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Roller mit selbstthätiger Spannung. In dem Aufsatz »Vorgelege mit stillstehendem Handrad« in Nr. 98, Jahrg. 1893, wurde erwähnt, dass die Auf- und Abroll- Vorrichtungen an Papiermaschinen Geschwindigkeits-Aenderungen des Papierlaufs, Durchmesser-Vergrösserung oder -Verminderung der Papierrolle, also Veränderung des Angriffshebels, endlich auch die Achsenreibung im Rollapparat fortwährende Spannungs- Aenderungen bewirken. Infolgedessen ergeben sich Ungleich heiten in der Wickelung der Rolle, die den Maschinenführer zwingen, die Spannung fortwährend zu regeln. Vor etwa 12 Jahren habe ich an einer Wickelmaschine (Bobineuse') in Frankreich folgende selbstthätige Spannvorrichtung konstruirt, die sich gut bewährt hat. Hebel c trägt an einem Ende die auf der Papierbahn liegende Spannwalze b, am andern Ende hält er die Enden des Brems bandes e. Dieses ist mit Bremsklötzen f zur Erzielung einer besseren Bremsung versehen. Wird die in der Pfeilrichtung laufende Papierbahn schlaff, so senkt sich die Spannrolle b, und die Bremse zieht an. Auf diese Weise wird eine sehr gleich mässige Wickelung selbstthätig erzielt. Die Spannung der Papier rolle wird durch den Hebel a geregelt, dessen Gewicht g beliebig verschoben werden kann, wodurch die Spannrolle b schärfer oder schwächer zum Aufliegen gebracht wird. Man kann auch den Hebel a mehr oder weniger senkrecht stellen, was dieselbe Wirkung hat. Durch diese automatische Bremsung ist man nicht mehr von der Aufmerksamkeit des den Roll-Apparat bedienenden Arbeiters abhängig und hat jederzeit durch die Schräglage des Hebels c ein genaues Bild der Spannung während der Arbeit vor Augen. Bleszno bei Czenstochau, Huss. Polen. J. Steinmann. Elektrische Bleiche. The Paper Trade Review vom 29. Dezember v. J. bringt eine Liste von 70 Erfindungen auf dem Gebiete des Bleichens oder der Her stellung von Chlorkalk mittels Elektrizität, die 1893 in Gross britannien patentirt und angemeldet wurden. Aus dieser Fülle ist erkennbar, dass sich die Frage immer noch in Gährung befindet. Ein erfolgreiches Verfahren scheint noch nicht gefunden zu sein, da es auch von den am meisten angepriesenen Ausführungen wieder ganz still geworden ist. Sulfitstoff. Von Sigmund Ferenczi. III. Die Kocherei. (Schluss zu Nr. 1.) Der Schutz der Kocherwandungen gegen die zerstörende Wirkung der SOa ist eine der wichtigsten Sorgen des Zellstoff- Fabrikanten. Die ursprüngliche Auskleidung der Mitscherlich- Kocher (Bleifolie oder Bleiplatte und darauf Ausmauerung mit Keramit-Falzziegeln, in Portland-Cement gefugt) hat sich gut bewährt, sie erfordert nur sorgfältigen Ersatz des in den Fugen ausgefressenen Gementes. Die blosse Blei Verkleidung der Ritter- Kellner-Kocher geht jedoch schon nach kurzer Zeit zu Grunde, indem das Blei durch öftere Dehnung und Zusammenziehung kleine, kaum sichtbare Sprünge bekommt, durch welche die heisse Lauge (oder das Gas? D. Red.) zum Bleche dringt. Die Unmöglichkeit, alle diese Sprünge zu entdecken und zu verlöthen war die Ursache, dass man fast allgemein von der Ausbleiung abgekommen ist. Jetzt werden die meisten Kocher ausgemauert. Neben den vielen geheim gebliebenen »eigenen Verfahren« der verschiedenen Fabriken hat das System W. Wenzel besonders in Oesterreich vielfach Anwendung gefunden. Nach der neuesten Art desselben