Volltext Seite (XML)
Nr. 9. PAPIER-ZEITUNG. 265 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster . von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren - Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Hygiene-Einschlagpapier. Unserm Jahrhundert war es Vor behalten, die Gefahren aufzudecken, denen die Menschheit bisher ahnungslos ausgesetzt war. Seit wir wissen, dass überall in Luft und Wasser zerstörungswüthige Bazillen auf uns lauern, die schlimmere Banditen sind, als alle Strauch ritter des Mittelalters und alle Spitzbuben der Neuzeit, seitdem kann man aus tiefster Brust rufen: »Es ist eine Qual, zu leben!« Wir dürfen kein Buch in die Hand nehmen, ohne vor der Gefahr zu erschauern, die irgend ein zufälliger am Papier klebender Parasit uns zufügen könnte, und kein frischer Trunk aus kühlem Quell kann uns mehrerquicken. Fürsorgliche Eltern werden in den Kreis ihrer Untersuchung besonders das Papier ziehen, in welches sie ihren Kindern das Frühstücksbrot einpacken, und sie werden gern das Hygiene-Einschlag- ihnen von F. Oscar Michaelis, Berlin C., Neue Ross-Strasse 17, in handlicher Form geboten wird (s. Abbild.). Ein Paket dünnen imitirten Pergament-Papiers ist an einer Kante durch eine Blechleiste zusammengehalten, und hier ist auch eine Schnur zum Aufhängen angebracht. Das oberste Blatt umschliesst den Block wie eine Tasche und verhindert also auch hier das Eindringen von Parasiten und das Befassen der Blätter von Seiten fremder Menschen. Bei Gebrauch wird das erste Blatt auf geschnitten, und dann lässt sich jedes folgende Blatt längs der scharfen obern Blechkante leicht abreissen. Chromolithographieen. Die Technik Senefelder’s hat mit den Anforderungen, welche die Reklame am Ende des 19. Jahrhunderts an sie stellt, wacker Schritt gehalten. Oder vielmehr — als sie sich immer leistungsfähiger zeigte, wurden ihr nach und nach Aufgaben zu Theil, deren Bewältigung nur einer wohlgeschulten, technisch ausnehmend tüchtigen Kunst, wie es die deutsche Litho graphie heute ist, gelingen konnte. Jedermann, der die Kauf läden, die Auslagen der Cigarrengeschäfte, der Konditorläden usw. mustert, wird über die dort angebrachten geschmackvollen Reklame- Plakate, über die schönen Packungen gewisser Genussmittel erfreut sein. Diese Drucke sind nach künstlerischen Originalen meist mit solcher Vollkommenheit hergestellt, und durch Prägung, ausge stanzte Konturen und andere Mittel ist der Zeichnung so nach geholfen, dass man sich gegen den Gedanken sträubt, nur bearbeitetes Papier vor sich zu haben. Die Firma Oehmigke & Riemschneider, Neu-Ruppin, schickt uns eine Anzahl Chromolithographieen ein, die theils für Reklamezwecke bestimmt sind, theils als Wandschmuck dienen sollen. Von ersteren ist ein reizendes Plakat-Blankett mit reich in Gold und Farben ausgeführtem Rokoko-Rahmen und einem rosigen Mägdlein im Vordergründe hervorzuheben, sowie Plakate, die für eine Kaffee-Firma bestimmt sind. Von grosser Natürlich keit ist auch ein Adler, der, gestanzt und geprägt, mit ausge breiteten Schwingen 68 cm misst; im Schnabel trägt er an blauem Bande eine Kiste Kaffeesurrogat. Ungemein drollig wirkt ferner ein ausgestanzter Neger-Gigerl, der zum Aufstellen eingerichtet ist und den Kopf durch ein Reklame-Plakat steckt. Ausserdem liegt uns eine Anzahl verschiedener kleiner, vorwiegend humoristischer Reklamedrucke vor, und Bilder, die sich zum Aufkleben auf Waaren-Pakete oder als Zugabe-Artikel eignen. Als Wand schmuck dienlich sind einige Blätter mit reizenden, meisterhaft ausgeführten Frauenköpfen. Diese Bilder, diee der feinsten Wohnung zur Zierde gereichen, sind 39 X 51 cm gross und zeigen so hohen Schmelz in den Farben und solche Weichheit in den Uebergängen, dass sie zu den besten Erzeugnissen des Farbenstein drucks gezählt werden können. Kalender, Wunschkarten und Reklame-Gegenstände. Eine Sammlung eigenartiger, mit höchster Vollendung ausgeführter Chromolithographieen ging uns von der Firma Liebich & Kuntze, Leipzig-Reudnitz, zu. Kalender-Rückwände, nach guten Originalen farbenprächtig ausgeführt, und kleine Reklame-Kalender in Form eines Buches, eines Kompass, einer Odeur-Flasche; dann Wunsch karten mit durchbrochenen Kanten und übergreifenden Klappen, äusserlich die wunderlichsten Formen zeigend, verrathen das Können der Anstalt, die diese hübschen Dinge erzeugte. Die Karten weichen von allem ab, was wir bisher gesehen haben; sie stehen dem Rokoko näher, als einer andern Geschmacksrichtung, fügen sich aber doch mit all’ ihren regellosen Linien schliesslich zu einem anziehenden Ganzen. Bei den Klappkarten legen sich spitzenbesetzte oder von Blumenkelchen gebildete Schliessen über einander, und die Form der Einschläge ist den Konturen folgend ausgestanzt. Durch