressen der Buchbindereien, Buch- und Steindruckereien erst der Niederlande, dann von Belgien nach diesen Fächern und nach Städten geordnet aufgeführt werden. Vorangestellt ist die in gleicher Weise angelegte Liste des Niederländischen Buch- und Kunsthandels, hier unter Beifügung der Geschäftsrichtung. Ferner giebt das Buch Aufschluss über die Buchbindereien, Buch- und Steindruckereien in den Holländischen Kolonieen. Bei der Unsicherheit, die im Verkehr mit Holland infolge zahlreicher Schwindelfirmen Platz gegriffen hat, kann das Buch, wenn es nur Adressen vertrauenswerther Firmen enthält, der Geschäftswelt von Nutzen sein. Zur guten Stunde. Illustrirte Familien-Zeitschrift. Deutsches Verlagshaus Bong & Go., Berlin. Vierzehntägig ein Heft zu 40 Pf. In den letzten Heften dieser Zeitschrift ist ein Aufsatz über Bäder und Heilverfahren enthalten, der mit Abbildungen aus den betr. Kur orten versehen ist und den Zweck hat, Leidende über die verschiedenen Verfahren zu unterrichten. Der Verfasser unterlässt es wohlweislich, Urtheile über die Methoden abzugeben, er führt nur an, wie da und dort gelebt wird, welche Kur-Vorschriften bestehen, usw. Da die moderne Menschheit mit unzähligen kleinen und grossen Leiden behaftet ist, und da sich besonders in den letzten Jahren unzählige Natur heilverfahren entwickelt haben, so kann jener Aufsatz als zeitgemäss und verdienstlich erachtet werden. Meisterwerke der Holzschneidekunst auf dem Gebiete der Architektur, Skulptur und Malerei. Verlag von J. J. Weher in Leipzig. Preis des Heftes 1 Mark. Die Hefte 4 und 5 des 16. Bandes enthalten illustrirte Artikel über Albrecht Dürer’s Frau, deren Ehrenrettung hier versucht wird. Die Chronik behauptet, Frau Agnes sei allzu sparsam gewesen und habe z. B. den Freunden ihres Mannes, die dessen Bilder besichtigten, in sehr prosaischer Weise Trinkgeld abgefordert. Die Verhältnisse Dürer’s lagen allerdings im Anfang seiner Laufbahn nicht besonders günstig; seine plötzliche Reise nach Venedig, zu der er sich das Geld von Pirxheimer leihen musste, scheint auch zu bestätigen, dass ein Zwiespalt zwischen den Ehegatten bestand. Dürer war sehr ideal ver anlagt, seine Gattin sehr nüchtern denkend, Jener lebte seiner Kunst, Diese dachte nur an das Verdienen. Da mussten wohl Verstimmungen aufkommen, die den jungen Meister lähmend beeinflussten, und die erst fortfielen, als in späteren Jahren die Verhältnisse Dürer’s sich besserten. Heft 4 bringt einige Abbildungen der Frau Agnes. — Ausserdem sind in dieser Folge wieder zahlreiche vortrefflich gewählte, im Schnitt und Druck meisterhafte Voll- und Doppelbilder enthalten, von denen wir nachstehend besonders hervorheben: Aus den Ferien zurück von Emanuel Spitzer (zweiseitig). — Ein Zweikampf mexikanischer Vaqueros von Albert Richter. — Der erste Scbulgang von Erik Henningsen. — Feierabendvergnügen von Conrad Beckmann. — Weiblicher Harlekin von Pierre Carrier-Belleuse. — Ein Maskenball in den Münchner Zen tralsälen von Hermann Koch (zweiseitig). — Im königl. Leihamt zu Berlin von Werner Zehme (zweiseitig). — Die Teufelsbrücke im Höllen graben an dem neuen Pionierweg nach dem Herzogstand von Robert Assmus. — Landschaft mit mythologischer Staffage von Edmund Kanoldt. Der Bau, Betrieb und die Reparaturen der elektrischen Beleuchtungs-Anlagen. Ein Leitfaden für Monteure, Werkmeister, Techniker usw. Herausgegeben von F. Grünwald, Ingenieur. Mit 218 Holzschnitten. 