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508 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 16. Beschreibung neuer in Deutschland patentirter Erfindungen. Sämmtliche Original - Patentschriften werden, soweit sie noch vorhanden sind, zum Preise von 1 M. für jede Patentschrift von der Kaiserlichen Reichsdruckerei zu Berlin SW., Oranien- Strasse 91, an Jedermann abgegeben. Man sende den betreffenden Betrag an die genannte Verkaufsstelle durch Postanweisung und bezeichne auf derselben deutlich die Nummer der gewünschten Patentschrift. Dieselben können auch durch jede Reichspostanstalt bezogen werden. Verfahren zur Umwandlung von Zellstoff in eine formbare Masse durch aufeinanderfolgende Anwendung von Schwefelsäure verschiedener Konzentrationsstufen von Rudolf Langhans in Berlin. D. R. P. 72572 (Kl. 21). Das Verfahren besteht im allgemeinen darin, den vorher gereinigten Zellstoff in auf einander folgenden Stufen mit Schwefel säure von verschiedenen Konzentrationsstufen zu behandeln, um daraus eine gelatinöse und formbare Masse (Sulfozellstoff) herzu stellen, dann aus dieser Masse die verlangten Körper zu formen und schliesslich letztere in Wasser zu bringen, worin deren Sub stanz gerinnt, und welches die Schwefelsäure auszieht, um selbst an dessen Stelle zu treten und mit dem umgewandelten Zellstoff Hydrozellstoff zu bilden. Der Zellstoff wird zunächst gereinigt. Bei Verwendung natürlichen Zellstoffs, wie Baumwolle, wird dieselbe zu diesem Zweck erst mit einer schwachen Alkalilösung und darauf mit verdünnter Salzsäure behandelt, alsdann mit Wasser ausgesüsst und schliesslich getrocknet. Der gereinigte Zellstoff wird nun kurze Zeit mit einer Schwefelsäure durchtränkt, welche einen solchen Verdünnungsgrad hat, dass sie den Zellstoff noch nicht zu gelatiniren vermag und dessen Bau unverändert lässt. Bei einer Lufttemperatur von 15° C. ist hierzu eine Säure von 40 bis 50 pCt. Gehalt an Schwefelsäurehydrat (H2 S 04) geeignet. Hier auf folgt eine Behandlung mit Schwefelsäure, welche hinreichend stark ist, um den Zellstoff zu lösen und in Sulfozellstoff überzu führen, was sich mit einer Säure erreichen lässt, die 70 bis 80 pCt. Schwefelsäurehydrat enthält. Von dieser setzt man unter Umrühren und Kneten so viel zu, dass eine steife Gelatine erzielt wird. Infolge der voraufgegangenen Durchtränkung des Zellstoffs mit schwächerer Säure geht die Vermischung und Verbindung mit der starken Säure leicht von statten. Damit nun während des ferneren Theiles des Verfahrens, d. i. der Erzeugung von Fäden und dergleichen, welche eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, die oben beschriebene Zersetzung nicht eintrete, wird die in der Masse enthaltene starke Säure durch Zusatz und Einkneten einer (angemessenen Menge einer schwächeren Schwefelsäure wieder verdünnt. Je nach dem Konzentrationsgrad der starken Säure ist hierzu eine Säure von 63 bis herab zu 45 pCt. Gehalt an Schwefelsäurehydrat zu verwenden, und man setzt so viel davon zu, als nöthig ist, um den für die weitere Verarbeitung erforderlichen Grad von Konsistenz zu erzielen. (Eine Verdünnung mit Wasser würde nachtheilig sein wegen der dadurch eintretenden Erhitzung, welche der Zersetzung Vorschub leisten würde.) Will man auf den angegebenen Vortheil der ersten Anwendung einer schwachen Säure verzichten, so kann man auch gleich zu Anfang bei rascher und sorgfältiger Durchknetung eine Säure von etwa 70 bis 75 pCt. und darauf eine solche von 55 bis 50 pCt. Säurehydrat verwenden. Im ganzen lassen sich auf die eine oder die andere Weise durch 100 g Säurehydrat und Wasser bis zu 10 g Zellstoff auflösen und in die gewünschte Masse um wandeln. Als Endprodukt des beschriebenen Verfahrens erhält man einen homogenen glasigen Kleister von starker Klebkraft, welcher die besondere Eigenschaft hat, mit Wasser sofort zu gerinnen, und zwar unter Bewahrung der Form, welche die Masse vorher besass. Vor der Verwendung der Masse ist es angezeigt, aus derselben die durch das Kneten hineingekommenen Luftblasen zu entfernen, was sich mittels einer Luftpumpe oder einer Schleudermaschine erreichen lässt. Aus der erzeugten Masse formt oder giesst man nun die jenigen Körper, welche man zu haben wünscht. Oder man bringt die Masse in eine mit geeigneten Düsen oder Löchern versehene Spritze, drückt sie durch jene hindurch und erzeugt auf solche Weise Fäden oder Bänder von unbegrenzter Länge und überall gleichem Querschnitt, die hinreichende Festigkeit haben, um so fort ein Aufhaspeln zu ertragen. Schliesslich legt man die Fäden oder