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358 PAPIER-ZEITUNG. No. 12. welchen beide Theile ihr Auskommen finden können. Zu Zeiten, wo die Erzeugung grösser ist, als der Bedarf, soll der über schüssige Stoff für günstigere Zeit aufbewahrt und somit eine den Markt verderbende Preisschleuderei vermieden werden. Der Holz schliffmarkt wird auf diese Weise nicht mehr, wie bisher, unter ausserordentlichen Schwankungen und Unregelmässigkeiten zu leiden haben, und wenn, wie schliesslich von anderer Seite be merkt wurde, das Syndikat dem Bedarfe entspricht, werden die Dampfschleifereien nicht zu fürchten sein. Auch liegt der Wunsch nahe, dass die wenigen noch ausserhalb des Syndikats stehenden Holzschleifereien demselben ebenfalls beitreten möchten. 6. Bei der Neuwahl des Vorstandes erklärte zunächst Herr Braun-Rochsburg mit Angabe der Gründe, dass er das Amt des Vorsitzenden nicht wieder übernehmen wolle. Nach lebhaften Erörterungen und auf allgemeines Zureden entschloss er sich jedoch, die Wahl nochmals auf 1 Jahr anzunehmen, was mit Bei fall aufgenommen wurde. Die Wahl der übrigen Mitglieder des Vorstandes hatte glatten Verlauf. Der Vorstand besteht nun aus folgenden Herren: Ch. Braun-Rochsburg, Vorsitzender; H. Lindig- Lunzenau, Schriftführer; Ad. Bieber-Burgstädt,,Kassirer;L. Friedrich- Wilzschaaus; E. Kaul, Sebnitz; R. C. E. Frank, Diethensdorf; Rob. Müller, Altzschillen, als Stellvertreter. 7. Den Statuten gemäss hat jeder Provinzial-Verband des Vereins Deutscher Holzstoff-Fabrikanten das Recht, für je 20 Mit glieder 1 Vorstandsmitglied zu wählen, Sachsen könnte danach fünf ernennen, es wurde aber beschlossen, wie bisher, es bei drei bewenden zu lassen und für die dreijährige Periode 1893—1896 die Herren: Eugen Kaul, Sebnitz; Bruno Gerlach, Klosterbusch; R. C. E. Frank, Diethensdorf zu wählen, welche Wahl, soweit die Herren anwesend waren, angenommen wurde. 8. Nach den Ermittelungen des Königl. sächsischen meteorolo gischen Instituts zu Chemnitz betrugen im Jahre 1893 im Königreich Sachsen die Niederschläge innerhalb 27 Flussgebieten im Monat durchschnittlich: Januar 77, Februar 91, März 65, April 6, Mai 60, Juni 40, Juli 99, August 54, September 53, Oktober 75, November 71, Dezember 27 1 auf 1 Quadratmeter Bodenfläche. Dies ergiebt einen Jahresdurchschnitt von 60 1 auf das Quadratmeter gegen 65 1 Durchschnitt der vorhergegangenen zehn Jahre. Der Vor tragende, L. Lindig-hunzenaxi, legte Tabellen darüber vor, und bemerkte, dass nicht allein diegefallenenRegenmengen maassgebend seien, sondern dass auch die sonstigen Umstände in Betracht ge zogen werden müssen. Wenn z. B. grosse Schneemassen auf vorher gefrorenem Boden liegen, so fliessen bei eintretendem Thau wetter die Wässer in den Flüssen schnell ab, und nur sehr wenig bleibt zurück zur Speisung der Grundwässer und Quellen, welche die Flüsse im Laufe des Jahres mit Wasser versehen sollen. Ebenso sind die in den Monaten Juni und besonders Juli gewöhn lich starken Niederschläge nicht hoch zu veranschlagen, weil diese meist schnell ablaufende Gewittergüsse sind. 9. Der Vorsitzende schlug vor, dass die diesjährige General- Versammlung des Vereins Deutscher Holzstoff-Fabrikanten sich wieder an die General-Versammlung des Vereins der Deutschen Papier-Fabrikanten bez. der Delegirten-Versammlung der Papier macher-Berufsgenossenschaft anschliessen möchte, was die Zu stimmung der Versammlung fand. 10. Der Vorsitzende ertheilte