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Nr. 18, PAPIER-ZEITUNG. 569 Sämmtliche Grade sind mit Ziffern versehen, eine Eigenschaft, die gerade bei Blockschriften ebenso nützlich wie selten ist. Die Ziffern haben schöne, gefällige Form und passen in der Grösse auch zu den Versalien: 12345 BURG 67890 Sonst ist von der Grotesk noch zu sagen, dass sie sehr geschickt justirt ist, dass das Ausgleichen, eine von der Fertigkeit des Accidenzsetzers abhängige, bei Versaliensatz sehr aufhaltende Arbeit, hier fast entbehrlich gemacht wird. In vorstehenden Bei spielen ist nichts besonders ausgeglichen, noch ist auf gute Buch stabenfolge Rücksicht genommen. Die sehr verwendbare Schrift könnte besonders für den feinen Accidenzdruck noch weiter nutzbar gemacht werden durch Schaffung von Konturen-Buchstaben, deren Linie bei 4 Cicero etwa 1/8 Petit im Bilde stark sein und ringsum von gleicher Dicke sein müsste. Schriften dieser Art fehlen bei uns noch gänzlich — leider! Druck-Industrie der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Forts, zu Nr. 17. Reisebericht von E. Wentscher. Ich will nun in Kürze noch im allgemeinen auf die Cylinder- schnellpressen eingehen. Äusser der schon besprochenen Bewegung der Maschine mit ständig rotirendem Cylinder, der sogenannten Mangelrechen bewegung von Napier, findet sich bei den übrigen Pressen die Eisenbahnbewegung, meist mit Rollenbewegung kombinirt, die Kreisbewegung und die Wurfhebelbewegung. Die neueren Maschinen, namentlich die lithographischen, sind vielfach mit bekannten Einrichtungen zum Stillsetzen des Cylinders behufs mehrmaliger Einfärbung der Form versehen, welche gewöhnlich in der Weise wirken, dass die Form vor jedem Drucke zwei Mal eingefärbt wird. Ferner haben die Pressen neuerdings häufig die sogenannte baeking up motion, d. h. eine Einrichtung, um die Maschine durch Kraftantrieb nach Bedarf zurückzudrehen. Der Cylinder wird entweder unmittelbar vom Karren mit genommen oder mittelbar von einem Hauptantriebsrad, welches den Karren und den Cylinder gesondert bewegt; vereinzelt erfolgt auch die Mitnahme des Cylinders durch einen zeitweilig ein fallenden Sperrkegel eines ständig rotirenden Rades. Die Cylinder- bremse kommt häufig und in verschiedenen Ausführungen vor. Die Bewegung der Hauptmechanismen erfolgt vielfach von einer seitlich im Maschinengestell gelagerten Längswelle aus, von welcher mittels entsprechender Kurvenscheiben die Duktorwalze (oft fortwährend) und die Heber bewegt, die Reiber verschoben werden und die Cylinderbremse bethätigt wird. Der Greifermechanismus entspricht nur bei der Stop-Cylinder- Maschine der bei uns üblichen Konstruktion. Die Greiferwelle der Two-Revolution-Maschine hat einen Ausschlag von 180 Grad. Beim Oeffnen, d. h. beim Freigeben des Bogens schlagen die Greifer so weit zurück, dass sie in der Cylinder-Aussparung verschwinden. Sobald die Greiferwelle nun zum zweiten Mal unter den Vordermarken hindurchgeht, macht sie sehr schnell eine halbe Umdrehung, und da die letztere zwangläufig erfolgt, so findet der Schluss der Greifer so genau statt, wie man es für einfarbigen Druck nur wünschen kann. Die Bandleitungen sind bei den amerikanischen Cylinderpressen auf das geringste Maass beschränkt. Äusser den Ausführbändern, die in vielen Fällen wegen der ziemlich steilen Aufnahmestellung des Auslegerrechens und der zwangläufigen Ausführung des Bogens zwischen Friktionsscheiben gleichfalls fehlen, hat die amerikanische Presse überhaupt keine Bandleitungen, sondern dafür Bügel, welche sich nach Art unseres Schmutzblechs um den Cylinder legen. Ein einziges Mal habe ich eine Maschine mit Unterbändern gesehen, es war eine Presse für Handbetrieb auf der Ausstellung. Sehr mannigfaltig sind die Ausleger-Vorrichtungen, welche bald am hintern (Rear delivery) bald am vordem (Front delivery) Maschinen-Ende belegen sind. Rear delivery entspricht unserm Ausleger, der übrigens amerikanischen Ursprungs ist und bei Stop-Cylinder-Maschinen die Regel bildet. Die Rechenstäbe sind in neuerer Zeit mit kleinen Sternrädchen besetzt, welche ein Beschmutzen der Stäbe verhindern, indem der ausgeführte Bogen nur auf den Spitzen dieser Rädchen ruht. Der Auslegetisch besteht für sich; es ist ein gewöhnlicher Tisch, der an die Maschine gestellt wird. Diese Einrichtung hat den grossen Vortheil, dass eine Maschine, an der nicht gearbeitet wird, durch Entfernung des Tisches kürzer gemacht werden kann, wodurch Raum gewonnen wird. Die Auslegerstäbe sitzen häufig nicht unmittelbar auf der Auslegerwelle, sondern auf einer besondern in Endhebeln der letztem gelagerten