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Nr. 15. PAPIER-ZEITUNG. 463 Invaliditäts-Quittungen. Die Königl. mech. technische Versuchs-Anstalt hatte die Güte, die in dem Artikel • Invaliditäts-Quittungen « enthaltene irrige Ansicht, dass das Quadratmeter-Gewicht, wie es in dem Attest Aufnahme findet, bei einem konstanten Gehalt von 65 pCt. Feuchtigkeit ermittelt würde, dahin richtigzustellen, dass die Feststellung ohne Berücksichtigung der Feuchtigkeit aus dem Gesammtinhalt der eingesandten Bogen geschieht. Ich möchte zu dem in Nr. 11 der Papier-Zeitung geschilderten Falle hieran anschliessend bemerken, dass dann das seitens des Kaiserlichen Reichs-Versicherungs-Amts gestellte Verlangen, vor der Lieferung ein genau stimmendes Quadratmeter-Gewicht attestirt zu erhalten, noch un angebrachter erscheint, weil es sehr leicht vorkommen kann, dass heute bei trockenem Wetter richtig ausgewogene Bogen morgen in der Ver suchsanstalt, bei Regen eintreffend, namentlich bei Grösse und Stärke des Invaliditäts-Kartons, bedeutend zu schwer wiegen, oder umgekehrt. So einleuchtend dies ist, so klar lassen die bei Gelegenheit jener Richtigstellung seitens der Königl. mechanisch-technischen Versuchs- Anstalt eingesandten Zeilen erkennen, dass der Sinn »der Vorschriftene verletzt wird, wenn eine Abweichung des Gewichts im Attest ohne weiteres als Grund zur Zurückweisung einer Bemusterung oder Lieferung benutzt wird. Es wäre wünschenswerth, wenn die in Betracht kommenden Behörden sich die gleiche, unzweifelhaft beabsichtigte Auslegung der Vorschriften »für die Lieferung und Prüfung von Papier« zu eigen machten. B. Eisenbahn-Fahrkarten. Die Fabrikation von Eisenbahn-Fahrkarten erfordert nicht viele theure Maschinen, wird aber meist geheim gehalten. Man braucht dazu geübte Leute, grosse Aufmerksamkeit, aber wenig Kapital, und kann die auf beiden Seiten mit dünnem weissem oder farbigem Papier überzogene Pappe fertig in Bogen kaufen, oder durch Mädchen selbst in Akkord bekleben lassen. Ich will versuchen, die Anfertigung zu beschreiben, obwohl ich mich seit einigen Jahren nicht mehr damit befasst habe, und vielleicht schon neuere Maschinen anstelle der damaligen getreten etwas mehr Zellstoff zugesetzt als gewöhnlichen Papieren, damit die Karten nicht lappig werden. Als Klebmittel dient Kleister aus Kartoffelstärke, welche man durch Zusatz von Weizenstärke verbessern kann. Eine sehr einfache Einrichtung zum Bekleistern der Papier bahn ist in Fig. 1 skizzirt. Die mit einem Filzschlauch umhüllte Walze a von etwa 150 mm Durchmesser läuft in dem mit dick flüssigem Stärkekleister gefüllten Trog b. Die Welle der Walze a wird durch einen Riemen angetrieben und läuft in entgegengesetzter Richtung wie das darüber streichende Papier P. An der Walze ist ein Schaber n angeordnet, der durch einen Gewichtshebel angedrückt wird und den überschüssigen Kleister abstreicht. Durch mehr oder weniger starkes Belasten des Hebels wird die unter dem Schaber durchgehende Stärkemenge geregelt. Zum Glatt streichen des Papiers dient eine sehr leichte Walze c von etwa 40 mm Durchmesser, die so gestellt wird, dass das Papier ohne Schwierigkeit darunter durchgehen kann. Statt dieser Walze kann auch ein mit Filz bekleidetes Brett genommen werden. Diese Einrichtung arbeitet so gut, dass ich nie Veranlassung hatte, zu einer andern überzugehen. Da der Kleister dickflüssig wie Syrup ist, so durchnässt er das Papier nicht. Eine Maschine zum beidseitigen Bekleben der Pappe ist in Fig. 2 skizzirt. Die Papp-Bogen d werden zwischen die beiden bekleisterten Papierbahnen P und P l von Hand, eingelegt und Fig. 2. sind. Die äusseren Maasse der Fahrkarten kennt Jeder, aber deren Dicke ist nicht immer gleich. Es wird gewöhnlich nachgesehen, ob so viel Stück z. B. auf 100 oder 110 mm gehen, wie die Eisenbahn- Verwaltungen vorschreiben, und man muss sich genau an Vorschrift halten, weil die Karten sonst zur Verfügung gestellt werden und dann meist werthlos sind. Die Einlage ist gewöhnliche Pappe aus Stroh, altem Papier, Holzschliff, Thonerde, Stärke und Harzleim. Je nach Art der ver wendeten Rohstoffe wird im Holländer mit billiger schwarzer Farbe grau gefärbt. Die Pappe muss sehr steif, aber nicht brüchig, vor allen Dingen nicht lappig sein, und darf sich nicht spalten lassen. Es ist kein Vortheil, die Bogen vor dem Bekleben zu glätten, weil sie dann den Kleister nicht so gut annehmen. Auch sollen die Bogen nicht zu trocken von der Pappen-Maschine kommen, weil dann viel Ausschuss durch Aufgehen der Ecken nach dem Bekleben entsteht. Die Rohpappe lässt sich auf jeder Langsieb- Maschine herstellen, am besten aber auf solcher mit Obersieb (vergl. Hofmann’s Handbuch SS. 1100/1101). Für den Ueberzug nimmt man weisse oder farbige Druck papiere von etwa 50 g das Quadratmeter. Diesen Papieren wird durch zwei Presswalzen e e 1 damit vereinigt. Letztere sind ent weder von Holz oder Eisenwalzen mit Gummi-Ueberzug. Sie werden stark angepresst und müssen daher sorgfältig gearbeitet sein. Jede dieser Presswalzen läuft in einem in der Zeichnung mit punktirten Linien angedeuteten weichen, lose gewebten Filz ff 1 . Mindestens einmal jede Woche muss einer der beiden Filze gewaschen werden. Aus den Presswalzen geht die Pappe mittels Filz- oder Siebführung gg1 über die beiden Trocken- cylinder h h l . Ich habe stets Siebe angewendet, weil ich immer alte Siebe zur Hand hatte. Die Trockencylinder haben einen Durchmesser von etwa 2 m; sie dürfen nicht zu warm gehalten werden. Die Pappbogen kommen gerade und trocken aus der Maschine und werden durch ein Mädchen abgerissen. Man könnte auch Rollpappe durch diese Maschine führen und sie nachher in einem Querschneider schneiden, aber für Fahrkarten- Fabrikation ist es bequemer, mit vorher geschnittener Pappe zu arbeiten. Ich habe mit dieser Einrichtung 10 000 Tonnen Pappe beklebt und niemals Schwierigkeiten gehabt. Nun werden die Pappbogen ein oder mehrere Mal geschnitten, je nach dem Durchgangsraum der nachfolgenden Maschinen. Will