dem als Gast anwesenden Herrn G. Rudel aus Dresden das Wort, um auf eine neue unter Nr. 70 478 patentirte Speise-Vorrichtung für Holzschleifmaschinen aufmerksam zu machen. Mit dieser Vorrichtung, welche an jedem horizontalen oder vertikalen Schleifer mit geringen Kosten anzubringen ist, liefert nach den Angaben des Erfinders eine Pferdekraft in 24 Stunden 18—20 kg trockenen Holzschliffs, ergiebt hierbei eine gleichmässigere Faser als bisher, da sowohl Splitter als Holzmehl- Bildung möglichst vermieden wird, und erspart den Raffineur zur Hälfte. Der Erfinder habe auf 2 Steine von je 200 Pferdestärken nur einen Raffineur verwendet, und selbst dieser habe nicht immer zu arbeiten brauchen. Herr Braun-Rochsburg wird die Vorrichtung demnächst an einem Horizontal-Schleifer anbringen lassen, und ermitteln, wie sich die Leistungsfähigkeit im Vergleich mit der bei uns üblichen Zuführung mit Voith’schem Apparat mit Gewichtsdruck und hydraulischem Druck stellt. Als Empfehlung für die Brauch barkeit der seit etwa einem Jahre in Anwendung stehenden Vor richtung wurde angeführt, dass dieselbe Anfang Dezember bereits an 25 Defibreuren bei 11 nordischen Fabriken in Gebrauch war, und weitere Bestellungen für 30 Apparate in 9 Anlagen vorlagen. Um 5 Uhr schloss der Vorsitzende die -Sehr angeregte Ver sammlung. Von der beabsichtigten »Besprechung der Holz- und Lederpappen-Fabrikanten« musste wegen zu geringer Betheiligung abgesehen werden. Photographiekartons und Jodkleister. Aschaffenburg^ Januar 1894. Durch die Angriffe, welche die Jodstärke von mehreren Seiten er fährt, und durch die Art und Weise, wie in der Wanderversammlung zu Hildesheim über dieselbe geurtheilt wurde, ohne dass erschöpfende Versuche zu Grunde gelegt waren, sehe ich mich veranlasst, meine Meinung unter Hinweis auf ein Schreiben der Herren Friedheim & Sohn, welches in Nr. 78 des Photograph und anderswo abgedruckt ist, zu äussern. Es wirkt geradezu belustigend auf Einen, der mitten in der Fabrikation von Barytpapieren oder Emulsionspapieren steht, wenn man sieht, auf welch verschiedene Umstände das Vergilben oder Ver blassen der Photographieen zurückgeführt wird. Der Rohpapierfabrikant, der vielleicht mit untauglichen Farben färbt, mit nicht tauglichem Fabrikationswasser arbeitet, schiebt die Schuld auf den Hersteller des Baryt- oder sonstigen Ueberzuges, dieser wieder auf das Papier, Farbe oder den Leim, oder den Emulsionsüber zug. Der Emulsionsmacher schiebt natürlich die Schuld entweder auf den Barytüberzug oder auf die nicht sorgfältig genug ausgeführten Manipulationen des Photographen; der Photograph wieder, der vielleicht nicht ordentlich fixirt oder ausgewaschen hat, will selbstredend nicht Schuld haben, es soll also an dem Kleister oder an dem bösen Karton- fabrikanten liegen, der mit dem schrecklichen (?) tetrathionsaurem Natrium den Karton verdorben hat. Der flüchtig arbeitende Licht künstler hat also demnächst wieder einen weiteren Entschuldigungsgrund, wenn die Bilder vergilben oder verblassen; das tetrathionsaure Natrium hat es gethan. Aus obiger Ausführung geht nur das Eine mit Sicher heit hervor, dass Bilder öfter verblassen, vergilben oder überhaupt verderben, und ferner, dass nicht immer alle obigen Umstände Zu sammentreffen müssen, um ein Bild zu verderben, sondern dass jeder allein oder mehrere zusammen dies zu Wege bringen. Wenn nun die Herren F. & S. bei den Millionen Bogen Kartons, die in deren Fabriken