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Nr 9. PAPIER-ZEITUNG. 263 Jodstärke und Jodkarton. In Nr. 4 Jhrg. 1894, S. 98 dieser Zeitung sucht Herr K. Schwier meine Erwähnung der Irrthümer des Herrn Belitzky in Nr. 103 vorigen Jahrgs. durch die Behauptung zu entkräften, dass mir gedachter Herr B. sehr wohl bekannt sei, und dass ich ihn vielleicht ebenso »wie jeder andere Photograph (!) Deutschlands als einen ausserordentlich gewissenhaften Photographen und speziell in Photochemie hocherfahrenen und be deutungsvollen Mann« kenne. Ich entgegne darauf, dass ich den ehemaligen Apotheker und jetzigen Photographen Belitzky nur per Namen, jedoch nicht »als hoch erfahrenen und bedeutungsvollen Photochemiker« kenne. Das Zeugniss des Herrn Schwier, der in der chemischen Welt vollständig unbekannt ist, hat für mich kein Gewicht. Im übrigen verweise ich auf die, auf Experimente gestützten Einwendungen des Herrn Hanneke gegen Belitzky in Nr. 103 vorigen Jahrgangs dieser Zeitschrift. Prof. Dr. H. W. Vogel, Vorsteher des photochemischen Laboratoriums der Kgl. Tech. Hochschule Berlin. Redakteur der photographischen Mittheilungen. Sulfitstoff. Eine bedeutende Papierfabrik, welche seit 10 Jahren ihren eigenen Sulfitstoff herstellt, schreibt uns: Die Papier-Zeitung kam in letzter Zeit wiederholt auf die Systeme der Holzputzerei zu sprechen. Wir haben bei uns beide Methoden, das Fräsen und das Sortiren durch Mädchenhand, ausprobirt. Gefräst haben wir manches Jahr. Wir sind davon abgekommen, weil es trotz sorg fältig ausstudirter Schutzvorrichtungen jährlich mehrere Finger kostete. Anderseits ist es richtig, dass man Mühe hat, durch Sortiren ebenso sauberes Holz zu erhalten, wie durch Fräsen. Man kann es aber erhalten, wenn man die Sortirung genügend gross einrichtet. Das Abfräsen von Fingern hingegen lässt sich schwerlich ganz vermeiden. Darum halten wir die Sortirung durch Mädchenhand für richtiger und besser. x. Holzschleif-Leistung. In der amerikanischen Fachpresse theilt einMaschinen-Fabrikant mit, dass zwei seiner Schleifer in einer Fabrik in Nova Scotia (Neu-Schottland) in 6 Tagen 62 419 engl. Pfund feinen Fichten- Holzschliff lieferten. Die treibende unter 17' Gefälle arbeitende Turbine wird auf 300 Pferdekräften geschätzt, wovon 40 bis 60 zum Antrieb der Pumpen, Abpressmaschinen usw. dienen. 100 Pferdestärken ergeben somit 4000 Pfund (etwa 1700 kg) Holz schliff in 24 Stunden. Obwohl die Zahlen der Reklame dienen, zeigen sie trotz der in Amerika üblichen Abwesenheit von Sortirer und Feinmühle einen Verbrauch von 3 Pferdestärken für 50 kg Holzschliff, die bei Völter deren 4 in Anspruch nahmen. Da dies als etwas Ausser gewöhnliches ausposaunt wird, und vielleicht die Kraft der Turbine unterschätzt ist, so darf man annehmen, Jass die Völter’sche Zahl von 8 Pferdestärken für 100 kg Schliff in 24 Stunden im allgemeinen auch für die amerikanischen Schleifereien gilt. Papier-Prüfung. Nachdruck verboten. Den »Mittheilungen aus den Königlich technischen Versuchs anstalten« entnehmen wir mit Genehmigung des Verlegers folgende von Herrn W. Herzberg verfasste Darlegungen: Von der Königlich technischen Versuchs-Anstalt in Charlotten burg wurden im Auftrage von Gerichtsbehörden mehrfach Gut achten über die Beschaffenheit von Papier abgegeben, die theils dazu dienen sollten, Streitigkeiten zwischen Lieferanten und Empfängern zu schlichten, theils im Strafverfahren ein Glied in der Kette der Beweisführung zu bilden. Da diese Gutachten immer nur den direkt an der Sache Betheiligten zugänglich, sind, sie anderseits aber auch Dinge behandeln, welche für weitere Kreise von Interesse sind, so mögen im Nachfolgenden einige dieser Fälle besprochen werden. I. In einem Civilprozess verlangte dass zuständige Gericht ein Gutachten darüber, ob das einer Firma gelieferte braune Pack papier genau dem bei der Bestellung eingereichten Muster »in der Qualität beziehungsweise der Festigkeit entspreche«. Die mit dem Muster und der Lieferung ausgeführte Unter suchung lieferte folgende Ergebnisse: Farbe bei beiden PrQben braun, Durchsicht wolkig, Glätte einseitig. Probe Mittlere Stoffzusannnensetzung Aschen gehalt | in pCt. Gewicht auf das qm in g Reisslänge in m Bruchdeh nung in pCt. Muster. . . 