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S32 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 17. Künstliche Mineralfarben und Farblacke. Unter die Mineralfarben gehören nach der allgemeinen Bedeutung dieses Wortes die aus dem Mineralreiche stammenden Erdfarben, welche behufs ihrer Fertigstellung als Streichfarbe oder Farbstoff im wesentlichen nur einer mechanischen Vorbereitung bedürfen. Die als künstlich bezeichneten Mineralfarben kommen zwar auch zum Theil in der Natur vor, jedoch in verhältnissmässig geringer Menge. Sie werden Mineralfarben genannt, weil einer oder mehrere ihrer Bestandtheile dem Mineralreiche entnommen sind. Die Darstellung der künstlichen Mineralfarben beruht stets auf einem chemischen Vorgänge. Diese chemischen Vorgänge bestehen im allgemeinen in der Bildung von gefärbten oder sich färbenden Niederschlägen, die zwei oder mehrere Flüssigkeiten, zusammengegossen, hervorbringen. Die Abscheidung der Nieder schläge findet in verschiedener Weise statt. Sind sie sehr schwer, so bilden sie einen steifen Teig, der sogleich auf Trockenbretter gelegt und auf diesen, ohne auseinander zu laufen, getrocknet werden kann. Voluminöse Niederschläge werden durch Filtration und Auspressen vom Wasser befreit und weiter getrocknet. Viele Farben, die im Handel als Teig (en päte) vorkommen und in dieser Form in Tapeten- und Buntpapierfabriken Ver wendung finden, unterwirft man ebenfalls zuvor der Pressung, damit der Teig recht steif und nicht zu wasserhaltig ist. Das zur Herstellung der Mineralfarben zu verwendende Wasser muss möglichst rein sein. Die Auflösung der Salze oder Anilinfarben erfolgt kalt oder warm. Der Niederschlag der in Lösung befindlichen Salze geschieht, indem man sie zusammen fliessen lässt, und zwar, nachdem man das zu ihrer Aufnahme bestimmte Präzipitirgefäss vorher mit Wasser bis zur Hälfte auf gefüllt hat. Soll der Niederschlag krystallinisch werden, so lässt man nach dem Zusammenlaufen der Flüssigkeiten diese ruhig stehen, soll er nicht krystallinisch, sondern leicht und voluminös werden, so rührt man während des Zusammenlaufens beständig um. Im Grossbetrieb verwendet man stets grosse hölzerne Bottiche von 2 m bis 2 m 50 cm Durchmesser bei Im 40 cm bis 1 m 50 cm Höhe. Wenn die Präzipitation ausgeführt ist, und der Niederschlag eine weitere Behandlung nicht erfahren soll, so lässt man ihn nach gehörigem Umrühren in der Flüssigkeit in Ruhe absetzen. Das Auswaschen der Niederschläge geschieht in den meisten Fällen in denselben Gefässen, in denen der Niederschlag hervor gebracht wurde; man lässt alsdann diesen sich absetzen. Nachdem nun die Niederschläge vollständig neutral ausgewaschen sind, beginnt man mit dem'Filtriren und Pressen. Die filtrirten Nieder schläge enthalten noch eine Menge Wasser und können in dieser Form als Farben für die Tapeten- und Buntpapierfabrikation verwendet werden. Sollen die Niederschläge aber für trockene bez. später mit Del oder Firniss zu vermischende Farben ver wendet werden, dann ist tüchtiges Abpressen erforderlich. Ein wesentlicher Punkt bei der Fabrikation von feinen Litho graphie- oder Buchdruckfarben ist das Trocknen. Hierbei darf, wenn man schöne Lacke erhalten will, die Temperatur von 42° C. nicht überschritten werden. Schliesslich werden die Farben, nachdem sie gut ausgetrocknet sind, in Kollergängen oder in Pulverisirmühlen gemahlen und durch feine Siebe getrieben, worauf sie dann als Anstreichfarben in Oel angerieben werden können, während die Lithographie- und Buchdruckfarben eine bestimmte Form erhalten und in Stücken oder Stückchen in den Handel kommen. Unter künstlichen Mineralfarben versteht man die aus gewissen Salzen, welche im Mineralreiche vorkommen, durch chemische Einwirkung hergestellten Farben. Die aus organischen Farbstoffen (Farbhölzern, Cochenille, Theerfarben) hergestellten Farben nennt man organische Farben, zum Unterschiede von den künstlichen und den im Mineralreiche fertig verkommenden anorganischen Mineralfarben. Die anorganischen Farben. Die im Handel am meisten