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Nr. 13. PAPIER-ZEITUNG. 395 in darunter gelegenen Räumen sich befindet. Bei Beginn der Füllung wird der Boden bis nahezu an den obern Rand gehoben, das Holz darauf geschichtet und der Boden nach und nach immer tiefer herabgelassen im Verhältniss der Holzaufschichtung, bis er unten aufsitzt und der Kocher vollständig gefüllt ist, ohne dass ein Arbeiter nöthig hätte, in den Kocher selbst hineinzusteigen. Nach beendigter Kochung und Abhebung des Deckels wird der Boden wieder langsam nach oben bewegt, sodass das Holz ohne jede Handarbeit und Nachhilfe über den Rand des Kochers in den Raum fällt, in welchem es weiter verarbeitet oder von wo es weiter befördert wird, bis der Boden oben angelangt und das gedämpfte Holz vollständig aus dem Kocher entfernt ist. In diesem Falle, wo Niemand in den heissen Kocher zu steigen braucht, hat man, wie bei letzterwähnter Einrichtung, keinen Aufenthalt wegen Abwartung einer etwaigen Abkühlung, und die Füllung lässt sich sogar noch schneller als bei den andern be werkstelligen. Schluss folgt. Papier-Prüfung. Königliche mechanisch-technische Versuchs-Anstalt in Berlin. — Charlottenburg. Charlottenburg, 9. Februar 1894. Technische Hochschule. In dem in Nr. 11 der Papier-Zeitung »Invaliditäts-Quittungen« überschriebenen Artikel (S. 327) findet sich ein Irrthum, indem als bekannt hingestellt wird, dass die Versuchs-Anstalt »das Gewicht aus den ihr überlieferten Abschnitten bei einem Feuchtigkeitsgehalt der Luft von 65 pCt.« ermittelt. Dies ist unzutreffend. Das Gewicht der vorgelegten Probebogen wird ohne Rücksicht auf die Feuchtigkeit der Luft festgestellt und hieraus sowie aus der Bogenzahl und Bogengrösse wird das in den Zeugnissen angegebene Quadrat metergewicht berechnet. Die in den Zeugnissen angegebenen Bogen-und Quadratmetergewichte sollen und können keine andere Bedeutung haben, als die, die ungefähren Gewichte festzustellen und darauf aufmerksam zu machen, ob grosse Abweichungen gegen die vorgeschriebenen Gewichte vorkommen oder nicht. Erst wenn das Vorhandensein starker Abweichungen aus den Gewichts-Ermittlungen sich ergiebt, wird ein Vermerk hierüber in das Zeugniss aufgenommen, falls es sich um die Prüfung eines Normalpapiers handelt; ebenso macht die Versuchs-Anstalt darauf aufmerksam, wenn unter den eingesandten Probebogen so starke Gewichts-Unterschiede bemerkt werden, dass ein Versehen bei der Proben-Entnahme oder eine absichtliche Einsortirung von zu leichten Bogen unter zu schwere vermuthet werden darf. Bei der Feststellung der Normalpapiere wurde bei Gelegenheit der Kommissionsverhandlungen von den Sachverständigen der Umstand ganz besonders betont, dass .innerhalb eines Ries- ballens jedenfalls unter den einzelnen Bogen wesentlich grössere Schwankungen zulässig sein müssten, als sie durch den Spielraum für das am Ballen ermittelte Gewicht für 1000 Bogen festgesetzt worden sind. Dadurch, dass in den »Vorschriften« ausdrücklich die Bestimmung aufgenommen worden ist, dass das 1000-Bogen- gewicht mit der Ries-Umhüllung festgestellt werden soll, ist indirekt ausgesprochen, dass die endgiltige Feststellung dieses Gewichts durch den Empfänger der Waare zu erfolgen hat, und man geht auch wohl nicht fehl, wenn man unterstellt, dass zugleich die Absicht vorlag, die naturgemässen Schwankungen der einzelnen Bogengewichte unter einander äusser Acht zu lassen, solange nicht die Prüfung oder der Gebrauch des Papiers eine absichtliche Täuschung erkennen lässt. Königliche mechanisch-technische Versuchs-Anstalt. A. Martens. Handel der Lehrer. (Bezugnehmend auf die Mittheilung in Nr. 11, Seite 327.) Der Vorstand des Schlesischen Pestalozzi-Vereins giebt bekannt: Der erhoffte günstige Bescheid des Kultusministeriums auf unser Gesuch, betreffend Ausnahme des Vereins von der bekannten Verfügung, in der Lehrervereinen verboten wird, Ge winnantheile aus dem Verkauf von Schulmaterialien zu beziehen, ist soeben ergangen. Die Königl. Regierung zu Liegnitz theilt dem Vorstande mit, dass es bei den zwischen dem Vorstande und dem Kaufmann Werschek getroffenen Abmachungen auch fernerhin sein Bewenden haben kann. Wir setzen aber voraus, dass sich die Lehrer nicht selbst mit dem Vertrieb der Hefte befassen, und dass den Kindern keine Verpflichtung, die Hefte in bestimmten Geschäften zu kaufen, weder direkt noch indirekt, auferlegt wird. Friedrich Gottlob Keller. Der Herausgeber d. Bl. hat einen Brief von dem greisen Erfinder erhalten, dessen nachstehend abgedruckter Theil über sein Befinden Auskunft giebt: Krippen, 5. Februar 1894. •Es ist sehr lange Zeit vergangen, ehe ich meine Absicht, Ihnen