4. Auflage. Verlag von Wilh. Knapp, Halle a. S. Preis 3 M. Der Elektrizität gehört zweifellos die Zukunft. Wie sehr die Ein sicht dieser Thatsache um sich greift, lässt sich u. a. daraus erkennen, dass die Gewerbeschulen Fachklassen für Elektrotechnik theils einge richtet haben, theils im Begriffe sind, es zu thun. Viele von Denen, die sich heute der Elektrotechnik zuwenden, gehen aus andern Berufskreisen dazu über. Sie haben nicht die nöthige wissenschaftliche Vorbildung, ohne welche ein Elektrotechniker Erspriessliches kaum leisten kann, und es muss ihnen daher erwünschst sein, einen Führer auf diesem Gebiete zu besitzen. Hauptsächlich für diese Leute ist vorliegendes Buch ge schrieben, und dass seit 1887 vier Auflagen davon erscheinen konnten, beweist ebensosehr seine Nützlichkeit wie die Nothwendigkeit eines solchen Leitfadens. Das Buch ist 230 Seiten stark und hat handliches Format, um es in der Brusttasche mit sich führen zu können. Zu Anfang sind die elektrischen Gesetze erörtert unter Beifügung von graphischen Darstellungen, dann werden die Motoren, Dynamo-Maschinen, Elektro- Motoren, Akkumulatoren, Transformatoren, die verschiedenen Lampen systeme, die Mess-Instrumente, Neben-Apparate usw. eingehend erörtert, stets unterstützt von guten Zeichnungen. Zum Schluss kommen Vor schriften und die verschiedenen Tabellen, deren der Elektrotechniker bei seinen Arbeiten bedarf. Herstellung und Verwendung der Akkumulatoren. Von F. Grünwald, Ingenieur für Elektrotechnik. Mit 75 in den Text gedruckten Holzschnitten. Verlag von Wilh. Knapp, Halle a. S. Preis 3 Mark. Elektrische Akkumulatoren sind Vorrichtungen, um den irgendwie erzeugten elektrischen Strom für spätere Verwendung aufzuspeichern. Je grössere Bedeutung die Elektrizität im wirthschaftlichen Leben, Gewerbe und Industrie gewinnt, desto wichtiger werden für einen geordneten elektrischen Betrieb auch die Akkumulatoren sein, und je näher man namentlich der Aufgabe tritt, grosse Naturkräfte, Wasserfälle usw. der Menschheit dienstbar zu machen, desto gewisser ist es, dass wiederum die Akkumulatoren hierbei eine bedeutsame Rolle spielen werden. Das uns vorliegende Buch enthält auf 144 Seiten Oktav eine sehr gründliche Darlegung des Wesens der Akkumulatoren unter Auf führung der verschiedenen Systeme, ihrer Einrichtung und Verwend barkeit. Gute Holzschnitte veranschaulichen die von Erfahrung und Verständniss der Sache zeugenden Ausführungen. Das Buch ist nicht nur Elektrotechnikern dienlich, obwohl es für diese in erster Linie bestimmt zu sein scheint, es ist auch Laien möglich, sich daraus einen genauen Einblick in diese Sache zu verschaffen. Franz Schnögula f. Am 3. März ist nach längerem Leiden, aber trotzdem un erwartet, der rühmlichst bekannte Berliner Stempelschneider Franz Schnögula einer Herzlähmung erlegen. Wer diesem tüchtigen Künstler und liebenswürdigen Menschen im Leben näher gestanden, wird sein Hinscheiden aufrichtig bedauern, denn mit unerschütterlicher, unermüdlicher Treue hat er dem von ihm gewählten Berufe angehangen. Wer, wie ich, fast fünfundzwanzig Jahre mit ihm in geschäftlichen, wie freundschaftlichen Be ziehungen gestanden, der kann es bezeugen, mit welchem Eifer, mit welcher Lust er jeden Tag von Neuem an seine Arbeit gegangen. Sie war ihm Bedürfniss geworden, sie gewährte ihm Befriedigung, ja sie war ihm Herzenssache. Nun ist der Stichel, mit dem er so manche Kunstleistung geschaffen, seiner Hand entfallen, das geschulte, für alle edlen Formen empfängliche Auge ist gebrochen, und der Mund, dem nie ein kränkendes Wort entfahren, ist für immer geschlossen. Viel zu früh ist er unserem Beruf, ist er seinen Freunden, ist er vor allem seiner Familie entrissen, denn der letzte Tag seines 49. Lebensjahres war auch sein Todestag. Wohl deckt nun der grüne Rasen den sterblichen Theil dieses wackern Mannes, aber das Gedenken an ihn wird bei Allen fort dauern, welche künstlerisches Streben, treue Pflichterfüllung und liebenswürdige Umgangsformen zu schützen wissen. Berlin, 4. März 1894. Hermann Smalian.