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gehalten, um nicht vom Bundesrath oder gar vom Reichstag und Ihrer Budgetkommission zu sprechen. Abgeordneter Schmidt (Elberfeld): Ich bin erstaunt, dass der Herr Staatssekretär gegen die Auseinandersetzung, die ich machte, von neuem die Behauptung aufstellte, dass der Ausfall, welcher entstehen würde bei Erhöhung des Maximalgewichts der Einheitsbriefe von 15 auf 20 g, sich auf 5 Millionen beziffern würde. Im übrigen konstatire ich, dass nach der Meinung des Heren Staatssekretärs die geforderte Einrichtung wünschenswerth und gut sei, und dass es sich daneben nur um eine Finanzfrage handelt. Ich werde deshalb auf das Uebrige nicht eingehen und habe nur in Bezug auf die Finanzfrage Folgendes zu bemerken. Wie ich bereits sagte, sind nach einer uns zugegangenen Statistik im Jahre 1891 etwa 56 Millionen Doppelbriefe im ReichspOstgebiet ver sandt worden. Wenn bei diesen etwa 56 Millionen Briefen ein Ausfall von je 10 Pf. einträte, würde das einen Ausfall von 5 660 710 M. ergeben, also bei den Gesammtbriefen von 15 bis 250 g würde es ein Ausfall von 52/3 Millionen sein. Wenn nun die Briefe mit einem Gewicht von 15 bis 20 g schon 5 Millionen M. Ausfall ergeben sollen, so würde zunächst zu beweisen sein, dass die Briefe mit einem Gewicht von 15 bis 20 g 90 pCt. aller Doppelbriefe ausmachen. Das wird auch der Herr Staatssekretär nicht behaupten wollen; das ist ganz unmöglich. Der Herr Staatssekretär wird bei seiner Bereitwilligkeit zur Klar legung derartiger Fragen doch gewiss bereit sein, uns statistisches Material darüber zu geben, eventuell, wenn es jetzt nicht geschehen könnte, bezügliche Erhebungen machen lassen. Meine Zahlen sind unzweifelhaft, sie beruhen auf der offiziellen Statistik. Wenn Sie 562/3 Millionen mit 10 Pf. umrechnen, so kommen Sie auf den Betrag von 52/3 Millionen Ausfall, von denen 5 Millionen auf die Briefe von 15 bis 20 g fallen sollen. Meine Herren, ich erwarte den Beweis, dass dem so ist, dass nur 10 pCt. aller Doppelbriefe über 20 g wiegen. Solange dieser Beweis nicht beigebracht ist, erhalte ich meine Behauptung aufrecht, dass der ganze Ausfall etwa 600 000 M. beträgt. Kommissar des Bundesraths, Direktor im Reichspostamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Sachse: Ich bin in der Lage, die Zweifel des ver ehrten Herrn Abgeordneten, wie ich glaube, vollständig beseitigen zu können und auch die gewünschte Aufklärung zu geben. Für gewöhnlich werden ja die zur Beförderung gelangenden Briefe nur insoweit gewogen, um festzustellen, ob sie das Gewicht von 15 g erreichen oder übersteigen, weil wir nur einen doppelten Portosatz haben: bis zu 15 g und über 15 g für Sendungen im Inland. Um nun zu ermitteln, welchen Ausfall an Porto eine Erhöhung der Gewichts grenze von 15 auf 20 g ergeben würde, hat im Jahre 1881 eine Zählung für eine kurze Zeit stattgefunden, bei der die Briefe dahin gewogen wurden, ob sie bis zu 15 g, oder über 15 bis 20 g, oder über 20 g schwer waren. Diese Ermittlungen sind seitdem nicht wieder auf genommen worden, weil es keine kleine Mühewaltung für unsere Post anstalten bedeutet, viele Millionen Briefe abzuwiegen. Deswegen stehen wir jetzt noch auf dem Standpunkt des damals ermittelten Verhältnisses, was sich übrigens im Laufe weniger Jahre voraussichtlich nur ganz geringfügig oder garnicht verändert haben