wird ein Gerippe von 10 mm Eisen draht längs der Kocherwand derart ausgeführt, dass ein ziemlich dichtes Netz quadratischer Maschen entsteht. Dann mauert man von unten hinauf, indem man grosse Formsteine, die der Wölbung des Kochers genau nachgeformt sind, in einem dicken Mörtel aus Cement, Chamottemehl und Wasserglas, welcher das Drahtgerippe zudeckt, bettet. (Zuweilen wird auch das Draht gerippe ganz weggelassen.) Die Formsteine sind aus demselben Stoff hergestellt. Der Mörtel erhärtet schon nach einer Stunde, und nachdem der Kocher betriebsfertig gemacht ist, wird sofort die erste Kochung vorgenommen. Nach Beendigung der selben findet man fast jede Fuge zerklüftet, während die Steine fast immer unversehrt bleiben. Die zerklüfteten Fugen werden nun tief (bis zum Draht) aufgehackt, und mit dem eben beschriebenen Mörtel neu ausgestrichen. Dann wird wieder gekocht, und nach der zweiten Kochung zeigen sich schon weniger Sprünge. Dies Verfahren wird während 20—25 Kochungen fort gesetzt, bis die Mauer nahezu dicht ist. Dann rauht man sie ganz auf, und befestigt mit demselben Mörtel glasirte Steinzeug- Kacheln darauf, die der Säure ziemlich gut widerstehen, doch müssen auch deren Fugen oft nachgebessert werden. Dieses Verfahren ist, wie man sieht, umständlich genug und auch ziemlich theuer. Da es aber nach den bisherigen Erfahrungen das Blech gut schützt und Dauer verspricht, auch das Blei ent behrlich macht, wird es häufig angewendet. Die Wenzel’sche Ausmauerung kann in jedem wie immer geformten alten Kocher angebracht werden, während der allgemeinen Verbreitung des auf einfacher richtiger Grundlage beruhenden Salomon-Brüngger’- schen Verfahrens besonders der Umstand hinderlich ist, dass es in bereits vorhandenen Kochern mit einfacher Wandung nicht angewendet werden kann. Was nun das Kochen selbst anbelangt, so kann mit Sicher heit auf guten Stoff gerechnet werden, wenn Holz und Lauge richtig bereitet sind. Das Kochen selbst ist sehr einfach, und zu seiner Leitung sind nur Wachsamkeit und Umsicht, aber keine Vorkenntnisse oder Kunstgriffe nöthig. Man füllt den Kocher mit Spänen ganz voll, lässt, bei indirekter Kochung Lauge zu, bis der Kocher ganz voll ist, oder bei Kochung mit direktem Dampf mindestens soviel, dass das hinzutretende Kondenswasser den Kocher voraussichtlich mit Flüssigkeit füllt, ehe im Kocher Dampf gebildet wird. Beim Mitscherlich -Verfahren ist es vor- theilhaft, die Späne vor dem Laugeneinlassen zu dämpfen. Das Kochen besteht nun in der Steigerung von Temperatur und Druck, bis die nöthigen Grenzwerthe erreicht sind und in Erhaltung des Kochers bei diesen, bis die Probe anzeigt, dass die Lauge bis zum vorgeschriebenen Grade erschöpft ist. Die Höhe des Druckes ist nur durch die Wandstärke der Kocher begrenzt; die Temperatur soll nicht hoch über 140° C steigen. Die durch das Kochen ausgetriebene SO wird abgekühlt und zur Verbesserung der Lauge verwendet. Es ist zweckmässig, die Kühlschlange dieses sogenannten Uebertreibgases in den Behälter der fertigen Lauge zu legen, damit die sonst verloren gehende Wärme von der Lauge aufgenommen wird. Die Lauge erwärmt sich hierbei bis auf 50° C., und eine Kochung mit solcher Lauge erfordert infolgedessen weniger Dampf und Zeit, als mit kalter Lauge. Die nicht kondensirten Theile des Abgases leitet man zweckmässiger Weise in den Thurm.