Volltext Seite (XML)
222 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 7. Handelskammerberichte 1893. Lübeck. Das Geschäft in Lumpen zur Papier-Fabrikation entwickelte sich zum Beginn des Jahres infolge reger Nach frage seitens Amerika recht lebhaft. Nachdem England im Januar das Lumpen-Einfuhrverbot wieder aufgehoben hatte, trafen von dort auch wieder grössere Aufträge ein. Später jedoch veranlasste die Furcht vor dem Wiederauftreten der Cholera in diesem Jahre die Staaten, welche die Einfuhrverbote bereits aufgehoben hatten, solche wieder in Kraft treten zu lassen. Dadurch wurde das Geschäft wieder vollständig gelähmt. Es herrschte eine Stille, wie kaum jemals vorher. Seitens der inländischen Papierfabrikanten zeigte sich trotz der hohen Preise für Zellstoff und Holzstoff keine erhöhte Nachfrage für Lumpen, deren Preise einen selten tiefen Stand erreicht hatten. Der Handel in Lumpen zur Kunstwoll- Fabrikation war nur zum Beginn des Jahres von einiger Be deutung. Als England seine Häfen für die Einfuhr von Lumpen öffnete, gelangten ungeheure Verschiffungen dorthin. Infolge dessen fanden die Abladungen nur schwer Aufnahme. Trotzdem die Fabrikanten keine Vorräthe hatten, konnten sie auf Monate hinaus zu billigen Preisen ihren Bedarf decken. Der im Herbst zum Ausbrucli gekommene Bergarbeiterausstand verursachte, dass viele Fabriken wegen Kohlenmangels den Betrieb einstellten, oder wesentlich beschränken mussten. Bei dem Fehlen jeder Ausfuhr mussten naturgemäss die Preise stark weichen. Wenn auch die inländischen Kunstwollfabrikanten gut beschäftigt waren, so waren dieselben trotzdem nicht imstande, die Ansammlungen von Lumpen aufzunehmen. Halbwollene Lumpen blieben wie im vergangenen Jahre in steter Nachfrage bei unveränderten Preisen. Eine Aufbesserung des Geschäfts in Papier und Pappe ist auch für dieses Jahr leider noch nicht zu verzeichnen. An Versuchen, die Lage des Papiermarktes aufzubessern, hat es ebenso wenig gefehlt, als in frühern Jahren, allein, trotzdem Rohstoffe wie Holz stoffe und Zellstoff im Preise bedeutend gestiegen sind, waren für fertiges Papier höhere Preise nicht zu erlangen, weil immer noch zu viel hergestellt wird, und dabei noch fortwährend neue Fabriken entstehen. Die deutsche Papier-Industrie ist auf die Ausfuhr angewiesen, und so lange diese darniederliegt, ist an eine Aufbesserung wohl kaum zu denken. Bessere Papiere, wie Schreib- und Konzept-Papiere, für welche Ersatzstoffe, namentlich Zellstoff in Anwendung kommen, vermochten nicht die frühern Preise zu behaupten. Nur ganz gute Papier sorten, bei denen noch vorzugsweise Lumpen den Rohstoff bilden, konnten ihre Preise behaupten. Mannheim. In dem ersten Halbjahr der Berichtsperiode hat sich für Zellstoff eine sehr rege Nachfrage geltend gemacht, die jedoch in der zweiten Hälfte des Jahres infolge der ungünstigen Geld verhältnisse in Amerika abgeschwächt wurde. Die Futternoth hat sich hier in höhern Fuhrlöhnen für die Zufuhr des nöthigen Holz rohstoffes zum Ausdruck gebracht. Mit besonderm Interesse sieht man in dieser Industrie dem Abschlusse des deutsch-russischen Handelsvertrages entgegen. Der Zollkrieg hat die Beziehungen dahin ganz wesentlich gemindert, und zwar trotz des Umstandes, dass einige russische Fabriken feinerer Papiersorten auf den Bezug von hiesiger Fabrik angewiesen erscheinen. Der Handel in Rohstoffen der Papierfabrikation war im ersten Halbjahr 1893 sprungweise und unregelmässig, soweit das Ausfuhrgeschäft in Frage kommt. Seitdem ruht derselbe fast vollständig. Die Preise der Ausfuhr-Artikel weisen einen Rück gang von 5 bis 15 pCt. auf; die Lager sind grösser als je; Papier lumpen waren mit Ausnahme der geringem Sorten im Inlande schlank, aber nur mit geringem Nutzen abzusetzen. Gute Preise brachten alle als Ersatz für Holzstoffe dienlich erscheinenden Artikel. Von wollenen Lumpen und neuwollenen Abfällen erfreuten sich nur zwei Sorten eines lebhafteren Begehres und brachten lohnende Umsätze, während die quantitativ bedeutendsten Sorten das ganze Jahr stark vernachlässigt blieben. Im ganzen dürfte dieses Jahr, im Verhältniss zu den weitgehenden Einflüssen der gegen die Cholera gebotenen Maassregeln, der amerikanischen Krisis, des Kohlenstreiks in England, des russischen