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Nr. 2, PAPIER-ZEITUNG. 35 Durch Anwendung hohen Druckes und hoher Temperaturen erzielt man rasche Kochungen, muss aber, besonders bei gemauerten Kochern, schon mit dem Kochen aufhören, bevor die freie schweflige Säure bis zum üblichen Grenzwerth verbraucht ist, weil die in der Mauer aufgespeicherte Hitze sonst den Rest freier schwefliger Säure leicht zersetzt. In letzterem Fall erhält man überkochten, d. h. braunen, mürben, sehr weichen Stoff, der sich durch minder kräftige Faser und besondere Bleichfähigkeit auszeichnet. Wenn man jedoch mit nicht zu hoher Temperatur arbeitet, kann man durch Beendigung des Kochens bei verschiedenen Titern oder Titrir-Ergebnissen, d. h. bei verschiedener Erschöpfung der freien Schwefligsäure, ziemlich sicher verschiedene Zellstoffe — von dem braunen, bleichfähigen, bis zum harten, scheinbar splittrigen, der sich für imitirt Pergament eignet, nach Belieben herstellen. Viele Kocher sind mit Ausblase-Vorrichtungen versehen, indem unmittelbar am Kocherboden ein Ventil von 150—200 mm Durch gang angebracht ist, welches sich rasch ganz öffnen lässt und in eine Bronze-Rohrleitung mündet, welche in einen grossen hölzernen Ausblasbottich führt. Dieser Bottich muss den ganzen Kocher inhalt fassen und noch reichlichen Raum für das Kondensations wasser übrig haben, welches während des Ausblasens in grossen Mengen möglichst zerstäubt zugeführt wird, damit im Ausblas bottich kein Druck entstehe, und damit die stark mit Schweflig säure geschwängerten Dämpfe verdichtet werden, weil sie sonst die Umgebung in hohem Grade belästigen würden. Lauge und Wasch wasser werden durch Filterziegel am Boden der Bottiche entfernt. . Der ausgeblasene Stoff lässt sich gewöhnlich im Bottich ziemlich gut auswaschen, ist durch das Ausblasen watteartig in Fasern und feine Faserbündel zerlegt und bedarf zur völligen Auflösung nur geringer Arbeit im Separator oder Holländer. Bei Kochern mit Blei Verkleidung ist das Ausblasen schädlich, weil sich das Blei bei der plötzlichen Druckverminderung im Kocher, wenn der Bleimantel nicht ganz dicht ist, stark aufbaucht und mit der Zeit reisst. Das Ausblasen erfolgt, wenn man nach beendeter Kochung das Ausblasventil öffnet, solange im Kocher noch genügender Druck herrscht. Durch diesen Druck wird der ganze Kocher-Inhalt in den Bottich übergeführt. Wenn der Stoff gegen das Ende der Kochung infolge Dampf absperrens Zeit hat, sich zu setzen, so geht beim Ausblasen nur ein geringer Theil des Stoffes mit der Lauge in den Bottich über, die Hauptmasse bleibt im Kocher. Man muss deshalb trachten, den Stoff möglichst fortwährend in lebhafter Wallung zu erhalten und diese, wenn nöthig, durch Einblasen von Dampf zu ver stärken. Während Stoff und Lauge gemischt durch das Aus blasrohr gehen, ist ein dumpfes Geräusch hörbar, welches plötz lich in lautes Getöse übergeht, sobald Dampf durchstreicht. Dies ist das Zeichen zum Schliessen des Ausblasventils, da sonst in kürzester Zeit ein schädliches Vakuum entstehen würde. Hat man kalkreiche Lauge, von der man also Ausscheidung von Monosulfit im Stoff zu befürchten hat, so ist Ausblasen nicht rathsam, da hierdurch der Kalk, der sich sonst zumeist am Boden absetzt, in den ganzen Stoff vertheilt wird. Ein solcher kalkiger Stoff lässt sich bei der ferneren Verarbeitung weder durch chemische noch durch mechanische Mittel vollkommen vom Kalk niederschlage befreien. Ein anderer zuweilen auftretender und gefürchteter Feind der Reinheit des Zellstoffs sind die sogenannten verbrannten Späne oder Käfer, wie sie in einer Fabrik treffend benannt wurden. Sie ent stehen, wenn trockenes, noch nicht mit Lauge vollgetränktes Holz der Einwirkung von heissem Dampf oder der Berührung mit überhitzten Rohren ausgesetzt ist. Solches Holz wird förmlich gedämpft, bleibt auch nach dem Kochen hart und spröde und nimmt gelbe oder schwarzbraune Farbe an. Schon wenige solche Stücke gefährden die Reinheit des