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Wir stehen aber jetzt erst am Anfang dieser Kapital- Ansammlung, und es ist zu erwarten, dass die erwähnten Geld markt-Verhältnisse sich immer mehr verschärfen, je mehr die Betriebsgelder sich in todte Anlagen verwandeln. Die vom Versicherungs - Amt hervorgehobene halbe, dem Erwerbsleben entzogene Milliarde wird auf mehrere Milliarden steigen, ehe eine Verminderung der Abgaben eintritt. Während man der Industrie solche Lasten aufbürdet, wird sie gleichzeitig durch andere Gesetze in ihrem Erwerb behindert. Die Verwendung von Frauen und jugendlichen Arbeitern ist ein geschränkt, die Verunreinigung von Luft und Wasser wird mit schweren Strafen belegt und sogar durch polizeiliche Schliessung der Fabriken geahndet. Die Vertreter zahlreicher Ueberwachungs- Behörden gehen in den Fabriken ein und aus und erwecken in den Besitzern das Gefühl, als ob sie unter Polizei-Aufsicht ständen. Bald wird auch das Gesetz über die Sonntagsruhe in Kraft treten, welches die Leistungsfähigkeit, also den Umsatz vieler Fabriken vermindert. • Die Entziehung des Kapitals im Verein mit den gesetzlichen Erschwerungen des Betriebs haben schon zur Folge, dass wenig Neues entsteht, und können, da sie sich beständig verschärfen, auch das Gedeihen der bestehenden Anlagen ernstlich gefährden. Nach jetziger Annahme treten aus unserer Bevölkerung von 50 Millionen im Beharrungszustand des Invaliditätsgesetzes, also in 17 Jahren, 1 500 000 Hilfsbedürftige in den Genuss von 330 Millionen Mark Jahresrenten. Wer wird aber die andern Millionen Menschen erhalten, welche arbeitslos werden müssen, wenn wir von den weniger belasteten Industrieen anderer Länder aus dem Weltmarkt gedrängt werden? Wir wollen hiermit nur auf die Gefahr hinweisen und hoffen, dass Regierung und Volk, welche gemeinsam und in bester Absicht jene Gesetze geschaffen haben, auch Mittel finden werden, den drohenden Folgen vorzubeugen. Industrie und Fischzucht. Die »Ostsee-Ztg.« schreibt: Die grosse Stärkefabrik von W. A. Scholten am Buhenhofe von Podejuch, die 250 Arbeiter das ganze Jahr hindurch beschäftigte und 300 Wispel Kartoffeln täglich verarbeitete, ist auf Anordnung des Regierungspräsidenten zu Stettin seit dem 15. Januar geschlossen. Eine an den Oberpräsidenten gerichtete Beschwerde dagegen ist von diesem vor einigen Tagen abschlägig beschieden worden. Die Schliessung soll im Interesse der Fischer erfolgt sein. Das Abflusswasser der Fabrik enthält nämlich Eiweiss. Durch die Einleitung des Wassers in die Regeitz entsteht in dieser eine starke Algenbildung, die die Löcher der unterhalb der Fabrik liegenden Fischkasten verstopft, sodass die darin befindlichen Fische wegen Luftmangels sterben. Es sollen schon für mehrere hundert Mark Fische auf diese Weise umgekommen sein. Viel leicht fürchtet man auch für die 15 km unterhalb im Dammschen See liegenden fiskalischen Aalfänge. Die Fabrik, die über eine Million M. gekostet hat, soll demnächst abgebrochen werden. Es ist noch keine 60 Jahre her, dass der preussische Staat solche Leute, die Fabriken errichten wollten, durch Hergabe von Dampfmaschinen, Kapital usw., unterstützte, und jetzt werden Fabriken, die viele Hundert Arbeiter beschäftigen, in Rücksicht auf den Fischfang geschlossen! Sollen wir in den idyllischen Zustand jungfräulicher Länder zurückkehren, wo kein Rauch und Gas die Luft und keine Fabri kation die Wasserläufe trübt, wo aber die Menschen ohne Bedürf nisse leben und auch manchmal verhungern? Wasserrecht. In der Sitzung vom 17. Februar des Wasserrechts-Ausschusses der westdeutschen Industrie in Köln besprach Friedr, v. Schenck (Arnsberg) den vorläufigen Eindruck des vorliegenden Gesetz- Entwurfes auf die Betheiligten. Neben manchem Guten, wie die Bildung von Thalsperr-Genossenschaften, enthalte der Entwurf auch bedenkliche Bestimmungen. Die Interessen der Gewerbetreibenden, namentlich der schon bestehenden Werke, erscheinen Redner nicht überall gewahrt, und als einen Hauptfehler bezeichnet er die grosse Verschiedenheit des Instanzenweges in Rechtsfällen. Die Kosten der erweiterten Unterhaltungspflicht müssten haupt sächlich von den Grundbesitzern und Gewerbetreibenden auf gebracht werden, und die Neuorganisation der Wasserbehörden sei der grossen Ausdehnung der Bezirke wegen bedenklich. Nach ein gehender Berathung wurde auf Antrag des Ingenieurs Lohse (Elber feld) eine Kommission von 21 Mitgliedern gebildet, um die einzelnen Abschnitte des Entwurfs zu begutachten. Wiederholt kam der Wunsch zum Ausdruck, dass Landwirthschaft und Gewerbe in dieser Frage Hand in Hand gehen möchten, damit