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634 b) 100 Theile Thonerdehydrat, wie oben, werden mit 3 g Rosebengale an gefärbt und mit 6 g Bleinitrat niedergeschlagen. c) 100 Theile Thonerdehydrat en päte (Teig) werden mit 5 Theilen Phioxin Z und mit 8 Theilen Bleinitrat gefällt. Diese Fällungen werden je 3—4 Mal mit handwarmem Wasser aus gewaschen, filtrirt und bei nicht mehr als 35—42° C. langsam getrocknet. Schöne Rothlacke erhält man bei der Verwendung der ver schiedenartigen Ponceau-Marken. Als Substrat oder Träger dient ebenfalls Thonerdehydrat. Man stellt sich dasselbe hierzu her aus 42 Theilen Alaun und 10 Theilen Soda und färbt diesen ent standenen weissen Niederschlag, ohne ihn vorher auszuwaschen, mit 40—50 pCt. Ponceaufarbstoff 1: 20, den man mit der doppelten Menge seines Gewichts mit Chlorbarium niederschlägt. Die für solche Lacke geeigneten Ponceaufarbstoffe sind: Brillantponceau, Brillantorange, die Ponceau-Marken Gl, RL, GR II, 2 RI usw. Die grünen Viridinlacke werden hergestellt aus 250 Theilen Schwerspath, der mit dem zehnfachen seines Gewichts an Wasser angerührt wird, sodann versetzt mit einer Lösung von 2500 ccm Brillantgrün 1:250, 1000 ccm Kolofoniumseife (hergestellt aus 100 g Kolophonium und 30 g Soda), 340 ccm Zinkvitriollösung 1:30, ferner 100 g Chinaclay, mit dem Fünffachen seines Gewichts an Wasser angerührt, 1000 ccm Thonerdehydrat 5prozentig, 500 ccm Säuregrün D konzentrirt 1 : 50, 500 ccm Citronin A 1 : 50 und 600 ccm Calorbarium 1: 20. Diese grünen Lacke werden vor dem Trocknen etwa viermal mit kaltem Wasser ausgewaschen, filtrirt und getrocknet. Zur Herstellung von Violetlacken gilt folgende Vorschrift: 100 Theile Thonerdehydrat neutral (25prozentig), 1 Theil Methyl- violet 6B, gefällt mit 1 Theil Tannin und 0,5 Theilen Brechwein stein. Desgleichen kann man auch die röthliche R Methylviolet- Marke verwenden. Blaulacke erhält man durch Fällen von Patentblau, Alkaliblau oder Methylenblau mit der doppelten Menge Chlorbariumlösung 1 : 20. Die Patentblaulösung stellt man sich im Verhältniss 1:100 her. Für Grünlacke eignen sich am vortheilhaftesten Brillantgrün, Säuregrün, Kaprigrün, die man mit Auramin oder Azorgelb nach Belieben tönen kann. Violetlacke erhält man mit Methylviolet. Auf 100 g trocknen Al, (OH,) (Thonerdehydrat) genügen etwa 2—3 g Methylviolet, welches mittels Tannin undBrechweinsteinlösung, ersteres in doppelter Menge des angewendeten Farbstoffes, letzteres in 1/3 des Farb stoffes, niedergeschlagen wird. Zur Herstellung von Buntpapier- und Tapetenlacken ver wendet man als Substrat oder Träger Thonerdehydrat in Mischung mit künstlichem schwefelsaurem Baryt, Chinaclay, Gips usw. Hierzu werden fast alle vorerwähnten Anilinfarben, mit Ausnahme der Alizarinlacke, verwendet. In der Praxis erprobte Vorschriften zur Fabrikation dieser Farben sind folgende: Persischroth: 40 kg Alaun + 10 kg Soda, jedes für sich in der entsprechenden Menge Wasser gelöst und zusammengegossen, hierauf mit 10 kg Blancfixe gemischt und gefärbt mit 10 kg Ponceau 2 RL + 10 kg Brillantorange R, gefällt mit 25 kg Chlor barium. Solferinoroth: 40 kg Alaun + 16 kg Soda, gefärbt mit 1 kg Fuchsin, gefällt mit 2 kg Tannin. Bremerblau-Imitation: 16 kg Blancfixe, mit dem Zehnfachen seines Gewichts Wasser angerührt, gefärbt mit 1/2 kg Patentblau A und gefällt mit 3 kg Chlorbarium. Kaiser gelb: 40 kg Alaun, 13 kg Soda + 5 kg Chinaclay, gefärbt mit 5 kg Brillantorange und gefällt mit 10 kg Chlorbarium. Blaulack: 40 kg Alaun + 13 kg Soda, gefärbt mit 2 kg Alkali blau 4B + gefällt mit 5 kg Chlorbarium. Marronlack: 40 kg Alaun + 10 kg Soda, gefärbt mit 10 kg Echtroth A + 3 kg ArchellinBB, gefällt mit 20 kg Chlorbarium. Cochenillelack: 40 kg Alaun + 10 kg Soda, gefärbt mit 15 kg Echtroth A, 15 kg Archellin BB und 5 kg Ponceau 3 RL, gefallt : mit 60 kg Chlorbarium. Gelblack: 80 kg Alaun + 26 kg Soda, gefärbt mit 10 kg Naphtolgelb S + 60 kg Chinaclay, gefällt mit 100 kg Chlorbarium. Die sämmtlichen zu Buntpapier- und Tapetenzwecken ge brauchten Farben müssen vor dem Filtriren drei- bis viermal mit 3 warmem Wasser ausgewaschen werden; dieselben werden in Teig- ' form mit einem Wassergehalte von 60—70 pCt. in den Handel gebracht. Aehnlich den Buntpapierfarben werden auch die in Wasser ' und Oel verwendeten Anstreichfarben hergestellt, doch werden nur Träger von guter Deckkraft dazu verwendet, z. B. Bleiweiss, { Lithopom, schwefelsaures Blei mit Beimischungen von schwefel- ► saurem