Zellstoffs in hohem Grade. Das Auftreten verbrannter Späne kann jedoch sicher verhindert werden, wenn man dafür sorgt, dass: 1) vor Beginn des Kochens die Heizrohre kalt sind; 2) dass stets genügend Lauge zugelassen wird; 3) dass das Dämpfen (beim Mitscherlich-Verfahren) richtig vorgenommen wird. Die Fabrikanten suchen die Kochzeit möglichst abzukürzen, weil hiervon die wirthschaftliche Ausnützung ihrer Anlagen wesentlich abhängt. Hochgespannter Dampf in genügender Menge, sowie — bei Mitscherl ich koch ern — reichliche Oberfläche der Heizschlange ermöglichen rasche Erhitzung auf hohe Temperatur, und diese ist die wesentliche Bedingung rascher Kochung. Ferner soll die Lauge möglichst wenig kalkhaltig sein, damit bei der hohen Temperatur kein Kalkniederschlag entstehe. Tritt zu diesen Erfordernissen noch eine ausgiebige Vorwärmung der Lauge, so kann man leicht und sicher rasche Kochungen erzielen. IV. Die Wäscherei. Die Vorrichtungen zur Wäscherei des Zellstoffs wurden lange der Rüstkammer der Papierfabrikation entlehnt, und erst in letzter Zeit wurden Maschinen gebaut, welche den Zwecken der Zellstoff-Fabrikation besonders angepasst sind. Die Mitscherlich’schen Stampfen verrichteten zwar ihre Arbeit gut, mussten aber bald Holländern weichen, denen durch Koller gänge vorgearbeitet wurde. Der abgetropfte Stoff kam — nachdem vorher noch mit Handsortirung etwaige Aestchen entfernt waren, auf den Kollergang, welcher die Faserbündel in befriedigender Weise zertheilte, aber die zwischen den Fasern noch vorhandenen Laugenreste in die Poren der Fasern drückte, so dass die nun folgende Wäsche im Holländer nicht im Stande war, diese Spuren ganz zu entfernen, und der Stoff nie mehr ganz reine weisse Farbe annahm. Die schwere Holländerwalze drehte sich Tag und Nacht, um den Stoff nur zu bewegen, da es nichts zu mahlen gab. Rühr bütte und Stoffpumpe nahmen den Stoff zu weiterer Verarbeitung auf. Eine geradezu verblüffende Vereinfachung dieses Verfahrens brachte die Einführung des Separators. Diese höchst einfache Maschine besteht wesentlich aus zwei länglichen, schwach kegel förmigen, waagrechten geschlossenen Bottichen, in welchen sich je eine starke hölzerne horizontale Welle rasch dreht. In jede Welle ist eine grosse Zahl spiralförmig angeordneter hölzerner Arme gezapft, deren Ende fast bis an die Bottichwand reicht. Der abgetropfte Stoff von unter den Kochern oder aus dem Aus blasbottich gelangt am schmälern Ende in den ersten Bottich und wird durch die spiralförmig angeordneten Schlagarme nach dem weitern Ende befördert, wo er in zerfasertem Zustande ankommt und in den zweiten Bottich fällt, in dem er gleichzeitig mit sehr viel Wasser verdünnt wird. Hier wird die Zerfaserung und Auflösung beendet, und wenn der Stoff am weitern Ende des zweiten Bottichs herausfliesst, sind alle Fasern im Wasser vereinzelt, Aeste und harte Faserbündel, die unzerkleinert blieben, von den guten Fasern los gelöst. Die obere Welle, welche die grössere Arbeit zu leisten hat, soll 300 Umdrehungen in der Minute machen, die untere, welche in Wasser läuft, 125. Der stark verdünnte Stoff wird nun endlos, mit Umgehung jeden Rührwerkes, über die üblichen Sand- und Splitterfänge auf die Entwässerungsmaschine geleitet, wobei es leicht möglich, wenn auch selten nothwendig ist, den Stoff auf seinem Wege zur Maschine mit Entwässerungs-Cylindern nochmals zu waschen. Der Separator ermöglicht also eine solche ununterbrochene Verarbeitung des Stoffes, dass von dessen Entleerung aus dem Kocher an bis zur Abnahme der fertigen Zellstoffrollen oder -Bogen keine Handarbeit erforderlich ist. Hierdurch wird nicht nur viel Arbeitskraft erspart, sondern auch möglichst grosse Rein heit erzielt. Sammelmappe. Die Streifen G, zwischen welche die Schriftstücke gesteckt und darin festgehalten werden sollen, sind durch Spiralfedern F zusammengepresst. Die beiden Decken der Mappe sind durch Scharniere D verbunden. (Franz. Patent Nr. 231288 von Dyre und York).