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Nr 10 PAPIER-ZEITUNG. 801 Die Einfassung bringt auch eine Anzahl Figuren, die für Bogensatz bestimmt und auf entsprechenden Fuss gebracht sind: Deutsches Buchgewerbe-Museum in Leipzig. Das »Buchh.-Börsenblatt« schreibt: »Im vergangenen Jahre hat sich die Zahl der Besucher des Buch gewerbe-Museums auf 10 989 gesteigert, gegen 8948 im Jahre 1892, 8116 im Jahre 1891, 7853 im Jahre 1890 und 4820 im Jahre 1889. Sehr viel würde es jedenfalls zur Vermehrung der Besucherzahl und zur praktischen Ausnutzung der reichen Schätze des Museums beitragen, wenn die Räumlichkeiten vergrössert und zweckmässig beleuchtet werden könnten, damit auch demjenigen Publikum, dem nur die Abendstunden dazu zur Verfügung stehen, der Besuch ermöglicht wird. Erst dann wird sich der eigentliche Zweck des Museums vollständig erfüllen lassen.« Leipzig hat in seinem Buchgewerbe-Museum eine Veranstaltung, die auf das gesammte dortige Buchgewerbe von nicht zu unter schätzendem Einfluss ist. Die immerwährende Ausstellung der besten Erzeugnisse der graphischen Künste aus aller Welt giebt Denjenigen, die ab und zu einen Gang durch das Buchgewerbe- Museum machen, Anregungen mannigfacher Art. ‘Die dort nieder gelegte, fortwährend wechselnde Sammlung der besten Erzeugnisse des Buch- und Steindrucks wie der photomechanischen Repro duktionsverfahren muss auf die graphischen Künste Leipzig’s ebenso befruchtend wirken, wie jede gute Vorbildersammlung auf irgend einem andern Gebiete. Auch alle Hilfsgewerbe, namentlich aber die Buchbinderei, können von den dort aufgestapelten Schätzen allergrössten Nutzen ziehen. Das nicht unbedeutende Buchgewerbe Berlins sollte deshalb Aehnliches anstreben, umso mehr, als die Besucherzahl hier wesentlich grösser sein würde, als in Leipzig, und die Tagespresse es sich gewiss angelegen sein lassen wird, die zahlreichen Fremden auf die Veranstaltung auf merksam zu machen. Dadurch würde auch der Absatz guter Verlagswerke nicht unwesentlich gefördert werden. Neue Ahle. L. Mundschenk in Uelzen hat nachstehend abgebildete Ahle er funden und sich schützen lassen. Dieselbe besteht aus einem Heft (1), dessen Fussplatte (3) an zwei Seiten etwas abgeflacht ist, und einem kleinen konischen Holz-Einsatz (2), der zur Aufnahme der Spitze dient und in ein entsprechend ausgedrehtes, mit Blechhülse ausgefüttertes Loch im Heft- s köpf gesteckt werden kann. Dadurch, dass der Konus nur schwach ansteigt, wird beim Ein treiben des Holzpflocks eine starke Pressung er zeugt, sodass die Spitze unrückbar fest sitzt. 2 Will man sie heraus nehmen, um sie zu ver- . T _ längern oder durch eine neue zu ersetzen, so 18 Gesetzt. steckt man einen Nagel, eine Stricknadel oder cHE gesehutzt. dergl. durch das im Fuss des Heftes (3) sichtbare, “1 bis an den Holzpflock reichende Loch und kann diesen dadurch mit leichtem Schlag heraus treiben. Die Ahle ist gut gearbeitet, und da sie einfach und billig ist, wird sie ihren Besitzern lieb und werth werden. Ausstellung im K. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. (Besuchszeit: Dienstags bis Sonnabends 10—3 Uhr, Sonntags 12—3 Uhr) Im Lichthofe des Königlichen Kunstgewerbe-Museums ist gegenwärtig ein hervorragendes Werk deutscher Glasmalerei aus gestellt. Es ist ein Fenster, welches die Mayer’sche Hofkunst- Anstalt in München für das Gildehaus der Buchhändler Londons in der City angefertigt hat. Das Fenster, von gewaltigen Ab messungen, zeigt in lebensgrossen Figuren den Besuch König Eduard IV. und seines Hofes 1477 in der Druckerei von William Caxton. In der Einfassung sind Wappen und Embleme in reichem Schmuck angebracht. — Ferner sind im obern Vestibül Elfenbein schnitzereien ausgestellt, welche am Fachabend des Vereins für deutsche Kunstgewerbe besonderes Interesse erweckten, darunter sehr zierliche figürliche und ornamentale Arbeiten von Ebell, Lewin, Lincke, Rosenstiel und C. A. H. Schulz in Berlin und Pendl in Wien; ausserdem eine der Firma R. Wagner in Berlin gehörige Sammlung japanischer Elfenbein-Arbeiten von sehr mannigfaltiger Technik und Bestimmung. Billige Bücher in Amerika. Die Herstellung von Bücher-Schundwaare bildet, wie die New York Sun berichtet, einen besondern Zweig des nordamerikanischen Buchgewerbes. Sowohl Einband, Papier und Druck, als auch die Bilder sind von denkbar schlechtester Beschaffenheit. Man findet dies« Bücher nie in den bessern Buchläden von New York, sondern nur bei den Altbücher-Händlern und in einigen dry-goods stores (Bazaren). Sie werden hauptsächlich für die kleinern Städte des Westens gemacht und von Agenten vertrieben, welche, wenn nöthig, jeden Preis dafür annehmen, solange er nur die Herstellungs kosten deckt. Diese betragen bisweilen nur fünfzehn Pfennige für den Band. Eine ähnliche Schundbuch-Industrie scheint auch in Deutsch land zu bestehen. In Ramsch-Läden findet man vielfach Jugend schriften und andere Ausgaben beliebter Schriftsteller, die nicht mehr den Schutz des Urheberrechts geniessen, mit sehr billigen Preisen ausgezeichnet. Die Bücher sehen äusserlich recht an sprechend aus, unter der glanzvollen Decke aber verbirgt sich schlechter, fehlerhafter Druck auf miserablem Papier. Die Käufer verstehen nur selten den Unterschied zwischen guter und schlechter Buch-Ausstattung zu schätzen und greifen zu den scheinbar billigen Büchern im Glauben, vortheilhaft gehandelt zu haben. Es ist diesen Leuten ja ganz klar, dass sie 2 M. erspart haben, wenn sie für ein Büch, das im Buchhandel 6 M. kosten sollte, in den Ramsch-Läden und gewissen Antiquariaten nur 4 M. bezahlten. Dies spricht sich bald herum, und Einer erzählt dem Andern, er habe »dasselbe« Buch, was Jener im Buchladen kaufte, da und dort so und soviel billiger erhandelt. Derartige Gepflogenheiten, den Buchmarkt mit Schundwaare zu bevölkern, sind eine grosse Gefahr für den soliden Buchhandel, der in den Verdacht der Ueber- vortheilung geräth, und die gesammte Buch-Industrie, die auf ehrenhafter Grundlage arbeitet. Der Buchhandel sollte versuchen, diesen Schundfabrikanten sobald wie möglich das Handwerk zu legen.