den Behörden nicht allzuweite Befugnisse eingeräumt werden. Verunreinigung der Wasserläufe. Die Papierfabrikanten Englands versammelten sich auf Ein ladung der Papermakers-Association am 24. Januar in London, um gegen das vom Herrenhaus angenommene und jetzt dem Abgeordnetenhause vorliegende verschärfte Gesetz über Ver unreinigung von Wasserläufen zu protestiren. Die Fabrikanten beanstanden besonders die Bestimmung, welche die endgiltige Entscheidung in Streitfragen ganz den Provinzial-Gerichtshöfen (»Quarter Sessions«) überlassen will, statt, wie früher, eine Berufung an den von allen Lokal-Interessen unabhängigen »High Court of Justice« zuzulassen. Wie mehrere Redner betonten, haben manche Papierfabrikanten ohnehin schon empfindlich unter Verordnungen von Lokalbehörden zu leiden. Einstimmig wurde beschlossen, die »Papermakers-Association« zu ersuchen, Schritte zu thun, um darüber zu wachen, dass keinerlei Gesetze erlassen werden, die den Interessen der Papierfabrikanten schädlich sind. Sulfitstoff. Im Anschluss an die Mittheilungen über dieses Thema in Nr. 1 der Papier-Zeitung dürfte für Zellstoff-Fabrikanten die Kenntniss eines Laugen-Apparates, der sich unter sehr ungünstigen klimatischen Verhältnissen in der Praxis bestens bewährt hat, von Interesse sein. Die von E.Ndmethy getroffene Einrichtungist von der Maschinen fabrik von E. Nacke in Coswig, Sachsen, ausgeführt. Thurm- und Kammer-Apparate zur Erzeugung von Sulfitlauge, deren Absorptionsgefässe mit Kalksteinen gefüllt sind und daher gleichzeitig als Sättigungsgefässe dienen, leiden an dem Uebel stand, dass die Kalksteine sehr häufig verkrustet und die Gas wege verstopft werden, wodurch Betriebsstörungen eintreten, zu deren Umgehung man besonderer Reserve-Vorrichtungen bedarf. Auch die Nachfüllung der Kalksteine kann nur bei eingestelltem Betrieb vorgenommen werden, sei es, dass der ganze Apparat äusser Betrieb gesetzt oder dass nur die einzelnen Absorptions gefässe ausgeschaltet werden. Die hier beschriebene Bauart besitzt dieseUebelstände nicht und gestattet daher ununterbrochenen Betrieb bei Wegfall jeglicher Reserve-Vorrichtungen. Dieselbe beruht auf der Beobachtung, dass eine Verkrustung der Kalksteine und Verstopfung der Gaswege nur eintritt, wenn die Kalksteine stellen weise schwach oder garnicht berieselt werden, während gleich zeitig Schwefligsäuregas hindurchströmt. Letzteres führt be kanntlich stets kleinere oder grössere Mengen von Schwefeltrioxyd mit, welches infolge des zur vollkommenen Verbrennung von Schwefel nöthigen Luftüberschusses und infolge der Luftfeuchtigkeit durch Oxydation des Schwefeldioxyds, und zwar nicht nur in den Schwefel- und Kiesöfen, sondern zum Theil erst in den Absorptions- gefässen selbst gebildet wird. Kommt diese Schwefelsäure mit Kalkstein und mit der im Thurm niederrieselnden Sulfitlauge in Berührung, so bildet sich Gips, welchem bei ungenügender Berieselung Zeit und Gelegenheit gegeben ist, sich auf und zwischen den Kalksteinen in Form von Krusten und Schlamm festzusetzen. Bei starker Berieselung, welche alle Theile der Kalksteinschicht in stetigem starkem Strom bespült, werden die entstehenden geringen Mengen von Gips fortwährend hinweg gespült, der Schlamm kann sich auf dem Boden der Laugen behälter absetzen, wo er nicht weiter schadet, und die Kalkstein schichten in den Thürmen bleiben daher stets ganz rein. Dieser starke, ununterbrochene Laugen-Umlauf wird bei der in Figg. 1, 2, 3 dargestellten Bauart dadurch erreicht, dass der Laugenbehälter in mehrere Abtheilungen A t , A 2 und Aa getheilt ist, und aus jeder derselben die Laugenflüssigkeit durch eine Pumpe in die darüber stehenden Absorptionstonnen befördert wird, wo der Laugenstrom durch Brausen über die ganze Kalkstein schicht gleichmässig und in reichlicher Menge vertheilt wird. Die Laugenflüssigkeit durchströmt die Tonnen von oben nach unten, nimmt dabei schweflige Säure und Kalk auf, fliesst sodann wieder in den Laugenbehälter zurück und wird so in jeder Abtheilung von der zugehörigen Pumpe in einem fortwährenden Kreislauf erhalten. Das Schwefligsäuregas, welches in Schwefelbrennern oder Kiesöfen von bekannter Bauart erzeugt und hierauf gut abgekühlt wird, durchströmt die Absorptionstonnen bis B 9 der Reihe nach, indem es abwechselnd in denselben auf- und niedersteigt, und wird hierbei von der in den einzelnen Abtheilungen um laufenden Laugenflüssigkeit aufgenommen. Erfahrung hat gelehrt, dass schon ein kleines, z. B. durch Verbindung mit dem Schorn stein erzeugtes Vakuum hinreicht, um die Aufsaugung unvoll kommen zu machen und Verluste an Schwefeldioxyd herbeizuführen.