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Nr. 12. PAPIER-ZEITUNG. 863 kauft, fähig zu machen, sie richtig zu führen, zeigt diese praktische Einrichtung: EINNAHME Das Kassabuch Hauptbuch I Fol. Aus der | Sonstige Ladenkasse Einnahmen Hauptbuch Fol. AUSGABE Privat- u. Geschäfts- Haushalts-A. Ausgaben Das Bilanz- und Geheimbuch enthält diejenigen Konten, die dem Geschäftspersonal nicht offen liegen sollen, z. B. Haushalts- Ausgaben, Laden-Einrichtung, Darlehen usw. Für alle diese ver schiedenen Anlegungen sind ausreichende Beispiele in der An leitung gegeben. Wo es nöthig war, sind die Probebuchungen ordnungsmässig abgeschlossen und wieder mit den nöthigen Ver merken eröffnet, sodass auch dieser schwierigste Theil jeder Buch führung klargestellt wird. Besondere Rücksicht ist in den Er klärungen auf die Erfordernisse der Steuergesetzgebung genommen, sodass der Ungeübte auch diese Klippe glücklich umschiffen kann. Die Bücher sind trotz des billigen Preises in Papier, Druck und Einband ausgezeichnet gearbeitet, die starken Deckel sind mit Moleskin-Rücken und -Ecken versehen. Drahtstift-Unterlagscheiben von Gotti. Heerbrandt, Raguhn i.Anh. Sehr viele Fabrikgeschäfte, die ihre Waaren in Kisten verschicken, nehmen die Verpackung innerhalb eines gewissen Zeitraumes zu einem Theil des berechneten Werthes zurück. Es liegt im eigenen Interesse der Waaren-Versender, dass die theuern Kisten — wenn der Empfänger sie nicht behalten will — in gutem Zustande zurückkommen und noch oft anderweit verwendet werden können. Da nun beim Aufbrechen vernagelter Kisten sehr oft der Deckel in Stücke geht, oder das Holz der Seitenwände ausplatzt, so ver meidet man, wo es geht, das Aufnageln der Deckel und verwendet hierfür Schrauben. Dies ist theuer, sehr zeitraubend und hat zudem nicht immer den gewünschten Erfolg, weil viele Empfänger keinen passenden Schraubenzieher zur Hand haben und so unver nünftig sind, die Kisten trotzdem mit Hilfe des Stemmeisens zu öffnen. Gotti. Heerbrandt hat in seinen Unterlagscheiben ein ebenso einfaches wie zweckmässiges Mittel geschaffen, diese Uebelstände zu umgehen. Die Scheiben (Fig. 1) sind tellerartig geformt, mit einem Loch für den durchzusteckenden Nagel in der Mitte, und werden für verschiedene Nagelgrössen passend geliefert. Beim Gebrauch steckt man jeden Nagel durch ein solches Scheibchen und schlägt ihn dann ohne Rücksicht auf die sehr kräftige Unter lagscheibe so fest ein, wie man kann (Fig. 2). Der Empfänger Seoe l =fich geochükak. Fig. L Fig- 2. fasst dann mit der Zange nicht den Nagelkopf, der in der Scheibe eingebettet ist, sondern die etwas vorstehende Scheibe, und zieht diese sammt dem Nagel ohne Umstände heraus. Es ist klar, dass auf diese Weise grosse Schonung der Kisten erzielt wird, und der Empfänger hat noch den Vortheil, dass er die Nägel unver letzt herausbekommt und sie wieder verwenden kann. Die genannte Firma fertigt ferner Bandeisensehlösser (Fig. 3), von denen uns Proben von grosser Materialstärke und sehr sauberer Arbeit vorliegen. Da es mehrfach vor Fig. 3. gekommen ist, dass fehlerhafte Schlösser beim Festschnüren der Ballen oder während des Transports geplatzt sind, so hat die Fabrik auf jedem ihrer Schlösser die volle Firma einge stempelt und leistet somit Garantie für die Güte ihres Erzeugnisses. Englische Bonbonnieren. Nachdr. verb. London, Januar 1894. Die Engländerin scheint eine besondere Vorliebe für Süssig keiten zu haben, denn die Menge der »sweetshops« steht hier kaum hinter derjenigen des hierfür bekannten Amerikas zurück. So bildet denn eine im doppelten Sinne des Wortes »geschmack volle« Bonbonniäre ein immer gern gesehenes Geschenk, das fast für alle Gelegenheiten passt. Sehr beliebt sind grosse quadrat förmige Schachteln mit abgerundeten Ecken, deren Deckel mit reizenden Blumenscenen oder allerliebsten Kinderköpfen, in vor züglicher Ausführung, verziert sind. Man hat ferner Kartons mit geschweiften Seiten, die Ränder des Deckels von gepufftem, lichtem Seidenstoffe eingefasst und in der