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Nr. 18. PAPIER-ZEITUNG. 565 Sobald das Wasser über diese Höhe wächst, muss der Inhaber der Stauanlage unter Beachtung der Vorschrift des § 161 durch Oeffnung der Schleusen, Freischützen, Gerinne und Grundstöcke, Abnehmung der beweglichen Aufsätze auf den Fachbäumen oder üeberfällen, überhaupt durch Wegräumung aller bloss zeitlichen Hindernisse den Abfluss des Wassers ohne Anspruch auf Entschädigung sogleich und unausgesetzt so lange befördern, bis das Wasser wieder auf die durch das Merk zeichen bestimmte Höhe gesunken ist. Im Falle einer Säumniss des Verpflichteten kann er zur Erfüllung der vorbezeichneten Verpflichtung durch die Polizeibehörde angehalten werden. Der Inhaber der Stauanlage haftet für allen durch die wider rechtliche Stauung verursachten Schaden. § 163. Jeder Inhaber einer Stauanlage ist auf Anordnung der Polizeibehörde ohne Anspruch auf Entschädigung verpflichtet, Schleusen, Freischütze usw. aufzuziehen oder zuzusetzen, soweit es zur Abwendung von Gefahren oder behufs Vornahme der für die Unterhaltung des Wasserlaufes nothwendigen Arbeiten erforderlich ist. Die Genehmigung zum Gebrauche eines Wasserlaufes zu Trieb werkszwecken umfasst an sich nicht den Verbrauch von Wasser, sondern giebt nur das Recht, das in der Stauanlage gesammelte Gefalle zu benutzen, mit der Verpflichtung, das ankommende Wasser nach unten wieder abzuführen. Theil III behandelt die Wassergenossenschaften. Ueber die Organisation der Behörden spricht sichä’die den Entwurf begleitende »Begründung« wie folgt aus: Der Entwurf sieht die Bildung besonderer, durch Königliche Ver ordnung unter möglichstem Anschlusse an die Provinzialgrenzen abzu grenzender Stromgebiete vor, anderenSpitze der Oberpräsidentsteht(§266). Ihm zur Seite tritt bei der Bearbeitung bestimmter, im Gesetze bezeichneter wasserwirthschaftlicher Angelegenheiten, namentlich für die Entscheidung von Streitsachen, ein Wasseramt, dessen Stellung und Zusammensetzung der des Bezirksausschusses ungefähr analog ist. Es besteht unter dem Vorsitze des Oberpräsidenten, oder dessen Stell vertreters, aus zwei ernannten und vier gewählten Mitgliedern; von den ernannten Mitgliedern muss eines zum Regierungsbaumeister des Ingenieur-Baufachs und eines zum Richteramte befähigt sein (§ 267). Wasserpolizei- und Aufsichtsbehörde soll nach den §§ 271 und 273 bei den Strömen und Schifffahrtskanälen der Oberpräsident, bei den Hochwasserflüssen, Flüssen und Kanälen (§ 32) der Landrath, in Stadtkreisen die Ortspolizeibehörde, bei den sonstigen Gewässern die Ortspolizeibehörde sein. Die Bildung von Schaukommissionen für die Beaufsichtigung kleinerer Wasserläufe ist vorgesehen. Wie sich hieraus ergiebt, liegt der Schwerpunkt der beabsichtigten Aenderung in der Bezirks-Instanz und in der Lokal-Instanz. Der Regierungspräsident wird für die wasserwirthschaftlichen Angelegenheiten seines Bezirks in Zukunft nur noch als Organ des Ober präsidenten zu fungiren haben. In der Organisation und Zuständigkeit der Kreis- und Lokal-Instanz tritt eine wesentliche Aenderung dadurch ein, dass die Wasserpolizei an den wichtigeren nicht schiffbaren Wasserläufen auf den Landrath (die Ortspolizeibehörde) übergeht, und dass den Kreisbehörden für die Erledigung der wasserwirthschaftlichen Geschäfte höhere Wasserbau techniker beigegeben werden sollen (§ 270). Papierfabrikation in Kanada. Ueber den Stand der Papierfabrikation in Kanada bringt das Paper Trade Journal folgende amtliche, aber vom statistischen Bureau noch nicht veröffentlichte Zahlen. Im Jahr 1881 zählte Kanada 36 Papierfabriken, in welchen 2237950 Dollars oder rund 9 Millionen Mark festgelegt waren. Im Jahr 1891 arbeiteten 37 Fabriken mit einem Kapital von 5259207 Dollars oder rund 21 Millionen Mark. Der Werth des erzeugten Papiers wuchs von 2446693 Dollars (93/4 Millionen Mark) in 1881 auf 3 142447 Dollars (121/2 Millionen Mark) in 1891. Von den Papierfabriken liegen 19 in der Provinz Quebec, 16 in Ontario. Die Holzstofffabriken vermehrten sich von 5 im Jahr 1881 auf 23 im Jahre 1891, und das in denselben angelegte Kapital von 92000 Dollars (368000 Mark auf 2885 307 Dollars, H 1/2 Millionen Mark). Der Werth des Erzeugnisses stieg von 63300 Dollars (253200 Mark) auf 1053 842 (41/4 Millionen Mark). Mit der Herstellung von Papier-Säcken und Schachteln be schäftigten sich im Jahre 1881 15 Firmen, 10 Jahre später 43 Firmen. Der Werth des Erzeugnisses wuchs im genannten Jahrzehnt von 198474 Dollars (kaum 800000 Mark) auf 1145460 Dollars (41/, Millionen Mark), und das festgelegte Kapital von 122557 Dollars (1/2 Millionen Mark) auf 759 509 Dollars (3 Millionen Mark). Sich selbst