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464 PAPIER-ZEITUNG. No. 15. man bessere Waare haben, so wird die Pappe vor dem Schneiden erst geglättet. Zum Färben dient die in Fig. 3 angedeutete Vorrichtung. Sie besteht aus einer eisernen Unterwalze o und einer Oberwalze p von Gummi. Letztere hat erhöhte Streifen oder Muster, welche die aufgetragene Farbe an die zwischen den beiden Walzen durchgehenden Papp-Streifen abgeben. Man braucht daher für Fig. 3. Maschinen sind sehr komplizirt, aber sinnreich und praktisch und brauchen nicht viel Ueberwachung. Die Maschinen arbeiten ebenfalls mit Rundmessern, welche so nahe zusammen stehen, wie die Karten breit werden sollen. Die Rund messer sind flach oder das eine ist nach Innen zu etwas hohl geschliffen. Für das Hohlschleifen dient eine besondere Schmirgel-Schleif maschine. Die Messer müssen immer sehr scharf sein, sonst wird die Kante nicht glatt, und es giebt Ausschuss. Ein Stoss Streifen wird in einem Kasten aufgeschichtet, auf dessen Boden ein Schieber hin und hergeht und einen Streifen nach dem andern in die Messer führt. Der Kasten wird von Zeit zu Zeit nachgefüllt. Die geschnittenen Karten fallen jede in ein besonderes eisernes Fach, und wenn eine bestimmte Anzahl, z. B. 100 Stück, erreicht ist, läutet eine Klingel, gleichzeitig wird das Fach mechanisch geschlossen, und die Karten fallen nun auf den Schlussschieber. Siewerden dann unten fortgenommen, dieKlappe wird zurückgezogen, und nun beginnt das Spiel aufs Neue. Die Karten werden noch einmal durchgesehen und gemessen, weil gewöhnlich jede Eisenbahnverwaltung eine besondere Dicke vorschreibt. Schliesslich werden die Karten in Pakete von 400 oder mehr Stück in dünnes Packpapier eingeschlagen und in Kisten verpackt. Gewöhnlich senden die Eisenbahn-Behörden die leeren Kisten zurück, sodass sie immer wieder benützt, und daher kräftig gearbeitet und mit Schloss versehen werden können, zu welchem Aufgeber und Empfänger einen Schlüssel haben. Sämmtliche Arbeit kann durch Mädchen geschehen, der Aut- seher muss aber sehr aufmerksam sein. Die Einrichtung ist nicht theuer und erfordert nur eine unbedeutende Kraft. ein Nürnberg. Hans Boesch. iäiiääääif itittitiäiEiäj jede Art von Karten eine andere Gummi-Musterwalze, doch halten diese Walzen Jahre lang aus. Der Gummi darf weder zu hart noch zu weich sein; man muss eben mit dem Fingernagel noch hineindrücken können. Gewöhnlich verwendet man Anilinfarben zum Aufbringen des Musters. Die Farbe muss dünnflüssig sein und wird durch einen saugend wirkenden Flanellstreifen q aus dem Farbkasten t auf eine Eisenwalze r übertragen. Von hier gelangt die Farbe durch Vermittlung der Gummiwalze s auf die Musterwalze p. Diese Zwischen walze s hat den Zweck, die von dem Docht q nicht gleichmässig abgegebene Farbe etwas zu zertheilen oder zu zer drücken. Auch kann man diese Walze s verstellbar anordnen und durch stärkeres oder schwächeres Anpressen derselben gegen Walze r den Farbauftrag überhaupt regeln. Denn je schärfer die Walzen aneinanderliegen, desto weniger Farbe wird durch gelassen. Die sich oberhalb der Berührungsstelle ansammelnde Farbe wird durch den Docht zurückgesaugt. Der Flanellstreifen oder Docht q saugt die Farbe aus dem Trog t und trägt umsomehr Farbe auf, je höher man diesen Trog stellt. Schon hierdurch lässt sich die Farbabgabe im Groben bestimmen. Die eiserne