wird. Nun sind die bei der damaligen Ermittlung gewonnenen Zahlen folgende: die Zahl der Briefe bis 15 g hat betragen 86,71 pCt., die Zahl der Briefe von 15 bis 20 g 6,43 pCt. und die Zahl aller übrigen Briefe 6,86 pCt. Wenn der geehrte Herr Abgeordnete diese Zahlen auf die Statistik von 1892 anwenden will, so wird er finden, dass es sich dabei um rund 41/2 Millionen Mark handelt. Es sind bis 15 g 605 Millionen in runden Ziffern, und von 15 bis 20 g 45 Millionen. Wenn nun bei 45 Millionen je 10 Pf. ausfallen — auf eine namhafte Steigerung des Verkehrs aus diesem Anlass ist nicht zu rechnen —, so ergiebt das eine Summe von 41/2 Millionen Mark. Das umfasst aber nur den In landsverkehr. Sobald diese Maassregel bei uns eingeführt würde, wäre es auf die Dauer schwer angänglich, sie nicht auch auf den übrigen Verkehr auszudehnen; das würde noch 11/3 Millionen Ausfall machen, sodass wir mit 55/6 Millionen Ausfall im ganzen rechnen müssten. Das ist der Thatbestand. Abgeordneter Schmidt (Elberfeld): Die letzte Bemerkung des Herrn Vertreters des Bundesraths steht in direktem Widerspruch zu dem, was wir in den letzten Jahren vom Herrn Staatssekretär selbst gehört haben, nämlich es sei unumgänglich, die geforderte Maassregel einzu führen, ohne sie dann auch später auf das Ausland auszudehnen. Das ist aber eben nicht möglich; der Herr Staatssekretär hat im vorigen Jahre darauf hingedeutet, dass im Weltpostverein keine Aussicht wäre, das Einheitsgewicht der Briefe auf 20 g zu erhöhen. Nun wird auf eine vor 13 Jahren erhobene Statistik hingewiesen. Ich will diese vor 13 Jahren erhobene Statistik gelten lassen, wenn gleich sie nach so geraumer Zeit kaum noch von Bedeutung ist. Aber das Rechen-Exempel des Herrn Regierungskommissars stimmt nicht. Er hat angegeben: von 15 bis 20 g waren damals 6,43 pCt., über 20 bis 250 g 6,86 pCt., also mehr. Er giebt zu, dass die Zahl der letzteren Briefe grösser ist als die von 15 bis 20 g. Trotzdem rechnet er aus den überhaupt versandten 50 bis 60 Millionen Doppelbriefen 45 Millionen Briefe von 15 bis 20 g heraus und 47 Millionen Briefe über 20 g. Diese eigenthümliche Rechnung verstehe ich nicht. Ich will einmal annehmen, dass es nicht 6,4 und 6,8 pCt. wären, sondern beide Verhältnisszahlen gleich; dann könnte man doch nur die Hälfte der überhaupt versandten 60 Millionen Doppelbriefe auf 15 bis 20 g rechnen. Wenn der etwaige Verlust auf alle Doppelbriefe pro 1891 nur 52/3 Millionen sein würde, könnte man den Verlust auf die 15- bis 20-g-Briefe nicht auf 5, sondern nur auf 22/3 Millionen berechnen, also schon wesentlich niedriger, als die Regierung annimmt. Wir wollen doch wenigstens hier richtig rechnen. Wenn neue Aufnahmen gemacht werden, muss sich finden, dass der Verlust noch unter 1 Million bleibt, also unter der Höhe, um die allein die Einnahme aus der Zunahme des Verkehrs der Doppelbriefe im vorigen Jahre gestiegen ist. Ich bestreite also die Richtigkeit der Berechnung des Herrn Kom- missarius und bitte wiederholt darum, die gewünschte segensreiche und gute Maassregel einzuführen. (Beifall.) Kommissar des Bundesraths, Direktor im Reichspostamt, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Sachse: Ich bedaure, dass ich auf meinen Angaben bestehen muss. Nur eins muss ich berichtigen. Ich höre, dass ich sagte, die Zählung stammte aus dem Jahre 1881. Das ist ein Sprech