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Nr. 5. PAPIER-ZEITUNG. 139 Ornamentes erreicht. Man macht einen Abzug der Leiste auf Kornpapier (wie er für Zinkographie gebraucht wird), deckt mit schwarzer Tusche die äussern Räume b und überfährt dann das Ganze mit lithographischer Kreide, bis die gewünschte Dunkelheit des vorher weiss gebliebenen Ornaments erreicht ist. A. Ostrowski, Berlin C. Die Rückwand des Abreisskalenders dieser Buchdruckerei besteht aus glatter, bezogener Pappe, auf welcher eine Empfehlung in 9 Farben gedruckt ist. Mit weniger Farben hätte man Besseres erreichen können. Wilhelm Gronau's Buchdruckerei und Schriftgiesserei. Der auf starkem Glaceekarton gedruckte Wandkalender kann als geschmack volle, technisch tadellose Druckleistung bezeichnet werden. Das Kalendarium ist in 4 Theilen innerhalb eines breiten Rahmens a angeordnet. Jedes Viertel jahr ist von einer kräftigen Goldlinie umzogen, und die 4 Felder sind weiss gelassen, während der übrige Raum durch Töne abgedeckt ist. Hierdurch kommt der Kalender selbst recht zur Geltung, ohne dass der Schwerpunkt der Arbeit in typographischer Beziehung — der Rahmen — dadurch verlöre. Unter dem Kalender ist die Firma unauf dringlich angebracht. Die Drachen neben der Zahl 1894 hätten wir gern vermisst und letztere selbst leichter gewünscht, etwa in Konturen schrift, ähnlich dieser, nur breiter: Ebenso glauben wir, dass die (zum Glück ganz zart gehaltenen) Verzierungen zwischen den 4 Kalenderfeldern besser fortgeblieben wären. Dies sind aber die einzigen Anstände, die wir der vor nehmen Arbeit gegenüber haben. Die Füllungen des gegliederten Rahmens sind mit einer zarten Einfassung besetzt, die kaum besser angewendet werden konnte, als sie es hier ist. Die Rahmen felder zeigen einen grünlichblauen Ton, und die Figur der Ein fassung ist durch einen leichten gelblichen Ton nochmals über deckt, sodass eine Kombination Grünlichblau - Gelblichgrün herauskommt, die von angenehmster Wirkung ist. Allerdings tritt auch die vorzügliche Satz- und Druckausführung hinzu, um ein so vollkommenes Ergebniss zu zeitigen. Zum Aufhängen des Kalenders dient ein blaues Bändchen. Gebr. Jänecke & Fr. Schneemann, Hannover. Aeusserst geschmackvoll erscheint der 1894er Abreisskalender dieser Farben firma. Der grosse Kalenderblock liegt auf einer von hübschen Rokoko-Ornamenten eingerahmten Fläche, innerhalb deren die Firma in decenter Weise angebracht ist. Diese Fläche zeigt einen eigenthümlich perlmutterartigen oder dem bekannten Eispapier ähnlichen grauen Ton, der mit einer einzigen Farbe erzielt wurde. Der Ton ist so hübsch und wirksam, und dabei so leicht herzu stellen, dass gewiss Mancher ihn nachahmen möchte. Am besten wird dies mit Hilfe schraffirten Schabpapiers geschehen können, das von Handlungen lithographischer Utensilien auf Lager gehalten wird. Man schabt oder kratzt aus diesem Papier nach erwähnter Vorlage Lichter aus und zeichnet mit Feder und Tusche kurz abgesetzte Schrägschraffuren ein. Dann wird die Zeichnung geätzt und in grauer Farbe gedruckt. Man kann aber auch grünlichen oder anders gefärbten Ton anwenden, jedoch nur auf Papier von gleicher Farbe, nicht auf weissem Grunde; die Lichter würden sonst unnatürlich sein. — Die Blätter des Abreissblocks sind ebenfalls als Farbenprobe behandelt, ohne dies ausschliess lich zu sein. Jeder Monat zeigt ein anderes Arrangement in Text und Zahlen und eine andere Farbenstellung. Die Anordnung ist meist flott und geschickt, augenscheinlich von Künstlerhand erfolgt. Besonders gefällig wirken die Monate Januar, Februar, April, Juni und Oktober, bei denen auch die Monatsnamen hübsche Form und Verschlingungen zeigen. Der Druck der Blätter erfolgte dreifarbig: meist zwei Ergänzungsfarben, z. B. Roth braun und gebrochenes Grün für Rand und Kopf, und Schwarz für die Schrift. Die Zahlen des Juni sind in orangefarbenem Gelb gedruckt (die Fabrik sagt: Chromgelb hell), und so nett gerade dieses Blatt in Anordnung und Farbenstimmung ist, so verfehlt es doch seinen Zweck als Kalender. Auch dem Künstler muss stets das Zweckmässige Voraussetzung des Schönen sein. Andere Monate zeigen höchst bedenkliche Farbenzusammen stellungen, z. B. Mai mit so nahe stehenden Farben wie Roth violett und Roth, die unter keinen Umständen zusammen ver wendet werden sollten. Auch Juli mit Röthlichblau und Bläulich 1894 ( Firma April- Juni Okt.