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PAPIER-ZEITUNG. 135 Leerscheiben für Holländer. In Sachsen schreiben die Gewerbe-Inspektionen schon seit längerer Zeit für jedes Vorgelege bez. jede selbständige Maschine feststellbare Ausrückvorrichtungen vor. Dieser Vorschrift ist in manchen Fällen schwer nachzukommen; bei Neuanlagen muss man ihr entsprechen. Sind solche Ausrückvorrichtungen zweckmässig angeordnet, so bieten sie viele Vortheile. Riemen-Ausrückungen sind, wo immer angängig, den Ausrückkupplungen vorzuziehen. Riemen-Ausrückungen mit 2 Los scheiben, von denen eine auf einer Hülse läuft, sodass der Riemen aus gerückt stillsteht, habe ich schon 1876 für Mahlgänge geliefert, die mittels Riemen von stehenden Wellen betrieben wurden. Solche Ein richtungen haben sich gut bewährt und sind heute noch in Gebrauch. Ich habe diese Ausrückung später auch auf andere Maschinen, z. B. Fig. 1. Holzschleif-Apparate und besondere Walzenstühle angewendet, da für letztere schon 1885 Losscheiben vorgeschrieben wurden. Ich mache hierbei gewöhnlich eine der Losscheiben kleiner als die zugehörige Fest scheibe, damit der Riemen ausgerückt die Spannung verliert und sich bequemer auf- und ablegen lässt. Presst man die Losscheibe an die Festscheibe, welche auf der Hauptwelle sitzt, an, so wird der Riemen auf den Losscheiben bald flott in Gang kommen und nun leicht auf die Festscheiben auflaufen. Ich habe diese Ausrückung auch dahin vereinfacht, wie Herr F. Thoen in Nr. 99 der „Papier-Zeitung“ angiebt, also nur mit 1 Los scheibe. Die Sächsische Gewerbe-Inspektion sieht diese Ausrückung nicht für voll an, obwohl sie sich ganz gut bewährt. Nur macht das Einrücken zuweilen etwas Schwierigkeiten, da man die Riemenscheiben erst mit der Hand in Drehung bringen muss, ehe der Riemen auf die Festscheibe aufläuft. Es ist vortheilhaft, wenn letztere etwas grösser ist als die Losscheibe und stark ballig, damit das Aufsteigen erleichtert wird. Das Drehen von Hand ist mitunter nicht so leicht und auch ge fährlich. Eine ähnliche Ausrückung mit nur einer Losscheibe ist unter dem Namen » Riemenweiche « bekannt. Auch hier ist der Riemen ausgerückt in Ruhe und ungespannt. Vorstehende Figuren 1 und 2 verdeutlichen diese Ausrückung. Oscar Rissmann, Masclifblc. Mittweida. Schwefel- und Kiesverbrauch. Bezugnehmend auf die Anfrage in Nr. 77 v. Js. Um die Angaben über Schwefel- und Kiesverbrauch richtig zu beurtheilen, muss man erst wissen, nach welchem Verfahren gekocht und wie starke Lauge verwendet wird, da man bei Verwendung von indirektem Dampf weniger Schwefel braucht. Auch sind noch einige Punkte zu berücksichtigen, z. B. die Schwefelwiedergewinnung. Die Dauer der Kochzeit ist auch von grossem Einfluss. Man darf im allgemeinen behaupten: je kürzer die Kochzeit, desto stärker muss die Säure, und desto grösser der Schwefel- oder Kiesverbrauch sein. Es ist eine bekannte Thatsache, dass der Schwefelverbrauch am kleinsten ist in Mitscherlich-Fabriken, wo lange Kochungen bei indirektem Dampf gemacht werden, und deshalb schwache Säure verwendet werden darf. Etwas grösser wird der Schwefel-Verbrauch in Ritter-Kellner’schen Fabriken, wo etwa 18 bis 20 Stunden lang gekocht wird. Kocht man in 13 bis 15 Stunden, so wächst der Verbrauch, da stärkere Säure ver wendet werden muss, kocht man in 8 bis 10 Stunden, wie in Amerika, dann wird der Verbrauch am grössten. Es lässt sich nicht in klarer Weise erklären, warum eine stärkere Säure