Mitte ein auf weissem Atlas in zarten Tönen gemaltes Rokokobildchen zeigend. Oder ein roth seidenes Kissen mit Goldstickerei und goldenen Schnüren, im Innern ein Kästchen mit Süssigkeiten bergend. Freunde des rothen Goldes finden ein rothes Bankierschüsselchen, das bis zum Rande mit blinkenden Goldstücken gefüllt zu sein scheint, die leider nur aus Pappe bestehen; dafür entschädigt jedoch der süsse aus Pralinees bestehende Inhalt. Aehnlich ist ein Geldsack, auf dem verheissend die Zahl 5000 Lstr. steht, der aber nichts weiter enthält, als etwas zum Knabbern. Die Engländer sind be kanntlich grosse Sportliebhaber, und die hierzu nöthigen Uten silien verwendet man in Miniatur-Ausgabe mit Vorliebe zu Bon bonniären. So kann man häufig ein Lawn Tennis Racket sehen, dessen Stiel mit kleinen Chokoladenplätzchen gefüllt ist, und be sonderer Beliebtheit erfreut sich der Fussball, der wie aus Leder gefertigt aussieht und ebenfalls von Süssigkeiten strotzt. Aller liebst macht sich die Kopie eines Hausbootes, in welchem die be güterten Klassen die Sommermonate auf den Flüssen zuzubringen pflegen, oder diejenige einer venetianischen Gondel. Die grosse »Schaustellung Konstantinopel in London« hat die Londoner für das Türkische eingenommen. Wir sehen demnach auch Turban, Tschibuk, Schnabelschuh, Halbmond und Stern als Bonbonniären. Das Radfahren wird hier nicht allein zum Vergnügen be trieben, sondern auch geschäftlich ausgenützt. Man musste dem nach auch Geschäfts-Dreiräder mit allem Zubehör als Bonbonniären ausbilden. Das Glücksschweinchen tritt in allen Grössen auf, auch das Lieblingsmöpschen oder der gelehrige Pudel, der ge duldig auf den Hinterfüssen hockt, ferner Madame Pussikatze und andere weniger harmlose Thiere, wie Elephanten, Löwen, Tiger, Affen und Schlangen. Alle diese entarteten Geschöpfe, unter denen der Drache nicht fehlt, bergen in ihrem papiernen Körper das Schönste, was Leckermäulchen sich nur denken können. Drollig macht sich ein Kätzchen, das sich bequem in einem grossen Hausschuh einquartirt hat, oder ein Pinscher, der neugierig aus einem hohen Kanonenstiefel herausguckt. Ein lebensgrosser Kakadu oder Papagei, welcher sich in einem Messingringe schaukelt, eine verlockend braungebratene Gans (doch nur aus Pappe), sie sind ebenfalls mit Zuckerplätzchen gefüllt. Ferner steckt ein zierliches Schweizerhäuschen, bei dem alle Einzelheiten naturgetreu nachgeahmt sind, voller Süssigkeiten bis unter das Dach, das als Deckel dient. Rothbäckige Aepfel, flaumige Aprikosen und täuschend nachgemachte Apfelsinen, alle dienen demselben Zweck. Für Kinder dienen Kochtöpfchen, Milchkannen, Eimer und Schüsselchen, Kohlenkästen, Tintenfässer, Wallnüsse usw. mit süssem Inhalt. Einige dieser Gegenstände enthalten ausserdem noch einen Orakelspruch, der für alle Fälle passt. Eine dickbäuchige Flasche »Heidsiek Monopol«, ein mit Plüsch bezogenes Opernglas-Etui, ein sehr gut nachgeahmtes Opernglas dienen als Bonbonniären. »Tasty dishes«, »schmack hafte Gerichte«, steht auf einem solide erscheinenden Kochbuch, das jedoch an Stelle bewährter Rezepte allerlei Naschwerk enthält. Ferner dienen als Bonbonnieren: Zierliche Ampeln aus farbigem transparentem Stoff, kleine Körbchen in phantastischsten Formen, mit grossen, weit gebogenen, reich mit Schleifen und künstlichen Blumen geschmückten Henkeln. In diese Behälter arrangirt man das Konfekt in kleinen plissirten Papierhülsen. Eigenartig ist ein grosser, als Körbchen dienender Florentiner Strohhut, dessen Krempe von dem weitgeschweiften Henkel an zwei Seiten hochgebogen wird. Um letzteren sind seidene Gaze, farbige Bänder und künstliche Blumen geschmackvoll arrangirt. Porzellanvasen und ähnliche Behälter, welche mit Konfekt gefüllt sind, gestalten dieses zu einem recht kostbaren Geschenk. Für die Tafel legt man jetzt gern einzelne Bonbons in hierfür ein gerichtete Papierblumen, wie Rosen, Wasserlilien und dergleichen. Sehr hübsch sieht für diesen Zweck auch eine riesige halbe Hasel nuss aus, die zwischen Blättern ruht. —u.