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No. 1. PAPIER-ZEITUNG. 5 Neuheiten. Unter dieser Uoberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren - Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Papier-Ausstattung. Einige hübsche Neuheiten in Briefpapier und Speisenkarten sendet uns die Firma Grosskopf & Weyer in Berlin S.O., Elisabethufer 19. Eine Schachtel mit der Aufschrift »Rosen« enthält rosa Papier in Quadrat-Format, dessen eine Ecke mit einem in Farben geprägten Haideröschen, das unter einer Goldschnur hervorsieht, geschmackvoll verziert ist. Die Brief umschläge zeigen gleichen Schmuck auf der Klappe. — »Fatinitza«- Papier von schmalem Hochformat ist an den freien Ecken mit in Gold und Silber geprägten Rokoko-Ornamenten, die schrägüber von einer Perlenkante begrenzt werden, versehen. Die Ecken sind der Kontur des Ornaments entsprechend ausgestanzt. Das Papier ist angenehm farbig. Beide Sorten werden von farbigem Atlasband nebst Schleife zusammengehalten. Die Umschläge stecken lose in abgetheilten Fächern. — Von den Speisenkarten zeigt eine Gruppe farbig geprägte, durch Goldschnürchen gehaltene Blumen an einer oder mehreren Ecken. Das Wort »Menu« ist in hübschen Formen in Gold oder Silber aufgeprägt. Die Karten sehen sehr frisch und der Blumenschmuck in Form und Farbe täuschend natürlich aus. Bei einer schmalen Doppelkarte steht »Menu« goldgeprägt in der Mitte der Vorderseite, oben ist ein Veilchensträuschen und daneben ein geschmackvolles Monogramm angebracht. Unten ist durch Silberprägung ein Feld in Form eines aufgelegten Tischkärtchens abgetheilt. Reizend in Erfindung und Ausführung sind Doppel-Menukarten in schmalem Hochformat, deren Ecken ausgestanzte, reich in Gold oder Silber geprägte Rokoko- Ornamente tragen. Das Wort »Menu« ist am Kopf angeordnet, zieht sich auch wohl schräg über das ganze Feld, und zart farbige Amorettengruppen nehmen die Mitte ein. Die Ausstattung dieser Karten ist sehr freundlich und gefällig, und man sieht, dass kein anderes Ornament so wie das des XVIII. Jahrhunderts für heitere Anlässe sich eignet. Sehr hübsch sind auch die Doppelkarten, bei denen ein grosses, in Gold- und Stahlbronce geprägtes Hufeisen, aus welchem farbig geprägte Vergissmeinnicht, Rosen und Veilchen herausfallen, den obern Theil einnimmt, während das Wort »Menu« in zierlicher Goldprägung mehr nach unten gerückt ist. Die Zusammenstellung von matter dunkler Stahlbronze mit den freundlichen Farben der Blumen nimmt sich ganz vortrefflich aus. Bei andern Doppelkarten ziehen sich zwei breite, gold- oder silber gefasste Bänder mit farbig geprägten Streublumen über die Karte, und »Menu« steht in Gold- oder Silberprägung im Mittelfelde. Auch hier ist die Farbenzusammenstellung reizvoll und anziehend. Auf Doppelkarten, deren untere Hälfte rechts etwa 3 cm über die vordere hervortritt, trägt der schmale sichtbare Streifen farbig geprägte Streublumen, die Titelseite ist ganz glatt und enthält nur das Wort »Menu« in Gold oder Silber. Scherzhafte Speisen- und Tischkarten zeigen Clowns, die ein Ständchen bringen, einen Strauss darbieten oder wohl gar ein Flaschenkonzert veranstalten. Brielordner »Triumph«. Wir haben diesen von der Firma Küssner & Go., Berlin S, Jakobikirchstr. 1, in den Handel gebrachten Briefordner in Nr. 30 eingehend beschrieben. Die neuere Formung, die uns vorliegt, unterscheidet sich von der frühem durch Ver stärkungen in jeder Beziehung, namentlich aber durch bessere Verbindung der Stäbe, auf denen das Ordnen der Briefe erfolgt. Die Stäbe greifen jetzt mit einem Stift-Ansatz und Loch so ineinander, dass eine starre Verbindung gesichert ist und die Briefe über die Verbindungsstellen leicht hinweggleiten. Alle Metalltheile sind gut vernickelt, und der Ordner macht einen durchaus soliden Eindruck. Pariser Neuheiten in Bonbonnieren. Nachdruck verboten. Paris, 20. Dezember 1893. Viele Pariser, die 365 Tage hindurch nichts zu thun haben, sind augenblicklich damit beschäftigt, durch die Strassen der Stadt zu flaniren und — die hübscheste Bonbonniäre ausfindig zu machen! Schwer genug wird es ihnen gemacht, sich unter all dem Neuen und Schönen zu entscheiden. Ein Photographiealbum, aus braunem oder schwarzem lederartigem Papier hergestellt, trägt reiche Goldverzierung und im Innern gepresste Chokoladentafeln, die wie Photographieen eingesteckt sind. Ferner giebt es Büchlein für Post und Telegraphen, ein Landschaftsskizzenbuch, sowie Kalender in gleicher Art. Die Sachen sehen äusserlich so ernst haft aus, dass man den süssen Inhalt garnicht erräth und diesen erst entdeckt, wenn man die Schachtel öffnet. Visitenkarten und Cigarren-Etuis als Attrappen sind schon etwas Bekanntes, doch kommt da in