anderweitigen Körper in Wasser, welches man wiederholt erneuert. Auch können wässerige Lösungen hierzu benutzt werden. Dabei entzieht das Wasser der Gelatine die Säure und verbindet sich selbst mit dem umgewandelten Zellstoff zu Hydrozellstoff. Unter Voraussetzung normaler Zimmertemperatur erfolgt bei Fäden und dünnen Platten die Umsetzung der Substanz derselben in einigen Stunden. Stärkere Stücke erfordern dazu eine Zeit bis zu mehreren Tagen. Die beendigte Entsäuerung und Umsetzung erkennt man daran, dass die Körper Lackmuspapier nicht mehr röthen. Mit Vortheil erfolgt dann eine Behandlung mit Alkohol oder Aether, um das überschüssige Wasser zu entfernen. Schliesslich trocknet man langsam an der Luft. Die so hergestellten Fäden und andern Körper besitzen eine glänzende Oberfläche, sind glasartig durchsichtig und von bedeutender Zug- und Biegungsfestigkeit, sodass die Fäden sich zur Anfertigung von Geweben verwenden lassen. Bei Benutzung zu diesem Zweck ist es jedoch vortheilhaft, die Fäden mit Harzen oder Fetten zu imprägniren, um ein Aufquellen durch Feuchtig keit zu verhindern. Dies geschieht bei oder nach der Ent wässerung durch Lösungen der Harze und Fette in geeigneten Lösungsmitteln, wie Alkohol, Aether, Benzin u. a. m. Auch können die Fäden gefärbt werden, sei es nach ihrer Herstellung oder durch Hinzufügung von Farben zu der Masse, woraus sie bestehen. Werden die nach dem beschriebenen Verfahren erzeugten Zellstoffkörper unter Luftabschluss geglüht, so hinterlassen sie eine Kohle, welche einen ausserordentlich dichten Bruch, glänzende Oberfläche, eine sehr gleichmässige Beschaffenheit, sowie grosse Feuerfestigkeit besitzt. Die Zellstofffäden eignen sich daher ganz besonders zur Fabiikation von Leuchtfäden für Glühlampen. Ganz vorzügliche derartige Leuchtfäden werden erhalten, wenn man den Sulfozellstoffkleister mit feinst zertheiltem (zer riebenem und geschlämmtem) Silicium (sowohl amorphem wie krystallischem) oder Bor innigst vermischt. Patent-Ansprüche: 1. Verfahren zur Umwandlung von Zellstoff in eine formbare Masse von vollkommener Homogenität, dadurch gekennzeichnet, dass dem durch starke Schwefelsäure von 70 bis 80pCt. Schwefel säurehydrat in Sulfozellstoff übergeführten Zellstoff nachträglich eineschwächereSchwefelsäurevon45 bis 63pCt. Schwefelsäurehydrat beigemengt wird, um den Sulfozellstoff während der Formung chemisch beständig zu halten. 2. Das durch Anspruch 1. gekennzeichnete Verfahren mit der Maassnahme, dass der zu verarbeitende Zellstoff vorher mit Schwefelsäure von 40 bis 50pCt. Schwefelsäurehydrat durchtränkt wird. 3. Die Beimischung von Bor und Silicium zu dem nach An spruch 1. und 2. hergestellten Sulfozellstof zum Zwecke der Er zeugung von Glühfäden für elektrische Glühlampen. Transparentbild von Robert Krusch in Coma (Italien). D. R. P. 72001 (Kl. 54). Das Transparentbild besteht aus einer matten, durch scheinenden Glasplatte, einem hierüber liegenden Blatt von durchscheinendem Stoff, zweckmässig Papier, welches auf der von der Glasplatte abgekehrten Fläche mit einem Muster farbig bemalt ist, einer etwas steiferen undurchsichtigen Karte, welche über dem gemusterten Blatte liegt und entsprechende Ausschnitte hat, und einer über der Karte liegenden Schutzglastafel. Die vorgenannten Lagen werden von einem gewöhnlichen Bilderrahmen zusammengehalten und mit der matten Glastafel gegen das Tageslicht oder ein künstliches Licht gehalten, z. B. vor ein Fenster gehängt, wobei dann durch die vordere Schutz glastafel das Muster klar sichtbar wird. Patent-Anspruch: Ein Transparentbild, bestehend aus einer matten, Licht durch lassenden Glastafel, einem vor dieser liegenden, mit einem Muster bemalten durchscheinenden Blatt, einer undurchsichtigen, das Blatt bedeckenden und dem Muster entsprechend ausgeschnittenen Karte und einer über diese Karte gelegten Schutzglastafel, welche Lagen von einem Bilderrahmen zusammengehalten werden. Typenhebelschreibmaschine von James Samuel Foley in London. D. R. P. 70 730 (Kl. 15). Die Typen bezw. besondere, die Typen tragende Schuhe sind einerseits mit den drehbar gelagerten und von den Tastenhebeln durch Stangen beeinflussten Typenhebeln und anderseits mit Lenkern gelenkig verbunden. Die Papierführungen sind auf einer vom Papierschlitten ge tragenen Stange verstellbar angeordnet und können der Breite des zu beschreibenden Papiers entsprechend auf derselben ver schoben werden. Dabei trägt die eine Zuführung gleichzeitig eine Klinke, welche unter Vermittelung eines Hebels den Anschlag einer Glocke am Ende der Zeile bewirkt.