hergestellt werden, noch keine Klage über den selben gehört haben, so mag dies daran liegen, dass nach längerer Zeit es kaum mehr festzustellen sein wird, welcher von obigen Umständen die Schuld an dem Verderben der Bilder trägt. Sicher ist, dass Bilder, die auf Karton aufgezogen waren, vergilbt sind; es wäre daher doch wunderbar, wenn gerade alle, die auf Friedheims Karton aufgezogen waren, vom Verderben verschont geblieben wären. Wenn jede Mani pulation bei der Herstellung photographischer Bilder von Anfang an, hier also vom Rohpapier an bis zum fertigen Bilde, richtig durch geführt wird, so werden keine vergilbten und verblassten Bilder mehr vorkommen. Alle Fabrikanten, sowohl die des photographischen Roh-, wie Emulsion-, wie Albumin-Papieres, geben sich die grösste Mühe, Papier zu liefern, welches absolut rein ist, man hört täglich von Verbesserungen auf diesem Gebiete. Weshalb sträubt man sich nun so sehr dagegen, wenn einmal eine Verbesserung in der Fabrikationsmethode der photo graphischen Kartons angeregt und ausgeführt wird? Gegen alle Neuerungen wurde von den sich im Besitze von Privilegien glaubenden Autoritäten so lange spitzfindig und theoretisch gestritten, bis die Praxis bewies, dass trotz der Bekämpfung durch die sogenannten Autoritäten die Neuerung praktisch war, und so wird es auch mit der Jodstärke sein. Ich komme jetzt noch aut den Theil des betreffenden Briefes zu sprechen, in welchem die Herren Einsender sagen, dass sie sich bezüglich der Rohstoffe seit Jahren gesichert und stets nur solche Deck- und Zwischenlagen verwenden, die erfahrungsgemäss der Photographie nicht schaden. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass kein” Rohpapier fabrikant in dieser Hinsicht Garantieen übernimmt, oder übernehmen kann, ja der grösste Fabrikant photographischer Rohpapiere sagte mir noch kürzlich, dass er trotz des enorm hohen Preises, den er erhält, keine Garantie übernehmen könnte, dass das Papier einmal genau so ausfiele wie das andere Mal. Jeder, der in der Papierfabrikation bewandert ist, weiss, dass Roh material, Zellstoff- oder Lumpenkochung, niedriger oder hoher Wasser stand, Chemikalien und noch viele andere Umstände, gegen die der Fabrikant machtlos ist, den Ausfall des mehr oder weniger reinen Fabrikates bedingen. Es ist unmöglich, zu garantiren, dass bei einem Waggon Papier das Papier einer Rolle genau die chemische Beschaffen heit hat wie das einer anderen Rolle, und bei der subtilen Photographie kommt es darauf besonders an. Wie kann nun Jemand die Garantie übernehmen, dass sich ein Bogen Karton genau so verhalte, wie der andere. Eine derartige Garantie kann nur durch ein Präservativ in der Art, wie dies bei den Emulsionspapieren durch das Barytpapier gefunden wurde, gegeben werden. Es ist mir daher unbegreiflich, wie sich eine bedeutende Firma dazu hinreissen lassen kann, beweisen zu wollen, dass ein Präservativ für photographische Kartons nicht nöthig sei. Gleichviel nun, was sich in der Praxis beim Gebrauche der Jod stärke herausstellen mag, es ist damit der Anfang gemacht, für die photographische Kartonfabrikation eine Sicherheit gegen Schädlichkeit zu suchen, wie dieselbe durch das Barytpapier seit Jahren angestrebt und jetzt endlich erreicht ist. Es sollten daher nach dieser Richtung hin weitere praktische Versuche gemacht werden, nicht aber jede Noth wendigkeit der Verbesserung photographischer Kartonpapiere bestritten werden. Alfred Herzheim.