der Ausführung immer wieder Neues zu Tage; so sind sie jetzt nicht selten aus glattem oder brochirtem Seidenstoff mit leichtem Metallschmuck oder auch bestickt. Nächstdem kann man seine Bonbons auch in Kästchen packen, die auf dem Deckel sämmtliche Pariser Journale nebst den Bureaux, wo sie erscheinen, aufführen. Die einzelnen weissen Blättchen, auf denen jedes verzeichnet ist, liegen auf dem Deckel zerstreut, doch so, dass jedes sichtbar wird. Das Kästchen wird gefüllt mit Chokoladetäfelchen, deren jedes in die Miniatur-Ausgabe eines Journals gehüllt ist. Reiselustigen Leuten schenkt man die Bonbons in einem grauen oder gelbbraunen Kartonköfferchen, das manchmal mit wirklichem Packleinen beschlagen und innen weiss und blau oder rosa gestreift ist. Beide in der Mitte auseinanderfallende Hälften sind ringsherum mit zierlicher, gezackter Rüsche verziert. Ein gelber doppelter Riemen mit Griff in der Mitte vervollständigt das Ganze. Auf dem Bonbonkästchen ist alles zu schauen, was sich eine kühne Phantasie nur träumen lässt. Ganz besonders drollig machen sich die verschiedenen Vierfüssler, Hündchen, Kätzchen usw., die reihen weis ernsthaft aufmarschiren, das Gewehr präsentiren, die Zunge zeigen oder sonst ein Kunststück vollführen. Es giebt ferner Bonbonniären in Sternform, dreieckige Kästchen, sowie solche in Gestalt eines Fächers, bei denen feine Goldreifen die einzelnen Theile trennen. Viel Gold- und Silberpapier mit bunten Figürchen, Sternchen und Punkten ist mit Vorliebe dieses Jahr zur Verwendung gekommen. Da ist ein Schächtelchen dieser Art, das in der obern Ecke einen weissen Raum in Form eines am Ende umgebogenen Briefblattes zeigt. Darauf finden wir in zierlicher Goldschrift die Adresse: An Monsieur oder Mademoiselle Bäbe, wohnhaft in Paris. Das Seitenstück dazu sind Kästchen, deren ganzer Dekel ein. Paket vorstellt, und zwar mit recht vielen aufgedruckten rothen, blauen oder schwarzen Siegeln und gemalten Schnürchen herum, das täuschend wie ein wirkliches Postkollo aussieht. Dazwischen steht mit grossen Buchstaben ver merkt, dass dies ein Paket sei und »gefährlich«. Ein Zeichen der Zeit! Allerliebst sind auch Bonbonniären mit mehr oder minder geistreichen Versen auf dem Deckel und Randverzierungen aus hellblauem, rosa oder creme plissirtem Papier. Ferner giebt’s reizende Karton-Körbchen in allen Formen und Grössen, einige zeigen höchst ansehnlichen Umfang, andere sind so winzig, dass man nur einen einzigen Bonbon da hineinlegen kann. Letztere dienen ausschliesslich als Christbaumschmuck. Geknittertes und fein gefaltetes Papier giebt das Material für die einfachem ab; mit geringen Mitteln werden anmuthige Effekte erzielt. Ein Körbchen, dessen Boden aus geknittertem Seiden papier ein Kartonstück verdeckt, ist von einer hohen Papierrüsche umgeben. Der Henkel besteht ebenfalls aus in diesem Falle zu sammengefalteten Papierstreifen, und die im Innern befindlichen Bonbons sind jedes in eine farbige, zu breiten Blättern aus geschnittene Hülle gesteckt und bilden in ihren verschiedenen Farben ein Bouquet. Trotz aller deutschfeindlichen Gefühle findet übrigens hier der deutsche Christbaum immer mehr Eingang, und für seinen Schmuck ist eine Menge der zierlichsten Attrappen erschienen. Da ist zuerst »Miss Heliett«, ein niedliches Papierfigürchen in zwei Farben, dessen krinolinenartiger Rock, unter dem weisse Spitzen vorkommen, über trichterförmiger Kartonhülse sich aus spannt, die die Bonbons einschliesst. Ferner ist da eine ganze Wirthschaft für kleine Mädchen. Mit entsprechendem Papier beklebte Bonbonniären stellen Kohlen-Eimer, Kessel, Kasserollen, irdene Töpfe und noch andere Gefässe dar, von denen man nicht zu reden wagt. Das Hübscheste von Allem aber ist eine kleine Kaffeemühle aus braunem, Holzfasern imitirendem Karton mit metallenem Obertheil und dito Kurbel, die man nur zu drehen braucht, um die Bonbons sich langsam herausschieben zu sehen. Mützen und Hüte sowie Stiefel sind etwas längst Bekanntes für Bonbonniären, doch werden immer neue Variationen darin herausgebracht. Der zierliche Tanzschuh, mit Bonbons gefüllt, wird eben so gern in Empfang genommen wie der groteske Siebenmeilenstiefel, der noch dazu an einer Seite ein grosses Loch zeigt. In Kopfbedeckungen giebt’s eine neue Specialität, russische und französische Admiralsmützen. Nur die ganz einfachen werden aus Karton gemacht; die eleganteren aber sind aus Stoff mit breiten gelben oder rothen Streifen um den weissen oder blauen Deckel. Ganz harmlos aussehende Bonbonkästchen lassen beim Oeffnen ein kleines schwarzes Ungethüm hervorschnellen oder sind auch mit einem Ziehbildchen versehen, zwei Hähne dar stellend, die mit den Köpfen aneinanderstossen, oder eine Reihe