fehler; es soll heissen: 1891. Ich bitte, das gütigst zu berichtigen. Sodann habe ich andeuten wollen, dass, sobald die Maassregel bei uns eingeführt würde, allerdings bald der Wunsch rege werden würde, zunächst den Verkehr nach Oesterreich, mit welchem wir jetzt den Zehnpfennigverkehr haben, in Uebereinstimmung damit zu bringen, um somehr, als Oesterreich diesen Tarif schon besitzt. Es würde also nicht bei den 41/2 Millionen bleiben, sondern mehr werden. Was die Zahlen selbst betrifft, so scheint mir ein kleines Missverständniss obzuwalten. Ich glaube damit unwiderleglich bewiesen zu haben, dass der Ausfall 41/2 Millionen Mark betragen würde. Ich wiederhole die Zahlen: bis 15 g 86,71, zwischen 15 und 20 g 6,43, über 20 g 6,86 pCt. Das ergiebt, auf die Gesammtstatistik von 1892 angewendet, folgende Zahlen: für die Briefe bis 15 g 605 Millionen, über 15 bis 20 g 45 Millionen und über 20 g 47 851 000 Stück. Damit ist doch erwiesen, dass in der Stufe zwischen 15 und 20 g sich 45 Millionen Briefe befanden; wenn Sie das mit 10 Pf. multipliziren, so kommen 41/2 Millionen Mark heraus. (Beifall.) 7 Abgeordneter Schmidt (Elberfeld): Der Herr Regierungskommissar hat wiederum Zahlen angegeben, die mit den Zahlen der Statistik nicht vereinbar sind. Er hat gesagt — der Sicherheit halber frage ich, ob es richtig ist —, dass nach der Statistik von 1891 605 Millionen Briefe befördert worden sind unter 15 g, 45 Millionen Briefe von 15 bis zu 20 g und 47 Millionen Briefe über 20 g. — Ich sehe: das wird be stätigt! Der Herr Vertreter des Bundesraths sagte: 45 Millionen Briefe von 15 bis 20 g und 47 Millionen von 20 bis 250, macht zusammen 92 Millionen Briefe über 15 g. Hier ist die amtliche Statistik, die nachweist, dass im Jahre 1891 die Zahl nicht 92 Millionen ist, sondern 56 607 107 Briefe — die kleine Zahl portopflichtiger Dienstbriefe fällt hier nicht ins Gewicht. (Zuruf). Der Herr Regierungs-Kommissar hat gesagt: 45 und 47 Millionen. (Sehr richtig!) Das macht zusammen 92 Millionen; anders kann ich nicht rechnen. Diese Gesammtzahl der Briefe von 15 bis 20 und derjenigen von 20 bis 250 g muss sich decken mit der amtlichen Statistik, die uns übersandt ist. Sie deckt sich aber nicht damit. Ich bitte den Herrn Regierungs kommissar, uns zu sagen, wieviel Briefe von 15 bis 20 g bei den that- sächlich versandten 56 Millionen waren. Nach der Prozentzahl, die er angiebt, können es 25 Millionen, aber nicht 45 Millionen gewesen sein, immer vorausgesetzt, dass die Prozentzahl richtig ist, was ich zunächst bezweifeln muss. , Herr Reinhart Schmidt will, wenn sich Gelegenheit bietet, im Reichstage nachweisen, dass die ihm entgegen gehaltene Statistik des Reichspostamts-Vertreters unrichtig ist. Andernfalls ist er bereit, uns die darauf bezüglichen Mittheilungen zu machen, die wir gerne abdrucken werden. Bunt- und Luxuspapierfabrik Goldbach in Goldbach b. Bischofswerda i. Sachsen empfiehlt ihre sämmtlichen [66871 Fabrikate aller Buntpapiere für alle Arbeiten der Buchbinderei und Cartonnagenfabrikation. Muster stehen kostenfrei zu Diensten. Snppialitätan. Calico-Imitation in allen Farben, glatt n. geprägt P • Kalbleder- „ „ „ » „ „ „ Feine und feinste Marmorpapiere aller Gattungen. Fortgesetzt Neuheiten. Extra-Anfertigung nach jedem Muster. Neueste Saffian-Leder-Prägung Dessin 32. 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