über mein Befinden Mittheilung zu erstatten, ausfübren konnte. So gern ich dies auch immer wollte, so wurde es doch, auf Besserung meines Gesundheitszustandes hoffend, von einer Zeit zur andern verschoben. Ich sehe jetzt ein, dass es nicht viel besser werden wird, da es eben die Schwächen des Alters sind, die sich verschiedentlich einstellen. Hauptsächlich leide ich an Kraftlosigkeit, Schwindel, Schlaflosigkeit und Gedächtnissschwäche; dazu gesellt sich noch ein Fussübel, an dem ich zeitweilig heftige Schmerzen habe. Auch scheint es, als wären die körperlichen Schwächen nicht ohne Einfluss auf den Geist, die Be schäftigung fällt mir jetzt viel schwerer als ehedem; strenge ich mich aber an, um es zu erzwingen, so stellt sich nervöser Brustkrampf ein, infolgedessen ich dann nicht schlafen kann; deshalb hat mir auch der Arzt alle dergleichen Beschäftigungen strengstens verboten. Obwohl ich nun diesen Rath möglichst beachte, lässt sich das Schreiben doch nicht ganz vermeiden, wenn ich nicht, durch Nichtbeantwortung freund licher, an mich gerichteter Zuschriften den Schein einer Unachtsamkeit auf mich laden will. Im Vorstehenden habe ich wohl mehr über mich und meinen Zustand berichtet, als schicklich ist, doch wollte ich es in Rück sicht Ihrer mir stets erwiesenen freundlichen Theilnahme nicht gern unterlassen, etwas ausführlicher zu berichten, auch schon deshalb mit, dass Sie in freundlicher Berücksichtigung des angeführten Gesundheits zustandes mein langes Stillschweigen etwas milder beurtheilen wollen. Nun aber kann ich nicht umhin, Ihnen gleichzeitig auch mit- zutheilen, dass ich mich jetzt, abgesehen von den körperlichen Uebeln, insofern recht ruhig befinde, als mir durch die von Ihnen unternommene, unter Beihilfe wohlwollender Gönner so mühevoll geleitete Sammlung zur Unterstützung meiner bedrängten Lage einen ungeahnten und so günstigen Erfolg hatte, dass ich seitdem, frei von Existenzsorgen, mich meines Daseins freuen kann. Dies wird noch dadurch erhöht, dass mir von so vielen Seiten in unverkennbarster Weise nur freundliches Wohl wollen, Achtung und Ehre, und ich darf wohl noch hinzufügen, auch Auszeichnungen zu Theil wurden. Ich kann es daher Gottes weiser Fügung nicht genug danken, wie auch den vielen guten Menschen, die sich mit wahrer Menschenfreundlichkeit daran betheiligten, meinen Lebensabend noch freundlich und sorglos zu gestalten.« Zum Schluss theilt Herr Keller mit, dass er von England aus mehrfach um seine Photographie zur Wiedergabe in dortigen Blättern ersucht wurde. Sulfitstoff - Dämpfe als Mittel gegen Infektions- Krankheiten. Von Dr. Karl Kellner in Hailein. Im Anschluss an die von der Papier-Zeitung bereits über diesen Gegenstand gebrachten Publikationen möchte ich einmal auf den wissenschaftlichen Theil dieser Frage näher eingehen. Es ist zweifellos (für mich wenigstens) festgestellt, dass das längere Einathmen von Luft, welche kleine Mengen von SO, ent hält, eine überraschende Heilwirkung bei chronischen Katarrhen, Influenza, ja selbst weit vorgeschrittener Tuberkulose hat. Da ich erst in letzter Zeit wieder Gelegenheit hatte, solche Heil-Erfolge in der hiesigen Fabriksanlage zu sehen, und da Herr Dr. Franz Hartmann in Hailein sich dieser Sache energisch annimmt, so halte ich es im Interesse der Allgemeinheit für nöthig, die Theorie, welche ich mir zur Erklärung der sich unter meinen Augen voll ziehenden Erscheinungen zurecht gelegt habe, dem Publikum und in erster Linie den Aerzten vorzulegen. — Es ist be kannt, dass ein, wenn auch geringer Gehalt an schwefliger Säure in der atmosphären Luft sehr nachtheilig auf die Vegetation wirkt, und dass namentlich die Nadelholzbäume besonders em pfindlich gegen Schwefligsäure-Gas sind. Man hat aber gefunden, dass solche infolge des Schwefligsäure- Gehaltes der Atmosphäre abgestorbenen Pflanzentheile eine be deutende Menge von Schwefelsäure in ihrem Aschengehalte zeigen. Aus dieser Thatsache schliesse ich, dass gewisse pflanzliche Organismen die Eigenthümlichkeit besitzen, schweflige Säure zu addiren, d. h. sie aus der Atmosphäre zu entnehmen und anzusammeln. Höchst wahrscheinlich erfolgt diese Addition dadurch, dass sich Sulfinsäuren (Derivate des Restes von SO. OH, daher Cn H,n + 2 SO, = (Cn H,n + 1) SO. OH) im pflanzlichen Organismus bilden, welche, bis zu einem gewissen Grade angehäuft, dessen normale Funktionen beeinträchtigen und dadurch sein Absterben verursachen. DieserVorgang erklärt nun auch die Wirkung der schweflige Säure haltigen Atmosphäre bei den genannten Krankheits-Erscheinungen im menschlichen Organismus dadurch, dass die Krankheits-Erreger (Mikroben, Bazillen, Spaltpilze usw.)