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Nr. 16. 467 Buchgewerbe Buchdruck 0 ® ® Buchbinderei ® e & e e Buchhandel 8 ® ® Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. Farbenbuchdruck in Weihnachts-Festschriften. Wie ich schon bei Besprechung der vorjährigen Weihnachts- Festschriften hervorhob, ist darin selten etwas Weihnachtliches zufinden. Wer Erbauung erwartet und annimmt, eine Weihnachts oder Christmas- oder Noel-Nummer müsse in Text und Bildern vorzugsweise der Bedeutung des 25. Dezember gerecht werden, wird sich bitter enttäuscht sehen. Hundebilder, Jagdszenen und Sachen, die viel weniger harmlos sind, grosse Seiten füllende Illustrationen von Spässen und Schnurren finden sich hier wie dort. Der Text bewegt sich in gleicher Richtung, er beschreibt Aben teuer blutiger und unblutiger Art, und wer heute das Gruseln noch nicht gelernt hat, braucht nicht, wie Hans im Märchen, in spukhaften alten Schlössern zu übernachten, in Gesellschaft von Geistern, die in Leinentüchern umherschleichen, mit Ketten klirren und die Bettlade umwerfen — heute genügt es, eine Christmas- Nummer zu lesen. Der Farbenbuchdruck hat seit dem Vorjahre keine Fortschritte gemacht, soweit er den Zinkplattendruck betrifft. Man zeichnet mit der Feder auf glattes oder mit Linien oder Punkten bedrucktes Schabpapier, kratzt die hellen Theile aus und benutzt die hier nach hergestellte Platte als schwarz zu druckende Grundform. Danach werden dann die Farbenplatten angefertigt, indem man auf Kornpapier mattblaue Abzüge der Grundform macht, mit schwarzer Fettkreide, je nachdem auch mit Feder und Pinsel die Tonwerthe der betr. Farbe anlegt und die Zeichnung zum Aetzer giebt. Dies Verfahren ist so vortrefflich, dass daran schwerlich etwas verbessert werden kann, und es ist deshalb auch bei den diesjährigen Weihnachtsschriften in weitestem Umfange zur Anwendung gekommen. Dabei ist zu bemerken, dass diejenigen dieser Bilder am vor- theilhaftesten erscheinen, bei denen die Schwarzplatte kräftig auf tritt und die eingetragenen Farben so matt gehalten sind, dass sie den Eindruck der Grundform nicht verwirren, sondern ihn angenehm ergänzen. Man kann den Unterschied zwischen diesen Bildern und denjenigen, deren Farben allzu scharf hervortreten, an mehreren Stellen studiren, und wer etwas Gefühl für dergleichen hat, wird nicht im Zweifel sein, dass das Verfahren der zarten Farbengebung in solchem Falle das bessere ist. Bei der Unklar heit, die meist noch über die Ziele des typographischen Farben drucks besteht, ist es sehr wichtig, solche Punkte festzulegen, damit nicht Jeder die gleiche Erfahrung von neuem machen muss, sondern auf der einmal gegebenen Grundlage fortarbeiten kann. Sehr Gutes, von der Art der Bilder und der Zeichnung selbst abgesehen, hat in leicht kolorirten Schwarzbildern »Graphic Christ mas« (London) besonders auf Seiten 7, 10, 18 und 19 geleistet. Daneben bringt er farbig unterlegte Autotypieen und Kreidebilder, die in ihrer Hässlichkeit den Werth des andern Verfahrens nur umsomehr hervorheben. Von den farbigen Bilder-Beilagen, die eine Blattgrösse bis 47 X 53 cm haben, ist eine in Farben gestellte Autotypie, eine Hundefamilie darstellend, eine bedeutende Leistung in Zeichnung und Ausführung. Die Farben der Hunde selbst wie auch des Mauerwerks sind von solcher Treue, und das Ganze ist zu einander so harmonisch abgestimmt, dass man dies Blatt als Kunstblatt mit Recht bezeichnen kann. Auch ein grosser Farbenholzschnitt, das heisst ein Holzschnitt, der mittels in Zink ätzung hergestellter Kornplatten kolorirt wurde, liegt dem Hefte bei. Auf den ersten Blick wirkt dies nach einem Gemälde von Blanche Jenkins ausgeführte Blatt abstossend, weil es flau und etwas bunt gedruckt wurde. Das Gesicht des auf einem Mauer rand sitzenden Kindes aber ist von solcher Lieblichkeit, dass man entzückt wird, wenn man das Bild auf Armlänge Entfernung in nicht allzu heller Beleuchtung einige Zeit beobachtet. Ich habe selten ein so herziges Kindergesicht gesehen. Die Kunstbeilagen des »Figaro