3930 2,2 Holzzellstoff, geringe Meng. Leinen, Baum wolle, Strohzellstoff, Zusatz Holzschliff 9,70 56,3 Lieferung . 3150 1,6 Holzschliff und Holz zellstoff 7,35 52,0 Das Prüfungs - Ergebniss zeigt, dass zur Herstellung des Musters durchschnittlich Rohstoffe besserer Art verwendet wurden als bei der Lieferung; während ersteres zum grössten Theil aus Holzzellstoff besteht, ferner Leinen-, Baumwollfasern und Stroh zellstoff, wenn auch in geringen Mengen, enthält und nur einen mässigen Zusatz von Holzschliff aufweist, sind in der Lieferung keine Lumpenfasern (Leinen und Baumwolle) vorhanden, und der Gehalt an Holzschliff ist etwa doppelt so gross als beim Muster. Nach dem mikroskopischen Bilde und im Vergleich mit Papieren von bekanntem Holzschliffgehalt zu urtheilen, enthält das Muster etwa 20—30 pCt., die Lieferung etwa 50—60 pCt. Holz schliff; wenn nun letztere auch 2,35 pCt. erdige Bestandtheile weniger enthält als ersteres, so erscheint dies doch nicht geeignet, den ziemlich erheblichen Unterschied hinsichtlich der verwendeten Faserstoffe auszugleichen. Die Festigkeit sowohl wie die Dehnung der Lieferung ist geringer als die des Musters; bei letzterem ist die Reisslänge um 780 m und die Bruchdehnung um 0,6 pCt. grösser als bei ersterer. Wenn auch diese Unterschiede an sich nicht sehr bedeutend sind, so fallen sie doch im Hinblick auf die geringe Festigkeit des vor liegenden Papiers überhaupt ins Gewicht. Nach Vorgesagtem konnte das Urtheil nur dahin abgegeben werden, dass die Lieferung dem vorgelegten Muster in der Qualität beziehungsweise der Festigkeit nicht genau entspricht. II. Das von einer Papierfabrik einer Handlung gelieferte Zeitungsdruckpapier sollte nach Ansicht der letzteren der bei der Bestellung vorgelegten Probe nicht entsprechen; der Fabrikant bestritt dies, und in dem von ihm angestrengten Prozess forderte das Gericht ein Gutachten darüber, ob die Lieferung mit der Probe übereinstimmt, oder ob die Lieferung nicht probegemäss geschehen ist und in Abweichung von der Probe dieser namentlich an Güte, Festigkeit und Griff nicht gleichkommt, sondern weich und mürbe, beziehungsweise welk erscheint. Die mit den beiden Sorten erhaltenen Versuchs-Ergebnisse sind nachfolgend zusammengestellt: Bei beiden Proben war die Farbe bläulich-weiss, in der Durchsicht wolkig. Die Papiere waren ungeglättet, und Widerstand gegen Zer knittern und Reiben bei beiden gering. Probe Mittlere Stofzusammensetzung 1 Aschen gehalt | in pCt. Leim- festig- koit Reisslänge in m Bruchdeh nung inpCt. Muster . . 2550 2,1 Holzzellstoff, Holzschliff, geringe Mengen Baum wolle und Leinen [ 17,0 nicht leim fest Lieferung 2550 1,7 desgl. 1 17,4 » Wie diese Zusammenstellung zeigt, sind beide Papiere aus Holzzellstoff, Holzschliff, geringen Mengen Baumwolle und Leinen hergestellt, und zwar, wie das mikroskopische Bild erkennen liess, auch aus ungefähr je gleichen Mengen der einzelnen Faser-Arten; beide Papiere enthielten etwa 50 pCt. Holzzellstoff, 40 pCt. Holzschliff und 10 pCt. Lumpen (Leinen und Baumwolle). Auch der Zusatz an Füllstoffen (Aschengehalt) ist bei beiden als gleich hoch anzusehen, denn der Unterschied von 0,4 pCt. kommt im Hinblick auf die während der Fabrikation eines Papiers unvermeidlichen Schwankungen nicht in Betracht. Die Ergebnisse der Festigkeitsprüfungen weichen nur bezüglich der Bruchdehnung um 0,4 pCt. von einander ab; auch dieser Unterschied muss mit Rücksicht darauf, dass solche Abweichungen bei Streifen vorkommen können, welche nebeneinander aus einem Bogen entnommen sind, als unvermeidlich bezeichnet werden. Die mit dem Ausdruck des Beweisbeschlusses »weich und mürbe, beziehungsweise welk« gemeinten Eigenschaften dürften sich mit der Festigkeit, Dehnbarkeit und dem Verhalten des Papieres gegen Zerknittern und Reiben decken. Ueber den sogenannten »Griff« der Papiere liess sich nichts aussagen, da die Lieferung ganz neues, ungebrauchtes Material darstellte, das Muster indessen bereits durch viele Hände gegangen war und infolgedessen etwas lappig erschien. Nach Vorgesagtem konnte das Urtheil dahinlautend abgegeben werden, dass die Lieferung sowohl bezüglich der verwendeten Rohmaterialien als auch der Festigkeits-Eigenschaften mit dem Muster übereinstimmt. (Fortsetzung folgt.)