nöthig ist, um das Holz in kurzer Zeit vollständig aufzuschliessen, da die ganze Säure doch ausgenutzt wird, bevor die Kochung fertig ist, aber die Erfahrung hat die Thatsache festgestellt. Einliegend sende ich ein Muster hiesigen gebleichten Sulfitstoffs, welches deutlich zeigt, wie unnöthig die Hand- sortirung des Holzes geworden ist, da man es hier versteht, dieselbe durch maschinelle Einrichtungen zu ersetzen und dennoch, besonders in letzter Zeit, an Qualität und Quantität Vorzügliches zu leisten. Kimherly, Wise., Dec. 30. 1893. C. E. Escott. Die uns eingesandte Probe erscheint durchaus rein, von langer, fester Faser und blendend weiss. Die Fabrik, in welcher der Stoff erzeugt wurde, ist in Carl Hofmann’s Chicago-Reise, Papier-Zeitung Nr. 69, vom 27. August 1893, beschrieben. Russische Papierfabrik. Die Aktien-Gesellschaft Rigaer Papierfabriken hat letztes Jahr auf der hygienischen Ausstellung in St. Petersburg Photographieen und Pläne ihrer Fabriken in Ligat, 65 Werst von Riga, aus gestellt, und in Verbindung damit*eine Beschreibung der für das Wohl der Arbeiter getroffenen Einrichtungen und Vorkehrungen veröffentlicht. Danach scheint in ausgiebigster Weise für die Arbeiter gesorgt zu sein, sowohl in als äusser der Fabrik. Die Gesellschaft unterhält eine eigene Schule mit zwei Lehrern und einer Lehrerin, ein Krankenhaus mit einer Krankenpflegerin, ein Badehaus mit russischen und Wannenbädern usw. Bei Unfällen in der Fabrik wird der volle Lohn bis zur Heilung ungekürzt weiter bezahlt. Für gewöhnliche Arbeiter be trägt der Monatslohn durchschnittlich 20 Rubel, für Frauen 15 Rubel. Die Firma »Aktien-Gesellschaft Rigaer Papierfabriken« be steht seit 1858; die Fabriken in Ligat erwarb sie 1868. Die dortigen zwei Papiermaschinen erzeugten in 1892 6776000 Pfd. Papier. Die Betriebs-Dampfmaschinen liefern bis 650 Pferde stärken, die vorhandene Wasserkraft bei hohem Wasserstand bis 350 Pferde. Die Gesellschaft bezog im Jahre 1884 von der Firma Gebr. Hemmer, Maschinenfabrik A.-G. in Neidenfels (Pfalz), eine Papier maschine mit grossem Trockner, Quer- und Diagonalschneide maschine sowie Holländer. Im Jahr 1890 bestellte sie bei der gleichen Firma eine Papier- und eine Dampfmaschine. Elektromotor und Gasmotor im Kleingewerbe. In Nr. 102 der Papier-Zeitung vom 21. 12. 93 ist ein Vortrag des Herrn Oscar von Miller über Elektromotoren wiedergegeben, der mit Recht für grössere Verwendung von Elektromotoren ein tritt. Der Elektromotor ist indess nicht so ausschliesslich die beste Betriebskraft, wie es nach den Darlegungen des Herrn v. Miller erscheinen dürfte, sondern er ist dem Gasmotor und der Dampfmaschine im allgemeinen nur in den kleinsten Kräften und bei sehr häufig unterbrochenem Betriebe überlegen. Handelt es sich aber um einen regelmässigen, länger anhaltenden Betrieb, so fällt der dem Elektromotor anhaftende Vortheil der leichten Inbetriebsetzung und der Vermeidung von Leerlaufsverlusten fort, und die hohen Betriebskosten des Elektromotors kommen ganz empfindlich zur Geltung. Der Vortrag erwähnt, dass die elektrische Pferdekraft in Berlin stündlich 15 Pf., in Heilbronn dagegen nur 7 Pf. kostet. Dies sind aber ganz aussergewöhnlich niedrige Kosten, die für die Mehrzahl der elektrischen Zentral-Anlagen nicht zutreffen werden. Die meisten Zentralen geben die Pferde kraft stündlich nicht unter 19 bis 20 Pf. ab, wobei stellenweise schon hohe Rabatte gewährt sind. So berechnet z. B. die Zentrale