bekämpfen ist der allerschwerste Krieg; Sich selbst besiegen ist der schönste Sieg. Pariser Neuheiten in April- und Osterkarten. Nachdruck verboten. Ostern steht vor der Thür, auch der erste April ist nicht mehr fern, was Wunder, dass so viel übermüthiger Scherz auf all den verschiedenen Karten sein Wesen treibt. Das Schlimmste sind natürlich die Aprilkarten. Der traditionelle Fisch hat ganz unglaubliche Verwandlungen durchgemacht, präsentirt sich aber immer noch — wie soll ich sagen — als das Anständigste dieser Richtung. Aber die Andern! Zum Beispiel ein behäbiges Schwein vor einem riesigen Teller, eifrig mit Messer und Gabel hantirend (eine kleine Zugvorrichtung vermittelt nicht selten die Bewegung), Unterschrift: »Dein Porträt.« Oder ein Männlein oder Fräulein im auffallendsten Kostüm, dem Beschauer den Rücken zukehrend, während die Unterschrift darum bittet, den Zipfel des Gewandes, der nur lose angeheftet ist, aufzuklappen, um das » wahre Antlitz« zu schauen, usw. Dabei ist recht viel Kunst und vor allem Nachdenken an diese Sachen verwendet worden. Einige sind wahre kleine Meisterwerke, so fein sind Zeichnung und Farbe. Die Osterkarten bringen natürlich in erster Linie das stets wieder auftauchende Ei, aus dem ein Clown bald oben, bald unten zum Vorschein kommt. Wenn er nicht gerade seine blau und weiss gestreiften und mit grossen Pompons versehenen Beine in die Luft streckt, balancirt er auf der Nasenspitze noch eine riesige Papierdüte. Als »haute Nouveaute« müssen gestreifte Karten bezeichnet werden. Ein reizendes derartiges Modell ist in Blau und Silber schräg gestreift, auf der einen Querseite glatt und auf der entgegenstehenden mit winzigen Troddelchen verziert, die eins über dem andern hängen und von blauen Bändchen um schlungen sind. Rechts legt sich über die Karte ein Silber zweig; die Blüthenkelche sind durch bunte Füttern angedeutet. Ein grosses goldenes Mondviertel schmückt schrägliegend die linke Ecke einer andern Karte; eine rothe dicke Schnur ist drei fach herumgewunden, und daran hat sich ein nacktes Knäblein angehängt und zieht aus Leibeskräften. Die Blumensträusse auf den neuen Festkarten gehen im Halb rund oder eine Stiefmütterchenkette hängt beispielsweise vom obern Rande herab und senkt sich geradenwegs in einen klaren, mondschein-überglänzten See. Eigenartig sind die Birkenrinde nachahmenden Karten mit einem grossen, welken, bräunlichen Blatt in der rechten Ecke und einzelnen Vergissmeinnichtblüthen darüber gestreut. Der farbige Sonnenschirm scheint ein beliebtes Emblem ge worden zu sein; aufrecht gestellt giebt er einer reizenden Kinder gruppe Obdach, die neugierig unter seinem Rand hervorlugt; umgekehrt dient er als Blumenkorb und enthält eine Fülle der verschiedenartigsten bunten Blüthen, von denen mehrere über den Rand fallen; doch auch als Füllhorn ist er verwendet, nämlich halb umgestürzt und seinen Inhalt weit verbreitend. Neben den ziemlich grossen Karten, wie man sie bis jetzt sah, kommen auch wieder ganz schmale und entweder ringsum oder nur an einer Querseite fein ausgezackte und vergoldete in Aufnahme. Bei einigen war auch der Rand an allen vier Seiten verschieden beschnitten. Der gedruckte oder geschriebene Wunsch findet überall seinen Platz, vorzugsweise aber auf einem weissen umgebogenen Eckchen. Die das Fest besingenden Vögelein auf kurz abgebrochenem Ast sind ebenso wie die eierlegenden Häslein in den mannigfachsten Variationen zu haben. Aus der zerbrochenen Eierschale kommen Kolporteure, Handlungsreisende, dienstbeflissene Kellner mit der weissen Serviette unterm Arm und sogar Anarchisten zum Vorschein. Fast sämmtliche Kärtchen sind mit einer Stütze oder einem Doppelblatt zum Aufstellen versehen, und recht viele durchbrochen gearbeitet. Sehr beliebt ist die Leiter, auf deren Sprossen ver schiedene Thiere Platz genommen haben und unter einander in ihrer Sprache reden oder neugierig auf das darunter befindliche Huhn herabsehen, das neben den Eiern steht. Letztere tragen jedes eine Zahl 100, 10000 usw., um den gewünschten Reichthum anzudeuten, oder auch in mikroskopisch feiner Schrift ein Wort: Glück, Zufriedenheit, Geld und dergl. Drollig sind auch Karten mit sechs in Reih und Glied stehenden Köchen und Küchenjungen vor dem Heerde, die sämmtlich die Hand nach oben strecken, wo sich an bunter Schnur ebenso viel aufgereihte Glocken befinden, die sie in Bewegung setzen. Besondere Wirkung beim Empfänger wird jedenfalls auch eine Karte machen, auf der ein einzelner Mann inmitten seines, infolge einer Dynamit-Explosion in der Luft herumfliegenden Hausraths mit komisch verzweifeltem Gesichts ausdruck sich umsieht, während darunter steht: Fröhliches Fest!