Stange, die sich mit einem Handgriff sammt den Stäben entfernen lässt. Bei andern Maschinen lässt sich der Ausleger leicht abstellen. Bei der Rear delivery findet sich häufig eine mit Greifer scheiben versehene Ausführwelle. Die Front delivery zeigt sehr verschiedene Ausführungsformen. Entweder gelangt der Bogen durch Bänder auf einen vor dem Cylinder angeordneten Rechen, der ihn in bekannter Weise auf ein über dem Farbwerk bez. dem Fundament befindliches Auslegebrett wirft, oder der Bogen wird ausschliesslich durch Bänder an seinen Bestimmungs-Ort geführt. Ein anderes beliebtes Mittel sind Auslegegreifer an pendelnden Stangen, hin und hergehenden oder endlosen Ketten, welche den von den Cylindergreifern frei gegebenen Bogen erfassen, durch die Luft führen und ablegen. Hierdurch wird gleichzeitig das Trocknen der Farbe befördert. Bei den Auslege-Vorrichtungen wird Werth darauf gelegt, dass sie die Bogen mit dem Druck nach oben und schnittgleich ablegen. Wird die letztere Forderung nicht von selbst erfüllt, so nimmt man Bogengeradeleger zu Hilfe. Dagegen kennt man, wie ich bereits früher erwähnte, keine Bogenschieber für das An legen. Der amerikanische Anleger ist ein sehr gewandter Arbeiter und das Papier für bessere Arbeiten stets vorzüglich, sodass feste Anlegemarken vollkommen genügen und auch nur ausnahmsweise punktirt wird. Selbstthätige Bogenanleger haben sich noch nicht eingeführt. Zur Zeit sind drei derartige Apparate vereinzelt in praktischer Anwendung. Einen derselben konnte man auf der Ausstellung ' und in zwei Druckereien Chicago’s arbeiten sehen. Bei diesem Apparate wird der Bogen an seinen beiden hintern Ecken durch Gummifinger aufgebauscht; darauf legen sich zwei Beschwerstücke auf die vom obersten Bogen freien Ecken des Papierstosses, während der oberste Bogen durch Gummirollen zwischen zwei Walzen hindurch einer Bandleitung übergeben wird, die ihn nach dem Cylinder führt. Dort wird er gegen Marken geschoben und dann endlich von den Greifern gefasst. Der zweite Apparat beruht auf dem Prinzip des Ausstreichens, der dritte endlich wirkt durch Elektrizität. Der von mir mehr- fach und mehrere Stunden hindurch beobachtete Apparat arbeitete recht gut; er wurde allerdings von einem jugendlichen Arbeiter beaufsichtigt, der aber nur sehr selten einzugreifen brauchte. Die Maschine lief mit 3000 Drucken die Stunde. Der Umstand, dass in Amerika nicht gefeuchtetes Papier verarbeitet wird, ist für selbst thätige Bogenanlege-Apparate günstig; er gestattet eben auch die Anwendung elektrisch wirkender Apparate. Ausserdem ermöglicht die sehr gebräuchliche Front delivery eine bequeme Anpassung eines solchen Apparates an die Schnellpresse. Fortsetzung folgt. Kleine Mittheilungen. Unter dieser Rubrik werden Eingänge besprochen and technische Anfragen beantwortet, die sich auf das Buchgewerbe beziehen. Wir bitten um Einsendung von Accidenzen, die sich zur Besprechung eignen, unter Angabe, ob Anführung der Firma erwünscht ist, oder nicht. P. H. in L. Von den beiden uns eingesandten Karten gefällt uns die mit der Lichtdruckfigur in der Mitte am besten Die Firmenzeile sammt dem Beiwerk hätte eine Nonparel höher stehen sollen, sie drückt zu sehr auf dn Kopf der Figur. Das Innere der Karte ist gut gesetzt und sauber gedruckt bis auf die eine verschlossene Linien-Ecke. Bei der zweiten Karte ist der Gedanke gut, doch hat der Setzer etwas sehr getüftelt. Die Ornamente über den Leisten sind höchst überflüssig, das aufgelegte Hauptschild kommt als solches nicht zur Geltung, besser das untere, das sehr wirksam ist. Der rothe Ton hätte etwas heller sein können, weil dann die Leiste besser vorgetreten wäre, und gelblicher, weil Bläulichroth und Gelblichgrün nicht zusammen passen. Rosa sollte auf gelbem Grunde nicht angewendet werden. Der Satz hat zuviel Mühe gemacht. B. & S. in A. Diejenigen Arbeiten, bei denen der Setzer sich gemässigt hat, sind ganz hübsch, die andern werden Sie gewiss nicht schön finden, wir nämlich auch nicht. Die Freimanier ist nicht Jedermanns Sache, wenn auch das Material dafür Jedem zugänglich ist. Wir haben mehrfach bemerkt, dass diese Art der Accidenz-Ausstattung zu Ueber- treibungen förmlich herausfordert; selbst die Wortführer dieser Richtung sind vor gelegentlichen Thorheiten nicht sicher. Umsomehr sollten Sie Ihrem Setzer auf die Finger sehen, denn der hat nur die Fehler der Freimanier begriffen, nicht ihre Vorzüge. Die ganze Satz-Anordnung muss doch vernünftig aussehen, die Ornamentirung darf kein baarer Unsinn sein. Wenn Sie die Arbeiten daraufhin besehen, werden Sie manches Thörichte selbst entdecken.