Zollkrieges und endlich des theuern Geldes bessere Erfolge aufweisen, als das Zusammentreffen so vieler schädigender Einflüsse befürchten liess. Dass der deutsch-russische Zollkrieg auf diesen Artikel nachtheilig wirkte, ist schon vorstehend bemerkt. Mit um so grösserm Interesse erwartet man den baldigen Abschluss des Vertrages. Auch das Jahr 1893 kann für die Tapeten-Industrie nicht günstig genannt werden. Die schon im Vorjahre herrschende Unlust im Baugeschäft hat das ganze Jahr über angehalten, und auch das laufende Geschäft war sehr schleppend, da das Publikum allgemein infolge der ungünstigen Erwerbsverhältnise mit Neu tapezierungen zurückhielt, wodurch ganz besonders auch die Erzielung eines entsprechenden Umsatzes in bessern Artikeln sehr erschwert wurde. Die Folge dieser Geschäftslage war, dass eine Anzahl Fabriken ihre Preise neuerdings heruntersetzte, um einen möglichst grossen Theil des vorhandenen Bedarfs an sich zu reissen. Es ist natürlich, dass bei den fortwährend sinkenden Preisen einerseits der Verdienst, wo ein solcher noch erzielt wird, gering ist, anderseits aber auch die Durchschnitts-Güte der Waare, insbesondere in Bezug auf den künstlerischen Werth, von Jahr zu Jahr sich verschlechtert. Es wird vielfach ausschliesslich darauf gesehen, für weniger Geld Muster zu erwerben, die nach möglichst Viel aussehen; diese Muster werden dann billig und schlecht gestochen und geben eine Waare, die zwar ins Auge fällt, aber keinen ästhetischen Werth hat und das feinere Publikum nicht befriedigen kann. Das ist umsomehr zu bedauern, als umgekehrt in andern Ländern, und zur Zeit insbesondere in England, grosse Anstrengungen gemacht werden, die Tapete gerade als künstlerisches Erzeugniss zu heben und eigenartige, der nationalen Empfindung entsprechende Formen dafür zu finden; Anstrengungen, die von dem dortigen Publikum mit dem grössten Interesse und Verständniss begleitet werden. Es wäre erwünscht, wenn auch in Deutschland das Publikum etwas höhere Ansprüche an die Tapete stellte und dies dadurch bethätigen würde, dass es etwas weniger auf den Preis und etwas mehr auf die künstlerische Vollendung sähe. Besonders müsste auch das kaufkräftigere Publikum seine noch aus der Zeit deutscher politischer Zerrissenheit herrührende Hinneigung zu oft recht minderwerthigen auswärtigen Erzeugnissen aufgeben und so einen Theil dazu beitragen, dass früher oder später auch einmal nationaldeutsche Stilformen gefunden und erhalten werden. Das Ausfuhrgeschäft im abgelaufenen Jahre war gleichfalls schleppend. Die ungünstige Handelslage in fast allen zivilisirten Ländern der Erde, die politischen Verhältnisse in Südamerika und die trotz der neuen Handelsverträge immer noch übermässige Zollbelastung deutscher Tapeten in den meisten konsumirenden Ländern üben dauernd einen sehr nachtheiligen Einfluss auf dieses Geschäft. Was speziell den Handelsvertrag mit Russland betrifft, so ist zu bemerken, dass der Tapetenhandel in Russland meist in sehr schwachen Händen liegt und dort nicht selten dem deutschen Verkäufer Schwierigkeiten bereitet werden. Ob der russische Zoll auf deutsche Tapeten soweit herabgesetzt wird, dass es sich lohnt, dieses Land bereisen zu lassen, steht dahin. Was Spanien betrifft, so hat die Unterbrechung des Vertragsverhältnisses das Geschäft bis auf ein Geringes heruntergesetzt. Vacuum -Verdampf-Apparate für Sulfit- und Natron-Cellulose-Fabriken Effeot: per kg Kohle 20 kg Wasser. Laugenconcentration bis 40* B. Neutralisirer für saure Laugen. Vacuum-Pumpen D.R.P.a. Rinnenfilter zum Abscbeiden feiner mech. Unreinlichkeiten. Vacuumtrocken-Apparate für Stoffe etc. Schachtfeuerungen ohne Roststäbe für Calciniröfen bauen als Spezialität [63181 Neuman & Esser, Aachen Maschinenfabrik und Eisengiesserei. Prima Referenzen über kürzlich ausgeführte Anlagen stehen zur Verfügung. für DannEräctan Briefpapier und Visitenkarten, • CHHM0UUA Postversand, sowie alle sonst vorkomm. Schachteln in belieb. Ansstatt, u. Form, rund, oval od. eckig. Kästen mit Metallecken. Versandrohre fUr Zeichnungen, Bilder etc. — 1 ■ Master und Preise stehen aaf Wunsch zur Verfügung. ■■ Wilh. Schilling, Berlin 0., Grüner Weg 18. Versand von Lagersorten noch am Eingangstage der Bestell. Anfertig, schnellst, u. billig.