Illustree« (Paris) sind theil weise in den Farben missrathen, auch wirken die gewählten Vor lagen abstossend. Der Farbendruck »L’Escalade« (französische Soldaten übersteigen eine Mauer), nach einem Gemälde von Alphonse de Neuville wiedergegeben, bietet eineMenge reizvoller Einzelheiten in der Behandlung der Lufttöne und des Mauerwerks, auch die Figuren sind ausgezeichnet durchgearbeitet, doch wirken die wilden Gesichter so grausig, dass man sich der schönen typo graphischen Leistung nicht mit Behagen hingeben kann. Das Heft selbst bietet Voll- und Halbbilder, sowie in den Text ge streute Farbenscherze bekannter Art. Die Ausführung der Kunst blätter geschah in dem schon in vorigem Jahre von mir be schriebenen Verfahren (Zeichnung auf zinkographischem Schab papier), das vielfach für Autotypie gehalten wird, aber keine ist. Illustraded London News bietet weder im Text noch in den sehr mässigen Chromolithographieen, die als Beigaben dienen, etwas Hervorhebenswerthes. Ebensowenig kann, was den Farben druck betrifft, »Les Noels de L'Art Frangais« Freude erwecken. Der bunte Titel dieses Heftes sieht aus, wie wenn er mittels Gummistempels und Hektographentinte in Farben gequetscht wäre. »Truth« (New York) ist ein Witzblatt, seine Farbendrucke sind bunt, aber unbedeutend. Das einzige Verfahren, das sichtliche Fortschritte gemacht und hohe Vollkommenheit erreicht hat, ist der R. Bong’sche Farbenholzschnitt. Ich habe die Weihnachts - Nummer der »Modernen Kunst« bereits in Nr. 100 v. J. auf Seite 3122 besprochen und trage hier nur nach, dass mit dieser Zeitschrift, was den typographischen Farbendruck als solchen betrifft, Deutschland diesmal obenan steht. H. H. Boycott deutscher Papiere in England. In Nr. 6 berichteten wir von einer Bewegung, die in England gegen deutsche Erzeugnisse hervorgerufen werde. Wie The Paper Trade schreibt, brachte kürzlich ein englisches Blatt folgenden Erguss: »So bitter ist die Stimmung in den nördlichen Graf schaften gegen Waaren »made in Germany«, dass die Anzeige »printed on paper made in England« (gedruckt auf in England gemachtes Papier), welche jetzt fett auf der Vorderseite der Manchester Evening Mail gedruckt ist, äusserst wohlthuend wirkt. Mr. Sowler, der Eigenthümer, ist wegen dieses patriotischen Aktes zu beglückwünschen. Wenn die Mehrheit der andern Zeitungs- Eigenthümer, welche rücksichtslos genug sind, ausländisches Papier zu kaufen, um dadurch die Landes-Industrie zu Grunde zu richten, seinem Beispiel folgen würden, so hätten die Papierfabrikanten wenig Ursache mehr, sich zu beklagen.« Amerikanische Frauenzeitung. New York, 15. Januar 1894. Mit der November-Nummer v. J. schloss das »Ladies Home Journal« (ähnlich dem deutschen »Für’s Haus«) seinen zehnten Jahrgang. Es ist aus kleinen Anfängen hervorgegangen, als Bei lage zu einem in Philadelphia wöchentlich erscheinenden Blatte: »The Tribune and Farmer«, und sein Erfolg ist selbst für die amerikanische Journalistik aussergewöhnlich glücklich gewesen, indem es innerhalb 10 Jahren eine Auflage von 712 000 Exemplaren erreichte. Seit dem Januar 1893 besitzt die Zeitschrift neben dem Mutterhause noch ein eigenes Heim, ein 6 stockiges Gebäude von 135 engl. Fuss Tiefe und 67 Fuss Breite, welches die Curtis Publishing Company mit einem Kostenaufwande von 200 000 Doll, eigens für die Verwaltung und den Versandt des Blattes hat er bauen lassen, und dessen ganze Einrichtung mustergiltig ist. Das 1. Stockwerk ist der rein kaufmännischen Leitung vorbehalten, die mit 85 Gehilfen arbeitet. Im 2. Stockwerk befindet sich die Agenten-Abtheilung, wo durchschnittlich 50 Gehilfen den brief lichen Verkehr mit den etwa 2500 selbständigen Agenten der Zeitschrift vermitteln. Im 3. Stock sind die Privatzimmer des Herrn Curtis, des ersten Redakteurs, und seiner Mitarbeiter ge legen. Jeder Redakteur, jeder Künstler, ob Dame oder Herr, hat sein eigenes Zimmer. Die Zeitschrift hat augenblicklich 24 Redakteure. Im 4. und 5. Stock geschieht die Aufmachung für den Postversandt. Im 6. Stock werden die Adressen der Be zieher gedruckt.