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Bibliothekzeichen. IV. Forts, zu Nr. 4. »So dir dies gefällt, giebt deinen Beifall; wenn nicht, was rührst du uns an? Mach, dass du fortkommst.« Die Ansichten der Besitzer über das Entleihen der Bücher Eine gegen Ende des 17. Jahrhunderts vielfach geübte Sitte, in die Bibliothekzeichen die Innenansicht der betreffenden Bibliothek aufzunehmen, hat sich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten. Da diese Interieurs meist in kleinem Maassstabe gestochen und oft von kleinlichen Rahmen umgeben sind, so haben solche Zeichen in der Regel nicht viel Anziehendes. kommen auf den Bibliothekzeichen überhaupt vielfach zum Aus druck. Von grosser Toleranz bezüglich des Ausleihens zeugen die Sprüche: »Sibi etamicis« (Mir und meinen Freunden), Patriae et amicis (dem Vaterlande und den Freunden), dann aber der selbstverleugnende Spruch Christ. Carl Ludw. v. Savignys: »Non mihi sed aliis« (Nicht mir, sondern Andern). Vielleicht aber Die Wappen da gegen kehren im 18. Jahrhundert in den Bibliothek zeichen nicht mehr so häufig wieder wie früher; sie konnten im Jahr hundert des voll ständigen Nieder gangs der edlen Heroldskunst ihre herrschende Stell ung nicht aufrecht erhalten. Doch gab es auch jetzt noch viele Zeichen, bei welchen das Wap pen als Hauptsache behandelt war, z. B. in dem unter Fig. 8 wiedergegebenen, das dem Reichs ¬ fürsten Johann Leopold v. Trautson (f 1724) gehörte und zwischen 1711 und 1724 gefertigt wurde. Es ist noch in den ältern Tra ditionen ausgeführt und gehört zu den bessern und grös sern Zeichen des 18. Jahrhunderts. Den im Barock stil ausgeführten Zeichen folgte bald das Rokoko, dem eine Reihe graziöser Blättchen zu ver danken ist. Unter den gänz lich schmucklosen Zeichen dieses Jahr hunderts ist eines der interessantesten für uns Deutsche das Goethe’s(Fig. 9), das in Antiqua schrift lediglich die Worte: »Aus der standen diese Sprüche nur auf dem Papier und wurden in der Praxis nicht be achtet. Weniger vertrauensselig in Bezug auf das Aus leihen war der Igler, über den schon im ersten Theil dieses Auf satzes berichtet wurde; dann Frie drich v. Wöllwarth (17. Jahrhundert), der energisch er klärte: »Aus die sem Ort, wer etwas raubt, dem bleib der Fluch, den Gott getraut«. Ein Ber liner Bibliothek zeichen von 1792 besagt: »Denen,die dieses zu Gesicht bekommen, Gruss! Durch Kauf ist dieses Buch mein, durch dieBenützung hört es, wie all das Meinige, meinen Freunden. Wenn solche es jedoch nicht binnen vier zehn Tagen unver sehrt und rein zu rückgegeben haben sollten, werde ich ein andermal sagen: Ich habe es nicht.« Sehr vornehm kurz erklärt der berühmte Reisende Fürst Pückler- Muskau: »Diese Bibliothek ist keine Leihbibliothek.« Von den mancherlei noch hierher ge hörigen Sprüchen sei nur noch der Bibliothek Joh. Wolfgang v. Goethe’s« enthält, Fig. 8. Bibliothekzeichen des Reichsfürsten Johann Leopold Trautson. (Anfang des 18. Jahrhunderts.) des Elsässischen Dichters August Stöler erwähnt. ein Bibliothekzeichen, wie es sich einfacher nicht denken lässt. Nur aus Schrift besteht auch das des Maltheser-Ritters Herzog Thomas Vargas Mac- cincca, das um deswillen merkwürdig ist, weil es allerhand Bestimmungen bezüglich der ent lehnten Bücher enthält. Man solle diese nicht Aus der Bibliothek Joh. Wolfgang v. Goethe's. Leih ich dich hinaus, bleib nicht zu lange aus. Komm zurück nach Haus: Nicht mit Flecken oder Ohren, Wie sie machen nur die Thoren, Und geh ja mir nicht verloren. (Schluss folgt.) Fig- 9. durch Anmerkungen und Striche verunzieren, kein Blatt verkrüppeln oder falten, sie vor Stoss oder Stich, vor Tinte, vor Mäusen, Würmern, Motten, Fliegen, Dieben, vor Wasser, Feuer, Oel, Schimmel und Beschmutzung bewahren, man solle die ent liehenen Bücher weder geheim noch öffentlich einem Andern leihen, sie benützen, aber nicht abnützen, sie nach der Benützung gleich wieder zurückgeben, und zwar in gleich gutem Zustande, wie man sie entnommen hätte. Zum Schluss heisst es sehr deutlich: Berliner Typographische Gesellschaft. Eintrittskarten zu dem am Sonntag, den 28. Januar, Nachmittags 5 Uhr im neuen Klubhause, Kommandantenstrasse 72, stattfindenden Stiftungsfeste sind zum Preise von 2 Mark zu haben bei Herrn R. Hagel moser, Neanderstrasse 26. Diese Karten berechtigen zugleich zur Theil- nähme an der gemeinschaftlichen Tafel.