Unterwalze o muss durch einen Hebel auf und nieder verstellbar sein, damit sie nicht von der eingefärbten Musterwalze p beschmutzt wird, wenn der Pappstreifen v durch gegangen ist. Auf der rechten Seite hat der Tisch u einen An schlag, gegen den man die Pappstreifen legt, um genauen Stand des Musters zu erzielen. Alter spricht auch die rein geometrische Zeichnung des vorstehenden Musters, die erfahrungsgemäss immer dem entwickeltern Ornamente — in diesem Falle der stilisirten Lilie — vorangeht. Gemustertes Buntpapier des 16. Jahrhunderts. In Nr. 51 des Jahrgangs 1882 der Papier-Zeitung wurde die Zeichnung eines gemusterten Buntpapiers wiedergegeben, mit welchem ein Kästchen und eine Schachtel in den Sammlungen des Germanischen Museums gefüttert sind. Das Muster gehört etwa der Zeit von 1550 bis 1570 an und wurde als das älteste bekannte gemusterte Buntpapier bezeichnet. Das in nachstehender Zeichnung abgebildete Muster ist jedoch noch etwas älter. Es ist in Originalgrösse in Holzschnitt ausgeführt und schwarz auf weisses Papier gedruckt. Um die Wirkung zu erhöhen, sind die selben Kreuzchen in den grossen Quadraten abwechselnd mennig- und kirschroth bemalt. Da nun dieselben Farben sich auf dem erstmals beschriebenen gemusterten Buntpapiere vorfinden, beide auch in Holzschnitt aus geführt sind, so lässt sich wohl annehmen, dass sie beide aus der gleichen Werkstätte, sicher wohl aus dem gleichen Orte, vielleicht aus Nürnberg, stammen. Das hier abgebildete Papier ist als Futter einer mit Leder überzogenen runden flachen Schachtel verwendet, über deren Bestimmung nichts bekannt ist. Auf dem Deckel derselben ist Nach dem Färben werden die Pappstreifen in kleinere, der Breite der Fahrkarten entsprechende Schmalstreifen geschnitten. Die Vorrichtung hierzu ist so bekannt, dass sie keiner besondern Beschreibung bedarf. Will man perforirte Fahrkarten herstellen, so lässt man die Bogen, ehe sie in Schmalstreifen geschnitten werden, durch die Perforir-Einrichtung gehen. Diese besteht aus zwei Walzen von etwa 100 mm Durchmesser. Die untere Walze ist glatt, die obere hat verstellbare Ringe mit vorstehenden Zähnen von der Form der zu perforirenden Löcher. Die Höhe der Zähne entspricht der Pappe. Die Zähne oder Stifte prägen sich also nur in die Pappe ein, ohne diese ganz zu durchlochen. Aber diese unvollkommene Perforirung genügt für vorliegenden Zweck vollkommen. Die Perforirwalze wird durch Schraube und Feder, oder durch Gummi- Buffer auf die Unterwalze angedrückt. Die Walzen sind mit ein ander durch Zahnräder verbunden und werden von der gleichen Welle wie die Schneidmesser angetrieben. Es ist rathsam, an jede Seite der Perforir- und Schneide- Einrichtung ein Mädchen zu stellen, welches alles Unbrauchbare sofort entfernt; man erspart sich hierdurch später viel Arbeit. Besser noch ist es, alle Einrichtungen so genau zu machen, dass Ausschuss bei gewöhnlicher Vorsicht überhaupt vermieden wird. Vom Streifenschneider kommen die Pappstreifen in eine Maschine, welche sie in einzelne Karten theilt. Die dafür gebrauchten hübsches Ornament, an diejenigen Peter Flötner’s erinnernd, eingeschnitten, das etwa der Zeit um 1540 angehört. In dieselbe Zeit darf also auch wohl das Futter der Schachtel, unser Bunt- apier, gesetzt werden, das demnach noch etwa zehn bis zwanzig ahre älter ist, als das Jahr 1882 beschriebene. Für das höhere