Volltext Seite (XML)
Nr. 5. PAPIER-ZEITUNG. 137 entfaltet sich das auf der Fläche des Fächers angeordnete Blumen arrangement. In ähnlicher Weise sind auch die andern Karten angelegt, und kleine Versehen, die irgendwo erscheinen, machen die Gabe noch sinniger. Zu Kommunions-, Konfirmations- und Hochzeitsgeschenken sind feierliche, meist aus silbergeprägten Blumenzweigen, Altargeräthen, weissen Rosen und sonstigen sinn ¬ äusserlich wie ein einfaches Büchelchen aussehende Karte derart auseinander, dass im Hintergründe eine winterliche Dorflandschaft mit scharf gegen die Abendröthe abstechenden eingeschneiten Hütten mit erleuchteten Fenstern sichtbar wird, während im Vordergründe weitere Hütten, Bäume und sonstige schneebedeckte Staffagetheile sich wie bei Modeilirbogen aufstellen. Andere Transparentkarten sind einfach, also nicht zum Ausziehen ein gerichtet und lassen eine Schneelandschaft, ebenfalls mit Be leuchtungsreflexen in einem Rund- oder in durchbrochenem Felde erscheinen. Auf den mit in die feste Umrahmung gezogenen Sträuchern und Bäumen schaukeln sich aufgeblusterte Vögel, die zum Theil frei über den Rand vorstehen. Die Illusion des Schnees ist durch geschickt angewandten Glimmer erreicht. Alle diese Karten sind für Glückwunschzwecke oder zu Gelegenheits geschenken bestimmt und tragen auch eine entsprechende Wid mung oder ein Versehen am untern Rande. Äusser diesen Sorten sehen wir hübsch zackig geränderte oder an der übergelegten Klappe durchbrochen ausgestanzte Wunschkarten, die sinnige Verse im Innern tragen und als poetische Angebinde wohl am besten zu bezeichnen sind. Die Karten haben theilweise auch durch Seiden schnur und Quaste gehaltene Einlagen, auf denen der Vers oder die Verse stehen. Grössere Bücher dieser Art, drei oder vier geschmackvoll bedruckte Kartonblätter enthaltend, und »Liebes frühling«, »Maienzeit« usw. auf dem reich ausgestatteten Um schlag betitelt, eignen sich ganz besonders zu Geburtstags-Ueber- raschungen vornehmster Art. Post-Versandtkasten zum Flachlegen. Nachstehend abgebildete Faltschachtel, auf deren Anordnung die Firma F. J. Harris & Co., London, ein englisches Patent hat, zeigt eine sehr zweckmässige Art der Versteifung. Die beiden senkrechten Langwände (Fig. 2) Fig. 2. bezüglichen Dingen zusammengesetzte Gruppen geschaffen, die um so überraschender wirken, je einfacher die Vorderseite ge halten ist. Die genannte Firma fertigt ausserdem einfache, nicht zum Aufziehen bestimmte Karten in Lithographie, Gold- und Silberprägung, mit aufgelegten oder nur einfach hochgeprägten Blumengewinden u. dgl., bei denen eine erhöhte Wirkung zum Theil auch durch farbigen Glimmer erzielt wurde. Transparente Ziehkarten, Glückwunschkarten. Auch das, was uns die Firma A. Radicke, Herlin 0, Markusstrasse 3, an Wunschkarten, Ziehkarten mit und ohne Transparent, poetischen Widmungen und dergleichen schickt, kann in allen Theilen nicht anders als sehr schön und geschmackvoll in Erfindung und vor züglich in der Ausführung genannt werden. Ziehkarten, die nach dem Oeffnen reizende Blumenkörbchen (Fig. 1), eine goldene Karosse mit geflügelten Liebesboten, eine Lyra (Fig. 2) und dergleichen, reich Fig. 1. Fig. 2. ausgestattet mit vor- und zurücktretenden Blumengewinden, ge öffneten Rosenkelchen usw. darstellen, und andere, bei denen die rahmenartig ausgeschnittene Rückwand mit farbigem, transparentem Seidenpapier zur Erzielung von Beleuchtungs-Effekten bezogen ist, bilden den grössern Theil der uns vorliegenden Muster. Die Transparentbilder, auf deren Anordnung die Firma ein Deutsches Reichs-Patent erhalten hat, sind entweder als Stimmungsbild (z. B. Matrose im Vordergründe, im Hintergründe ein Schiff mit schwellenden Segeln, gegen den Abendhimmel sich abhebend) oder als Landschaftsbild behandelt. So faltet sich z. B. eine sind durch Papp- oder Zeugstreifen miteinander verbunden, durch welche die am Bodentheil befestigte Bindeschnur geführt ist. Fig. 1 stellt die Schachtel zusammengelegt, Fig. 2 in Oeffnung begriffen und Fig. 3 fertig verschnürt dar. Wer wird die Klugheit tadeln? Jeder Schritt Des Lebens zeigt, wie sehr sie nöthig sei. Doch schöner ist’s, wenn uns die Seele sagt, Wo wir der feinen Vorsicht nicht bedürfen. Goethe.