Baryt, Kaolin, Kalkspath usw. Eratho. I ‘ Kräftigung des Papier-Zwischenhandels. • Der Verein der österreichischen Papier-Grosshändler und Kon- i fektionäre hat dem Verein der Österreich - ungarischen Papier- ■ fabrikanten den Vorschlag gemacht, dahin zu wirken, dass zur Ge- i sundung des Zwischenhandels von Fabriken und deren Niederlagen fernerhin von Briefpapier, Quart und Oktav, von Konzept und Kanzlei in Format von 34/42 Centimeter nicht weniger als 5000 Bogen, von Seidenpapier, Hutpack, Patentpack nicht weniger als 1 Ballen (4800 bis 5000 Bogen) abgegeben werden. Dies würde einerseits die Fabriken selbst durch Aufhören der lästigen und kostspieligen Einzel-Anfertigungen sehr entlasten, anderseits den Händlern wieder die natürliche Kundschaft zurückgewinnen und ihnen das Lagerhalten marktgängiger Sorten möglich machen. Nach längerer Berathung des Komitees, in der betont wurde, dass das Komitee in einer solchen Angelegenheit nicht zuständig sei, wurde beschlossen, die Zuschrift an alle betheiligten Fabriken, welche Lager halten, zu senden und dieselben zu eingehender Aeusserung aufzufordern. Centralblatt f. d. österr.-ung. P.-I. Englisches Briefpapier. Nachdruck verboten. London^ im März 1894. Man liebt hier in England augenblicklich den Geschmack des französischen Empire, sucht ihn in der Kleidung zur Geltung zu brin gen und wendet die ihm eigenen kräftigen Farbtöne: kanarien gelb, lebhaft lila, grasgrün, orange und dergleichen, auch in der Papier-Ausstattung an. Die Bogen sind einfach, länglich viereckig und mit keiner weiteren Ausstattung, als mit einem Monogramm versehen, das oben in der Mitte des Bogens steht -und meist in Gold ausgeführt ist. Die Umschläge schliessen an der Seite mit einer länglichen Klappe, die den Umschlag schräg theilt und deren äusserste Spitze von einem gleichen Monogramm verziert wird, wie es auf dem Bogen enthalten ist. Als Neuheit gilt jedoch die sogenannte florale Ausstattung. Die Blumen oder vielmehr einzelnen Blüthen sind ganz eigenartig an geordnet. Voll erschlossene Blumen schmücken die obere rechte Ecke, während über die untere linke einige eben aufbrechende Knospen regellos verstreut sind. Dieses wiederholt sich auf allen vier Seiten, und da das Papier sehr stark ist, so scheint der Druck nicht durch. Man legt besondere Werth darauf, dass die Blüthen sich wirksam vom Grunde abheben und dabei doch mit diesem harmoniren. So sehen zum Beispiel Veilchen, auf einem kanariengelben Bogen dargestellt, unbeschreiblich hübsch aus. Auf ziemlich dunkelgrünem Papier zeigt man gern Rosen, und auf lilafarbenem Grunde machen sich die in England so sehr beliebten Primeln ganz allerliebst. Neu dürfte man jedenfalls Briefbogen nennen, welche mit Blumen liniirt sind. Vom oberen Theil der Vorderseite zieht sich eine Blumenkette am linken Rande abwärts, von welcher feine, aus Knospen und zierlichen Blättchen gebildete Ranken in den gewöhnlichen Linienabständen über den Bogen ziehen. Die Guirlanden und Ranken erscheinen auch auf den drei andern Seiten. Eine andere Ausstattung zeigt einen kleinen weinenden Amor, dem der gefüllte Köcher entfallen ist. Die umhergestreuten kleinen Pfeile, in Gold ausgeführt, sind über die obere Hälfte des Brief bogens in alle Richtungen verstreut, reihen sich jedoch weiter unten aneinander, so dass sie Linien bilden, die sich auf den an dern drei Seiten fortsetzen. Die Briefkarten sind sehr lang und schmal, grösstentheils doppelt und mit Goldschnitt versehen. Man verziert sie gern mit zierlichen Rokokofigürchen, die jedoch sehr klein gehalten werden. Auch Blüthen-Anordnungen, nur wie mit leichtem Pinsel darauf hingeworfen, sind sehr beliebt. Gern gekauft wird ein Muster von dicht aneinander gereihten Stiefmütterchen in sehr matten Farbtönen, die das Papier vollständig bedecken und keinen Grund sichtbar werden lassen. Sie sind in verschwommenen, un bestimmten Umrissen ausgeführt. Die Umschläge harmoniren mit dieser Ausstattung. Mittelalterliches Pergamentpapier mit rauhen, unbeschnittenen Rändern wird hier wohl nie ganz aus der Mode kommen, da es zu sehr dem englischen Geschmack entspricht. Neuerdings ver sieht man die obere Ecke der Bogen mit einem grossen rothen Papiersiegel, auf welchem sich das Wappen oder Monogramm des Absenders befindet. Auch die Umschläge schliessen mit einem derartigen Siegel. —l— Klage geziemt nicht dem Starken. Im Kampf mit dem eisernen Schicksal siegt nur die rüstige That; Worte sind Beute des Sturms. Matthisson.