Prägung ist der Eindruck, als seien diese Sachen aus wer weiss was, nur nicht aus Papier gemacht, ver stärkt. Durch peinlich sorgfältige, in den Farben sehr harmonische Ausstattung wirkt geschmackvoll und anziehend, was bei weniger geschickter Ausführung vielleicht absonderlich und abstossend gewesen wäre. Wenn man die Klappen aufschlägt, so zeigt das Innere der Karten goldgedruckte sinnige Verse in gefalliger Anordnung. Bedeutendes leistet die Firma in Reklame-Arbeiten, von denen uns einige höchst gelungene Sachen vorliegen. Columbia-Briefumschläge der Firma Carl Blanke, Barmen. Jeder Brief-Umschlag ist einem Rock vergleichbar, in dem man ausgeht, Besuche zu machen. Ein Brief, der in guter Verfassung ankommt, erweckt bei dem Empfänger eine gute Vorstellung von der Art des Geschäftes, das ihn abschickte. Es ist deshalb unklug, gerade an dieser Stelle zu sparen, und erfahrene Kauf leute, die sonst sehr scharf zu rechnen gewohnt sind, ver meiden es auch, den Fabrikanten von Brief-Umschlägen oder den Drucker zu drücken. Sie wissen, dass in erster und letzter Linie sie selbst es sind, die den Schaden davon haben. Wenn das Tausend Umschläge 3 M. oder 10 M. kostet, so erspart man in einem Fall gegen den andern baare 7 M., und wer jährlich 10000 Umschläge verbraucht, hat dann 70 M. weniger auszugeben. So rechnen Viele. Man betrachte das Ding nun aber von der andern Seite. Die Umhüllung jedes Briefes kostet 3/10 oder 1 Pf., und dafür, dass der Brief in ansehnlicher Form ankommt, ist eine Mehr-Ausgabe von nur 7/10 Pf. nöthig gewesen. Das sollte doch Jedermann einleuchten, dass eine so wirksame Empfehlung eines Schreibens, wie sie in einem feinem Umschläge unstreitig liegt, in jedem Falle diesen geringen Mehraufwand werth, sehr oft sogar unschätzbar ist. Die Briefumschlag-Fabrik von Carl Blanke in Barmen legt deshalb besondern Nachdruck gerade auf diese Punkte, indem sie ihre neuen Columbia-Umschläge als mit den besten Sorten wetteifernd, und im Preise zwischen diesen und den geringen Sorten stehend, empfiehlt. Die Um schläge ähneln im Papier den sogenannten Casing-Umschlägen, und dies, wie nicht minder der schöne Schnitt, saubere Arbeit und gute Gummirung ist es, was der Neuheit Freunde gewinnen wird. Die Umschläge sehen im vollen Sinne des Wortes fein aus; der gute Eindruck, den sie machen, wird aber noch verstärkt durch die elegante Aufmachung, mit der sie in den Handel kommen. Die Muster sind in einer künstlerisch ausgestatteten Mappe doppelt enthalten, staffelweise aufgeklebt und dann noch lose in einer Tasche steckend. Ein elegantes Begleitschreiben weist in beredter Weise auf die Vortheile guter Umschläge hin. WaschbasePhotographie-Glacee-Kartons. Erzeugniss der Firma Friedheim & Sohn, Berlin. Bekanntlich werden zum Aufziehen von Photographieen Natur-Kartons, zum Theil auch Glacee-Kartons verwendet. Die Glacee-Kartons boten dem Photographen mannig faltige Schwierigkeiten, weil sie nicht wasserfest waren, und besondere Kunstfertigkeit beim Aufziehen der Photographieen nöthig war. Jedes kleine Kleisterfleckchen oder übergetretene Feuchtigkeit an den Bildrändern zerstörte Farbe und Glanz des Kartons an diesen Stellen unwiderbringlich. Dunkelfarbige Glacee- Kartons wurden von einigen Fabrikanten photographischer Karton papiere mit einer Emailleschicht überzogen, welche dem Karton grössere Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit verlieh. Für hell farbige Glacee-Kartons war diese Emailschicht in der Regel nicht ver wendbar, weil mit Anwendung derselben der Karton unansehnlich wurde. Andere völlig wasserfeste Kartonpapiere hatten nur den einen Fehler, dass sie sich nicht bekleben liessen. Der Kartonpapier fabrik von Friedheim & Sohn, Berlin, ist es nun gelungen, einen durchaus wasserfesten, waschbaren Glacee-Karton zu fertigen, welcher in jeder beliebigen hellen und dunklen Farbe hergestellt werden kann und sich zum Aufziehen von Photographieen eignet, ohne dass der Photograph sein bisheriges Klebeverfahren ändern müsste. Der Karton wird unter der Bezeichnung »Email Fried heim« in den Handel gebracht und ist gesetzlich geschützt als: »waschbares, druckfähiges Emailpapier zum Aufziehen von Photographieen «. Die uns vorliegenden Proben, welche theilweise mit Photo graphieen beklebt sind, stehen in Bezug auf Farbe und Glanz den bisherigen Glacee-Kartons nicht nach. Die Photographieen haften tadellos darauf, und die Wasserfestigkeit ist derart, dass man den Karton mit einem nassen Schwamm bearbeiten, oder sonst irgendwie nass behandeln kann, ohne dass er die Farbe, den Glanz oder überhaupt sein gutes Aussehen verlöre. 06 ab. benutzen, das lmitint Fergament- Fapier! Imitirt Pergament- Papier! ■ Unentbehrlich a für jeden Haushalt! socEinschlagDape,,