- Dezbr. Jan.- März Juli- Sep*. roth und September mit Rothviolett und grünlichem Schwarz ist sehr anfechtbar, obwohl durch Gebrochensein einer oder beider Farben der Misston vielfach gemildert wird. Die genannte Fabrik ist bekannt dafür, dass sie gute Farben macht, und dass sie Kräfte genug zur Hand hat, beste Anwendung derselben zu lehren. Umsomehr sollte sie darauf bedacht sein, den in jeder andern Hinsicht mit sichtlicher Sorgfalt bearbeiteten Kalender auch als Muster für Farben-Anwendung dienlich zu machen. Unter den Buchdruckern ist die Kunst, Farben zusammenzustellen, nicht so gross, dass böse Beispiele, von angesehener Stelle kommend, nicht verderblich wirken müssten. — Der Text des Kalenders besteht aus Versen, technischen und unterhaltenden Notizen. Ferdinand Schlotke, Hamburg. Eine sehr schöne Druckleistung, bei der leider das Kalendarium im Raum etwas schlecht weg gekommen ist, stellt der » Hamburger Kalender « dieser angesehenen Druckerei dar. Das Blatt zeigt nachstehend skizzirte Abmessungen. Im grossen Felde unter dem Text ist das Hamburger Stadtwappen, von Löwen gehalten, angebracht. Hinter dem Helm schlingt sich durch, das in schöner gothischer Schrift die Worte: »Anno Dom. 1894« in Rothdruck trägt. Dass in grössern Graden unsere ehrliche Fraktur durch keine noch so gut geartete Antiqua ersetzt werden kann, kann man besonders aus der hübschen Titelzeile des Kalenders ersehen. Die künstlerisch schöne Umrahmung ist von Heinz König in Lüneburg gezeichnet. Nach heraldischen Gesetzen darf jedoch kein in der Heraldik verwendetes Thier in natürlicher Farbe erscheinen. Man kann schwarze, rothe, goldene Löwen dar stellen, nur keine gelben, und die dem Laien unbegreiflichen weissen Hirsche, blauen Störche und dergl. finden durch jene Vorschrift ihre Erklärung. Doch ein so entschuldbares Vergehen gegen heraldische Ordnung soll uns das Vergnügen an dem hübschen Druckwerk nicht verleiden. Förster & Borries, Zwickau i. S., schickten ihren von uns schon früher besprochenen Wochen-Abreisskalender, der in zweifarbigem, wie gewohnt, äussert exaktem Druck folgende Anordnung hat: ein fliegendes Band |Hambg.Kalender| (Kalendertext) (Heraldischer Aufbau) (Papierrand) 1/10 Grösse. 19. Woche. Z Mai. j 19. Woche. || Sonntag R 0 6. Exaudi. Dietr. Unsichtbare Mondfinsterniss. Rings um den Wochenblock, der durch Drahtheftung auf der Unterlage befestigt wurde, ist im Kreise ein Zahlenkalendarium der zwölf Monate angebracht. Die Farben-Fabrik Ch. Lorilleux & Cie. in Paris, vertreten durch Edmund Obst & Co., Berlin SW., versendet an ihre Ge schäftsfreunde einen aus 12 Blättern bestehenden Kalender, die ebensoviele Kunstwerke darstellen. Im Arrangement und Ent werfen waren die Franzosen von jeher Meister, die Kunst ist ihr Element, und auch in niedern Volksschichten findet man Witz und Grazie mehr als bei einem andern Volke. Nicht umsonst beherrscht die Pariser Mode trotz ihrer Thorheiten die gesammte Frauenwelt. Auch auf den uns vorliegenden Blättern wird das Auge entzückt durch schöne Gesammt-Anordnung und unzählige reizvolle Einzelheiten. Jedes Monatskalendarium ist von einer freien Umrahmung umgeben, die nach Tuschzeichnung in Autotypie ausgeführt wurde. Die Umrahmung ist auf jedem Blatt in einer andern gebrochenen Farbe gedruckt, der Kalender text in einer zweiten damit harmonirenden. Ueber dem Kalendarium befindet sich in einem Kreisfelde eine Allegorie des Thier-Kreises, links in einer breiteren Leiste irgend eine auf Farbenfabrikation oder -Verbrauch bezügliche Darstellung. In den weiblichen Ge stalten liegt vielleicht etwas »Pose«, ein deutscher Künstler würde weniger »Chic« und mehr Innigkeit und Gefühlsausdruck hinein gelegt haben. Die verbindenden Theile aber, die Ornamentation des Ganzen, die naturalistischen Motive, die sich zwischendurch ziehen, sind geradezu meisterlich erfunden und ausgeführt. Der Druck des Kalenders ist dieser Ausstattung würdig. (Fortsetzung folgt.)