verwendeten gelben Farben von feurigem Aussehen sind Chromgelb und Zinkgelb. Wenn auch die Darstellungsweise dieser gelben Farben sehr einfach ist, so braucht man wieder praktische Erfahrungen, sogenannte Fa brikationskniffe, um einen den jetzigen Anforderungen ent sprechenden Farbstoff zu erhalten. Vor allen Dingen ist es erforderlich, mit genügenden Mengen Wasser und bei nicht zu hoher Temperatur die Fällung vorzunehmen. Diese Beobachtung kommt ganz besonders bei den hellen Sorten Chromgelb (Citron- gelb) in Betracht. In der Praxis hat sich folgendes Mengenverhältniss zur Dar stellung eines geeigneten Chromgelbes bewährt. 500 Theile Blei zucker werden in der 15fachen Menge heissen Wassers gelöst; in einem zweiten Holzbottich 80 Theile doppelt chromsaures Natron + 50 Th. H, SO, (Schwefelsäure) in der gleichen Menge heissen Wassers. Der Fällungsbottich in geeigneter Grösse ist bis zu einem Drittel mit kaltem Wasser gefüllt und befindet sich unter den Lösungs gefässen der beiden Salze. Ist nun die Lösung der Salze erfolgt, so lässt man beide gleichzeitig in den Fällungsbottich fliessen und rührt den sich bildenden gelben Niederschlag tüchtig auf. Hier auf lässt man den Niederschlag in Ruhe und giesst dann das überstehende klare Wasser möglichst rasch ab. Zwei bis drei maliges Auswaschen des Niederschlages mit handwarmem Wasser genügt, um das Produkt filtriren und trocknen zu können. Um ein basisches Chromgelb, sogenanntes Chrom-Orange und Chrom-Roth zu erhalten, verwendet man bei gleicher Menge Blei zucker wie oben etwa 100 Theile Nag Cr 2 O 7 (doppelt chromsaures Natron) und 30 Theile Aetznatron. Nachdem der Niederschlag erfolgt ist, erwärmt man ihn. Zwei- bis dreimaliges Auswaschen dürfte ebenfalls hinreichend sein. Zinkgelb. Das chromsaure Zinkoxyd steht zwar dem Chrom gelb an Schönheit nach, hat aber den Vortheil der Luftbeständig keit; es schwärzt sich selbst in einer Atmosphäre von reinem Schwefelwasserstoff nicht und widersteht auch dem Einflüsse anderer Agentien gut. Ein schönes feuriges Zinkgelb erhält man auf folgende Weise: 100 Theile Zinkvitriol werden in heissem Wasser gelöst und unter tüchtigem Rühren mit 1 pCt. Zinkweiss versetzt. Die nun durch Absetzen geklärte Lösung wird mit einer Lösung von 20 Theilen chromsaurem Kali gefallt, ausgewaschen, filtrirt und getrocknet. Zinkgelb ist ein ziemlich bedeutender Han delsfarbstof. Pariserblau. Das chemisch reine Pariserblau erscheint in Form einer dunkelblauen Masse, die sich durch einen eigenthümlichen Metallglanz auszeichnet. Pariserblau wird in drei Arten her gestellt, und zwar mit tiefem Indigoton, Stahlblauton und in blau- rothem Ton. Ein dem Indigo ähnliches Produkt erhält man, wenn man HO Theile gelbes Blutlaugensalz und 100 Theile Eisensulfat in je 5201 Wasser löst, die Lösung des gelben Blutlaugensalzes mit 30 Theilen H 2 SO, 66° Bä und diejenige des Eisensulfats mit 12 Theilen H, SO (Schwefelsäure), sowie einer Lösung von 1 Theil Zinnsalz in 20 1 Wasser löst. Hierauf lässt man die beiden Lösungen zusammenfliessen und erhitzt zum Sieden. Nach zwei tägigem Stehen wird das überstehende klare Wasser abgezogen, der Niederschlag mit der erforderlichen Menge Salpetersäure oxydirt und bis zur neutralen Reaktion ausgewaschen. Fortsetzung folgt. Reines Wasser. Die Firma Hans Reisert in Köln baut ein neues Filter, in welchem sich der zum Filtriren dienende Sand oder Kies ohne Unterbrechung des Betriebs in wenigen Minuten waschen lässt. Man kann daher mit einer sehr kleinen Filterfläche grosse Mengen Wasser klären. Das Filter Figg. 1, 2 und 3 besteht aus einem cylindrischen Behälter, in welchem in gewissem Abstand 2 Siebe/ - /’, Fig. 3, aus ge ¬ lochtem Blech und Drahtgeflecht waagrecht eingebaut sind. Der Zwischenraum ist mit feinem Perlkies F bis 4/5 der Höhe ausgefüllt. Fig. 2 zeigt denselben in Thätigkeit. Das trübe Wasser strömt durch das Ventil A, durchdringt den Kies und fliesst durch das Ventil B klar ab. Ist das Filtermaterial soweit verstopft, dass die Leistung merklich abzunehmen beginnt, so muss das Filter